Profilbild von Krimine

Krimine

Lesejury Star
offline

Krimine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krimine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2017

Ein abwechslungsreicher, sehr komplexer und mit vielen Details angereicherter Lincoln-Rhyme-Thriller

Der talentierte Mörder
0

Als Amelia Sachs in einem New Yorker Einkaufszentrum einen Mörder verfolgt, ist sie sich sicher, dass er schon bald hinter Schloss und Riegel sitzt. Doch anstatt ihn in der Starbucks-Filiale zu stellen, ...

Als Amelia Sachs in einem New Yorker Einkaufszentrum einen Mörder verfolgt, ist sie sich sicher, dass er schon bald hinter Schloss und Riegel sitzt. Doch anstatt ihn in der Starbucks-Filiale zu stellen, wird sie durch die gellenden Schreie eines Mannes abgelenkt, der in den Antriebsschacht einer Rolltreppe gefallen ist. Ohne zu zögern, hilft sie ihm, während der flüchtende Mörder entkommen kann. Lange dauert es nicht, bis Amelia Sachs gemeinsam mit ihrem Partner Lincoln Rhyme erkennt, dass der vermeintliche Unfall ein Mordanschlag war und dessen Verursacher sich mit todbringender Sicherheit in die Steuerungssysteme von Anlagen und Maschinen hackt.

"Der talentierte Mörder" ist ein spannender und sehr komplexer Thriller, der nicht nur die Ermittler mit ungeahnten Wendungen in Atem hält, sondern auch seine Leser. Denn während Amelia Sachs gemeinsam mit Lincoln Rhyme und seiner neuen Praktikantin den Spuren eines intelligenten Mörders folgt, hat er ebenfalls ordentlich zu tun, um dessen Rachepläne zu durchschauen. Dabei wird er regelmäßig mit neuen Informationen gefüttert, ist dabei, wenn Tatorte besichtigt werden oder es während der zwangsläufig entstehenden Verfolgungsjagden ordentlich zur Sache geht. Doch nicht nur das. Seine Aufmerksamkeit ist genauso gefragt, wenn Sachverhalte bis ins kleinste Detail erörtert werden oder Diskussionen einfach kein Ende nehmen. Hier hätte Jeffery Deaver besser daran getan, einige Dinge abzukürzen, um die Geduld aller Beteiligter nicht so arg zu strapazieren.

Gewohnt flüssig geschrieben und gut recherchiert weiß auch dieser Fall mit einem gut durchdachten Plot und interessanten Einblicken in das Privatleben seiner Figuren zu überzeugen. Da ist zum einem Detective Amelia Sachs, die sich diesmal den Avancen ihres Exfreundes Nick stellen muss, der aus dem Gefängnis entlassen wurde. Zum anderen lernt der Leser mit Juliette Archer eine hochintelligente junge Frau kennen, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt und Licolm mit ihren Schlussfolgerungen zu überraschen versteht. Und dann sind da noch Ron Pularski als Partner von Amelia Sachs, der im Alleingang Ermittlungen in der Drogenszene anstellt, der Mörder selbst, dessen Gedanken und Handlungsansätze verfolgt werden können und nicht zu vergessen Lincoln Rhyme, welcher plötzlich nicht mehr beim NYPD tätig ist, sondern freiberuflich als Dozent sein Dasein fristet. Allerdings hindert ihn seine neue Tätigkeit nicht daran, bei Amelias Ermittlungen ordentlich mitzumischen.

Fazit:
"Der talentierte Mörder" ist ein Thriller, der erst in Fahrt kommen muss, dann aber mit einem rasanten und abwechslungsreichen Fall zu fesseln versteht. Allerdings sollte sich der Leser im Klaren darüber sein, dass sich die Detailverliebtheit von Jeffery Deaver in seinen Büchern niederschlägt.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Ein dramatisches Hörbuch mit einem spannenden Verlauf und einem überraschenden Ende

Die Schwester
0

Die 2 Jahre alte Samantha Shipley wird in einem mexikanischen Luxusresort aus ihrem Bettchen entführt, als ihre Eltern nur wenige Meter entfernt in einem Restaurant essen sind. Eine Tragödie, die ihre ...

