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Veröffentlicht am 18.02.2024

Die Zeit der Verluste: Eine poetische Reise durch kollektive und individuelle Trauer

Die Zeit der Verluste
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Cover des Buches Die Zeit der Verluste (ISBN: 9783446278004)
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Abschied von den Boomern
Cover des Buches Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah (ISBN: 9783462005837)
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Wie wir Freundschaft finden und bewahren
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Fourth Wing – Flammengeküsst
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Cover des Buches Intimitäten (ISBN: 9783423149037)
Bewertung zu "Intimitäten" von Katie Kitamura
Intimitäten
xxholidayxxvor 19 Stunden
Kurzmeinung: Dolmetschen im Fokus, aber Liebesgeschichte verblasst. 'Intimitäten' bietet Einblicke, verfehlt aber das erwartete emotionale Gewicht.
Zwischen Dolmetschen und Distanz: 'Intimitäten' von Katie Kitamura im Spiegel der Erwartungen
"Das Dolmetschen ist eine sehr subtile Angelegenheit, nicht umsonst ist der englische Begriff dafür 'interpretation' - so wie Schauspieler eine Rolle interpretieren oder Musiker ein Musikstück. Dem Gerichtshof und all seinen Aktivitäten wohnte eine gewisse Spannung inne, die aus dem Widerspruch zwischen der Intimität persönlichen Leids und dessen öffentlicher Zurschaustellung entstand. Ein Gerichtsverfahren war eine wohlkalkulierte komplexe Darbietung, an der wir alle beteiligt waren und aus der sich niemand vollkommen her-aushalten konnte." - Buchzitat (S. 20)

Katie Kitamura, eine amerikanisch-japanische Autorin, präsentiert mit "Intimitäten" einen Roman, der die Heimatlosigkeit einer Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof in Den Haag beleuchtet. Kitamura geboren 1979 in Kalifornien, absolvierte ihr Studium an der Princeton University und ist nicht nur eine renommierte Schriftstellerin, sondern auch Journalistin und Kunstkritikerin. Mit vorherigen Werken wie "Gone to the Forest" und "The Longshot," beides Finalisten für den New York Public Library's Young Lions Fiction Award, hat sie bereits literarische Spuren hinterlassen.

Die Geschichte in "Intimitäten" dreht sich um eine namenlose Erzählerin, die den Internationalen Gerichtshof als Dolmetscherin verlässt, um in Den Haag zu arbeiten. Dort begegnet sie Adriaan und glaubt, in dieser Stadt endlich ein Zuhause gefunden zu haben. Doch Adriaan verschwindet abrupt, hinterlässt Fragen und Unsicherheiten. Die Erzählerin steht vor der moralischen Herausforderung, für einen westafrikanischen Kriegsverbrecher zu dolmetschen, und zweifelt an Wahrheit und Gerechtigkeit.

"Intimitäten" hat mir spannende Einblicke in die Welt des Dolmetschens am Internationalen Gerichtshof geboten. Die detaillierten Schilderungen der Arbeit eines/einer Dolmetschers/Dolmetscherin und die damit verbundenen emotionalen Belastungen wurden sehr deutlich und ehrlich gesagt, hatte ich mir bisher nie viel Gedanken darüber gemacht. Gut gefallen hat mir auch, dass an einer Stelle im Buch das wichtige Thema Kolonialismus angeschnitten wird: "...neben der Büste von Johan Maurits, dem Gründer des Museums, der sein Vermögen mit transatlantischem Sklavenhandel und der Expansion von Niederländisch-Brasilien gemacht hatte. Jana hatte mir die historischen Hintergründe bei einem früheren Besuch erläutert. Sie wünschte, man würde die Büste entfernen, hatte sie gesagt, denn nicht nur werde mit ihr ein Sklavenhändler und Kolonialist geehrt, sondern sie sei auch als Kunstwerk nicht gelungen." - Buchzitat (S. 123) Gerne wäre ich da noch tiefer eingetaucht.

Leider lässt mich das Buch im gesamten dennoch eher gespalten zurück. Unter anderem auch, weil nicht durchgehend gegendert wurde und die fehlenden Anführungszeichen bei direkter Rede (eine stilistische Entscheidung) es mir schwer gemacht haben, mich auf die Dialoge zu konzentrieren. Dadurch bin ich nicht richtig in einen "Leseflow" gekommen.

