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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein unerwarteter Fund

Wiedersehen in Barfleur
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Die Kölner Museumskuratorin Charlotte hat gerade eine Ausstellung mit Impressionisten zusammengestellt, als sie ein Anruf ihrer Cousine Sophie erreicht. Seit vor 15 Jahren während der Sommerferien in Barfleur ...

Die Kölner Museumskuratorin Charlotte hat gerade eine Ausstellung mit Impressionisten zusammengestellt, als sie ein Anruf ihrer Cousine Sophie erreicht. Seit vor 15 Jahren während der Sommerferien in Barfleur Charlottes Vater an der französischen Normandieküste spurlos verschwand, haben sich die beiden Frauen aus den Augen verloren, dabei waren sie sich einmal sehr verbunden. Nun berichtet ihr Sophie, die sich momentan mit ihrer Tante Anna im Ferienhaus in Frankreich aufhält, dass sie einen Mann mit zwei kleinen Mädchen gesehen hat, der ihr Vater sein könnte und schickt Charlotte ein Foto, dass sie heimlich aufgenommen hat. Charlotte packt nach einem Blick auf das Bild sofort ihre Sachen und macht sich auf den Weg nach Barfleur, um diesen Mann zu suchen. Im Ferienhaus findet Charlotte mit Hilfe von Sophie die Zeichenmappe ihres Vaters, die zusätzlich ein kostbares Originalgemälde vom Impressionisten Paul Signac enthält und mit einer Widmung von einer Frau namens Mathilde versehen ist. Charlotte ist verwirrt, hatte ihr Vater etwa ein Verhältnis? Doch je mehr Charlotte nach Antworten und ihrem Vater sucht, umso mehr findet sie über ihren Großvater heraus. Als dann auch noch Charlottes Jugendliebe Matthieu auf einmal wieder vor ihr steht, ist sie vollends durcheinander. Welche Geheimnisse wird Charlotte aufdecken und wird es ihr Leben verändern?

Das Buch „Wiedersehen in Barfleur“ ist ein Roman um ein Familiengeheimnis vor der malerischen Kulisse der französischen Normandieküste, der von zwei Autorinnen unter dem Pseudonym Claire Bonamy geschrieben wurde. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, nimmt den Leser gleich mit an Charlottes Seite, um sie bei ihrer Reise in die Vergangenheit zu begleiten und an ihren Gedanken und Gefühlen teilzuhaben. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert dann im weiteren Verlauf des Romans. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert, dass der Leser sich an der rauen französischen Küste wähnt, die Meeresluft genießt und das Salz in der Luft spürt. Der Roman teilt sich in zwei Handlungsstränge auf, der eine behandelt die Gegenwart um Charlotte und ihren Aufenthalt in Barfleur auf der Suche nach ihrem Vater, der andere ist historisch und beschreibt die Zeit im zweiten Weltkrieg mit der Stationierung deutscher Soldaten in der Normandie und den Erlebnissen von Mathilde. Besonders zu erwähnen sei noch der historische Hintergrund, der gut recherchiert mit der Handlung verwoben wurde und den Leser dazu animiert, weitere Informationen darüber nachzuschlagen.

Die Charaktere sind sehr schön skizziert, so dass man sich gleich mit ihnen wohl fühlt. Charlotte ist eine sympathische junge Frau mit Kunstverständnis. Sie lebt in einer nicht erfüllenden Beziehung und ist durch das Verschwinden ihres Vaters in ihrer Jugend geprägt. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist schwierig, die beiden haben sich kaum etwas zu sagen. So bleibt Charlotte nur ihre Freundin Tessa als Unterstützung bei Sorgen und Nöten. Die Reise nach Frankreich ist zugleich eine Reise in die Vergangenheit für sie, viele unterdrückte Gefühle kommen wieder hervor, Erinnerungen drängen an die Oberfläche. Cousine Sophie ist eine unternehmungslustige, warmherzige Person, die sich liebevoll um ihre alte Tante Anna kümmert. Außerdem kann Sophie wunderbar kochen, oftmals läuft einem das Wasser im Mund zusammen bei all den aufgeführten Köstlichkeiten. Sophie wird schnell wieder zu einer Vertrauten Charlottes, die den Beistand auch bitter nötig hat. Mathilde fliegt die Sympathie einfach zu, sie ist ein freundlicher und lieber Mensch, der aus einfachen Verhältnissen stammt und durch die Entscheidung, auf ihr Herz zu hören, teuer bezahlt hat. Auch die anderen Protagonisten unterstützen die Handlung durch ihre kleineren oder größeren Episoden und machen die Geschichte rund.

