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Veröffentlicht am 12.12.2024

Wenn alles zusammenbricht

Und dahinter das Meer
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Die elfjährige Beatrix wird von ihren Eltern nach Amerika geschickt, es ist das Jahr 1940, die Bomben der deutschen Wehrmacht fallen nun fast täglich auf London, sodass ihre Eltern sie in Boston bei einer ...

Die elfjährige Beatrix wird von ihren Eltern nach Amerika geschickt, es ist das Jahr 1940, die Bomben der deutschen Wehrmacht fallen nun fast täglich auf London, sodass ihre Eltern sie in Boston bei einer Gastfamilie in Sicherheit wissen möchten. Der Empfang auf der anderen Seite des Atlantiks ist herzlich, das Ehepaar Gregory sowie ihre zwei Söhne William und Gerald machen es Bea, wie sie fortan genannt wird, leicht, und bald ist es schon, als wäre es nie anders gewesen. Doch irgendwann ist das Ende des Krieges absehbar, der Abschied naht und nichts wird danach so sein wie vorher.

»Sie ist kein kleines Mädchen mehr. Sie haben sie fortgeschickt, damit sie eine Kindheit haben kann. Aber ihnen ist nicht klar gewesen, dass ihnen dadurch die Kindheit ihrer Tochter genommen werden würde. Millie ist, als wäre ihr etwas gestohlen worden, das sie niemals wiederbekommen wird.« (Seite 52)

Am 3. September 1939 erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg, nachdem Hitler der Aufforderung, die Kriegshandlungen gegenüber Polen zu beenden, nicht nachgekommen ist. Großbritannien setzte daraufhin eine der größten Mobilisierungen in den Gang, die sogenannte Operation Pied Piper, bei der innerhalb von nur drei Tagen 1,5 Millionen Menschen, darunter circa 800.000 Kinder, aus den städtischen Zentren evakuiert worden sind. Diese wurden in ländliche Regionen gebracht, um vor der Bedrohung durch deutsche Bomben geschützt zu werden. Einige Kinder wurden aber auch auf eine zweiwöchige Schiffsreise geschickt, über den Atlantik, auf eine gefährliche Reise nach Amerika.

Diese mehrere Jahrzehnte umfassende Geschichte hat mich tief berührt, sehr oft zum Weinen, aber auch zum Lächeln gebracht, und ließ mich alle Dramen und Tragödien der Familien gemeinsam durchleben. Aus der Sicht der Familienmitglieder hat Laura Spence-Ash geschrieben, die Namen stehen jedem Kapitel vor. Die Erzählung war nicht durchgehend, die Zeitsprünge betrugen Stunden, Tage, manchmal sogar Jahre, die fehlenden Ereignisse ergaben sich aber aus dem Text. Kleine Teile führten so zum Ganzen, was zu einer besonderen Atmosphäre beitragen hat. Die persönlichen Gedanken, geheimen Gefühle und kleinen Geheimnisse wurden so mir gegenüber enthüllt und oft wünschte ich sehnlichst, dass diese im Buch bestimmten Personen gegenüber verraten worden wären. So funktioniert das Leben aber nicht und manche Enttäuschung und Verletzung ertrug ich dadurch mit. Obwohl ich sicher war, die Auflösung zu kennen, überraschte mich das Ende, denn es war anders als gehofft, aber besser als befürchtet. Für mich ein weiteres Buchhighlight in diesem Jahr, dass ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Insel ohne Wiederkehr

Und dann gab's keines mehr
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Zehn Personen werden auf eine Insel gelockt, es handelt sich um Frauen und Männer aus unterschiedlichsten Kreisen, die unter Angabe falscher Informationen getäuscht wurden, um sie in Sicherheit zu wiegen. ...

Zehn Personen werden auf eine Insel gelockt, es handelt sich um Frauen und Männer aus unterschiedlichsten Kreisen, die unter Angabe falscher Informationen getäuscht wurden, um sie in Sicherheit zu wiegen. Der Gastgeber bleibt seinen Gästen fern, es findet sich auf der Insel keine Spur von ihm. Bei einem Abendessen ertönt eine Stimme aus einem alten Grammophon und wirft den Anwesenden ungeheuerliche Taten vor. Kurz danach stirbt eine Person nach der anderen und die verbleibenden Gäste versuchen, den Mörder oder die Mörderin zu entlarven, allerdings mit wenig Erfolg.

