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Veröffentlicht am 21.12.2024

Der Mensch, aus den Augen eines Pferdes betrachtet

Kein Hufloser ist auch keine Lösung!
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Er ist schon eine komische Spezies dieser Mensch, auch wenn er nicht die Angewohnheit hat, sich als Angestellter seines Pferdes zu verdingen. Dies bietet viel Anlass zum Schmunzel und Lachen in Sarah-Katrin ...

Er ist schon eine komische Spezies dieser Mensch, auch wenn er nicht die Angewohnheit hat, sich als Angestellter seines Pferdes zu verdingen. Dies bietet viel Anlass zum Schmunzel und Lachen in Sarah-Katrin Bourdeaux’ neuem Buch „Kein Hufloser ist auch keine Lösung“, ein Ratgeber für Pferde von dem menschenkundigen Experten Dr. Sharif, den Pferdebegeisterte vielleicht schon aus dem Bändchen „Essen Pfützen kleine Pferde?“ kennen. In Fortsetzung zum ersten Band sehen wir hier nicht die Welt aus den Augen des Pferdes, sondern uns selbst mit all unseren liebenswürdigen Macken, pathologischen Fehlern, unserer Angst und gleichzeitigen Größenwahn, unsere minimierten Sinne und unser maximiertes Hirn, das mehr stört, als nutzt. Wenn man es denn nicht richtig in Anwendung bringt. Und dabei kann Dr. Sharif mit seinem nüchternen Blick und seinem verständnisvollen Humor eine Menge beibringen.
Wie schon im ersten Band zeigt die Autorin – mit Hilfe von Sharif – nicht nur einen großen Pferdeverstand, sondern auch gute Menschenkenntnis. Hatte sie bereits in Band eins ein paar treffende Bemerkungen zur aberwitzigen Reiterwelt, dem Kampf der Reitweisen und den verschiedenen Typen von Pferdebesitzern gemacht, so geht es diesmal genau darum: Illustriert von witzigen Bildern führt sie dem Pferdenarren oder auch dem Betrachter des alltäglichen Stallwahnsinns auf humorvoll sympathische Art eben diesen vor Augen. Dabei widmet sie sich neben der Geschichte in der Beziehung zwischen Mensch und Tier Aspekten der Biologie, der Erziehung und Kommunikation. Durch die gewählte Perspektive und den Humor gelingt es ihr, dass der Leser sich immer wieder in seinen Schwächen und Spleens erkennt fühlt, ohne sich angegriffen zu fühlen. So kommt er gar nicht erst in eine abwehrende Verteidigungshaltung, sondern fühlt sich verstanden und beginnt zu verstehen. Ich denke, damit erreicht man wesentlich mehr, als mit dem Zeigefinger stets auf die anderen Reiter und ihre Reitweisen zu zeigen und Schuld zu zuweisen und die eigene Unzulänglichkeit mit immer mehr (unnützem) Equipment, Konsultation von Spezialisten verschiedenster Art und dem Ausprobieren sämtlicher Reitvermeidungsweisen zu kaschieren. Das Buch sei jedem empfohlen, der etwas über sich und darüber, wie (seine) Pferde ihn wahrnehmen, wissen will. Es zeigt uns, wie wir mit viel Humor und Verständnis die Welt für Pferde und ihre Huflosen leicht ein bisschen besser machen könnten.

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Veröffentlicht am 21.12.2024

Totenphotographie

Der Herzschlag der Toten
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Dass es diese wirklich gegeben hat, glaubt man erst, wenn man das Nachwort von Ralf Dorweilers Krimi „Der Herzschlag der Toten“ gelesen hat. In der heutigen Zeit ist die Vorstellung, Tote in lebendige ...

