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Fantasie-und-Traeumerei

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Veröffentlicht am 12.08.2019

Reise durch die Natur

Reise durch die Natur
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"Die Natur verändert sich,drum nimm dir Zeit, sie anzusehn,an jedem Tag, in jedem Jahr, bevor die Wunder schnell vergehn.[...]Schau dich um, denn ringsherum,in Wäldern und auf grüner Flur,entdeckst du ...

"Die Natur verändert sich,drum nimm dir Zeit, sie anzusehn,an jedem Tag, in jedem Jahr, bevor die Wunder schnell vergehn.[...]Schau dich um, denn ringsherum,in Wäldern und auf grüner Flur,entdeckst du sie an jedem Tag - die kleinen Wunder der Natur."

"Reise durch die Natur" ist ein sehr besonderes Buch. Jede Seite beginnt mit einem kleinen Vers, der fast etwas meditatives hat. Der zu Achtsamkeit rät, zum Innehalten, dazu die Natur auf sich wirken zu lassen. In Reimform, nicht kindlich, aber so, dass Kinder es gut aufnehmen können. Fast wie auf einer Traumreise, werden sie in das entsprechende Thema mitgenommen.

Durch kleine Ausstanzungen in den Zeichnungen, die wie Stempeldruck wirken und an Leo Lionni erinnern, lässt sich erahnen, was zu sehen ist, wenn man die Buchseite aufklappt. Dort befindet sich eine eingehendere Erläuterung zu den jeweiligen Themen. Beispiel: Strand. Welche Tiere leben dort? Woraus besteht der Strand? usw. Diese Erläuterungen sind nicht in Reimform, sondern in Fließtext geschrieben und sehr informativ und Kindgerecht.

Veröffentlicht am 11.12.2024

Unterhaltsame Zeitreise durch die Glaskunst Muranos

Das Geheimnis der Glasmacherin
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Als jedoch Lorenzo Rosso, Pater Familias der Glasbläserfamilie Rosso plötzlich verstirbt, ist es seine Tochter Orsola, die versucht die Familie durch das Handwerk der Glasbläserei zu retten. Ihr Bruder, ...

Als jedoch Lorenzo Rosso, Pater Familias der Glasbläserfamilie Rosso plötzlich verstirbt, ist es seine Tochter Orsola, die versucht die Familie durch das Handwerk der Glasbläserei zu retten. Ihr Bruder, der nun die patriarchale Rolle in der Familie eingenommen hat, ist davon weniger begeistert und verbietet Orsola die Glasbläserei. Orsola lässt sich davon nicht abhalten, arbeitet und verkauft heimlich, wird zu einer wichtigen Institution für die Familie, für die Glaskunst, für Murano.

Zunächst war ich etwas irritiert über die Erzählart von Tracy Chevalier, denn nach einigen Stationen im Jahr 1468 springt sie plötzlich in der Zeit. Das passiert mehrfach, bis wir in der Gegenwart ankommen. Im Zentrum des Geschehens steht immer Orsola und ihre Familie. Stehen Traditionen, aber auch das Weltgeschehen, mit dem Orsolas eigene Geschichte und die Muranos verknüpft werden. So sieht sich die Familie Rosso bspw. mit der Pest konfrontiert, die nicht nur geliebten Menschen das Leben kostet, sondern auch eine finanzielle Notlage und Neuorientierung fordert.

Chevalier kreiert eine schöne Skizze dessen, was in einem halben Jahrhundert geschehen kann. Sozial, wie auch wirtschaftlich. Zeigt, wie eng alles miteinander verknüpft ist, welche kleinen Nuancen entscheidende Veränderungen hervorrufen können.

"Das Geheimnis der Glasbläserin" hat mich sehr gut unterhalten. Es ist notwendig sich auf die Zeitsprünge einzulassen, um die Geschichte voll und ganz genießen zu können. Das ist natürlich kein realistischer Ablauf, denn wir begegnen nicht den Nachkommen von Orsola, sondern sie und ihre Familie altern nicht reell mit. Aber gerade dadurch werden einige Stationen der Weltgeschichte noch klarer. Ich mochte sehr, dass ich von einer spannenden Story getragen und nebenbei noch so viel historisches gelernt habe.

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Veröffentlicht am 26.11.2024

Bewegende Geschichte

Und morgen wieder schön
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Amanda zieht es vom beschaulichen Friseursalon der Mutter in die große, weite Welt. Nach Frankreich. Paris. Stadt der Möglichkeiten für all diejenigen, die sich nach Schönheit sehnen und diejenigen, die ...

