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Veröffentlicht am 13.05.2020

Gedanken auf neue Wege schicken

Wer braucht Superhelden
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Was ist wirklich nötig, um unseren Welt zu retten? In „Wer braucht Superhelden“ greift die Autorin Lisz Hirn bei dem Versuch, eine mögliche Antwort zu finden, genauso auf große Denker wie Kant zurück, ...

Was ist wirklich nötig, um unseren Welt zu retten? In „Wer braucht Superhelden“ greift die Autorin Lisz Hirn bei dem Versuch, eine mögliche Antwort zu finden, genauso auf große Denker wie Kant zurück, als auch auf Philosophen der Neuzeit. Es geht nicht so sehr um die möglichen Antworten, die sie gefunden hat, sondern vielmehr darum, welche Fragen sie stellt, die wiederum neue Denkräume öffnen - wie es sich für die Philosophie eben gehört. Es geht vor allem um die Rolle des Mannes in unserer Gesellschaft und was mit dem Begriff der Männlichkeit assoziiert wird. Lisz Hirn wirft einen Blick auf die Sinnhaftigkeit überholter Überzeugungen, Ängste und Selbstoptimierung und zeigt, wie Philosophie helfen kann, die Welt besser zu verstehen, um im Alltag vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Was mir besonders gefallen hat ist das Layout und die Buchgestaltung - das lockert das ganze nochmal auf. Die Überschriften sind farblich markiert, und verschaffen einen sinngemäßen Überblick und dadurch fällt es leicht das Buch auch querzulesen, wenn man zu einem ganz bestimmten Thema mehr erfahren will. Zudem sind sehr aussagekräftige Textstellen hervorgehoben, was einen durchgehend gut strukturierten Eindruck hinterlässt.

Dieses Buch ist für alle, die genauer verstehen möchten, warum Jungs Superhelden lieben; für jeden, der sich noch fragt, wie Trump Präsident werden konnte und warum gerade Männer konservative und rechte Parteien wählen. Und natürlich auch für Philosophie-Interessierte, die aktuelle Themen gern mit „Vernunft“ betrachten.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Vier Frauenschicksale, wehrlos von der Gesellschaft verstoßen - aufrüttelnde Story

Die Tanzenden
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„Die Tanzenden“ erzählt von dem berühmtesten Krankenhaus von Paris im 19. Jahrhundert, der Salpêtrière: „Eine Anstalt für Frauen, deren Empfindungen nicht den Erwartungen entsprachen. Ein Gefängnis für ...

„Die Tanzenden“ erzählt von dem berühmtesten Krankenhaus von Paris im 19. Jahrhundert, der Salpêtrière: „Eine Anstalt für Frauen, deren Empfindungen nicht den Erwartungen entsprachen. Ein Gefängnis für diejenigen, die sich einer eigenen Meinung schuldig gemacht hatten.“ Es geht um vier miteinander verstrickte Frauenschicksale in einer männlich dominierten Gesellschaft. Während manche sich ihrer Bestimmung fügen, werde andere aufmüpfig und leisten Widerstand.

Victoria Mas hat sich einprägsam eine Vorstellung davon gemacht, wie es zur damaligen Zeit in der Salpêtrière zugegangen sein könnte. Dabei schreibt sie so lebendig über die schauderhaften Ereignisse und das Leben in Paris, dass es wunderbar gelingt, sich beim Lesen in diese Zeit zurück zu versetzten. Sowohl schockiert, als auch zutiefst beeindruckend hat mich ihr Roman zurückgelassen.

Besonders gefallen hat mir der Perspektivenwechsel der Protagonisten, wobei die Autorin nicht, wie oft üblich, auf die Ich-Perspektive zurückgreift, sondern uns einen allwissenden Erzähler beschert. Hauptsächlich geht es um die Krankenschwester Geneviève und die Patientin Eugénie, und ihre Entwicklungen und Beziehung zueinander. Während ich die ausführliche Darbietung von Geneviève’s Gedanken und Handlungen schon als Mittelpunkt der Geschichte deuten würde, verdient, in meinen Augen, Eugénie die meiste Aufmerksamkeit. Ihr unerschütterlicher Glaube, gepaart mit einer besonderen Fähigkeit, macht, für mich, den Reiz der Handlung aus. Letztlich hätte ich gern noch mehr über sie erfahren und mir zum Schluss mehr Details gewünscht, was aber dafür spricht, dass mir die Geschichte gut gefallen hat.