Dass es diese wirklich gegeben hat, glaubt man erst, wenn man das Nachwort von Ralf Dorweilers Krimi „Der Herzschlag der Toten“ gelesen hat. In der heutigen Zeit ist die Vorstellung, Tote in lebendige Ensembles hinein zu platzieren und sie wie Lebendige aussehen zu lassen, schon recht makaber und erhöht den Gruselfaktor des Krimis ungemein.
Die Totenphotographie spielt in dem Krimi eine entscheidende Rolle, sie gibt den Hinweis auf den Täter an einer unbekannten Frau. Dieser Fall konfrontiert den Criminalcommissar Hermann Rieker nicht nur mit seiner Vergangenheit, er könnte ihn auch, sollte er scheitern, seine Karriere Kosten. Die Hilfe der ebenso engagierten wie eigensinnigen Richtertochter Johanna Ahrens ist ihm nicht immer willkommen. Zwar kennt sie das Opfer, das Schülerin in ihrer heimlich gegründeten Schule für Frauen aus der Unterschicht war. Aber zugleich bringt sie nicht nur ihr Leben, sondern auch wieder die Karriere Riekers in Gefahr, als sie sich in die Ermittlungen einmischt und den Lockvogel gibt.
Mit den beiden Protagonisten hat Dorweiler spannende Charaktere geschaffen, die auf jeden Fall Zugpferd für die beginnende Krimireihe darstellen. Der Fall ist skurril und spannend. Wer glaubt, dass man einen Spannungsbogen kaum halten kann, wenn man als Leser ab Mitte des Romans zu wissen glaubt, wer der Täter ist, wird hier durch eine unerwartete Wende und einen actionreichen Schluss eines besseren belehrt.
Der Krimi ist nicht nur für Krimifans, die sich gerne ein wenig gruseln, sondern vermittelt auch sehr gelungen Einblicke in das Leben und die Zeit zu Ende des 19. Jahrhunderts. Eine spannende Lektüre für gute Unterhaltung mit Hintergrund!

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Thomas Mann, neu belebt

Gefährliche Betrachtungen
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Die Idee, anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Zauberberges und seines bevorstehenden hundertfünfzigsten Geburtstages neues Leben in das Thomas-Mann-Universum zu bringen, halte ich für sehr gelungen. ...

Die Idee, anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Zauberberges und seines bevorstehenden hundertfünfzigsten Geburtstages neues Leben in das Thomas-Mann-Universum zu bringen, halte ich für sehr gelungen. Auseinandersetzungen mit Autor und Werk gibt es unzählige, sowohl wissenschaftliche als auch massentaugliche, in Wort und Bild. Es erscheinen auch immer wieder literarische Adaptionen seiner Werke, wie zuletzt „Zauberberg 2“ von Heinz Strunk, auf dessen Lektüre ich mich freue.
Aber Tilo Eckards Roman „Gefährliche Betrachtungen: Der Fall Thomas Mann“ ist gleich in mehrfacher Hinsicht originell: Auch wenn der Roman dann doch nicht so viel Krimi ist, wie der Untertitel nahelegt, trägt die Handlung doch Züge eines Krimis, die für Spannung sorgen. Da ist die Begegnung zwischen Thomas Mann und dem litauischen Übersetzer, den ich hier der Einfachheit halber, wie auch im Roman, „Müller“ nenne. Dieser verliert Thomas Manns Redemanuskript wider die Entwicklungen im Deutschen Reich und damit einen brisanten Stoff. Die Suche danach und das Verschwinden einer Person aus dem Haushalt Thomas Manns bieten also Stoff für Spürnasen.
Zum anderen legt Tilo Eckard die Handlung auf den abgeschiedenen Schauplatz des Ferienhäuschens der Familie Mann auf der Halbinsel Nidden, das Mann vom Geld für den Literaturnobelpreis erworben hatte, aber nur einmal besuchen konnte, da es für ihn durch den Aufstieg des Nationalsozialismus und seines Exils bald in unerreichbare Ferne rückte. Dieser Schauplatz bietet nicht nur genügenden Qualitäten für eindrückliche Naturbeschreibungen, ist es doch landschaftlich ein sehr reizvoller Ort. Nidden war darüber hinaus Künstlerkolonie und damit Rückzugsort für viele Andersdenkende, feinfühlige Köpfe, die hier ihre Ruhe und Distanz zum aufkommenden braunen Barbarismus suchten.
Damit bietet sich für Eckard ein phantastisches Panorama der Geistes- und Kulturgeschichte auf einer seiner Höhepunkte vor dem bodenlosen Fall in die Unkultur und in Spannung zu der gesamtgeschichtlichen Entwicklung der Welt mit dem aufkommenden Faschismus. Feinfühlig und voller Kennerschaft zeichnet der Autor ein differenziertes Bild, in dem der Wunsch des Künstlers nach Rückzug, Ruhe und musische Inspiration mit der empfundenen politischen Verantwortung wider den undeutschen Geist in Wettstreit tritt.
In meinen Augen eröffnet der Roman einem breiten Publikum, das nicht nur Thrill und Blutrünstigkeit als Anspruch an einen Krimi hat, die Möglichkeit, Thomas Mann in den Spannungen seiner Zeit zu begegnen und eingeführt zu werden in eine (auf andere Art) spannende Welt der Kultur- und Geistesgeschichte, die vor den politischen Hintergründen zur Stellungnahme aufgefordert ist. Ein auch heute (wieder) aktuelles Thema!