»Ich muss zugeben, dass ich über keine konkreten Beweise verfüge, wie sie vor Gericht nötig wären. Aber wenn ich das Gesamtbild betrachte, so scheint es mir, dass alles auf eine bestimmte Person hinweist. Ja, genau das denke ich.«

Der vorliegende Kriminalroman erschien bereits 1939 in Großbritannien, aus ihm wurde 1943 ein Bühnenstück und 1945 ein Kinofilm, weitere Verfilmungen folgten. Der ursprüngliche Titel bezog sich auf einen Kinderreim aus dem 19. Jahrhundert, der im Buch eine große Rolle spielt und die Grundlage für das Rätsel der Morde bildet. Dieser wurde zur Veröffentlichung in den USA aufgrund der rassistischen Beleidigung der schwarzen Leserschaft umbenannt, allerdings beleidigte man damit eine andere ethnische Minderheit, sodass man sich letztendlich auf den aktuellen Titel einigte. In Deutschland brauchte man für diese Einsicht übrigens etwas länger. Das Buch gehört zu den Klassikern der Kriminalliteratur und wird seit Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt. Die hier in Rede stehende Fassung wurde durch Eva Bonné zeitgemäß neu übersetzt und 2023 in einer schönen Neugestaltung beim Hoffmann und Campe Verlag herausgegeben.

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich Bücher von Agatha Christie gelesen habe, umso erfreulicher fand ich es, dass der Hoffmann und Campe Verlag sich dazu entschlossen hat, eine Vielzahl der Werke der Queen of Crime neu zu übersetzen und in toller Aufmachung beim Atlantik Verlag herauszubringen. Darunter sind die Klassiker »Der Tod auf dem Nil«, »Mord im Orient-Express« und andere mehr oder weniger bekannte Titel. Das vorliegende Werk folgt dem seit Jahren bekannten Prinzip: Man nehme eine bestimmte Anzahl von Menschen, isoliert sie, gebe ihnen keine Gelegenheit zur Flucht und dann fängt das Morden an. Die moderne Übersetzung ließ das Lesen zu einem großen Vergnügen werden, der Geschichte selbst war ihr Alter überhaupt nicht anzumerken, lediglich das Fehlen jeglicher elektrischer Kommunikationsgeräte verriet dem aufmerksamen Leser, wieviele Jahre das Buch auf dem Buckel hat. Mir hat es viel Spaß gemacht, mitzuraten, wer der Bösewicht sein könnte, und dass ich dabei nicht einmal in die Nähe der Lösung gekommen bin, fand ich wunderbar. Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.12.2024

Wahnsinnig spannend!

Feuerjagd
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Nach jahrelanger Abwesenheit kommt Treys Vater Johnny zurück nach Ardnakelty, ein kleines Dorf im Westen von Irland. Mit großem Getue präsentiert er den Farmern einen Plan, der ihnen einen großen Reichtum ...

Nach jahrelanger Abwesenheit kommt Treys Vater Johnny zurück nach Ardnakelty, ein kleines Dorf im Westen von Irland. Mit großem Getue präsentiert er den Farmern einen Plan, der ihnen einen großen Reichtum bringen soll, ein Engländer spielt dabei eine Rolle. Der ehemalige Polizist Cal, der Trey mittlerweile wie eine Tochter liebt und beschützt, ist misstrauisch, lässt sich aber trotzdem auf die Sache ein, um den Teenager zu schützen. Trey wiederum verfolgt eigene Pläne, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, dass die Dorfgemeinschaft ihr immer einen Schritt voraus ist. Blind vor Rache trifft Trey eine fatale Entscheidung.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um dem zweiten Teil der Reihe mit Cal Hooper, einem ehemaligen Polizisten aus Amerika, der nach seiner Scheidung in Irland lebt. Der erste Kriminalroman mit dem Titel »Der Sucher« war in sich abgeschlossen, umso erfreulicher fand ich es, zu erfahren, dass es mit ihm und dem Dorf Ardnakelty weitergeht. Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können, die wichtigsten Fakten werden nebenbei erwähnt. Wer aber nicht gespoilert werden möchte, hält lieber die Reihenfolge ein, weil hier die Dinge verraten werden, die im ersten Teil zur Lösung beitragen haben.

Das Wiedersehen mit Cal, Trey und anderen Figuren hat mir großen Spaß gemacht, ich finde sogar, dass dieser Teil noch ein bisschen besser war, als der Vorgänger. Die verschiedenen Charaktere waren authentisch und glaubwürdig, von integer bis skurril war tatsächlich alles dabei. Das Katz und Maus-Spiel zwischen Trey und ihrem Vater, aber auch die Intrigen der Farmer trugen zur Unterhaltung bei. Die Spannung baute sich kontinuierlich auf, bis sie kaum noch zu ertragen war. Alles steuerte auf ein Finale zu, in dem die aufgebaute Spannung förmlich explodierte. Niemals hätte ich gedacht, was mich da erwartet, die Auflösung kam überraschend und war einfach genial. Dieser Mix aus Drama, Tragödie, Krimi und einer Prise Thriller war großartig und macht mir Lust auf mehr. Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Mathematik und das Leben

Pi mal Daumen
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Der sechzehnjährige Oscar ist hochbegabt und am Anfang seines Mathematikstudiums, als er in einer Vorlesung Moni Kosinsky begegnet, die er zuerst fälschlicherweise für eine Sekretärin oder Angestellte ...