Der Klappentext hält in meinen Augen nicht, was ich mir davon erwartet habe. Er ist nicht falsch beschrieben - hat in mir aber den Eindruck erweckt, einen Roman mit einem gewissen Spannungsbogen vorzufinden, bei dem die Nähe zu dem Kriegsverbrecher mehr im Fokus steht und durch das Verschwinden des Mannes den sie liebt noch eine spannende Side-Story auf mich wartet. Leider stand die nicht sehr spektakuläre Liebesgeschichte welche für mich für mich irgendwie konstruiert und unnatürlich wirkte, zu sehr im Fokus. Ich hätte gerne (noch)mehr über die Beziehung zum Kriegsverbrecher bzw. den Dolmetscher:innenalltag erfahren. Und auch das Ende war kein großer Plot Twist und eher enttäuschend - der Ausgang der Beziehung wirkt erzwungen.

Ich denke nicht, dass mir das Buch lange in Erinnerung bleiben wird. Schade, denn sprachlich hat es einige Höhepunkte zu bieten und auch thematisch hätte man mehr rausholen können und tiefer in bestimmte Aspekte eintauchen. Die beschriebenen Details zur Vielschichtigkeit des Übersetzens, von Emotionen bis zu Nuancen der Sprache, sind fesselnd und öffnen eine neue Perspektive.

Alles in allem denke nicht, dass mir "Intimitäten" lange in Erinnerung bleiben wird. Schade, denn sprachlich hat es einige Höhepunkte zu bieten und auch thematisch hätte man mehr rausholen können und tiefer in bestimmte Aspekte eintauchen. Die beschriebenen Details zur Vielschichtigkeit des Übersetzens, von Emotionen bis zu Nuancen der Sprache, sind fesselnd und öffnen eine neue Perspektive. Aus den genannten Gründen gebe ich dem Buch 2/5 Sternen.

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Cover des Buches Die Zeit der Verluste (ISBN: 9783446278004)
Bewertung zu "Die Zeit der Verluste" von Daniel Schreiber
Die Zeit der Verluste
xxholidayxxvor 3 Tagen
Kurzmeinung: Ein neues Daniel-Schreiber Meisterwerk über Trauer, Verlust und die Hoffnung des Wiederfindens.
Die Zeit der Verluste: Eine poetische Reise durch kollektive und individuelle Trauer
"Verluste haben die Tendenz, sich zu akkumulieren. Die kleinen treffen auf die großen, die alten auf die noch frischen, die privaten Verluste auf jene, die wir alle durchmachen. Auch wenn wir unserem Leben einen neuen Anstrich verleihen, scheinen die alten Verluste durch. Trauer kann viele Jahre auf uns warten, versteckt in irgendeiner Nische unseres Ichs, ohne dass wir davon wissen. Erst recht die verdrängten und nicht von uns bearbeiteten Verluste summieren sich und können uns unvermittelt mit großer Wucht treffen." - Buchzitat (S. 19)

Daniel Schreibers neues Werk "Die Zeit der Verluste" ist nicht nur ein Buch, sondern eine kraftvolle, zutiefst berührende Reise durch die Trauer - einer Emotion, die wir verlernt haben zu fühlen. Der Autor, bereits bekannt für seine einfühlsamen Essays, widmet sich hier dem zentralen menschlichen Erlebnis des Verlustes und der Trauer. Basierend auf dem persönlichen Schicksal des Todes seines Vaters nimmt Schreiber uns in seiner gewohnten sprachlichen Feinfühligkeit mit auf (s)einen Tag im nebelumhüllten Venedig.

Das Setting in Venedig fungiert nicht nur als Kulisse, sondern als lebendiges Symbol für die Vergänglichkeit und die melancholische Schönheit des Lebens. Die Verknüpfung von persönlichen Erinnerungen, Eindrücken der Stadt und der Analyse von Trauer verleiht dem Buch eine einzigartige Atmosphäre.
Schreibers sprachliche Schönheit ist unbestreitbar. Jeder Satz ist kunstvoll konstruiert, poetisch und mit einer emotionalen Intensität wie man sie nur selten liest. Der Autor findet trotz seiner beschriebenen Sprachlosigkeit Worte für das Unsagbare, für die Komplexität von Trauer und den schmerzhaften Verlust geliebter Menschen. Zitate und philosophische Denkanstöße aus unterschiedlichen Disziplinen werden geschickt eingewoben, um die Tiefe seiner Gedanken zu unterstreichen.

