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Veröffentlicht am 20.08.2021

Großartig

Sohn der Monde - OCIA
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Hannah hat einen Praktikumsplatz in einer Tierklinik ergattert und lebt für die Dauer des Praktikums in einer kleinen Wohnung fernab ihrer Familie. Eines Abends gerät sie auf dem Heimweg in Lebensgefahr, ...

Hannah hat einen Praktikumsplatz in einer Tierklinik ergattert und lebt für die Dauer des Praktikums in einer kleinen Wohnung fernab ihrer Familie. Eines Abends gerät sie auf dem Heimweg in Lebensgefahr, als sie von gefährlichen und eindeutig nicht menschlichen Wesen angegriffen wird. Zum Glück eilt ihr ein nicht weniger mysteriöser Fremder zur Hilfe. Obwohl Hannah auch vor ihm Angst haben sollte, spürt sie, dass er ihr nichts Böses will und gewährt ihm Unterschlupf – immerhin hat er sie ja gerettet.

Durch diesen schicksalshaften Abend gerät Hannahs ganzes Weltbild gehörig aus den Fugen. Ihr Retter – Hralfor – kommt ebenso wie ihre Angreifer aus einer Parallelwelt. Als sich zudem noch eine seltsame Organisation, die OCIA, einmischt und Hannah ein verlockendes Angebot macht, ist klar, dass ihr Leben eine mehr als unerwartete Wendung nimmt.

Gespannt habe ich Patricia Riegers Fantasyroman begonnen. Schließlich ist er der Siegertitel des Tomfloor Fantasy Awards und dementsprechend hoch lagen meine Erwartungen. Soviel gleich vorweg: meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sie wurden übertroffen. Patricia Rieger hat einen wunderbaren Urban Fantasy Roman geschrieben, gepaart mit einer romantischen Liebesgeschichte sowie viel Spannung und Nervenkitzel.

Ihr Schreibststil hat mich von der ersten Seite an gefesselt und nur so durch die Seiten fliegen lassen. Wäre nicht der Alltag im Weg gewesen, hätte ich die mehr als 600 Seiten vermutlich an einem Stück gelesen. Bildgewaltig und mit einer unglaublichen Liebe zum Detail erzählt die Autorin Hannahs und Hralfors Geschichte.

Hannah ist zu Beginn der Geschichte zwar erst siebzehn, doch sie weiß, was sie will, ist mutig und aufgeschlossen und bereit für sich und für andere einzustehen. Dass sie ihrer Familie nichts von ihrem neuen Leben erzählen kann, ja sie sogar anlügen muss, fällt ihr unglaublich schwer. Mir gefällt es, dass sie immer den Kontakt zu ihren Lieben hält, egal wie unglaublich die Dinge sind, die schon bald zu Hannahs Alltag gehören, als sie das Angebot der OCIA annimmt und bei ihnen ihre Ausbildung beginnt. Dass Faune, Zentauren und andere Fabelwesen nun zu ihrer Realität gehören, ist nichtmals die Spitze des Eisbergs.

Hralfor ist wesentlich ernster und ruhiger als Hannah, aber mindestens ebenso willenstark. Ich mochte ihn auf Anhieb und es freut mich sehr, dass er so recht in keine Schublade passen will. Patricia Rieger hat mit ihm einen starken Charakter entworfen, der mir sowohl als unnahbarer Krieger, als auch als liebevoller Freund zu jeder Zeit gefiel.

Den Beginn der Liebesgeschichte zwischen den beiden habe ich zwar als etwas schnell empfunden, doch da sie einfach nur wunderschön ist, ist das völlig nebensächlich. Die Gefühle zwischen den beiden wirken echt, ganz egal ob sie sich gerade in den Armen liegen oder streiten, was bei zwei so starken Persönlichkeiten nicht ausbleibt.

Doch auch die anderen Charaktere mochte ich sehr und ich bin nach wie vor von der Kreativität der Autorin begeistert, da nicht nur altbekannte Fabelwesen ihr Universum bevölkern, sie erweckt auch ganz neue Spezies zum Leben. Neben den beiden Protagonisten mochte ich besonders Jacob, ein Mitglied der OCIA und Mynon einen Kentauren, der an der OCIA unterrichtet.