Die 2 Jahre alte Samantha Shipley wird in einem mexikanischen Luxusresort aus ihrem Bettchen entführt, als ihre Eltern nur wenige Meter entfernt in einem Restaurant essen sind. Eine Tragödie, die ihre Ehe zerbrechen lässt und ihnen enorme Schuldgefühle beschert. 15 Jahre danach erhält Samanthas Mutter einen Anruf von einer jungen Frau, die behauptet, ihre verschwundene Tochter zu sein. Mit gemischten Gefühlen lässt sie sich auf einen Gentest ein und muss erfahren, dass die Wahrheit genauso traumatisch ist, wie der erlittene Verlust.

"Die Schwester" ist ein spannendes Höbuch, das eindeutige Parallelen zu dem Fall der kleinen Maddie aufweist, die im Mai 2007 aus einer Ferienwohnung in Portugal verschwunden ist. Vor allem die Anschuldigungen und jahrelangen Hetzkampanien gegen ihre Eltern, werden auch in Joy Fieldings Roman zu einem zentralen Thema gemacht und zeigen auf, wie traumatisch ebensolche Erlebnisse für die Eltern und die Geschwister der verschwundenen Kinder sind. So gelingt es Joy Fielding wunderbar die zweifelnden Gefühle und gegenseitigen Vorwürfe der Angehörigen darzustellen, die sich an dem ihnen angetanen Verbrechen schuldig fühlen.

Gewohnt flüssig, mit lebendigen Dialogen und interessanten Figurenkonstellationen geht Joy Fielding dazu vor und versteht es mit immer wieder neuen Aspekten und unerwarteten Vorkommnissen Spannung in die Handlung zu bringen. Dabei wechseln sich gegenwärtige und vergangene Ereignisse miteinander ab und lassen den Hörer die Zeit vor und nach der Entführung erleben. Dass es hierbei nicht immer nervenaufreibend zugeht, ist wohl klar. Und doch versteht es das Hörbuch, vor allem auf emotionaler Ebene zu fesseln. Auch erlangt die in der 3. Person erzählenden Mutter Carolin nicht unbedingt die Sympathie des Hörers, viel zu zwiegespalten und naiv wird sie hier dargestellt. Doch die Aufarbeitung ihres erlebten Traumas ist auf jeden Fall hörenswert.

Fazit:
Ein dramatisches Hörbuch mit einem spannenden Verlauf und einem überraschenden Ende, das unterhaltsame und bewegende Momente beschert und von Petra Schmidt-Schaller mit einem untrüglichen Gespür für die Gefühlswelt der Figuren gelesen worden ist

Veröffentlicht am 19.11.2017

Surreal und spannend

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
0

Im schneebedeckten Kanada ist eine namenlose Frau mit ihrem Freund Jack im Auto unterwegs, um dessen Eltern kennenzulernen. Schnell entwickelt sich ein Gespräch, das sich um ganz alltägliche Dinge und ...

Im schneebedeckten Kanada ist eine namenlose Frau mit ihrem Freund Jack im Auto unterwegs, um dessen Eltern kennenzulernen. Schnell entwickelt sich ein Gespräch, das sich um ganz alltägliche Dinge und ihre junge Beziehung dreht. Und während am Anfang zwischen ihnen noch alles in Ordnung ist, schleicht sich ganz allmählich eine nicht zu erklärende Beklemmung ein, die die anheimelnde Atmosphäre kippen lässt. Denn nicht nur Jack weicht persönlichen Fragen seiner Freundin immer wieder aus. Auch die Frau nennt keinen Grund, warum sie ihrem Freund nichts von den eingehenden Handyanrufen eines unbekannten Stalker erzählt. Eine merkwürdige Situation, die immer seltsamer wird. Und schon bald erhärtet sich der Verdacht, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.