„Wiedersehen in Barfleur“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman, der ein Familiengeheimnis ebenso wie eine schöne Liebesgeschichte in sich vereint. Auch wenn nicht alle Fragen beantwortet werden, Liebhaber dieses Genres werden mit diesem Buch sehr schöne Lesestunden verbringen, absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Inselmelancholie

Septembermeer
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Vor einer kleinen Ostseeinsel kämpfen zwei Segler auf ihrem Boot mit dem Sturm und den tosenden Wellen, während die Inselbewohner ihnen misstrauisch dabei zusehen. Tatsächlich verlieren Svea und Daniel ...

Vor einer kleinen Ostseeinsel kämpfen zwei Segler auf ihrem Boot mit dem Sturm und den tosenden Wellen, während die Inselbewohner ihnen misstrauisch dabei zusehen. Tatsächlich verlieren Svea und Daniel ihren Kampf und landen als Gestrandete auf der Insel. Dort erleben die beiden Höhen und Tiefen bei dem Versuch, sich dort in die Gemeinschaft einzufügen und sich bei dem Versuch, eine Buchhandlung zu eröffnen, einzuleben und das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen. Die Inselbewohner beäugen die beiden Neuen mit Argwohn, denn Daniel rennt ständig mit seiner Kamera rum und Svea ist zu neugierig. Aber je länger die beiden da sind, um so mehr tauen die Bewohner auf und öffnen sich ihnen langsam. Es sieht so aus, als wären Svea und Daniel endlich angekommen, aber dann…

Gabriela Jaskulla hat mit ihrem Buch „Septembermeer“ einen atmosphärischen, eher leisen Roman vorgelegt, der erst ab der Mitte der Geschichte richtig an Fahrt gewinnt. Dabei gleicht er eher einer Personenstudie als einem richtigen Roman. Man steht auf Beobachtungsposten und erlebt das Geschehen und Miteinander der Inselgemeinschaft hautnah mit. Der Schreibstil ist ruhig, oftmals melancholisch, meist sogar poetisch zu nennen. Die Landschaftsbeschreibungen bestechen durch Detailliebe und ein besonderes Auge für die Schönheit der Natur. Aber gerade diese Ausgewogenheit durch die Naturverbundenheit und die Beobachtung der Menschen in ihrem Inseldasein vermittelt dem Leser das Gefühl, er wäre vor Ort und würde alles mit eigenen Augen aufnehmen und die Menschen wären keine Unbekannten mehr.

Die Charaktere sind interessant und vielfältig gestaltet, wissen sogar im Verlauf der Handlung zu überraschen. Sie sind Menschen, die jeder von uns von irgendwoher kennt. Svea und Daniel wirken zu Beginn wie eine Einheit, die sich allerdings so nach und nach in ihre Bestandteile auflöst. Svea ist das Wort Neugier auf die Stirn tätowiert, ihre Fragerei gefällt nicht jedem und so stößt sie immer wieder auf Widerstand und verschlossene Türen. Daniel hat ein Auge für Schönheit und will sie allzeit und überall festhalten. Zudem liebt er Bücher und deren Geschichten, die Geborgenheit die sie vermitteln, dabei befindet er sich gerade selbst in einer mitten. Der Rabenmann ist ein Geheimnisträger, der ebenso mal auf der Insel gestrandet ist und dessen Geschichte berührt. Auch die anderen Inselbewohner mit ihren eigenen kleinen Geschichten und Begebenheiten wissen die Handlung zu bereichern, wobei man sich als Leser auch die Frage stellt, ob es des Guten nicht manchmal zu viel ist.

„Septembermeer“ ist ein Buch für alle, die Spaziergänge am Meer ebenso lieben wie die Studie von Personen und die einen poetischen, detailverliebten Schreibstil zu schätzen wissen. Dies ist kein Spannungsroman, sondern eher ein Beobachtungsroman, bei dem man seinen eigenen Gedanken freien Lauf lassen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Hölleninsel

Hell-Go-Land
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Anna Krüger hat nach einem schrecklichen Erlebnis die Insel Hell-go-land verlassen und wollte nie wieder zurückkommen. Doch nun kehrt sie als ausgebildete Polizistin zurück auf diesen Felsen, den die Engländer ...

