Penelope Douglas hat es mit BIRTHDAY GIRL erneut geschafft, mich zu überraschen. Nach PUNK57 war es nun das zweite Mal, dass sie mich mit einer Geschichte überzeugt hat, die eigentlich nicht ganz meinem intuitiven Lesegeschmack entspricht. Wobei ich BIRTHDAY GIRL zugegeben „leichter“ und für meine eigene Moral „valider“ zu mögen fand als PUNK57.
Ich habe noch nicht viele Bücher mit Age Gap gelesen – dabei sollte das Thema eigentlich nicht einmal skandalös sein. Wenn sich Menschen lieben, das Alter bei allen Beteiligten trotz Age Gap hoch genug liegt und eigene, bewusste Entscheidungen getroffen werden, ist eine Beziehung mit hohem Altersunterschied eigentlich völlig in Ordnung, oder…? Es ist eine Diskussion, die immer wieder aufflammt und unglaublich viele Facetten hat. Umso gespannter war ich auf die Umsetzung in BIRTHDAY GIRL – ob auf Skandal- und Tabubruch gelegt werden würde, oder auf Nachvollziehbar- und Greifbarkeit. Zum Glück (zumindest für meinen Lesegeschmack) war letzteres der Fall.
Die Geschichte von Pike und Jordan wird voller Gefühl erzählt. Die Unsicherheiten und Zweifel der Protagonist:innen werden immer wieder deutlich, machen den Zwiespalt klar, in dem sie sich befinden. Ihnen ging es genauso wie mir beim Lesen: Sie waren gefangen zwischen ihren wachsenden Gefühlen und dem Bewusstsein für den Altersunterschied, für den Skandal, das Tabu, das sie brechen würden, wenn sie sich einander zuwenden würden. Mir waren diese inneren und äußeren Diskussionen niemals zu viel, erschienen mir überraschenderweise nie repetitiv, weil ich sie so gut verstehen konnte und noch dazu so gut erzählt fand. Sowieso hat Penelope Douglas mich mit ihrem Schreibstil ein weiteres Mal an die Seiten gefesselt: Sie hat es geschafft, BIRTHDAY GIRL auf eine Art zu schreiben, die leicht und bildhaft zugleich ist. Ich mochte die Art, wie sie Gefühle und Charaktere beschreibt, wie sie aus Jordan, Pike und auch Cole Personen bastelt, die mir wahrlich greifbar erschienen sind und deren Dynamiken sowie Differenzen mich allzeit mitgenommen haben. Auch, dass Cole in diversen Situationen nicht als eine Art „Antagonist“ gezeichnet wurde, sondern als eine ebenso eigene Person mit eigener Entwicklung, eigener Geschichte und eigenen Problemen, fand ich sehr stark.
Trotzdem gab es für mich kleinere Kritikpunkte, die schlussendlich auch dafür gesorgt haben, dass das Buch für mich kein Highlight war. Angefangen damit, dass es doch auffällig war, dass gerade die älteren Männer in Jordans Umfeld gefühlt alle etwas für sie bzw. ihr Äußeres übrighatten. Mir wurde da zwischendurch etwas zu sehr drauf gepocht, was die Situation auf mich etwas überspitzt wirken sowie Männer etwas zu … hm, fokussiert auf Jordan erscheinen ließ. Ich meine, keine Frage.
Etwas, was mich aber viel mehr gestört hat, war die zwischenzeitliche Darstellung von Macht (im Nachfolgenden sind kleinere Spoiler möglich). Ich glaube, Macht ist gerade bei Beziehungen mit Age Gap ein großes Thema – und größtenteils fand ich das in BIRTHDAY GIRL wirklich super umgesetzt. Gerade deshalb fand ich es aber schade, wenn Jordan immer als „unschuldig“, „Kleine“ oder „kleines Mädchen“ beschrieben wurde, Pike hingegen als „Mann“. Das sind Beschreibungen und Rahmungen, die der Beziehung der Charaktere für mich zwischendurch etwas die Augenhöhe genommen haben. Es wurde wiederholt darauf gepocht, dass Pike nicht Jordans Vater wäre, er wirft sie sich aber über die Schulter und gibt ihr als „Bestrafung“ einen Klaps auf den Hintern – als noch keine sexuelle oder romantische Beziehung zwischen ihnen besteht. Mir ist das ein wenig bitter aufgestoßen, da es eine für mich unangenehme Rahmung geschaffene hat. Ich persönlich hätte das nicht gebraucht.