Aufgebaut wie ein Selbstgespräch, mit undurchsichtigen Andeutungen und Nachrichten von einem fremden Anrufer versehen, versteht es der Thriller auf surrealer Ebene gut zu unterhalten. Zwar passiert am Anfang nicht viel, da der Leser während der Fahrt in eine abgelegene Gegend erst einmal allerhand über die beiden Hauptfiguren, ihren Charakter und das Ziel ihrer Fahrt erfährt. Doch plötzlich unterbricht ein kurzes Kapitel das bis dahin ruhige Geschehen und es wird aus dritter Hand berichtet, dass etwas Schreckliches vorgefallen ist. Von nun an erscheinen die im Auto geführten Gespräche in einem völlig neuen Licht und das was, zunächst wie ein belangloses Geplänkel zwischen einem sich nicht besonders gut kennenden Pärchen anmutet, entpuppt sich als Vorbote einer grausamen Tat.

Iain Reid versteht es mit beiläufigen Bemerkungen, abgebrochenen Sätzen und bruchstückhaften Tatsachen eine Geschichte zu erzählen, die den Leser lange Zeit in die Irre führt. Dabei spielt er gekonnt mit dessen Neugier, lässt ihn wie ein Voyeur in fremde Leben schauen und sorgt dafür, dass er eigene Vermutungen anstellt. Und das alles, ohne zu merken, dass einem Trugbild erlegen ist. Denn erst ganz zum Schluss wird ihm klar, wie die undurchsichtigen Ereignisse zusammenhängen und warum sich das Pärchen im Auto so seltsam verhalten hat. Ein geschickt inszeniertes Psychospiel, das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Vorliebe aller Leser trifft, aber die, die den mit Horrorelementen gemischten Nervenkitzel mögen, werden mit diesem Buch spannende Lesestunden haben.

Fazit:
Eine Empfehlung für Horror- und Thrillerfans, die surreale Geschichten mögen.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Ein kurzweiliges Häppchen für Romantik-Thriller-Fans

Im Sturm der Erinnerung
0

An einem scheußlichen Regentag ist der Antiquitätenladen von Laine Travish gut besucht. Deshalb bleibt der jungen Inhaberin wenig Zeit auf einen alten Mann zu achten, der mit einem Regenschirm in der Hand ...

An einem scheußlichen Regentag ist der Antiquitätenladen von Laine Travish gut besucht. Deshalb bleibt der jungen Inhaberin wenig Zeit auf einen alten Mann zu achten, der mit einem Regenschirm in der Hand um ihre Aufmerksamkeit ringt. Nur die Bitte ihn später anzurufen gesteht sie ihm zu, bevor sie sich um die nächsten Kunden kümmert. Doch nur kurze Zeit später ist der Mann tot und Laine muss erkennen, dass der von einem Auto angefahrene Fremde der beste Freund ihres Vaters ist. Von nun an häufen sich die Probleme für Laine, die als Tochter eines Betrügers aufgewachsen ist und plötzlich im Visier eines Killers steht. Zum Glück aber scheint nicht nur er interessiert an den bei ihr vermuteten Diamanten zu sein, sondern auch ein gut aussehender Detektiv, in den sich Laine Hals über Kopf verliebt.

"Im Sturm der Erinnerung" ist einer von zwei Romanen, der bereits im Janura 2006 in dem Doppelband "Ein gefährliches Geschenk" erschienen ist. In ihm werden die Ereignisse kurz nach einem Diamantenraub erzählt, während der zweite Roman dazu dient, dieses Verbrechen fast sechs Jahrzehnte später aufzuklären. Doch zunächst einmal hat Nora Roberts mit ihrer Geschichte um die achtundzwanzigjährige Laine und um den großen Coup ihres Vaters einen gewohnt kurzweiligen Romantik-Thriller verfasst, der mit spannenden und feinfühligen Elementen gut funktioniert. Zwar bemüht sie auch hier wieder die gängigen Klischees. Doch die Leser dieses Genres werden auch kaum etwas anderes erwarten.

