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Veröffentlicht am 20.12.2024

Hörbuch mit Atmosphäre, jedoch wenig Überraschung

Angsttraum
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Mit Angsttraum liefert Carolin Hagebölling einen psychologisch spannenden Krimi, der die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen lässt. Die 1980 in Bochum geborene Autorin hat nach einem Studium ...

Mit Angsttraum liefert Carolin Hagebölling einen psychologisch spannenden Krimi, der die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen lässt. Die 1980 in Bochum geborene Autorin hat nach einem Studium der Kulturwissenschaften und einer Karriere als Werbetexterin ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckt. Ihr Debütroman Der Brief markierte den Beginn einer literarischen Laufbahn, die sich durch überraschende Wendungen und psychologische Tiefe auszeichnet.

Worum geht's genau?

Marla wird von düsteren Albträumen geplagt: Sie wird verfolgt, stürzt – und wacht plötzlich auf. Doch die Bedrohung fühlt sich beängstigend real an, und weder ihr Verlobter noch ihre Freund:innen können ihr helfen. Auf Anraten einer Psychotherapeutin unterzieht sie sich einer neuronalen Traumanalyse, bei der mittels künstlicher Intelligenz Traumsequenzen sichtbar gemacht werden. Die dabei erzeugten Bilder legen nahe, dass die Gefahr nicht bloß in Marlas Kopf existiert. Plötzlich steht sie vor der Frage, wer es wirklich auf sie abgesehen hat – und wem sie überhaupt noch vertrauen kann.

Meine Meinung

"Angsttraum" durfte ich als Rezensionsexemplar in Form eines Hörbuchs „lesen“. Ich war sehr neugierig auf die Autorin, da ich bisher noch nichts von ihr gelesen hab und sie nicht kannte. Die Sprecherin hat mit ihrer angenehmen Stimme zur Atmosphäre beigetragen, doch ich hätte mir mehr stimmliche Variationen gewünscht, um die Charaktere besser abzugrenzen.

Der Schreibstil von Carolin Hagebölling hat mir gut gefallen: nicht zu blumig und genau richtig für einen Krimi. Die Handlung entfaltet sich auf zwei Ebenen – der Jetzt-Zeit und Tagebucheinträgen – was der Erzählung eine zusätzliche Dimension gibt. Leider konnte mich die Geschichte nicht vollständig fesseln. Zwar war der Anfang spannend, aber der Plot entwickelte sich recht vorhersehbar. Schon früh hatte ich eine klare Vermutung, wer hinter den Geschehnissen steckte, und auch die Autor:innenenschaft der Tagebucheinträge war schnell zu durchschauen.

Ein weiterer Schwachpunkt waren einige unrealistische Dialoge und Handlungen, die mich aus der Geschichte herausgerissen haben. Besonders das Ende ließ viele Fragen unbeantwortet, was ich bei einem Krimi als unbefriedigend empfand. Dennoch war das Buch ein kurzweiliger Zeitvertreib, den ich gerne zwischendurch gehört habe – auch wenn es kein Buch ist, das ich erneut hören müsste.

Fazit

Angsttraum überzeugt durch einen klaren Schreibstil und eine interessante Erzählstruktur, bleibt aber inhaltlich hinter den Erwartungen zurück. Trotz guter Ansätze und einem spannenden Grundthema fehlte es an Überraschungsmomenten und einem runden Abschluss. Für Fans leichter Krimiunterhaltung durchaus empfehlenswert, aber nicht unbedingt ein Muss. 3 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 08.12.2024

Küstenflair und Krimi – gut, aber ausbaufähig

NordOstAngst (Flensburg-Krimi)
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Nele Bruun entführt in ihrem neuesten Krimi die Leser:innen in den hohen Norden, wo düstere Geheimnisse und alte Verbrechen aufgedeckt werden. Die Autorin, die ihre Liebe zur Küste schon früh entdeckte, ...

Nele Bruun entführt in ihrem neuesten Krimi die Leser:innen in den hohen Norden, wo düstere Geheimnisse und alte Verbrechen aufgedeckt werden. Die Autorin, die ihre Liebe zur Küste schon früh entdeckte, lebt mittlerweile als echtes Nordlicht in einem kleinen Haus am Deich. Mit ihrer psychologischen Expertise und einem Faible für atmosphärische Dichte schafft sie es, spannende Geschichten in Küstenregionen zu verankern.