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Wunderschöne Aufmachung

Lina und der Schnee-Engel
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Ein alter Glaube besagt, dass der Schneeengel für den Menschen, der ihn gemacht hat, zum Schutzengel wird. So erscheint Linas Schneeengel ihr während ihrer langen Krankheit und gibt ihr Mut und Hoffnung, ...

Ein alter Glaube besagt, dass der Schneeengel für den Menschen, der ihn gemacht hat, zum Schutzengel wird. So erscheint Linas Schneeengel ihr während ihrer langen Krankheit und gibt ihr Mut und Hoffnung, wieder gesund zu werden. Daraufhin sucht sie ihn immer wieder, um sich zu bedanken, aber sie versucht auch, anderen die Magie der Schutzengel zuteil werden zu lassen.
Die Geschichte ist manchmal ein wenig traurig, manchmal auch ein wenig furchteinflößend, wenn der Engel aus dem Nichts erscheint oder wenn Lina ihn durch gefährliche Aktionen herbeizurufen versucht. Aber ich denke, dass man das Buch mit kleineren Kindern zusammen liest und ihre Fragen und Ängste thematisieren kann.
Ich finde, dass gerade das Unbegreifliche, das ein Wunder ausmacht, in diesem Buch gut zum Ausdruck kommt. Insbesondere in der phantastischen Aufmachung. Die Bilder verbreiten einen Zauber und eine magische Kraft, die den Engel umgibt, auf beeindruckende Weise. Sie sind für mich ein Sinnbild dafür, welche Schönheit in der Welt und im Leben möglich sind, und geben allein damit schon Hoffnung darauf, dass Wunder möglich sind.
Für mich vermittelt das Buch die Freude am Schauen, am Lesen und Zuhören sowie Trost, Hoffnung und das Gefühl, nicht allein zu sein.

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Wie fühlt sich einer, vor dem alle Angst haben?

Lucy und das Dunkel
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Das Bilderbuch „Lucy und das Dunkel“ nimmt auf eine wunderbare Weise die Angst vor dem Dunkel und macht die Entdeckung des Dunkeln zu einer spannenden und heiter unbeschwerten Abenteuerreise, wie sie ...


Das Bilderbuch „Lucy und das Dunkel“ nimmt auf eine wunderbare Weise die Angst vor dem Dunkel und macht die Entdeckung des Dunkeln zu einer spannenden und heiter unbeschwerten Abenteuerreise, wie sie nur die kindliche Wahrnehmung erzeugen kann.
Zum einen sind es die tollen Bilder, die die Geschichte so bestaunenswert machen. Auch die dunklen Farben wirken hier nicht bedrohlich, sondern sie bringen die helleren zum Strahlen und erschaffen so eine Atmosphäre, die es ohne sie nicht gäbe: Wer sähe die Schönheit der Sterne ohne die Dunkelheit des Alls? Wer wüsste die Buntheit der Welt zu schätzen ohne den Kontrast zum Dunklen?
Und das genau ist zum anderen das Reizvolle an diesem Buch: die Frage, wie die Welt wohl ohne das Dunkel wäre! Denn das Dunkel begibt sich mit seiner neuen kleinen Freundin Lucy, die zunächst nicht im Dunkeln schlafen wollte, eine abenteuerliche Reise zu den dunklen Orten, den Höhlen, den Friedhöfen, dem Abendhimmel. Und oh Wunder: das Dunkel, das zuvor jeder zu fürchten, nicht zu mögen und zu verbannen schien, wird von allen schmerzlich vermisst.
Ein berührendes Bilderbuch, nicht nur fürs Auge, auch fürs Herz! Es eröffnet einen neuen Blick auf die Welt, insbesondere den Teil, der im Dunkeln liegt und vor dem wir daher gerne die Augen verschließen. Und es nimmt die Angst vor dem Dunkel, das nicht Feind, sondern eigentlich Freund ist. Mit diesem Wissen lässt es Groß und Klein gleich viel besser schlafen!

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