Ihr sehr, ich bin einfach restlos begeistert und auch wenn die Geschichte an sich abgeschlossen ist, ich würde mich riesig freuen, wenn Patricia Rieger doch irgendwann ein Wiedersehen mit all den liebgewonnenen Charakteren ermögliche würde.

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Veröffentlicht am 04.12.2024

Ein spannendes und humorvolles Debüt

Die Holzpyjama-Affäre
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Endlich eine ausgewogene Work-Life-Balance! Ex-TV-Journalist Alexander Toth freut sich, seinen alten Job an den Nagel hängen zu können und fortan ein entspanntes Leben als Bestatter auf dem Wiener Zentralfriedhof ...

Endlich eine ausgewogene Work-Life-Balance! Ex-TV-Journalist Alexander Toth freut sich, seinen alten Job an den Nagel hängen zu können und fortan ein entspanntes Leben als Bestatter auf dem Wiener Zentralfriedhof zu führen. Sein schöner Plan gerät allerdings bereits am ersten Tag jäh ins Wanken, als Herr Pointner in sein Leben tritt. Plötzlich sitzt seine Leiche bei ihm im Kühlraum und leider muss er seiner neuen Kollegin Marie-Theres recht geben, dass da so manches mit der Leiche seltsam ist.

Durch Marie-Theres‘ Tatendrang und ihren Verdacht sieht sich Toth dann doch genötigt, herauszufinden, was mit Herrn Pointner passiert ist. Und sei es nur, um Marie-Theres zu beweisen, dass ihr ihre geliebten True-Crime-Podcasts nur Flausen in den Kopf setzen – und um endlich die ersehnte Ruhe in einem altehrwürdigen Beruf zu genießen.

Als ich die Beschreibung „Wiener-Zentralfriedhofs-Krimi“ gelesen habe, war mir klar, dass ich „Die Holzpyjama-Affäre“ auf jeden Fall lesen muss. Irgendetwas daran hat mich sofort magisch angezogen.

Mit Alexander Toth und Marie-Theres hat der Autor Patrick Budgen ein großartiges Ermittler-Duo erschaffen. Es macht unglaublich viel Spaß die beiden kennenzulernen und mitzuerleben, wie sie nach und nach das Rätsel um den Toten lösen. So unterschiedlich die beiden auch sind, sie harmonieren wunderbar.

Mit seinem Debüt-Roman trifft Patrick Budgen bei mir voll ins Schwarze. Ich mochte den Humor, die Charaktere, den eher ungewöhnlichen Handlungsort und die Art und Weise, wie er seine Protagonisten ermitteln lässt. Sagen wir mal, dass ihre Methoden unkonventionell sind. Immerhin sind die beiden ja auch keine Polizisten – obwohl Marie-Theres gefühlt schon jeden Job gemacht hat und Recherchen Toth als Journalist nicht fremd sind. Zudem erfahren wir Leser so ganz nebenbei einiges über den Wiener Zentralfriedhof und wie Bestattungen dort normalerweise ablaufen. (Sollte ich jemals nach Wien kommen, werde ich auf jeden Fall einen Besuch auf dem Friedhof und in dem zugehörigen Shop fest einplanen.)

Mein Fazit: „Die Holzpyjama-Affäre“ ist ein wunderbarer Cosy-Crime, bei dem trotz allen Humors und dem Fokus auf den Charakteren, die Spannung nicht zu kurz kommt. Für mich ein gelungenes Debüt, das Lust auf mehr macht. Leider habe ich Band 2, „Die Teigtascherl-Intrige“, bereits gelesen und muss nun ungeduldig auf den nächsten Teil warten.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Spannender Krimi vor toller Kulisse

Tod im Chiemgau
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10 Jahre lang hat Toni einen Besuch in seinem Heimatort Reit im Winkl, um jeden Preis vermieden. Vor 10 Jahren hat ihn das Schicksal vertrieben, nun lenkt es seine Schritte zurück. Eigentlich sollte es ...

10 Jahre lang hat Toni einen Besuch in seinem Heimatort Reit im Winkl, um jeden Preis vermieden. Vor 10 Jahren hat ihn das Schicksal vertrieben, nun lenkt es seine Schritte zurück. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Pflichtbesuch werden, doch kaum zurück holt die Vergangenheit Toni ein und der damalige Unfalltod seines besten Freundes ist mit einem Mal wieder sehr präsent.

