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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2024

Sterben für Kinder erklärt mit weiteren Tipps für Eltern

Wenn wir ins Gras beißen - Das Buch vom Tod für große und kleine Menschen
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Oft reden wir mit Kindern erst über den Tod, wenn jemand in der Familie gestorben sind. Manche Kinder bekommen es über andere Kinder mit und fragen dann vielleicht bei uns nach.
Aber ansonsten ist der ...

Oft reden wir mit Kindern erst über den Tod, wenn jemand in der Familie gestorben sind. Manche Kinder bekommen es über andere Kinder mit und fragen dann vielleicht bei uns nach.
Aber ansonsten ist der Tod und das Sterben in der Regel ein Tabu. Eventuell auch verständlich. Denn was danach ist, kann niemand beantworten. Ich glaube aber fest daran, dass viele Ängste vermieden werden konnten, wenn das stjema offen mit Kindern besprochen wird. Am besten bevor jemand gestorben ist. So sorgen wir auch dafür, dass ein natürlicher Umgang mit Trauer entstehen kann, kein Totschweigen, keine peinlichen Momente, in denen das Gegenüber nicht weiß, wie es reagieren soll.

Dieses Buch ist ein Hilfsmittel auf dem richtigen Weg. Es erklärt kindgerecht und anschaulich, was der Tod eigentlich ist, was Sterben bedeutet, wie Bestattungen sind und sein können. Ein großer Abschnitt behandelt das Trauern, was ich besonders schön finde, zeigt es doch so, wie wichtig dieses Gefühl ist. Sogar die rechtlichen Aspekte werden benannt.
Zusätzlich zu den einfach gestalteten Texten, gibt es zusätzliche Passagen für Eltern und Bezugspersonen.

Ein tolles Buch, um das Thema Sterben mit Kindern zu besprechen und darüber aufzuklären.

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Veröffentlicht am 21.11.2024

Zurecht mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet

Seinetwegen
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Ich hatte keine Erwartungen an das Buch. Oder nein, ich habe das Lesen vor mir hergeschoben, weil ich zwei, drei sehr kritische Kommentare zum Buch gelesen hatte. Durch den Schweizer Buchpreis rückte 'Seinetwegen' ...

Ich hatte keine Erwartungen an das Buch. Oder nein, ich habe das Lesen vor mir hergeschoben, weil ich zwei, drei sehr kritische Kommentare zum Buch gelesen hatte. Durch den Schweizer Buchpreis rückte 'Seinetwegen' wieder in meinen Fokus und ich war neugierig. Letztes Wochenende trafen mich meine drei Kids daher seit langem mal wieder nur dauerlesend vor. Denn tatsächlich konnte ich dieses Buch kaum weglegen.

Zora del Buono hat ein Buch geschrieben, dass in keine Schublade passt. Ein bisschen Biographie, ein bisschen Roman, ein bisschen Sachbuch und ganz viel Literatur. Für mich ist Zora del Buono Neuland, daher wusste ich vorher nichts über ihren Schreibstil. Ein Stil, der mich fasziniert, besonders, gehoben aber nie abgehoben, lesbar, verständlich und für mich mit einer Sogwirkung. "...Wolken dräuen in den Tälern..." wie grandios klingt das. Die Schriftstellern begibt sich auf die Suche nach dem Vater, den sie nicht kannte, da er verunglückte als sie acht Monate alt war. Sie will mehr wissen über den Unfall, den Ort, den Verursacher und begibt sich dabei auf eine emotional genau so aufwühlende Reise wie geschichtlich spannend.
Anekdoten fließen genau so hinein, wie Wissen zu naturwissenschaftlichen oder historischen Fakten.

Eine Rezensentin schrieb, dass ihr die Charaktere zu distanziert blieben. Das empfand ich beim Lesen ganz anders. Ich litt mit, ob der dementen Mutter und ich hatte immer das Gefühl, dass sich Vater und Tochter nah waren, obwohl sie sich doch nur diese kurze und für die Tochter nicht greifbare Zeit zusammen hatten. Zora del Buono selbst habe ich sofort in mein Herz geschlossen.

Erzählt wird scheinbar ohne roten Faden und doch führt alles zu einem Ende und ergibt Sinn. Eine Reise um einige Fragen zu beantworten und um abschließen zu können.

Zurecht mit einem Buchpreis belohnt. Ganz klare Lesempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Informativ und kurzweilig

Steine und Gebeine
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Bücher über Dinosaurier gebt es unzählige. Jedes Jahr erscheinen neue Titel. Kein Wunder, denn das Interesse ist, vor allem bei kleinen Hobby-Paläontologen, ungebrochen.
Was macht jetzt also diesen Titel ...

Bücher über Dinosaurier gebt es unzählige. Jedes Jahr erscheinen neue Titel. Kein Wunder, denn das Interesse ist, vor allem bei kleinen Hobby-Paläontologen, ungebrochen.
Was macht jetzt also diesen Titel so besonders? Wie der Titel schon sagt, nähert sich dieses Buch auf andere Weise und legt sich nicht nur auf eine Gattung fest. Das allein, macht es schon so vielseitig und besonders.

Fossilien sind nämlich hier unser Hauptthema. Wir erfahren, was sie eigentlich sind, wie sie entstehen, wo sie zu finden sind und wer die ersten Entdecker:innen waren. Was mich besonders freut, dass eine Frau, Mary Anning, eine besondere Bedeutung bekommt, die die sie zu Lebzeiten leider nicht erfahren durfte, obwohl sie eine Pionierin auf dem Gebiet der Fossilien war.