Der sechzehnjährige Oscar ist hochbegabt und am Anfang seines Mathematikstudiums, als er in einer Vorlesung Moni Kosinsky begegnet, die er zuerst fälschlicherweise für eine Sekretärin oder Angestellte der Kantine hält. Die dreifache Großmutter im Leoparden-Look ist allerdings tatsächlich seine Kommilitonin und erfüllt sich mit dem Mathe-Studium heimlich ihren Traum. Die beiden ungleichen Außenseiter freunden sich an, was zu einigen Turbulenzen führt.

»Ich hatte kein Problem damit, dass andere Menschen dumm waren. Die meisten konnten weder rechnen noch klar argumentieren, es war eine Tatsache, mit der ich schon lange lebte. Ich hatte nur ein Problem damit, wenn dumme Menschen so taten, als dürften sie über klügere Menschen bestimmen.«

Oscar ist ein vielseitiger Charakter, aber auch etwas speziell; er ist arrogant, hochgradig intelligent und dadurch oft verletzend, wenn er anderen seine unverblümte Meinung sagt, weil er nicht lügen kann. Mit vollem Namen heißt er Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff, seine adelige Herkunft trägt er allerdings nicht vor sich her. Seine privilegierte Herkunft ist für ihn nichts besonderes, er kennt es einfach nicht anders. Moni Kosinsky ist da ein ganz anderes Kaliber, die Dreiundfünfzigjährige ist bereits dreifache Oma, hält sich mit mehreren Jobs übers Wasser, kümmert sich um die Enkel und ist überhaupt immer und jederzeit für alle Menschen da. Ihr Studium verschweigt sie gegenüber ihrer Familie, was verständlicherweise zu vielen absurden Situationen führt.

Herzerwärmend und unglaublich witzig erzählt Alina Bronsky die Geschichte von Oscar und Moni, lässt mich teilhaben an kuriosen Situationen und tragisch-komischen Momenten. Der mathematische Anteil dabei hat für mich was von böhmischen Dörfern, denn verstanden habe ich diesen nicht, was allerdings nicht schlimm ist, denn dies schmälert den Lesegenuss nicht im geringsten. Ich hätte noch viel länger im Oscar-Universum bleiben wollen, denn letztendlich schlich er sich in mein Herz und bleibt für immer da. Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.11.2024

Hoffnung siegt

Die Bibliothekarin von Auschwitz
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Die vorliegende Comic-Adaption des gleichnamigen Romans von Antonio Iturbe erzählt die wahre Geschichte der 1929 in Prag geborenen Edith (Dita) Kraus, einer Jüdin, die durch die Nationalsozialisten verfolgt ...

Die vorliegende Comic-Adaption des gleichnamigen Romans von Antonio Iturbe erzählt die wahre Geschichte der 1929 in Prag geborenen Edith (Dita) Kraus, einer Jüdin, die durch die Nationalsozialisten verfolgt wurde und mehrere Konzentrationslager überlebt hat. Dita wurde während der deutschen Besatzung der damaligen Tschechoslowakei mit ihren Eltern nach Auschwitz deportiert, wo sie sich im Alter von vierzehn Jahren dazu bereit erklärte, acht besondere Bücher zu verwalten, die vor den Bewachern versteckt und an die Gefangenen verliehen oder ihnen vorgelesen wurden. Es handelte sich um alte und vor allem verbotene Bücher, sodass die junge Bibliothekarin täglich ihr Leben riskierte.

Diese Geschichte in Bildern der Graphic Novel hat mich sehr berührt, auch wenn ich das Buch selbst leider nicht gelesen habe. Der Mut des Mädchens beeindruckte mich, ihre Begeisterung fürs Lesen und ihre beispiellose Leistung haben Salva Rubio (Szenarist, Schriftsteller, Historiker) sowie Loreto Aroca (Illustratorin und Comic-Zeichnerin) großartig in Bilder umgesetzt, die das Grauen, das oft kaum in Worte zu fassen ist, sehr präzise widerspiegeln. Ein Werk über die Wunder, das Bücher in unserem Leben bewirken können. Dazu ein Plädoyer für Güte, Hoffnung und Liebe. Lesens- und vor allem sehenswert!

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