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Veröffentlicht am 20.12.2024

Zeitreisende

Die Passagierin
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Franz Friedrich lässt Menschen, die Opfer ihrer Zeit geworden sind, in seinem Roman 'Die Passagierin' ihrem persönlichen Schicksal entfliehen und lässt diese zu einem Ort in einer kleinen Gemeinde am Meer ...

Franz Friedrich lässt Menschen, die Opfer ihrer Zeit geworden sind, in seinem Roman 'Die Passagierin' ihrem persönlichen Schicksal entfliehen und lässt diese zu einem Ort in einer kleinen Gemeinde am Meer namens Kolchis transportieren, damit sie sich hier in einem Sanatorium eine Perspektive für ihr neues Leben erarbeiten können. So führen die Protagonisten, die aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen der Weltgeschichte stammen Gespräche miteinander, in einer sie beschützenden Umgebung. Als Heather, die Ich-Erzählerin, nach Jahren an den Ort ihrer Jugend zurückkehrt, findet sie das Sanatorium in einem desolaten Zustand vor. Sie glaubt daran hier ihre innere Ruhe endlich wieder zu finden. Wird ihr das gelingen, wo doch so vieles sich verändert hat?
Die Geschichte erfordert beim Lesen viel Konzentration und auch eine gewisse Ausdauer, um die Ereignisse in einen Kontext zu bringen. Es lohnt sich dran zu bleiben und sich den philosophierenden Fragen zu stellen, welchen Einfluss Eingriffe ins Weltgeschehen haben könnten. Der Roman wurde für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert.

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Veröffentlicht am 17.12.2024

Historische Fakten treffen auf Fiktion

Reichskanzlerplatz
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Homosexualität war bis 1969 unter Strafe gestellt und endete während der Naziherrschaft bei Bekanntwerden nicht selten mit der Verbannung in ein Konzentrationslager. Der Protagonist und Ich-Erzähler des ...

Homosexualität war bis 1969 unter Strafe gestellt und endete während der Naziherrschaft bei Bekanntwerden nicht selten mit der Verbannung in ein Konzentrationslager. Der Protagonist und Ich-Erzähler des Romans 'Reichskanzlerplatz' von Nora Bossong, Hans Hesselbach lernt während seiner Schulzeit den aus vermögendem Haushalt stammenden Hellmut Quandt kennen und lieben. Diese Liebe wird allerdings nicht erwidert. Aber auch die nur wenige Jahre ältere Stiefmutter Magda Quandt von Hellmut, später verheiratet mit Joseph Goeppels, dem Reichspropagandaminister, übt eine starke Anziehungskraft sowohl auf ihren Stiefsohn als auch auf Hans aus. Beide gehen nacheinander mit Magda eine Liebesbeziehung ein. Hans versteckt seine wahre Veranlagung hinter dieser Affäre, wird aber seine Angst nicht los, doch eines Tages einem Verrat zum Opfer zu fallen. Hans ist ein Mitläufer, dessen Geschichte von 1918 bis 1944 erzählt wird.
Der Roman wurde für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Winterlicher Zauber auf Sylt

Inselwinter auf Sylt
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Isa ist lebenslustig und vor allem reisefreudig, umso weiter das Ziel entfernt ist aber auch umso exotischer es erscheint, desto erstrebenswerter ist es für die Protagonistin, Land und Leute persönlich ...

Isa ist lebenslustig und vor allem reisefreudig, umso weiter das Ziel entfernt ist aber auch umso exotischer es erscheint, desto erstrebenswerter ist es für die Protagonistin, Land und Leute persönlich kennenzulernen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Heimat entflieht sie sogleich wieder und begibt sich mit dem Zug auf Einladung ihrer Schwester nach Sylt. Während der Fahrt macht sie die Bekanntschaft mit dem sehr akkuraten Immobilienmakler Lars, der sich, wie sich kurze Zeit später herausstellt, keiner großen Beliebtheit bei ihrer Familie erfreut. Es liegt ein vorweihnachtlicher Zauber in der Luft, der die Augen zum Leuchten bringt und trotz großer Überraschungen das ein oder andere liebende Herz zum Schmelzen bringt
Julia K. Rodeit nimmt den Lesenden ihres Romans 'Inselwinter auf Sylt' mit auf die wunderschöne Nordseeinsel, deren einzigartige Landschaft sie gekonnt in Szene setzt. Ihr Schreibstil verleiht den Charakteren authentische, lebendige Züge und schafft eine Wohlfühlatmosphäre. Es ist der fünfte Band einer Fortsetzungsreihe von Inselträumen auf Sylt, der Dank eines gut geführten Namensverzeichnisses keine Schwierigkeiten bereitet, in die Geschichte hinein zu finden.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Autobiografischer Roman