Die Leser:innenschaft taucht ein in eine Welt von Schmerz und Trost, umgeben von der melancholischen Kulisse Venedigs, die als Metapher für Vergänglichkeit und die Schönheit der Trauer dient. Schreiber nutzt die Stadt geschickt als Spiegel seiner eigenen Gefühle und als universelles Symbol für die Flüchtigkeit des Lebens.
Das Buch offenbart einen einzigartigen Blick auf die Natur der Trauer. Die Reflexion über die eigene Verlusterfahrung vermischt sich geschickt mit einem tieferen Verständnis für die kollektiven Verluste, die die Welt in diesen Zeiten der Unsicherheit durchlebt.
Besonders beeindruckend ist Schreibers Analyse der "Betrauerbarkeit" in der Gesellschaft. Er zeigt, wie soziale Werte und Ordnungen die Trauerfähigkeit beeinflussen und prägen. Schreiber entfaltet eine philosophische Reise durch die verschiedenen Facetten des Verlustes. Dabei erkennt er an, dass Trauer kein homogenes Gefühl ist, sondern in vielschichtigen Graustufen existiert.
Der Autor stellt die Frage, wie man mit dem Wissen umgeht, dass die Welt, wie wir sie kennen, sich über Nacht verändern kann. Er fordert dazu auf, die Illusion der Beständigkeit loszulassen und sich dem Schmerz der Trauer zu stellen, um durch ihn ins eigentliche Wesen des Lebens zurückzufinden.

Schreibers nicht-linearer Erzählstil mag für einige Leser:innen eine Herausforderung darstellen, mich hat das gar nicht gestört.

"Die Zeit der Verluste" ist nicht nur ein Buch, sondern ein literarisches Meisterwerk, das die Essenz der Trauer einfängt und zum Nachdenken anregt. Daniel Schreiber schafft es, den Schmerz des Verlustes in poetische Worte zu kleiden und den Leser auf eine emotionale Reise mitzunehmen. Das Buch ist nicht nur persönlich, sondern öffnet auch Türen zu kollektiven Trauererfahrungen. Diese kraftvolle, tiefe Reflexion über das Leben, den Tod und die menschliche Resilienz verdient höchste Anerkennung. Anerkennung für Schreibers Fähigkeit, die menschliche Seele zu berühren und gleichzeitig gesellschaftliche Perspektiven zu erweitern. Ich kann dem Werk nur verdiente 5 von 5 Sternen geben.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Die Postkarte: Ein literarisches Mahnmal gegen das Vergessen

Die Postkarte
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Das Besondere dieser Katastrophe beruht auf dem Paradox ihres zugleich schleichenden und plötzlichen Eintretens. Man blickt zurück und fragt sich, warum man nicht früher reagiert hat, als man noch alle ...

Das Besondere dieser Katastrophe beruht auf dem Paradox ihres zugleich schleichenden und plötzlichen Eintretens. Man blickt zurück und fragt sich, warum man nicht früher reagiert hat, als man noch alle Zeit der Welt besaß. - Buchzitat, S. 102/103
Ich darf sie nicht vergessen, sonst gibt es niemanden mehr, der sich daran erinnert, dass sie gelebt haben. - Buchzitat, S. 536
"Die Postkarte" von Anne Berest ist eine eindringliche Familiengeschichte, die den Holocaust, Antisemitismus und Identitätssuche thematisiert. Die französische Autorin, bekannt für Werke wie "Traurig bin ich schon lange nicht mehr" und "How to be a Parisian", verbindet hier persönliche Recherche und literarische Erzählkunst. Ihr Roman wurde nicht nur ein Bestseller in Frankreich, sondern steht auch auf der Shortlist zahlreicher Literaturpreise.

Worum geht’s genau?

Im Januar 2003 findet die Mutter von Anne Berest eine Postkarte mit vier Namen – denjenigen von Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden. Dieses verstörende Dokument weckt Annes Interesse an der Vergangenheit ihrer Familie, den Rabinovitchs, und den Wurzeln ihres jüdischen Erbes. Ihre intensive Recherche beginnt, als ihre eigene Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt. Der Roman erzählt sowohl die tragische Geschichte der Familie im Holocaust als auch Annes Spurensuche in der Gegenwart. Er zeigt eindrücklich, wie die Schrecken der Vergangenheit und die Fragen nach Identität und Normalität bis heute nachwirken.