Worum geht’s genau?

Während der Renovierung des Flensburger Stadttheaters wird das Skelett einer seit fast vier Jahrzehnten vermissten Dänin entdeckt. Die Kommissare Anne Anders und Hendryk Larsson übernehmen den mysteriösen Fall, der immer weitere Kreise zieht. Als zwei wichtige Zeugen kurz darauf ermordet werden, wird klar: Der Täter ist noch aktiv und bereit, alles zu tun, um die Wahrheit zu verbergen. Die Ermittlungen führen das Duo durch Flensburg und Kopenhagen, wo sie einer grausamen Wahrheit immer näher kommen.

Meine Meinung

"NordOstAngst" punktet mit einem leicht zugänglichen Schreibstil, der einen schnellen Einstieg in die Handlung ermöglicht. Besonders positiv fiel auf, dass zu Beginn nicht zu viele Charaktere eingeführt wurden, wodurch der Überblick gewahrt blieb. Gleichzeitig fehlte es an Beschreibungen der Hauptcharaktere – weder Anne noch Hendryk (die Hauptcharaktere) werden äußerlich beschrieben, was es schwer macht, ein klares Bild von ihnen zu entwickeln. Sollte ich das überlesen haben - bitte melden!

Die Nebenfiguren wie Opa Nissen oder Herma hingegen wurden sehr liebevoll gestaltet. Ihr nordischer Charme und Eigenheiten wie Dialekte oder Eigenarten ließen sie lebendig wirken, auch wenn der Dialekt von Opa Nissen gelegentlich schwer verständlich war.

Im Verlauf der Handlung greift der Krimi interessante Themen wie "dentaler Fingerabdruck" und "Arsen als Erbschaftspulver" auf, was den Lesenden spannende Einblicke in forensische Methoden bietet. Auch kulturelle Einblicke, etwa über Dänemark oder alte gesellschaftliche Strukturen, bereicherten die Geschichte.

Kritisch sehe ich jedoch die stereotype Liebesgeschichte zwischen den beiden Ermittler:innen, die sehr klischeehaft und vorhersehbar wirkte. Zwar hielt sie sich im Hintergrund, doch gerade in einem Krimi hätte ich darauf verzichten können, weil schon 100x gelesen. Auch einige Szenen – etwa die dramatische Konfrontation am Ende – wirkten überzogen und wenig realistisch.

Ein weiterer Punkt, der mir negativ auffiel, ist die fehlende gendersensible Sprache - mir persönlich ganz wichtig. In der heutigen Zeit erwarte ich von Büchern (vor allem wenn sie in der heutigen Zeit spielen), dass sie auch sprachlich möglichst inklusiv sind, da es grad auch in dem Bereich schon viele Forschungen gibt die belegen, dass mit gemeint nicht mitgedacht bedeutet.

Positiv hervorzuheben sind hingegen die emotionalen Momente, wie Hendryks sensible Reaktion auf den Umgang mit den trauernden Eltern oder seine Reflektion über eigene Unsicherheiten. Diese menschlichen Facetten verliehen dem Buch Tiefe.

Fazit

"NordOstAngst" ist ein unterhaltsamer Krimi mit einer soliden Handlung, der jedoch in einigen Aspekten hinter meinen Erwartungen zurückblieb. Die Mischung aus spannendem Setting, authentischen Nebenfiguren und lehrreichen Momenten macht ihn lesenswert, während klischeehafte Elemente und einige Unstimmigkeiten das Gesamtbild trüben. Ein netter Krimi für zwischendurch, der jedoch für mich im Vergleich zu anderen gelesenen Krimis kein Highlight des Genres darstellt. 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Stürmische Ermittlungen mit einem Hauch von Frust

Der Sturm: Verachtet
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„Der Sturm: Verachtet“ ist der fünfte Band der Engelhardt-und-Krieger-Reihe und der mittlere Band der Sturm-Triologie. Karen Sander, ein Pseudonym der deutschen Autorin Sabine Klewe, hat sich auf hochkarätige ...

„Der Sturm: Verachtet“ ist der fünfte Band der Engelhardt-und-Krieger-Reihe und der mittlere Band der Sturm-Triologie. Karen Sander, ein Pseudonym der deutschen Autorin Sabine Klewe, hat sich auf hochkarätige Thriller spezialisiert. Sie ist bekannt für ihre atmosphärische und temporeiche Erzählweise sowie ihre Fähigkeit, vielschichtige Figuren mit Ecken und Kanten zu erschaffen.