Anna Krüger hat nach einem schrecklichen Erlebnis die Insel Hell-go-land verlassen und wollte nie wieder zurückkommen. Doch nun kehrt sie als ausgebildete Polizistin zurück auf diesen Felsen, den die Engländer schon im 2. Weltkrieg für die Hölle hielten und ihn bombardierten. Kaum ist Anne angekommen, bekommt sie ein Päckchen mit scheußlichem Inhalt zugestellt. Anne und ihre beiden Kollegen sind auf sich allein gestellt und ermitteln gegen die Zeit, denn sie haben nur knapp 11 Tage, um die Person zu finden, die zum Inhalt des Päckchens gehört und weiteren Torturen ausgesetzt ist, sonst ist diese tot. Während der Suche nach dem Täter wird Anne immer wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, sie kämpft gegen Windmühlen und schreckliche Kopfschmerzen, muss dabei auch noch den Winter überstehen, der die Spurensuche erschwert. Wird es Anna trotzdem gelingen, den Täter zu entlarven?

Tim Erzberg hat mit seinem Buch „Hell-go-land“ einen unterhaltsamen Kriminalroman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln vermag. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen, der Leser wird direkt in die Handlung mit einbezogen und steht an der Seite von Anna, um den Spuren nachzugehen und Jagd auf einen perfiden Täter zu machen. Die Spannung wird schnell aufgebaut und zieht sich wie ein Faden durch die Seiten, um sich am Ende noch etwas zu steigern. Der Autor stößt den Leser zum einen mit der Nase auf gewisse Dinge, aber er führt den Leser auch in die Irre und spielt ein wenig Katz und Maus mit ihm. Auch der Handlungsort, eine einsam gelegene Insel mit nur knapp 1000 Bewohnern, trägt zur Spannung bei, denn es ist Winter und Hilfe vom Festland nicht zu erwarten. Die Landschaftsbeschreibung der Insel ist so bildhaft, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann und das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein.

Die Charaktere sind gut ausgeformt, haben ihre Ecken und Kanten und wirken recht lebensecht. Anna ist eine sympathische junge Frau, die in der Vergangenheit schon einiges durchstehen musste und sich sobald wie möglich von der Insel abgesetzt hat, um ein neues Leben zu beginnen. Nun führt sie ihr Beruf ausgerechnet wieder in ihre alte Heimat und die Erinnerungen an die Vergangenheit kommen alle wieder hoch. Während des Falles kann man beobachten, wie Anna mit sich und den Erinnerungen kämpft und dabei auch immer mehr an Stärke gewinnt, um den Fall zu lösen und damit auch ihre Vergangenheit zu besiegen. Der Täter wird vom Leser leider zu schnell ausgemacht, dafür sind die Hinweise zu eindeutig, doch tut es der Spannung keinen Abbruch. Auch die recht umtriebige Putzfrau, die sich als kleiner Sherlock Holmes entpuppt, ist eine willkommene Randfigur in der Handlung, die die Geschichte mit ihrer Neugier noch befeuert.

„Hell-go-land“ ist ein spannender und unterhaltsamer Kriminalroman, der durch seinen schönen Schreibstil und sehr interessante Charaktere besticht. Alle Krimiliebhaber werden bei diesem Buch ihren Spaß beim Ermitteln und Schmökern haben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Geheimis der Wessling-Brüder

Das goldene Haus
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1870-1900 Frankfurt. Arnold Wessling, macht sich hinter dem Rücken seines Bruders Richard, als dieser gerade nicht in der Nähe ist, an dessen große Liebe Bettina heran und heiratet diese. Bettina stammt ...