Meine Meinung

Ursprünglich hätte ich dieses Buch, vor allem wegen des Klappentextes und seines Umfangs von über 500 Seiten, nicht gelesen. Doch eine Empfehlung in einem Buchcafé hat mich neugierig gemacht – und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist ein Werk, das durch seine Aktualität besticht: In einer Zeit, in der Antisemitismus und Rechtspopulismus wieder auf dem Vormarsch sind, ist "Die Postkarte" nicht nur literarisch, sondern auch gesellschaftlich bedeutsam.

Das Buch teilt sich in vier Abschnitte, die in ihrer Länge variieren, was ich im Aufbau manchmal nicht nachvollziehbar fand, da die Längen der einzelnen Abschnitte stark variierten. Besonders aber die erste Hälfte des gesamten Buches hat mich begeistert: Die eindrucksvolle Schilderung der Lebenssituation der Rabinovitchs vor und während des Holocausts ist packend und emotional tiefgehend. Anne Berest gelingt es, die Zuspitzung der familiären und politischen Lage beklemmend darzustellen. Der zweite Teil, in dem sie ihre eigene Spurensuche beschreibt, war anfangs spannend, verlor für mich jedoch gegen Ende an Zugkraft.

Die Mischung aus autobiografischen und fiktiven Elementen bleibt für die Leser:innen unklar, was mich persönlich nicht gestört hat – im Gegenteil, es unterstreicht die komplexe Verbindung von Geschichte und persönlichem Erleben. Die wechselnden Zeitebenen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind geschickt verwoben und machen deutlich, wie Antisemitismus bis heute nachwirkt. Gerade die Passagen, die Annes Gegenwart beschreiben, mahnen, dass wir unsere Augen vor der Realität nicht verschließen dürfen.

Stilistisch war "Die Postkarte" genau nach meinem Geschmack. Anne Berests Sprache ist lebendig und bildhaft, ihre Erzählweise eine gelungene Mischung aus journalistischer Präzision und literarischem Feingefühl. Gegen Ende des Buches hatte ich fast die Befürchtung, dass wir nicht mehr erfahren, wer die Postkarte geschickt hat - aber keine Angst - das Geheimnis wird gelüftet

Fazit

"Die Postkarte" ist ein eindrucksvoller Roman, der Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft und wichtige Themen wie Antisemitismus und Identität behandelt. Obwohl der zweite Teil an Dynamik verliert, bleibt das Buch insgesamt ein fesselndes und relevantes Werk. 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 09.11.2024

Jede:r ist des eigenen Glückes Schmied:in... oder doch nicht?

Selbst schuld!
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„Selbst schuld!“ ist ein Essayband, der sich mit dem immer präsenter werdenden Druck auf das Individuum auseinandersetzt, Verantwortung und Schuld für gesellschaftliche Krisen zu übernehmen. Die Herausgeber:innen ...

„Selbst schuld!“ ist ein Essayband, der sich mit dem immer präsenter werdenden Druck auf das Individuum auseinandersetzt, Verantwortung und Schuld für gesellschaftliche Krisen zu übernehmen. Die Herausgeber:innen Wolfgang M. Schmitt und Ann-Kristin Tlusty gehören zu den aufstrebenden Stimmen der aktuellen Kulturkritik: Schmitt ist bekannt durch seinen Youtube-Kanal Die Filmanalyse und den wirtschaftskritischen Podcast Wohlstand für alle, Tlusty arbeitet als Kultur- und Redaktionswissenschaftlerin bei Zeit Online und hat bereits eigene Essays veröffentlicht. Sie haben für diesen Band dreizehn Autor:innen eingeladen, die in persönlichen Essays über soziale Schuldzuschreibungen und gesellschaftliche Missstände schreiben.

Worum geht's?

