Eine tolle Zeitreise
Die Sehnsucht, die bleibtReni wächst mit ihrer Oma, ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern in Wien auf. Der Krieg ist vorbei, doch der Hunger und die Armut bleibt. Renis Mutter ist ständig krank, sie ist nicht in der Lage, sich ...
Reni wächst mit ihrer Oma, ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern in Wien auf. Der Krieg ist vorbei, doch der Hunger und die Armut bleibt. Renis Mutter ist ständig krank, sie ist nicht in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern. Das übernimmt die Oma. Als sich die Chance bietet, Kindern mit Mangelerscheinungen über ein Programm der Caritas nach Portugal zu senden, landet Reni bei Familie Figuera. Völlig allein tritt sie die lange Reise an und erlebt auf dieser fürchterliches. Doch angekommen, könnte der Empfang nicht herzlicher sein. Ihre Gastfamilie schließt sie ins Herz und Marissa wird eine geliebte Gastschwester. Das Leben in Portfugal könnte sich von dem in Wien kaum mehr unterscheiden. Ein eigenes Bett, ein eigenes Zimmer, ausreichend Essen und eigene Kleidung
- und dazu Herzlichkeit, Wärme und Liebe. Reni fühlt sich bald mehr zu Hause als in Wien und verbringt viele Jahre dort. Sie soll sogar adoptiert werden. Reni lebt diesen Traum so lange bis ihre Mutter einen Weg findet, sie zurückzuholen. Da Reni noch minderjährig ist, hat sie keine Wahl. Sie vermisst ihre Gastfamilie schmerzlich. Inzwischen ist ihre Oma gestorben, ihre Brüder mehr oder weniger ausgezogen und ihre Mutter vereinnahmt sie völlig und manipuliert. So flüchtet sich Reni in Arbeit und beginnt als Aushilfe in einem Blumengeschäft zu arbeiten. Ihre Chefin wird zur Vertrauten und ein Stammkunde später ihr Mann und ihre Fahrkarte in die Freiheit. Doch bereits vor dem Ja-Wort schleichen sich heimlich leichte Zweifel ein. Reni vermisst Portugal schmerzlichst. Sie verfolgt die politischen Entwicklungen über den Briefwechsel mit ihrer Familie. Und dann kommt plötzlich eine Möglichkeit, in das Land zu reisen...
Beim Lesen begleiten wir Reni von einer 10jährigen zur erwachsenen Frau. Bereits in Portugal kommt sie mit politischen Themen in Berührung. Diese ziehen sich ab dem zweiten Drittel immer mal wieder durch das Buch und unterstützen die Handlung. Sehr interessant, denn vieles war zumindest mir nicht bewusst. Zwei Welten, die aufeinander prallen für Reni. Die bittere Armut in Wien und das reiche Leben in Portugal. Und dennoch bleibt Reni absolut sympathisch, ein Sonnenschein. Das Buch ist wunderbar geschrieben und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Reni wird mehrfach aus ihrem Leben gerissen und findet in ihrer eigentlichen Familie keinerlei Halt, vor allem nachdem die Oma gestorben ist. Ich kann es mir kaum vorstellen, so lieblos aufzuwachsen. Nur ein Beispiel aus dem Buch: Nach knapp 2 Jahren tritt Reni ihre erste Heimreise an, bepackt mit neuer Kleidung und einer Orange, die die Mutter gesund machen soll. Sie hat den Koffer noch nicht mal selbst ausgepackt, das hat ihr Bruder bereist die Orange gegessen und zu der Kleidung hieß es nur, dass sie bei Verkauf gut Geld bringen würde.
Es ist ein wirklich tolles Buch, eine klare Empfehlung und für mich ein Highlight zum Jahresende.