Deutsche Offiziere und der daraus formierte Widerstand in Deutschlands dunkelster Zeit
Die Clique der EhrlosenMeine Rezension möchte ich mit zwei sehr starken Zitaten aus dem Buch starten, die in mir nach wie vor nachhallen.
""Unsere Aufgabe, unsere oberste Pflicht als Offiziere besteht darin, Deutschland vor ...
Meine Rezension möchte ich mit zwei sehr starken Zitaten aus dem Buch starten, die in mir nach wie vor nachhallen.
""Unsere Aufgabe, unsere oberste Pflicht als Offiziere besteht darin, Deutschland vor Schaden zu bewahren.""
"... Deine Ziele waren von Beginn an zu ehrgeizig und unmöglich zu erreichen. Und doch war die übermenschliche Aufgabe, die du dir zu eigen gemacht, waren die Strapazen, denen du dich unterworfen hast, nicht umsonst. Nichts, das zum Wohle Anderer unternommen, kein Leid, das zum Schutze Wehrloser erduldet wird, ist je umsonst. Denk nur an all die Leben, die du mit deinem Opfer gerettet hast."
Das vorliegende Buch dreht sich um die Verschwörer im Bereich der Offiziere, die gegen das NS-Regime und insbesondere den damaligen Reichskanzler Adolf H. vorgehen wollten. Im Buch dreht sich hier alles um den Offizier Hans Oster, der sehr leidenschaftlich und energisch Pläne für die Absetzung des damaligen Reichskanzlers schmiedet und deshalb weitverzweigt im Bereich der Offiziere ein passendes Netzwerk von Verschwörern aufbaut.
Die Handlung selbst ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt, die zu zwei Zeiten spielen. Der erste Handlungsstrang fokussiert den Offizier Hans Oster und die damit verbundenen Bemühungen des Offiziernetzwerks, dem damaligen Reichskanzler Adolf H. lieber früher als später seines Amtes zu entheben bzw. denselbigen zu beseitigen. Das leider missglückte Ergebnis der Bemühungen ist wohl sehr vielen als das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 bekannt. Im Buch taucht man weit vor dem Jahr 1944 rund um das Jahr 1938 in das geschichtliche Geschehen ein. Den Offizier Hans Oster erlebt man allerdings auch in einzelnen Episoden ab dem Jahr 1944 in Gestapo-Gefangenschaft nach dem erfolglosen Stauffenberg-Attentat.. Ein zweiter Handlungsstrang beleuchtet das bürgerliche Milieu einer Augsburger Schülerclique im Jahr 1938, die ein Jahr vor ihrem Schulabschluss stehen - namentlich Christoph, Jan, Peter und Michel. Hier zeigt sich deutlich, wie die NS-Propaganda langsam aber sicher in der breiten Masse wirkt.
Der Autor wie auch das Buch brilliert mit sehr detail- und bildreicher Sprache und unheimlich viel Recherchearbeit, um die damaligen Gesprächskonstellationen nachzuvollziehen. Trotz der über 600 Seiten liest es sich sehr flüssig. Schnell fand ich mich in die damalige schwierige Zeit zurückversetzt und fieberte mit den Hauptakteuren mit. Sowohl der Handlungsstrang der Offiziere wie auch der Handlungsstrang im bürgerlichen Milieu überzeugt und wirken sehr glaubhaft.
Durch einen Kunstgriff (mehr möchte ich hier jetzt nicht spoilern) gelingt es dem Autor einen alternativen Ausgang der bekannten Stauffenberg-Verschwörung einzuläuten. Wie wäre der Verlauf der Geschichte gewesen, wenn die Offiziere sehr viel früher gehandelt und auch eingegriffen hätten? Und dort beginnt dann der sehr spannende fiktive Teil des Buches im letzten Fünftel mit offenem Ausgang.
Wie gerne hätte ich solch ein Buch bereits damals (lange ist es her) im schulischen Geschichtsunterricht gelesen, anstelle nur Zahlen, Daten und Fakten auswendig zu lernen. Nach meiner Meinung sollte solch ein Buch aktiv in den Unterricht einfließen. Neben den Fakten zum deutschen Widerstand bietet es darüberhinaus atmosphärische Eindrücke, wie die NS-Propaganda im alltäglichen Denken und Handeln des Volkes Einzug hielt. Eine meiner Meinung nach sehr gute Vorlage, um daraus eine lebhafte Diskussion entstehen zu lassen, wie glücklich wir uns heute schätzen können, in einer freiheitlichen Demokratie zu leben.
Für mich ist es ein wichtiges Buch zum Thema "Widerstand während der NS-Zeit", das zum Nachdenken und weiter Recherchieren einlädt.