Zudem scheint es so, als ob jemand im Hier und Jetzt Toni lieber tot sehen würde. Er entkommt nur knapp eine Mordanschlag und unweigerlich muss er wieder daran denken, dass er auch damals schon vermutet hat, dass der Tod seines Freundes Hans kein Unfall war, sondern ein Anschlag, der eigentlich ihm selbst gegolten hat. Kann es sein, dass derselbe Täter es nun erneut versucht? Gibt es überhaupt einen Täter? Die Indizien sprechen dafür und gemeinsam mit der Kommissarin Roxana Meierhofer versucht Toni Licht ins Dunkel zu bringen. Auch Hans ehemalige Freundin unterstützt ihn überraschenderweise. Doch wem kann Toni trauen?

“Tod im Chiemgau" ist inzwischen das dritte Buch von Matthias Lehmann, welches ich mit Begeisterung gelesen habe. All seine Bücher sind sehr unterschiedlich und doch haben sie einige Gemeinsamkeiten: Sie sind wunderbar geschrieben, spannend, und vor allem zeichnen sie sich durch ein toll gezeichnete Charaktere aus. Diese sind definitiv nicht immer sympathisch, aber mir gefällt die Art und Weise, auf die Matthias Lehmann sie zum Leben erweckt. Sie wirken so, als ob durchaus die Chance besteht, an der nächsten Ecke persönlich auf sie zu treffen. Das macht es leicht, in seine Geschichten einzutauchen, mit zu fiebern und in diesem Fall zu rätseln, was damals wirklich mit Hans geschah.

Ich kann sagen, dass ich tatsächlich schon relativ früh einmal den richtigen Verdacht hatte, da mir jedoch beim besten Willen keinerlei Motiv einfiel, habe ich den Gedanken schnell wieder verworfen. Die Auflösung kam daher dennoch ein wenig überraschend.

Insgesamt ist “Tod im Ciemgau” ein wunderbarer Kriminalroman, den ich sehr gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Sehr unterhaltsam!

Meine Witze sind alle nur gecloud
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Kaum jemand kam im vergangenen Jahr am kontrovers diskutiertem Thema Künstliche Intelligenz vorbei. KIs - insbesondere ChatGPT - waren in aller Munde. Ich habe selbst ein wenig mit ChatGPT herumexperimentiert, ...

Kaum jemand kam im vergangenen Jahr am kontrovers diskutiertem Thema Künstliche Intelligenz vorbei. KIs - insbesondere ChatGPT - waren in aller Munde. Ich habe selbst ein wenig mit ChatGPT herumexperimentiert, wenn auch eher halbherzig. Der Autor Cornelius W.M. Oettle hingegen hat sich ausführlich damit beschäftigt - wie er sagt, aus purer Faulheit heraus. Schließlich wurden diverse Szenarien entworfen, in denen künstliche Intelligenzen unsere Arbeit übernehmen werden. Nur seinen Job wird so schnell wohl niemand anderes erledigen, schließlich heißt es, das KIs keinen Humor besitzen und keine Witze erzählen können. Und das ist ja wohl ungerecht!

Cornelius W.M. Oettle, der sonst unter anderem für das Satiremagazin TITANIC, den Postillon oder auch für Die Anstalt schreibt, beschloss daher, ChatGPT das Witzschreiben beizubringen. „Meine Witze sind alle nur gecloud“ ist das Ergebnis dieses Experiments. In Gesprächsform gibt er wieder, wie er und Quippy – die KI als Gesprächspartner brauchte schließlich einen Namen – sich dem Thema Humor genähert haben.

„Du bist so lustig wie drei Seiten Excel.“ (S.23)

Gut, das ist vielleicht nicht der lustigste Spruch, aber der Satz stammt schließlich vom Beginn des Buches und Quippy muss immerhin erst lernen, was Humor ist,

Nach 3 (!) Vorworten (bitte unbedingt alle lesen!) geht es ans Eingemachte. Das Buch lässt sich wunderbar leicht lesen und eignet sich auch für die Lektüre zwischendurch. Es ist unterhaltsam und zeigt, dass nicht nur Cornelius W.M. Oettle lustig sein kann. Ich würde sagen, auch wenn Quippy das Buch nicht ganz eigenständig geschrieben hat, das Experiment ist definitiv gelungen. Ich habe mich sehr amüsiert und so ganz nebenbei sogar ein paar Dinge gelernt.