Amanda zieht es vom beschaulichen Friseursalon der Mutter in die große, weite Welt. Nach Frankreich. Paris. Stadt der Möglichkeiten für all diejenigen, die sich nach Schönheit sehnen und diejenigen, die mit Schönheit ihr Geld verdienen. Wie Karl Lagerfeld z.B. Er ist Amandas großes Vorbild. Sie orientiert sich an ihm, versucht ihm nachzueifern und bei ihm vorstellig zu werden, um den Traum von der Star-Coiffeurin wahr werden zu lassen. Schnell kommt die Ernüchterung. Lagerfeld ist nicht gewillt sie unter ihre Fittiche zu nehmen.

Statt mit ihm ins Rampenlicht zu treten, findet sie in der Dunkelheit des Untergrunds eine beste Freundin. Die verrückte Catherine, die eifrig ihren Weg geht. Amanda muss erkennen, dass es gar nicht unbedingt der Schatten eines berühmten Menschen ist, durch den sie ins Licht treten kann, sondern dass sie erst dann so richtig zu strahlen beginnt, wenn sie ihre eigenen Ideen, ihren eigenen Stil einsetzt.

Diese Chance bekommt sie zum ersten Mal bei Françoise Hardy. Plötzlich ist sie berühmt, bekannt und doch ist es etwas anderes, das ihr Herz rührt: die Schönheit der Frauen hervorzuheben, die ihre Haare verloren haben. Diejenigen, die an Krebs erkranken und in der Chemotherapie ihre Haare opfern. Die Frauen, die neben ihrer Gesundheit auch noch ihre Schönheit einbüßen und damit auch einen Teil ihrer Identität.

Amandas berührende Geschichte beruht auf einer wahren Biografie. Mit sanften Klängen, einer dem bewegenden Thema angepassten Poesie, schreibt Marie Sand vom Verlust der Identität, von Träumen, Sehnsüchten und davon, wie es ist dem Herzen zu folgen. Ist der Weg noch so steinig - gehen wir ihn aus tiefstem Herzen, erfüllt er uns auf eine ganz besondere Art.

Mich hat das Buch auch persönlich berührt. Wir reden immer davon wie unwichtig das eigene Aussehen doch ist und das sollte es auch eigentlich sein. Doch als meine Mama an Krebs erkrankte, als sie an Schläuchen hing und immer mehr von ihrem Körper verschwand, da war ich so unendlich dankbar dafür, dass die Chemo ihr nicht ihre Haare genommen hat. Es hat ihr auf eine besondere Art ihre Würde bewahrt, die sie an anderen Stellen einbüßen musste. Wie wundervoll ist es, dass es Menschen gibt, die in so schweren Situationen respektvoll unterstützen und Frauen ihre Würde wiedergeben, durch die Geste sie in ihrer Schönheit zu sehen, zu bestärken und diese wiederherzustellen.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

24 Wege nach Hause

24 Wege nach Hause
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"24 Wege nach Hause" ist für mich die perfekte Einstimmung in die Vorvorweihnachtszeit. Die Geschichte spielt im Dezember, ist nicht zu weihnachtlich, aber gemütlich und anrührend, emotional bewegend und ...

"24 Wege nach Hause" ist für mich die perfekte Einstimmung in die Vorvorweihnachtszeit. Die Geschichte spielt im Dezember, ist nicht zu weihnachtlich, aber gemütlich und anrührend, emotional bewegend und Hoffnung versprechend - ideal für den dunklen November und die Vorfreude auf den Lichtbringenden Dezember.

Es ist November, als Petra in Stockholm alle Zelte abbricht und gemeinsam mit ihrer Nichte Charlie ins schwedische Dorf Nyponviken zieht. Dort gibt es eine Wohnung, die laut dem Nachlass der Eltern ein Zufluchtsort für Petra sein könnte. Ein Rettungsanker in einer schwierigen Zeit. Petras Schwester Alice, die Mutter von Charlie ist vor kurzem verstorben. Wund und verloren treffen sie in Nyponviken an, wo sie freundlich empfangen werden.

Am 1. Dezember liegt ein Adventskalender vor Petras Tür. Gestaltet von Lilly, einer jung verstorbenen Künstlerin aus Nyponviken. Es gibt keinen Hinweis darauf wer den Adventskalender, der vom Tourismusverband herausgegeben wurde, vor Petras Tür gelegt haben könnte. Hinter jedem Türchen steckt ein Stück von Lillys Lebensgeschichte, die sich auch als Liebesgeschichte entpuppt. Wird Petra Lillys Geheimnis aufdecken können?

Wie wichtig ist es den eigenen Träumen zu folgen? Lillys Geschichte begleitet Petra auf einer Reise zu sich selbst. Einer Reise, auf der sie sich mit ihrer Trauer auseinandersetzt und mit dem was Heimat und Glück eigentlich bedeuten. Ist das eine ohne das andere möglich?

"24 Wege nach Hause" hat mich sehr berührt. Weil ich es kenne sich mit dem Verlust eines geliebten Menschen auseinanderzusetzen und mit welchen Ängsten, welcher Wut und welcher Traurigkeit dies einhergeht. Jenny Fagerlund hat diesen Prozess sehr authentisch dargestellt, auf eine Art und Weise, die Trost spenden kann und mich zu Tränen gerührt hat.