Mich wundert es nicht, dass „Die Tanzenden“ in Frankreich als bestes Debüt des Jahres ausgezeichnet wurde - mich selbst hat der Schreibstil begeistert. Am Ende hätte die Geschichte gern länger sein dürfen - so schnell hatte ich das Buch ausgelesen -, aber die Geschichte war auserzählt und wurde nicht künstlich in die Länge gezogen.

„Die Tanzenden“ würde ich nicht nur Fans Historischer Romane empfehlen, sondern allen Lesern, die Lust auf ein kurzes Lesevergnügen mit Sogwirkung haben.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Introvertierter Kreativkopf entwickelt Superkraft

Carla Chamäleon: Oh Schreck, ich bin weg!
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„Carla Chamäleon. Oh Schreck, ich bin weg!“ ist der erste Band einer Roman-Reihe von Franziska Gehm und erschien 2020 im Rowohlt rotfuchs Verlag. Der zweite Teil „Zoff im Zoo“ wird voraussichtlich im Juni ...

„Carla Chamäleon. Oh Schreck, ich bin weg!“ ist der erste Band einer Roman-Reihe von Franziska Gehm und erschien 2020 im Rowohlt rotfuchs Verlag. Der zweite Teil „Zoff im Zoo“ wird voraussichtlich im Juni 2020 erscheinen und wird wieder durchgehend von Julia Christians illustriert sein. Ein Pluspunkt: Der Umwelt zuliebe wurde auf eine nachhaltige Buchproduktion wert gelegt und auf eine unnötige Plastikfolie verzichtet.

In dieser Geschichte dreht sich alles um die 11-jährige Carla Niemann, die ihre beste Freundin Herta schrecklich vermisst: die ist nämlich an’s andere Ende der Welt gezogen. Carla fühlt sich deswegen einsam und weil sie schüchtern ist und sich lieber in ihre innere Welt zurück zieht, kommt ihr der Schulbeginn ohne ihre schutzbietende Freundin sehr beängstigend vor. Dabei ist ihr Notizbuch ihr treuer Gefährte, indem sie alle Gedanken und Pläne auflistet und sich kreativ austobt.
Ihre Mutter arbeitet als Tierpflegerin und bringt allerhand Tiere mit nach Hause, wenn diese „intensiv gepflegt“ werden müssen oder eine „Extraportion Liebe“ brauchen, was nicht nur für peinliche Situationen sorgt - Frau Niemann trägt immer ein Kostüm passend zum Tierbesuch, um dessen Vertrauen zu gewinnen. Herr Niemann hat mit alten Freuden eine neue Band gegründet und wünschte, er hätte eine bessere Beziehung zu seiner Tochter Norma. Carlas ältere Schwester ist zu einem Pubertier mutiert und stellt in ihrem Kinderzimmer-Labor Explosionskugeln her.
Seit dem ersten Schultag hat Carla ein ernstes Problem: Immer dann, wenn sie die Angst überkommt, spürt sie, wie „die Wellen voller kalter Kieselsteine“durch ihre Körper emporsteigen und sie, wie ein Chamäleon, mit ihrer Umgebung verschmilzt. Im Gegensatz zu ihrem neuen Freund Jan-Ole, genannt Jole, findet Carla das sehr beängstigend, möchte die Krankheit am liebsten wieder loswerden und sucht Dr. mäd (kein Fehler) Haubenmacher auf, der ihr eine Chamäliose diagnostiziert. Der Geheimbund von Männern mit ritterlichen Tugenden (den Kavalieren) bekommt Wind von der Chamäliose und lässt Carla von nun an beschatten.

Carla ist ein schüchternes und introvertiertes Mädchen. Dafür spricht: dass sie keine Komplimente annehmen kann (S.90), einfach nur ihre Ruhe will (S.220) und den Kontakt zu ihren Mitschülern eher meidet. Das bietet viel Potenzial für die nächsten Teile und Carla genügend Raum, um ihr Potenzial in einem Tempo zu entfalten, dass zu ihrer Persönlichkeit passt.

Außerdem ist Carla, trotz ihrer Angst, eine geeignete Heldin, mit der die Junior-Leser wachsen können: jedes Kind kennt diese Angst vor Ablehnung, aber gerade schüchterne Kinder werden sich mit dieser außergewöhnlichen Figur identifizieren können. Ich finde es gut, dass die Autorin hier nicht die eingetretenen Pfade gegangen ist, sondern auf Besonderheit setzt.