Worum geht’s genau?

Nach einer Sturmflut auf dem Darß werden zwei Skelette freigelegt. Während Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt und die Kryptologin Mascha Krieger einen alten Fall lösen, bleibt die Identität der Toten zunächst ungeklärt. Ein Ring führt schließlich zur Identifikation einer Frau, die vor Jahren angeblich in die USA auswanderte. Doch die Ermittlungen geraten ins Stocken, als ihr Ehemann spurlos verschwindet. Parallel dazu kämpft das Ermittlerduo mit einem weiteren Fall, in dem ein gefährlicher Stalker sein Unwesen treibt. Mascha gelingt es schließlich, die Dateien auf einer mysteriösen CD zu entschlüsseln – und plötzlich nehmen beide Fälle eine völlig neue Wendung.

Meine Meinung

Ich hab das Buch als Hörbuch "gelesen". Da ich weder die Autorin noch die Engelhardt-und-Krieger-Reihe kannte, war ich neugierig, ob der Einstieg mit dem fünften Band gelingt. Tatsächlich kommt man gut und schnell in die Geschichte hinein, was sowohl der klaren Erzählweise als auch den kurzen Rückblicken zu verdanken ist. Dennoch hatte ich oft das Gefühl, dass mir das Verständnis für einige Zusammenhänge fehlte – vermutlich, weil ich die vorherigen Bände nicht kenne.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was mir gut gefallen hat, da es den Charakteren mehr Tiefe verleiht und die Handlung dynamisch gestaltet. Besonders spannend fand ich die schnellen Szenenwechsel und die verschiedenen Schauplätze, die die Ermittlungen lebendig halten, auch wenn sie in manchen Momenten etwas vor sich hin dümpeln.

Allerdings empfand ich die Vielzahl an Handlungssträngen als etwas überladen. Neben den Ermittlungen zu den Skeletten auf dem Darß spielt auch ein Stalker-Fall eine wichtige Rolle. Zwar sorgen beide Stränge für Spannung und Tempo, doch hätte ich mir eine klarere Fokussierung gewünscht. Gerade, weil einer der Fälle gegen Ende nicht vollständig aufgeklärt wird, hinterlässt das Hörbuch einige offene Fragen, die mich etwas unbefriedigt zurückgelassen haben. Für eine Reihe mag das üblich sein, aber ich persönlich bevorzuge in sich abgeschlossene Bände.

Das Hörbuch wird durch die Wahl des Sprechers, Oliver Siebeck aufgewertet. Seine klare Stimme und die Fähigkeit, unterschiedliche Charaktere stimmlich zu differenzieren, tragen maßgeblich zur Atmosphäre bei. Trotzdem konnte das nicht ganz über meine Frustration hinweghelfen, dass einige Aspekte des Falls unaufgelöst bleiben.

Fazit

„Der Sturm: Verachtet“ ist ein spannender Thriller mit vielen Wendungen, der besonders durch seine atmosphärische Dichte und die wechselnden Perspektiven punktet. Die Vielzahl an Handlungssträngen und das offene Ende haben mir jedoch etwas von der Freude genommen. Für Fans der Reihe sicherlich ein weiteres Highlight, für Neueinsteiger aber stellenweise schwer greifbar. 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Bücher, die Leben verändern – ein Porträtband mit Potenzial

Über Lebensbücher
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"Über Lebensbücher" ist eine Sammlung von Porträts, in denen 17 Frauen über die Literatur sprechen, die ihr Leben geprägt und in schwierigen Zeiten begleitet hat. Die Autorin Uschi Korda, Journalistin ...

"Über Lebensbücher" ist eine Sammlung von Porträts, in denen 17 Frauen über die Literatur sprechen, die ihr Leben geprägt und in schwierigen Zeiten begleitet hat. Die Autorin Uschi Korda, Journalistin und ehemalige Chefredakteurin von Servus in Stadt & Land, ist bekannt für ihre vielseitigen Reportagen und Interviews. In diesem Buch beleuchtet sie die transformative Kraft von Büchern durch die Perspektive unterschiedlicher Frauen, die sie befragt hat.

Worum geht's genau?