1870-1900 Frankfurt. Arnold Wessling, macht sich hinter dem Rücken seines Bruders Richard, als dieser gerade nicht in der Nähe ist, an dessen große Liebe Bettina heran und heiratet diese. Bettina stammt aus einer Kaufmannsfamilie, und Arnolds großer Traum ist ein eigenes Kaufhaus in Frankfurt zu bauen und zu leiten. Doch erst nach dem Tod des Schwiegervaters kann er diesen Traum verwirklichen. Arnold kümmert sich nur noch um sein Geschäft, während Bettina in ihren Gedanken weiterhin Richard liebt und nach außen die Fassade aufrechterhält, eine glückliche Ehe zu führen. Richard geht nach Amerika, um genügend Abstand zwischen sich und Bettina zu bringen, nachdem sie nun die Frau seines Bruders ist. Der jüngste Bruder Falk sucht die Anerkennung seines ältesten Bruders Arnold, doch dieser hat nur Interesse an Falks Sohn Jakob, denn er soll mal Arnolds Nachfolger werden, weil er selbst keinen männlichen Erben hat. Doch zwischen den Brüdern gibt es immer öfter Schwierigkeiten, denn Arnold, Richard und Falk Wessling sind grundverschieden, doch teilen sie ein Geheimnis, das in Frankreich seinen Ursprung hat. Wird diese je ans Licht kommen und ihrer aller Leben und die Zukunft des Kaufhauses Wessling zerstören?

Rebecca Martin hat mit ihrem Buch „Das goldene Haus“ einen sehr unterhaltsamen historischen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und nimmt den Leser mit in ein vergangenes Jahrhundert, wo gesellschaftliche Strukturen sowie die politische Verhältnisse und der Krieg eine große Rolle spielten. Die geschichtlichen Hintergründe wurden von der Autorin sehr schön recherchiert und der Haupthandlung unterlegt. Die Geschichte spielt hauptsächlich in Frankfurt, jedoch gibt es einen weiteren kleinen Handlungsstrang, der sowohl in der Vergangenheit und auch in der Romangegenwart im 19. Jh. in Frankreich seinen Verlauf hat. Beide Handlungsebenen werden erst beim großen Finale zusammengeführt, obwohl der Leser sich während der laufenden Lektüre schon so seine Gedanken bezüglich der Auflösung macht.

Die Charaktere sind sehr detailliert ausgestaltet und wirken aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit sehr authentisch und lebendig. Arnold ist der älteste Wesslingbruder mit hochfliegenden Plänen, dabei selbstsüchtig und nur auf seinen Vorteil bedacht. Um seine Position zu schützen und weiter auszubauen, lügt und betrügt er die Menschen, die ihm eigentlich nahe stehen sollten. Die Liebe zu seiner Frau, die er auch nur durch Betrug die Seine nennen kann, mag echt sein, doch kümmert er sich viel zu wenig um sie und ihre Belange, dabei wacht er eifersüchtig auf alles und jeden, der sich ihr nähert. Richard ist ein Lebemann, dem man eigentlich keine echten Gefühle zugestehen will, doch gerade er liebt Bettina sein Leben lang und flüchtet weit weg, um die Ehe mit ihr und Arnold nicht mitansehen zu müssen. Bettina ist eine sympathische Frau, die für ihren einzigen Fehler jahrelang teuer bezahlen muss, denn sie hat ihre Liebe verleugnet und ist nun gezwungen, ein Leben an der Seite eines Mannes zu führen, dem sie nur freundliche Gefühle entgegen bringt, aber keine Liebe. Der jüngste Wesslingbruder Falk ist ein unsicherer Mann, der es jedem recht machen will, und wie ein Hündchen vor allem seinem Bruder Arnold am Rockzipfel hängt. Falk ist mit der kalten und egoistischen Ludmilla verheiratet, was sein Leben noch schwerer macht, denn auch sie muss er ständig zufrieden stellen. Dabei leidet Falk unter den Auswirkungen des Krieges und bekommt seine Alpträume nicht in den Griff. Auch die anderen Charaktere sind interessant ausgeformt und beleben mit ihren Episoden die Grundhandlung des Romans.

„Das goldene Haus“ beschreibt den Aufstieg des Warenhaus Wessling in Frankfurt nur oberflächlich, vielmehr geht es um die Familie Wessling und deren Lügen, Intrigen und Betrügereien, deren Unglück und Leid innerhalb der Familie. Ein sehr unterhaltsamer Familienroman, der allen gefallen wird, die gern Bücher über Familiengeheimnisse lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Neuanfang in Polbearne

Die kleine Bäckerei am Strandweg
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Polly hat sich mit Chris zusammen den Traum von einem eigenen Unternehmen erfüllt. Sowohl beruflich als auch privat läuft es zu Beginn super, doch dann bricht alles zusammen, ihr Unternehmen ist den Bach ...