Die beiden Hauptfiguren, die Antiquitätenhändlerin Laine und der Privatdetektiv Max, werden sympathisch und mit kleineren Mängeln dargestellt, während der auftauchende Killer und seine Handlanger den Part des Bösen übernehmen. Doch bevor es bezüglich der Diamanten und ihrem Besitzanspruch ordentlich zur Sache geht, finden sich Laine und Max erst einmal eng aneinandergeschmiegt im Hotelbett wieder. Eine kontinuierlich voranschreitende Handlung, nette Dialoge und ein flüssiger Schreibstil runden das Ganze gekonnt ab und lassen den Leser einige turbulente Momente erleben und einen Schluss, der als Beginn für einen neuen Fall mit Lieutenant Eve Dallas gut geeignet ist.

Fazit:
Kurzweilige Unterhaltung für Zwischendurch und ein angenehmes Häppchen für alle Romantik-Thriller-Fans.

Veröffentlicht am 07.11.2017

Ein raffiniert gestrickter Kriminalroman, der durch seinen zu komplex angelegten Plot Spannung einbüßt

Die Entscheidung
0

Anstatt mit seinen Kindern ein ruhiges Weihnachtsfest in Südfrankreich zu verbringen, reist der aus Hamburg stammende Simon alleine in die Provence. Dort trifft er während eines Strandspazierganges auf ...

Anstatt mit seinen Kindern ein ruhiges Weihnachtsfest in Südfrankreich zu verbringen, reist der aus Hamburg stammende Simon alleine in die Provence. Dort trifft er während eines Strandspazierganges auf eine verwahrloste Frau, die ihn um Hilfe bittet. Simon, der sich viel zu oft von seinen Mitmenschen ausnutzen lässt, geht auf das verzweifelte Flehen der jungen Französin ein und nimmt sie, ohne über die Folgen seines Tuns nachzudenken, in das Ferienhaus seines Vaters mit. Und schon bald wird er mit den Machenschaften einer Verbrecherbande konfrontiert, die über Leichen geht.

"Die Entscheidung" ist ein sehr komplexer und vielschichtiger Kriminalroman, der seinen Hörer einiges abverlangt. Denn bereits von Beginn an wird er mit mehreren Handlungssträngen und einer Vielzahl an Figuren konfrontiert, deren Zusammenhänge er erst einmal erkennen muss. Deshalb ist es wichtig, von der ersten Minute an genau zuzuhören, um die Ereignisse, die in verschiedenen Ländern angesiedelt sind, auch wirklich zu durchschauen. Doch nicht nur der an manchen Stellen viel zu überladene Plot sorgt dafür, dass die Spannung nur auf einem mittleren Level bleibt. Auch die oftmals zu ausufernden Details haben einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran.

Dafür aber überzeugen die Figuren mit einer von Charlotte Link gewohnt dargestellten Glaubwürdigkeit, sodass der Hörer, wenn er sie erst einmal kennengelernt hat, schnell Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Wie an dem von Natalie, die zwar zu keiner Zeit wirklich sympathisch ist, aber trotzdem ein gewisses Mitgefühl erzeugt oder an dem von Simon, der durch seine unterwürfige Art eine schlechte Position in dem verhängnisvollen Geschehen einnimmt und somit nur ein Verlierer sein kann.

Gelesen wird "Die Entscheidung" von Friedericke Kempter, die es mit ihrer ruhigen und wunderbar nuancierten Stimme versteht, den verschiedenen Charakteren einen eigenen Ausdruck zu verleihen. So spricht sie die auf der Flucht befindlichen Natalie mit einem nervösen und gleichzeitig fordernden Unterton, während der gutmütige Simon stets unsicher und mutlos klingt. Aber auch alle anderen Figuren grenzt sie gut voneinander ab und versteht es jederzeit, ihre Gedanken und Emotionen nachvollziehbar darzustellen.

Fazit:
Ein raffiniert gestrickter Kriminalroman, der durch seinen zu komplex angelegten Plot Spannung einbüßt und deshalb nur Hörern zu empfehlen ist, die vielschichtige Verwicklungen mögen.