Das Buch widmet sich der Frage, welche Bücher Frauen in entscheidenden Momenten ihres Lebens geholfen haben. Die porträtierten Frauen, darunter Schauspielerinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Buchhändlerinnen, teilen ihre persönlichen Erfahrungen mit Literatur, die sie inspiriert oder unterstützt hat. Dabei geht es um Bücher, die in Krisen Mut machten, bei wichtigen Entscheidungen halfen oder die Sicht auf die Welt nachhaltig veränderten. Der Fokus liegt auf der individuellen Verbindung zwischen Leser:innen und Werk, untermalt von einem klar erkennbaren Bezug zur österreichischen Kultur- und Literaturszene.

Meine Meinung

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und war zunächst von der grafischen Gestaltung begeistert. Es ist optisch ansprechend und lädt dazu ein, sich mit den Lebens- und Leseerfahrungen der porträtierten Frauen auseinanderzusetzen. Besonders gefallen hat mir die Vielfalt der Frauen – und meine Highlights waren die Texte rund um die Museumsdirektorin Barbara Staudinger und die Schauspielerin Proschat Madani. Hier zeigt sich die Stärke des Buches: Es bietet Einblicke in sehr unterschiedliche Lebenswelten und Erfahrungen.

Allerdings blieb das Buch für meinen Geschmack inhaltlich oft zu oberflächlich. Viele der porträtierten Frauen und ihre „Überlebensbücher“ konnte ich nach dem Lesen kaum in Erinnerung behalten, da die Texte oft nur an der Oberfläche kratzten und auch in der Menge untergehen. Stattdessen hätte ich es bevorzugt, weniger Frauen ausführlicher vorzustellen, um tiefere Einblicke in ihre Persönlichkeiten und die Bedeutung der besprochenen Bücher zu gewinnen.

Auch ein einleitendes Kapitel zur Idee hinter der Textreihe hätte dem Buch gutgetan. Es fehlte eine klare Erklärung der Motivation und Zielsetzung, was den Einstieg etwas holprig machte. Zudem war der starke Österreich-Bezug spürbar: Wiederholt wird auf die Werke von Ingeborg Bachmann verwiesen, die in mindestens drei Kapiteln als prägend erwähnt wird.

Der Schreibstil von Uschi Korda überzeugt jedoch durchweg. Ihre Tonalität ist zugänglich und elegant, was das Lesen angenehm macht. Wer sich für die Verbindung von Frauen, Literatur und Lebensgeschichten interessiert, könnte an diesem Buch Freude finden. Besonders empfehlenswert ist es für Leser:innen, die bereits eine Affinität zur österreichischen (Frauen-)Literaturszene haben. Wem das Buch gefallen hat, dem würde ich auch "Unter Frauen. Geschichten vom Lesen und Verehren" ans Herz legen.

Fazit

"Über Lebensbücher" ist ein optisch und stilistisch gelungenes Buch, das interessante Ansätze bietet, aber inhaltlich oft an der Oberfläche bleibt. Mit einem stärkeren Fokus auf die Tiefe der Porträts hätte es deutlich mehr Potenzial entfalten können. Dennoch ist es ein schönes Werk für zwischendurch, das literarische Inspiration liefert. 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Okaye Buch...Gefühlvoll, doch langatmig

Okaye Tage
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"Aber selbst wenn es uns jetzt mies gehts", sagt er, "verbringe ich lieber noch zwei miese Tage mit dir als zwei okaye Tage ohne dich." (Buchzitat - Seite 87)
Jenny Mustards Debütroman "Okaye Tage" erzählt ...

"Aber selbst wenn es uns jetzt mies gehts", sagt er, "verbringe ich lieber noch zwei miese Tage mit dir als zwei okaye Tage ohne dich." (Buchzitat - Seite 87)
Jenny Mustards Debütroman "Okaye Tage" erzählt von der Liebe zwischen zwei jungen Menschen, die sich im Sommer in London begegnen und zusammenfinden – wohlwissend, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt ist. Mustard, gebürtige Schwedin und bekannt als Social-Media-Influencerin mit über 600.000 Followern, lebt heute in London und erreicht mit ihrem kreativen Stil ein breites Publikum. Ihr erster Roman setzt ihre Stärken in Szene und behandelt dabei Themen wie Liebe, Verlustängste und den unvermeidlichen Abschied auf eine lebendige und direkte Weise.