Für mich insgesamt ein gelungenes Buch und eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für künstliche Intelligenz und optimalerweise humoristische Bücher interessieren.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Anders, aber ebenso gut wie Teil 1

Tod im Museum
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Während es in Überstadt brodelt, da es in den Armenvierteln zum Ausbruch der Arbeiterkrankheit kam und das Magistrat sich eher dafür interessiert das Museumsportal neu zu gestalten anstatt dringende Sanierungen ...

Während es in Überstadt brodelt, da es in den Armenvierteln zum Ausbruch der Arbeiterkrankheit kam und das Magistrat sich eher dafür interessiert das Museumsportal neu zu gestalten anstatt dringende Sanierungen zu beschließen, hat Meisterdetektiv Skarabäus Lampe noch ganz andere Sorgen.

Sein Vater ist überraschend gestorben und Lampe weiß nicht, wie er damit umgehen kann. Er hatte eine tolle Kindheit, doch inzwischen hatte er so gut wie keinen Kontakt mehr zu ihm. Der Anstand (und seine jetzige Haushälterin und früheres Kindermädchen Helene Pick) bringen ihn dazu, zur Trauerfeier ins Museum zu gehen, dem Arbeitsort und der zweiten Heimat seines Vaters. Nachdem es auf der Trauerfeier zu einem zweiten Todesfall kommt, beginnt Lampe zu zweifeln – und Fragen zu stellen…

„Worauf warten denn alle?“

„Wir warten darauf, dass Skarabäus Lampe, der Sohn des einen Verblichenen, den Tod des anderen Verblichenen aufklärt.“ (Seite 99)

Nachdem der erste Band rund um Skarabäus Lampe und Überstadt ganz überraschend eines meiner Lesehighlights im vergangenen Jahr war (ich bin meist sehr kritisch bei sprechenden, aufrecht gehenden, Kleidung tragende Tieren, weshalb ich mit einer gehörigen Portion Skepsis an das Buch heran gegangen bin), musste ich Band 2 natürlich ebenfalls lesen.

Was soll ich sagen? Skarabäus Lampe ist so, wie ich ihn in Erinnerung habe, Teil 2 steht dem ersten Buch in Nichts nach. Und dennoch ist das Buch völlig anders. Während Band 1 ein klassischer Krimi war, bei dem wir dem Meisterdetektiv dabei über die Schulter blicken durften, wie er jeder möglichen und unmöglichen Spur nachgeht, ist Band zwei zwar immer noch ein Krimi, doch es gibt auch zahlreiche sozialkritische Untertöne. Diese sind allerdings sehr gut in das Geschehen eingewoben und Meike Stoverock vermeidet es geschickt den mahnenden Zeigefinger zu erheben. Stattdessen lässt sie ihre Leser eigene Parallelen ziehen und regt dadurch unwillkürlich zum Nachdenken an.

Der Kriminalpart ist spannend und Lampe findet unter den Trauergästen zahlreiche Motive und Verdächtige. Bei seinen Ermittlungen wird er vor Ort tatkräftig von Kater Teddy unterstützt und auch Inspektor Sutton tut aus der Ferne (sprich von vor den Toren des Museums) was er kann, wenn auch gewohnt widerwillig.

Neben Charakteren aus dem ersten Teil (ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit dem fischigen Anwalt von Oben und seiner Sekretärin, dem Fingertier mit dem unaussprechlichen Namen gefreut), gibt es auch zahlreiche neue Figuren, die ebenso unterschiedlich sind, wie die Tierart der sie angehören (Nacktmull, Schuhschnabel, Gürtelbär…). Dabei findet Meike Stoverock immer wieder Namen und Tierarten die hervorragend (und manchmal mit einem Augenzwinkern) zu den von ihr erdachten Rollen passen. So ist der gewichtige Stadtrat Arson ein Nilpferd und der mondäne Schwan hört auf den Namen Monda Swanovski.

Eigentlich gibt es noch so viele Dinge, die ich gerne erzählen würde, die ich genial, überraschend, kreativ oder großartig fand, aber das würde wohl den Rahmen hier sprengen. Daher spreche ich hier einfach eine klare Leseempfehlung aus. Begebt euch einfach selber nach Überstadt.

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