Die Essays widmen sich der Frage, warum das Individuum immer wieder die Schuld für gesellschaftliche Probleme tragen soll, die in Wahrheit systembedingt sind. Ob Klimawandel, Armut oder soziale Gerechtigkeit – immer öfter wird suggeriert, dass einzelne Menschen ihre Probleme nur durch Eigenverantwortung lösen könnten. Die Autor:innen gehen darauf ein, wie das neoliberale System das Individuum zum Sündenbock macht, um von strukturellen Ursachen abzulenken. Die Beiträge reichen von sachlichen Analysen über autobiografische Berichte bis hin zu Essays mit ironischen Untertönen. Ein Beispiel ist das Vorwort, in dem bereits deutlich wird, wie der „Schuldvorwurf“ als Instrument genutzt wird: Statt das System zu hinterfragen, wird Schuld auf Streikende, Betroffene sexualisierter Gewalt oder den Klimaschutz übertragen. Ein wichtiges Thema ist auch, wie sich Scham und Schuld zu einer sozialen Kontrolle verbinden und die Eigenverantwortung dem Gemeinwohl entgegenstellt.

Meine Meinung

Als große Liebhaberin von Essaybänden, besonders wenn sie aktuelle und sozialkritische Themen ansprechen, hat mich "Selbst schuld!" sofort angesprochen, und meine Erwartungen wurden wieder einmal mehr nicht enttäuscht. Essays wie „Aufstiegsgeschichten“ von Sarah-Lee Heinrich, „Recht“ von Maximilian Pichl und „Instagram“ von Şeyda Kurt bieten spannende Perspektiven auf die Frage, wie gesellschaftliche Strukturen und ihre Missstände Menschen subtil zur Selbstbeschuldigung drängen. Besonders gefallen haben mir die abwechslungsreichen Formate und der Ansatz, Themen mal sachlich-analytisch und mal autobiografisch-persönlich zu behandeln, was dem Essayband eine schöne Vielfalt verleiht.

Die Texte zeigen, wie tief verankert die neoliberale Überzeugung ist, dass jede:r das eigene Glück schmieden kann, und wie diese Ideologie Probleme wie Armut und Ungleichheit ignoriert oder sogar auf die Betroffenen selbst projiziert. Das Vorwort bringt dies hervorragend auf den Punkt, wenn es aufzeigt, wie bequem es ist, wenn Einzelne die Verantwortung übernehmen sollen – anstatt das System infrage zu stellen. Mich hat der Band in vielen Themen neu sensibilisiert, besonders im Hinblick auf Klassismus, den ich bisher nicht im Detail betrachtet hatte. Einzige kleine Schwäche: Einige Essays hätten einheitlich gegendert sein können, da das teils uneinheitlich gehandhabt wird, was den Lesefluss stört. Dennoch verstehe ich, dass hier die persönliche Schreibweise der Autor:innen Vorrang hatte. Und natürlich sprechen einen manche Beiträge mehr an als andere. So waren bspw. meine Highlights die Beiträge von Sarah-Lee Heinrich ("Aufstiegsgeschichten"), Maximilian Pichl ("Recht"), Özge İnan ("Sexualisierte Gewalt") Sophie Lewis ("Familie"), Şeyda Kurt ("Instagram") und Sebastian Friedrich ("Klima").

Fazit

"Selbst schuld!" ist ein hochaktueller und reflektierter Essayband, der wichtige Fragen stellt und deutlich macht, dass gesellschaftliche Verantwortung nicht allein bei den Einzelnen liegen kann. Eine klare Empfehlung für alle, die sich kritisch mit den Mechanismen der Schuldzuschreibung und dem Einfluss des Neoliberalismus auseinandersetzen möchten. 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 20.12.2024

Eine spannende Lektüre, die Denkanstöße gibt – auch wenn nicht alles alltagstauglich ist.

Moralische Ambition
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"Moralische Ambition ist der Wille, die Welt drastisch zu verbessern. Die eigene Karriere den großen Problemen unserer Zeit zu widmen, seien es der Klimawandel oder Kindersterblichkeit, Steuerhinterziehung ...