Polly hat sich mit Chris zusammen den Traum von einem eigenen Unternehmen erfüllt. Sowohl beruflich als auch privat läuft es zu Beginn super, doch dann bricht alles zusammen, ihr Unternehmen ist den Bach runter und die Beziehung ebenso. Doch Polly kratzt ihren letzten Mut zusammen, packt ihre Sachen und zieht, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll, nach Cornwall auf die Insel Polbearne in ein renovierungsbedürftiges Haus, das mal eine alte Bäckerei war. Das kommt Polly wie gerufen, denn sie liebt das Backen. Ganz heimlich spricht sich herum, dass Pollys Brot richtig gut ist, doch der alten Bäckerin und ausgerechnet auch noch ihre Vermieterin Mrs. Manse hält überhaupt nichts von Pollys Aktionen und legt ihr immer wieder Steine in den Weg. Aber nicht nur mit Mrs. Manse hat Polly ihre liebe Not, auch mit dem örtlichen Männerüberschuss, denn es interessieren sich immer mehr skurrile Gestalten des anderen Geschlechts für Polly selbst. Ob Fischer, Kapitän, Imker oder Tierarzt: jeder steht vor ihrer Tür und Polly lernt eine Menge neuer Freunde kennen. Doch so wirklich erreicht kein Mann ihr Herz. Ist Polly so verletzt von ihrer letzten Beziehung, dass sie verlernt hat, der Liebe noch einmal eine Chance zu geben?

Jenny Colgan hat mit ihrem Buch „Die kleine Bäckerei am Strandweg“ einen sehr unterhaltsamen Sommerroman geschrieben, in dem Verwirrung, Zwistigkeiten, die Liebe und Freundschaft die Hauptthemen sind. Der Schreibstil ist flüssig, dabei ruhig und erholsam, der Leser reist in Gedanken ins malerische Cornwall auf eine kleine Insel, um sich dort in dörflicher Atmosphäre an Pollys Fersen auf dem Weg in ein neues Leben zu heften. Die Landschaftsbeschreibungen sowie die Gemeinschaft der Bewohner werden liebevoll beschrieben und verleihen beim Lesen ein heimeliges Gefühl. Wer in diesem Roman Spannung erwartet, wird auf jeden Fall enttäuscht sein. Dafür lebt die Geschichte von den ruhigen und ausgeglichenen Tönen, von den kauzigen Bewohnern und ihren Eigenheiten sowie von der Hauptprotagonistin Polly, die als Neuankömmling in dieser doch recht eingeschworenen Gemeinschaft erst noch ihren Platz finden muss, um dazuzugehören. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz und tragische Erlebnisse werden gefühlvoll umgesetzt.

Die Charaktere sind vielfältig gestaltet und ausgearbeitet, wirken allesamt aber sehr lebendig und wie Menschen von nebenan, eben authentisch. Polly ist eine sympathische Frau, deren Träume soeben geplatzt sind. Sie steht vor den Scherben ihres Lebens und sammelt noch einmal alle ihre Reserven und ihren Mut zusammen, um sich eine neue Existenz aufzubauen an einem ihr völlig fremden Ort. Sie hat oftmals ein loses Mundwerk, sagt immer, was sie denkt, dabei ist sie offen und ehrlich. Gerade diese Eigenschaft verschafft ihr Respekt unter den Menschen, und man begegnet ihr mit weniger Argwohn. Mrs. Manse ist eine verbitterte alte Frau, die das Liebste in ihrem Leben verloren hat. Sie kann gar nicht anders, als allem und jedem mit Misstrauen und Argwohn zu begegnen, denn sie hat ihren Glauben an das Gute verloren. Huckle ist ein geheimnisvoller Charakter, der erst sehr langsam aus seinem Bienenkokon herauslugt, um dann am Ende doch wieder zu flüchten. Der alte Kapitän ist ein Bär von einem Kerl, gutmütig, hilfsbereit und doch auch irgendwie ein Schwerenöter. Auch die anderen Protagonisten sind allesamt wunderbar inszeniert und untermalen mit ihren kleinen Episoden den Verlauf der Handlung.

„Die kleine Bäckerei am Strandweg“ ist die ideale Lektüre für einen Tag am Strand, wo man nicht viel nachdenken, sondern einfach nur träumen und sich entspannen will. Ein schönes Urlaubsbuch“