Nostalgia
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André Kubiczek erzählt in 'Nostalgia' seine Geschichte, vom Aufwachsen in der späten DDR und von der großen Verbundenheit zu seiner laotischen Mutter. Seine Eltern lernten sich beim Studium in Moskau kennen ...

André Kubiczek erzählt in 'Nostalgia' seine Geschichte, vom Aufwachsen in der späten DDR und von der großen Verbundenheit zu seiner laotischen Mutter. Seine Eltern lernten sich beim Studium in Moskau kennen und gingen später gemeinsam nach Potsdam. André wuchs sehr einsam auf. Der Vater war vielbeschäftigt, die Mutter erkrankte an der tödlichen Krankheit Krebs und auch sein Bruder starb noch im Teenageralter.
Im ersten Teil des Buches berichtet der Autor schonungslos ehrlich in welchen Konflikten er sich in seiner Pubertät befand, als er sich mit Fremdengfeindlichkeit und bedingungsloser Linientreue der Lehrerschaft auseinandersetzen musste. Wie wichtig war da die aus dem westdeutschen Teil der Welt stammende Musik, mit deren Hilfe er sich die englische Sprache beibrachte. Im zweiten Teil des Romans kommt die Mutter selbst mit ihren Gedanken und Gefühlen zu Wort, ihrem immer drängenderen Wunsch, der alten Heimat wieder nah zu sein.
Das Buch überzeugt durch seine Authentizität und schonungslose Ehrlichkeit, schaffte es, für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert zu werden.

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Veröffentlicht am 08.12.2024

Schmerzhafte Verarbeitung zwischenmenschlicher Beziehungen

Die Haut hat kein Gedächtnis
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In ihrem Roman 'Die Haut hat kein Gedächtnis' setzt sich die Autorin Susanne Konrad autofiktional mit dem Thema eines persönlich tiefliegenden Traumas auseinander. Es ist eine Geschichte, die berührt und ...

In ihrem Roman 'Die Haut hat kein Gedächtnis' setzt sich die Autorin Susanne Konrad autofiktional mit dem Thema eines persönlich tiefliegenden Traumas auseinander. Es ist eine Geschichte, die berührt und gleichzeitig wachrütteln möchte, nachdenklich stimmt. Einfühlsam und dennoch fordern in seiner Brisanz lernen wir Caro und ihr konfliktbehaftetes Leben nach einer Vergewaltigung, bei der sie schwanger wird, kennen. Mit Unterstützung ihrer Eltern entscheidet sich Caro das Kind, eine Tochter genannt Sarah, zur Welt zu bringen. Doch es fällt ihr schwer, trotz psychologischer Ausbildung, eine emotionale Bindung zu dem Kind aufzubauen. In ihrer neuen Partnerschaft zu Thies kämpft sie ebenso mit sich und ihrem Gewissen, das sie zusätzlich stark belastet. Der Leser wird tief in die Gedankenwelt der Protagonistin gezogen, erlebt den inneren Kampf der geschädigten Gefühlswelt und den Konflikt, einer nächsten Generation einen unbelasteten Start ins Leben zu geben.
Autofiktionales Schreiben kann als befreiendes Element verstanden werden, worüber die Autorin eindrucksvoll im Nachgang der Geschichte berichtet. wenn es gelingt, sich in einen virtuellen Stellvertreter zu verwandeln und den Plot so mit gefühlsmäßigem Abstand zu entwickeln.

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