Worum geht's?

Die Schwedin Sam zieht für ein Praktikum nach London und lernt dort auf einer Party Luc kennen, der nach dem Studium noch nicht genau weiß, wohin sein Weg führen soll. Trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten und Lebensentwürfe verlieben sich die beiden und erleben gemeinsam eine intensive, wenn auch flüchtige Romanze. Die Geschichte wird abwechselnd aus Sams und Lucs Perspektive erzählt, und der Leser begleitet sie durch die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung – von Momenten der Euphorie und des Glücks bis hin zu Unsicherheiten und schwierigen Entscheidungen. Die Beziehung wird mit allen dazugehörigen Herausforderungen geschildert, was der Geschichte eine besondere Unmittelbarkeit verleiht.

Meine Meinung

Okaye Tage ist mir schon oft begegnet, aber die Leseprobe konnte mich zunächst nicht vollständig überzeugen. Trotzdem habe ich es gewagt, und ich muss sagen: Der Schreibstil ist auf jeden Fall toll und sehr zugänglich. Jenny Mustard schafft es sehr gut, die erste Verliebtheit von Sam und Luc mit allen Unsicherheiten und Emotionen lebendig darzustellen und einzufangen. Die Geschichte berührt einige tiefgründige Themen wie Familie, Identität, Trauer, die Quarterlife-Crisis und Heimat, wodurch sich das Buch als ein gefühlvolles Porträt zweier junger Menschen in einer turbulenten Lebensphase liest. Besonders gefallen hat mir die Darstellung von Lucs Beziehung zu seinem Vater, die sehr emotional und ergreifend ist, genauso wie Sams Beziehung zu ihrer Familie.

Allerdings hatte ich auch einige Kritikpunkte. Mit 366 Seiten ist der Roman für das, was tatsächlich passiert, recht umfangreich. Anfangs war ich noch begeistert, aber nach einer Weile zog sich die Handlung dann doch ziemlich in die Länge. Was mich persönlich ebenfalls gestört hat, war die Verarbeitung eines zentralen Ereignisses ab ca. der Mitte des Buchse (um Spoiler zu vermeiden, bleibt es unbenannt), bei dem ich Sams Handeln nicht nachvollziehen konnte. Auch die ungewöhnliche Groß- und Kleinschreibung in indirekten Zitaten ohne irgendwelche sonstige Kennzeichnung (kursive Schreibweise oder so) hat mich häufig irritiert und wirkte auf mich eher störend als stilistisch besonders wie bspw. hier: "Willst du noch in den Laden?«, frage ich. Klar sagt er und steht auf, fischt in der Tasche nach seinem Geldbeutel. Ich sage Das Essen geht auf mich, als könnte ich mir mit dem Bibimbap eine gemeinsame Nacht erkaufen. "Sicher?", fragt er. Ich zahle. (Seite 19)

Darüber hinaus wird das Wort „okay“ auffällig oft verwendet – tatsächlich taucht es gefühlt auf jeder dritten Seite auf. Auch wenn das zum Titel passt, hätte ich mir hier etwas mehr sprachliche Abwechslung gewünscht. Die Erzählweise aus beiden Perspektiven von Sam und Luc hat mir grundsätzlich gut gefallen, doch die Gliederung des Buches in nur zwei große Teile fand ich nicht wirklich nachvollziehbar. Anstelle von zwei Abschnitten hätte ich es sinnvoller gefunden, die Handlung in mehrere Teile zu gliedern. Das hätte auch gut zur Storyline gepasst. Die Kapitel selbst waren aber angenehm lang, sodass man zügig durch die Geschichte kommt.

Ein Pluspunkt ist das Gendern. Anfangs hatte ich auch Sorge, die Vielzahl der eingeführten Charaktere nicht alle behalten zu können, doch glücklicherweise blieb es bei diesen wenigen, sodass man sich gut in der Geschichte zurechtfindet.

Fazit

Okaye Tage ist ein gut geschriebener, gefühlvoller Roman mit interessanten Einblicken in die Beziehung zweier junger Menschen, deren unterschiedliche Lebenswege auf die Probe gestellt werden. Die Geschichte bietet einen spannenden Mix aus Liebe, familiären Beziehungen und persönlichen Herausforderungen, wird jedoch an manchen Stellen etwas langatmig. Insgesamt 3 von 5 Sternen.

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