Neben Trauer und Verlust geht es aber auch um die Suche nach dem Glück. Darum, dass es im Ankommen ebenso stecken kann wie in der Erfüllung eines Traumes und in Menschen, die uns nahestehen, die füreinander da sind. Welch unterschiedliche Facetten Freundschaft haben kann und wieviel Unterstützung in der Widerstandskraft einer Freundschaft stecken kann, erfährt Petra in Nyponviken.

Jenny Fagerlunds Erzählstil hat durch eine klare Sprache und eine sanfte, zugewandte Art die Leser*innen durch die Geschichte zu führen eine sehr emotionale Wirkung auf mich. Ich habe vermutlich zwei Kapitel lang geweint. Vor Rührung, vor Mitgefühl, weil ich mich sehr verbunden fühle mit Petra, ihrer Geschichte, ihren Herausforderungen und ihrer Natur damit umzugehen. Die ganze Atmosphäre, die Fagerlund geschaffen hat, ist voller Herzlichkeit, Hoffnung und Zusammenhalt.

Eine wundervolle Geschichte, die ich von Herzen für die Vorweihnachtszeit empfehle.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Mika im echten Leben

Mika im echten Leben
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Es gibt diese Romane, die du beginnst und denkst: naja, das wird ganz nett und du wirst dich gut unterhalten fühlen und dann beendest mit den Gedanken: das war jetzt eine richtig gute Geschichte. So erging ...

Es gibt diese Romane, die du beginnst und denkst: naja, das wird ganz nett und du wirst dich gut unterhalten fühlen und dann beendest mit den Gedanken: das war jetzt eine richtig gute Geschichte. So erging es mir mit "Mika im echten Leben". Gute Unterhaltung und obendrauf Tiefgang und Fragen, die mich eindringlicher beschäftigten, als ich es erwartet hätte.

Mikas Leben ist eher chaotisch. Sie weiß nicht mehr genau, ob es an dem Tag begann, an dem sie eine Tochter bekam, die von einem anderen Paar adoptiert wurde oder an dem Tag, an dem sie sich gegen ihre kühle herrische Mutter auflehnte und damit geordnete Bahnen und Strukturen verließ. Fakt ist: ihr Leben ist nichts, was sie vor ihrer nun 16-jährigen Tochter offen legen möchte und deshalb verändert sie zwei, drei, vielleicht auch vier Tatsachen bis plötzlich ein kompletter Schwindel daraus wird, der alles durcheinanderbringt.

Mika ist eine Protagonistin, mit der ich mich vom ersten Moment an anfreunden konnte. Ihre chaotische Art macht sie sehr sympathisch und es berührt mich wie sehr sie darum bemüht ist vor ihrer Tochter einen guten Eindruck zu machen. Das zeigt auch, in welchen Strukturen sie aufgewachsen ist. Ihre Eltern sind aus Japan in die USA ausgewandert, weil sie sich dort bessere Chancen für die Zukunft ihres Kindes erhofften und trafen dann dort auf eine so andere Kultur, die sich sehr von den eigenen Werten unterscheidet. Das spiegelt sich häufig in der Zerrissenheit und den kontroversen Anschauungen, die Mika und ihre Mutter haben, aber auch in der Identitätssuche, in der sich Penny, Mikas Tochter befindet.

Mit dieser Thematik bin ich als Nicht-Migrantin nicht konfrontiert und ich mag wie Emiko Jean es umsetzt, um mich und andere Leser*innen dazu zu bringen, darüber nachzudenken.

Die Suche nach der eigenen Identität ist der rote Faden in der Geschichte. Er beginnt bei Mikas Mutter, betrifft sie selbst und vor allem Penny, die bei Eltern aufwächst, die nicht ihre leiblichen sind und zudem eine andere Herkunft haben, was sich auch im Äußeren der Personen widerspiegelt. Aus beruflicher Erfahrung weiß ich wie schwierig die Situationen des Aufwachsens in Pflege- oder Adoptivfamilien sind, wie das wir sind nicht vom selben Blut immer im Raum stehen kann. Emiko Jean hat das richtig gut umgesetzt. Zeigt die Probleme, die damit einhergehen, auf Seiten der Eltern und der Kinder, aber auch, dass es funktionieren kann. Vor allem dadurch, dass offen damit umgegangen wird. Dass Fehler erlaubt sind und Elternschaft so oder so eine herausfordernde Aufgabe ist (ich sage nur Periodenparty...).

Emiko Jean ist es gelungen diese Themen in eine unterhaltsame Geschichte zu betten. Ich mag die Dialoge, den Humor, die Funken, die hier und da sprühen, die Generationenkonflikte und alle Figuren, egal ob in Haupt- oder Nebenrollen.

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