Über die Fossilien nähern wir uns den einzelnen Epochen der Erdgeschichte und lernen die unterschiedlichsten Arten von Lebewesen kennen und erfahren so etwas über die 'Besiedelung' unseres Planeten. Das alles geschieht in kleinen Schritten, kurzweilig erklärt und reich bebildert.

Ein Nachschlagewerk, das kein bisschen verstaubt daherkommt und kleine und große Menschen in seinen Bann zieht.

Bilderbücher dieser Art sind übrigens eine perfekte Ergänzung zu Arbeitsblättern und Büchern aus der Schule.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Wenn Freundschaft auch nach dem Tod Berge versetzt

Unerhörte Stimmen
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"Gab es einen geheimen Ort für unerwünschte, nie gelesene Briefe?" (Seite 88)

Warum lerne ich Elif Shafak erst jetzt kennen? Was habe ich da bloß bisher verpasst? Auf der Fahrt zu Buchmesse habe ich 'Unerhörte ...

"Gab es einen geheimen Ort für unerwünschte, nie gelesene Briefe?" (Seite 88)

Warum lerne ich Elif Shafak erst jetzt kennen? Was habe ich da bloß bisher verpasst? Auf der Fahrt zu Buchmesse habe ich 'Unerhörte Stimmen' begonnen und es hat mich schnell bewegt und erschüttert.

Laila, die Protagonistin, lässt ihr Leben Revue passieren, während sich ihre Seele im Minutentakt verabschiedet. Mit dem Moment ihrer Geburt lernen wir Laila kennen, erleben ihr Aufwachsen und die ersten Schicksalsschläge. Mit viel Hoffnung im Gepäck und ihrer Familie und einer arrangierten Ehe entfliehend, landet sie jung und unerfahren in Istanbul und sehr schnell als Prostituierte in einem Bordell.

Zwischendurch werden uns nacheinander die fünf Menschen vorgestellt, die Lailas kurzes Leben bereichern und auch nach ihrem Tod eine wichtige Rolle einnehmen werden. Jede einzelne dieser Personen ist besonders und einzigartig. Elif Shafak zeichnet die Charaktere unheimlich greifbar und authentisch. Jede einzelne Figur hat ihr eigenes, nicht leichtes, Päckchen zu tragen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum diese sechs Menschen zueinander finden und warum ich als Leserin sie so schmerzlich eindrucksvoll erachte.

Elif Shafak schreibt, als ob alles genau so passiert ist, als ob jede einzelne der Figuren real ist. Beim Lesen vergesse ich, dass die Menschen in dem Buch Fiktion sind, auch wenn einzelne Handlungsstränge und Orte der Wahrheit entspringen.

Während der Buchmesse, durfte ich mit Elif Shafak wenige kurze Worte wechseln. Ich empfand sie als nahbare und warmherzige Person. Ihre Empathie für Menschen spüre ich in jedem einzelnen Satz.
Diese kurze Begegnung hat mir das Buch noch näher gebracht und ich freue mich darauf, ihren aktuellen Roman zu lesen.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Ein feministisches Gerichtsdrama

Prima facie
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"Hab dich lieb. In Textnachrichten ist es immer einfach, das zu sagen. Persönlich ist das unmöglich." (Seite 99)

Tessa Ensler hat alles erreicht. Sie ist eine angesehene, junge Strafverteidigerin, die ...

"Hab dich lieb. In Textnachrichten ist es immer einfach, das zu sagen. Persönlich ist das unmöglich." (Seite 99)

Tessa Ensler hat alles erreicht. Sie ist eine angesehene, junge Strafverteidigerin, die für ihre Erfolge vor Gericht bekannt ist.
Sie bewegt sich in London in einem illustren Kreis. Die meisten ihrer Kolleg:innen stammen aus altehrwürdigen Familien, denen die Juristerei sozusagen im Blut liegt. Geld spielt oft keine Rolle. Niemand erahnt dort, aus welchen Verhältnissen Tessa kommt. Welche Vergangenheit sie hinter sich gelassen hat.

Suzie Miller zeichnet das Bild einer ehrgeizigen, jungen Frau, ohne dass sie unsympathisch oder unnahbar wirkt. In Rückblenden entblättert sich Tessas verletzlich Seite. Ein Leben mit einen gewalttätigen Vater, einem Bruder, der mit einem Bein im Gefängnis steht, einer Mutter, die am Existenzminimum lebt. Trotz dieser harten Fakten, beschreibt Miller dies nüchtern und dennoch mit einer großen Zuneigung für ihre Protagonistin und deren engster Vertrauten.

In dem Buch gibt es, wie schon angedeutet, mehrere Zeitebenen, ein Damals, ein Davor, ein Jetzt. Tessa hat sich den knallharten Ruf erarbeitet, in Fällen von sexueller Gewalt, kein Pardon mit den weiblichen Zeuginnen zu haben und für ihre männlichen Mandanten einen Freispruch zu erwirken. Das sorgt größtenteils für Bewunderung, aber seitens einer Kollegin auch für unterschwellige Kritik. Als Leser:in ahnt man, welchen Wendepunkt die Geschichte nehmen wird. Umso gespannter war ich, wie Tessa diese Erfahrung beeinflussen wird.

Die Geschichte einer Aufsteigerin entwickelt sich zu einem Justizdrama. Die junge Frau, die sich aus ihrem sozialen Milieu befreien konnte, muss sich nun entscheiden, auf welcher Seite sie steht und für was sie steht.

Ein gelungener Roman, der mich zunehmend fesseln konnte, dessen Ende mich als Feministin vielleicht nicht ganz beglückt, aber der in seiner Fiktion nah an der Realität steht.

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