"Moralische Ambition ist der Wille, die Welt drastisch zu verbessern. Die eigene Karriere den großen Problemen unserer Zeit zu widmen, seien es der Klimawandel oder Kindersterblichkeit, Steuerhinterziehung oder die nächste Pandemie. Es ist das Bedürfnis, etwas zu bewirken und etwas zu hinterlassen, das wirklich zählt."
(Buchzitat - Seite 19)
Mit seinem neusten Werk Moralische Ambition widmet sich Rutger Bregman den großen Herausforderungen unserer Zeit und zeigt auf, wie Menschen durch moralisches Handeln die Welt nachhaltig verändern können. Bregman, geboren 1988, zählt zu den innovativsten Denker:innen Europas und ist bekannt für seine Werke Utopien für Realisten und Im Grunde gut, die weltweit gefeiert wurden. Er lebt mit seiner Familie in New York und inspiriert mit seinen Büchern Menschen, aktiv zu werden und über den eigenen Horizont hinauszudenken.

Worum geht’s genau?

Das Buch erzählt die Geschichten von Pionier:innen und Visionär:innen, die durch ihre moralische Ambition den Lauf der Geschichte verändert haben: von Abolitionist_innen, Suffragetten, Widerstandskämpfer:innn bis hin zu Bürgerrechtler:innen. Bregman beleuchtet, wie diese Menschen nicht nur von Idealen träumten, sondern sie in die Tat umsetzten – oft gegen alle Widerstände. Dabei liefert er nicht nur historische Beispiele, sondern auch einen Leitfaden, wie jede:r Einzelne angesichts globaler Krisen einen Unterschied machen kann. Es ist ein leidenschaftlicher Appell, das eigene Talent und die eigene Energie für etwas einzusetzen, das wirklich zählt.

Meine Meinung

Rutger Bregman zählt bereits seit längerem zu meinen Lieblingsautoren. Seine bereits erschienenen Bücher "Utopien für Realisten" und "Im Grunde gut" haben mich vollumfänglich begeistert, weshalb ich große Erwartungen an "Moralische Ambition" hatte. Das Buch, das ich als Rezensionsexemplar gelesen habe, hat mich insgesamt überzeugt, auch wenn es nicht ganz an die Genialität seiner Vorgänger heranreicht.

Wie immer beeindruckt Bregman durch seine akribische Recherche. Die Fülle an Daten, Fakten und Zahlen, die er verständlich und anschaulich aufbereitet, macht das Buch zu einer bereichernden Lektüre. Besonders gelungen sind die vielen Beispiele von moralisch ambitionierten Menschen aus der Geschichte. Diese Geschichten sind inspirierend und verdeutlichen, wie wichtig und wirkungsvoll Engagement sein kann. Gleichzeitig hätte ich mir mehr alltagstaugliche Beispiele gewünscht, die zeigen, wie jede:r im Kleinen anfangen kann. Einige der Anekdoten wirkten auf mich etwas weit hergeholt und nicht immer direkt übertragbar.

Positiv hervorzuheben ist, dass Bregman ausführlich auf das Thema Veganismus und Tierleid eingeht – ein Aspekt, der offensichtlich auch ihm persönlich am Herzen liegt und den ich sehr wichtig finde. Leider verzichtet das Buch auf gendergerechte Sprache, was ich gerade in einem Werk, das sich mit Fortschritt und Veränderung befasst, bedauerlich finde. Studien zeigen, dass Sprache unser Denken beeinflusst, und "mitgemeint" bedeutet eben nicht "mitgedacht".

Der Schreibstil ist typisch Bregman: klar, zugänglich und angenehm zu lesen. Es gelingt ihm, historische und ethische Themen lebendig darzustellen, ohne trocken zu wirken. Allerdings fand ich die Vielzahl der erwähnten Personen und Beispiele fast überwältigend – an manchen Stellen hätte weniger mehr sein können.

Trotzdem vermittelt das Buch eine wichtige Botschaft, die zum Nachdenken und Handeln anregt. Persönlich konnte mich "Moralische Ambition" nicht ganz so fesseln wie seine früheren Werke, was möglicherweise daran liegt, dass ich weniger Anknüpfungspunkte zum Thema habe. Dennoch halte ich das Buch für eine sehr solide Lektüre, die viele spannende Denkanstöße bietet.

Fazit

"Moralische Ambition" ist ein inspirierendes Buch, das aufzeigt, wie Menschen durch Überzeugung und Einsatz Großes bewirken können. Trotz kleiner Schwächen, wie kein klarer roter Faden und der Fülle an Beispielen, bleibt es ein lesenswertes Werk, das Bregmans Talent, komplexe Themen zugänglich zu machen, eindrucksvoll unter Beweis stellt. 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 06.12.2024

Ein fesselnder Thriller, auch wenn mich das Ende nicht ganz überzeugen konnte

Nachtwald
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Tríona Walsh entführt ihre Leser:innen in ihrem zweiten Thriller Nachtwald in ein düsteres Setting voller Geheimnisse. Die Geschichte spielt in einem verlassenen Herrenhaus mitten in einem dichten Wald ...