Ich würde diese Buch besonders sensiblen Kindern empfehlen, die mal keinen 08/15 Abenteuerroman mit den üblichen Helden lesen wollen, sondern stattdessen eine Geschichte mit bildhaften Beschreibungen und Romanfiguren, die auch ihre Schwächen und Gefühle zeigen dürfen.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Mutmachende Story’s verknüpfen kurzweiligen Lesespaß mit Sachinfos über Umweltschutz

Storys für Kinder, die die Welt retten wollen
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„Story’s für Kinder, die die Welt retten wollen“ ist ein Anthologie zum Thema Umweltschutz, von dem italienischen Autorenduo Carola Benedetto und Luciana Ciliento, und im März 2020 im Rowohlt Verlag erschienen.

Die ...

„Story’s für Kinder, die die Welt retten wollen“ ist ein Anthologie zum Thema Umweltschutz, von dem italienischen Autorenduo Carola Benedetto und Luciana Ciliento, und im März 2020 im Rowohlt Verlag erschienen.

Die kurzen Geschichten, inspiriert von den Biographien der bekannten Persönlichkeiten, sind alle ähnlich aufgebaut: beginnend mit der Kindheit, in der sich ihre Werte durch Erkenntnisse oder mutmachende Worte nahstehender Angehöriger gefestigt haben, und der Umsetzung ihrer Visionen als Erwachsene.

Greta Thunberg, Leonardo DiCaprio, Björk… u.s.w. - sie alle haben die Hoffnung nicht aufgegeben und glauben daran, dass jeder dazu beitragen kann, dem Planeten zu helfen. Sie verleihen ihrem Glauben Ausdruck, indem sie vollen Einsatz und Beharrlichkeit zeigen. In der Geschichte von dem italienischen Modedesigner Tiziano Guardini hat dieser immer daran geglaubt, dass es Alternativen für Stoffe tierischen Ursprungs gibt. Also machte er sich auf die Suche nach einem Ersatzstoff und wurde fündig. Mithilfe seiner ethischen Vorstellungen und seiner Kreativität schuf er neue Mode und zeigte, was möglichst ist. Er verschrieb sein Leben dieser Mission und hatte Erfolg.

Ich habe diese Geschichten als moderne Märchen empfunden, die wie in „Good Night Stories for Rebel Girls“ auf wahren Biographien beruhen, um die Kinder zu inspirieren und wichtige Werte zu vermitteln. Dabei wird nicht nur das Blaue vom Himmel erzählt, sondern wie im Märchen steht gegenüber dem Guten, auch das Böse. Im Fall der indischen Geschichte von Vandana Shiva ist es der grausame Maharadscha gegenüber der mutigen Frauen, die die Bäume beschützten.

Beim Vorlesen kamen bei den Kindern viele Fragen auf, weshalb wir dazu übergegangen sind, uns den Story’s nicht vor dem Einschlafen zu widmen, wobei wir uns auch länger über die unterschiedlichen Themen unterhalten haben. Bei dem erwähnten Tiziano Guardini und Emma Watson stand die nachhaltige Mode im Vordergrund, während Dian Fossey meine Kinder veranlasste, über bedrohte Tierarten nachzudenken.

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Veröffentlicht am 07.12.2024

Solider Detektiv-Thriller

Bis in alle Endlichkeit
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«Fünf Winter» hatte mich damals schon auf James Kestrels aufmerksam gemacht. Sein neuster Thriller überzeugt zudem mit solider Detektivarbeit, zunehmender Spannung, Unvorhersehbarkeit und Charakteren mit ...

«Fünf Winter» hatte mich damals schon auf James Kestrels aufmerksam gemacht. Sein neuster Thriller überzeugt zudem mit solider Detektivarbeit, zunehmender Spannung, Unvorhersehbarkeit und Charakteren mit Potenzial.
San Francisco 2019: Einzelgänger und Privatdetektiv Lee Crowe gerät in eine Verschwörung als er, als erster am Tatort, die Leiche von Claire Gravesend fotografiert. Ihre reiche und einflussreiche Mutter Olivia Gravesend beauftragt Crowe schließlich mit dem Fall, bei dem er selbst ins Kreuzfeuer gerät. Der Einstieg gibt detailreiche Einblicke in das Leben eines Privatdetektivs. Es braucht seine Zeit, bis die Handlung über den Klappentext hinausgeht. Das macht diesen Thriller nicht durchgehend spannend oder mitreißend, aber wenn es spannend wird, dann bleibt man gerne dran, zumal man mit überraschenden Wendungen belohnt wird. Diese Lesemomente mehren sich schließlich und ich schätze vor allem die konsequente Perspektive von Lee Crowe und seine sachliche Herangehensweise. Das Ende ist klasse und es könnte sich sogar eine Fortsetzung ankündigen, wie es scheint. Ich würde sie lesen. Mein Fazit: Nicht so herausragend wie «Fünf Winter», aber ein lesenswerter Thriller im Noir-Stil.