Prag in Touristenhand
WintersterneNaja, das ist es eigentlich immer, aber diesmal wird Prag aus der Sicht englischer Touristen, korrekter: Touristinnen geschildert. Hope und Megan, beide mit Männern, mit denen sie unterschiedliche Beziehungen ...
Naja, das ist es eigentlich immer, aber diesmal wird Prag aus der Sicht englischer Touristen, korrekter: Touristinnen geschildert. Hope und Megan, beide mit Männern, mit denen sie unterschiedliche Beziehungen verbinden, unterwegs, treffen im Hotel die junge Sophie, die irgendwie nicht von dieser Welt zu sein scheint. Allerdings ist sie die einzige, die Prag wie ihre Westentasche kennt.
Nicht nur die Frauen, sondern auch ihre Mitreisenden Charlie und Ollie spielen eine Rolle und ich habe mehrfach gedacht: denen würde ich als Touristen nicht gern begegnen. Alkohol spielt bei den meisten Stadtbummeln dieser Briten eine sehr große Rolle, so dass meine diesbezüglichen Vorurteile durchaus bestätigt werden, ist dieses Buch doch von einer Britin geschrieben, die es wissen muss!
Nun, in diesem Roman erleben wir ein großes Auf und Ab mit durchaus charmanten Protagonisten (na gut, teilweise mit ein paar Abstrichen, was aber gar nicht stört), die eine sehr realistische Version typisch britischer Touristen verkörpern und dem Leser den Reiseklassiker Prag auf eben diese Weise rüberbringen. Von Prag bekommt man nicht allzuviel mit. Wohlgemerkt, es werden zwar viele Orte und Stätten erwähnt, aber es geschieht eher im Sinne von Abhaken, eine wahre Atmosphäre entsteht nicht.
Es werden schon sehr viele Klischees rübergebracht, muss ich sagen. Insgesamt ist dies aber eine nette Geschichte mit sympathischen Figuren, die alle ein ordentliches Päckchen zu tragen haben, wie sich nach und nach herausstellt. Wie so oft in der Realität sollte man mit diesen Typen ein bisschen Zeit verbringen, um festzustellen, dass sie einem beim Lesen doch so ziemlich ans Herz gewachsen sind.
Ja, ich muss gestehen, dass ich bei diesem Buch hin und her geworfen bin, was ein endgültiges Urteil angeht. Einerseits war es sehr klischeehaft, andererseits gab es durchaus atmosphärische Momente und grundlegende Überlegungen und vor allem: tolle Protagonisten. Insgesamt also doch ein positives Urteil, zumal die Autorin Isabelle Broom mich bis zur letzten Seite zu fesseln vermag.
Auf jeden Fall etwas für den Urlaubskoffer, wobei Pragreisende eher enttäuscht sein dürften. Aber als warmherzige Urlaubslektüre für den Liegestuhl in welcher Ecke der Welt auch immer ist das Buch sehr passend.