Tríona Walsh entführt ihre Leser:innen in ihrem zweiten Thriller Nachtwald in ein düsteres Setting voller Geheimnisse. Die Geschichte spielt in einem verlassenen Herrenhaus mitten in einem dichten Wald und dreht sich um ein Wochenende, das für Lizzie und ihre Familie zu einem Albtraum wird. Die irische Autorin hat mit ihren Thrillern bereits Bestsellerlisten in mehreren Ländern erobert. Bekannt für ihre psychologisch dichten Geschichten, zeigt sie auch hier, warum sie eine aufstrebende Größe in der Spannungsliteratur ist.

Worum geht's genau?
Lizzie reist mit ihrer Familie nach Westirland, um Georges Haus zu besuchen – den neuen Ehemann ihrer Mutter. Statt eines kleinen, gemütlichen Cottages erwartet sie jedoch ein halb verfallenes Herrenhaus tief im Wald, das nur zu Fuß erreichbar ist. Schnell wird klar, dass dieser Ort mehr Geheimnisse birgt, als es auf den ersten Blick scheint. Als ein unerwarteter Gast auftaucht, kippt die Stimmung, und das Wochenende entwickelt sich zu einem nervenaufreibenden Überlebenskampf. Dabei kommen dunkle Geheimnisse ans Licht, die die Familie für immer verändern werden.

Meine Meinung
Das Cover von Nachtwald hat mich sofort neugierig gemacht, und ich konnte ein Hörbuch-Exemplar ergattern – ein Glücksgriff, wie sich herausstellte. Auch wenn der Einstieg in die Geschichte etwas Geduld erforderte, wurde ich für mein Durchhalten belohnt. Besonders die erste Hälfte des Thrillers hat mich mit ihrer dichten Atmosphäre und dem gelungenen Spannungsaufbau beeindruckt. Tríona Walsh versteht es, mit ihrem Schreibstil die düstere Umgebung und die zunehmende Beklemmung greifbar zu machen.

Die Charakterzeichnung ist ein weiterer großer Pluspunkt. Es gibt nicht zu viele Figuren, sodass man den Überblick behält, und alle Charaktere wirken lebendig und glaubwürdig. Die Dynamik innerhalb der (Patchwork-)Familie und die langsam ans Licht kommenden Geheimnisse sorgen für zusätzliche Spannung. Besonders positiv empfand ich, dass ich bis zum Schluss keine Ahnung hatte, wer hinter den Geschehnissen steckt – die Autorin versteht es, falsche Fährten zu legen und das Rätsel geschickt aufzubauen.

Allerdings schwächelt der Thriller in der zweiten Hälfte etwas. Nach dem fulminanten Anfang konnte mich das Ende nicht ganz überzeugen. Es fühlte sich hastig an, und einige Wendungen waren für mich nur schwer nachvollziehbar. Zudem passt der Untertitel „Wem kannst du trauen, wenn es dunkel wird?“ nicht wirklich zur Geschichte, denn zum entscheidenden Zeitpunkt ist eigentlich klar, wem man vertrauen kann. Ein kleines Manko war für mich die auffällige Wiederholung des Wortes „Entschuldigung“, das neben den Namen der Protagonist:innen gefühlt ständig vorkam. Dies lenkte mich manchmal von der Handlung ab.

Das Hörbuch wird von Christiane Marx gelesen, die eine hervorragende Arbeit abliefert. Sie verleiht den Figuren eine eigene Stimme und transportiert die Spannung gekonnt.

Fazit
Nachtwald ist ein atmosphärischer Thriller, der vor allem in der ersten Hälfte mit seiner Dichte und seinen vielschichtigen Charakteren überzeugt. Trotz einiger Schwächen im letzten Drittel und einem nicht ganz stimmigen Ende lohnt sich das Hörbuch dank der gelungenen Erzählweise und der packenden Lesung von Christiane Marx. Ich vergebe solide 4 von 5 Sternen.

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