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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2024

Die ganze Bandbreite der Emotionen

Endlich das ganze Leben
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In "Endlich das ganze Leben" begleitet der Leser eine italienische Familie über viele Jahre hinweg, wobei sich die im Fokus stehenden Familienmitglieder abwechseln. Thematisch geht es vor allem um die ...

In "Endlich das ganze Leben" begleitet der Leser eine italienische Familie über viele Jahre hinweg, wobei sich die im Fokus stehenden Familienmitglieder abwechseln. Thematisch geht es vor allem um die Folgen einer tragischen Nacht, in der die junge Betta ihr Leben verliert, jedoch lernt man zunächst die Eltern und ihre Geschichte besser kennen. Dies mochte ich sehr, so sind sie mir als Charaktere direkt ans Herz gewachsen und ich habe eine Bindung zu ihnen aufbauen können.
Aber auch die später auftauchenden Charaktere waren großartig, sie alle hatten ihren Platz in der Geschichte und ihre ganz eigenen Stärken, Fehler und Sorgen. Kritisieren würde ich lediglich, dass manche Familienmitglieder zwar kurz erwähnt werden, dann jedoch später gar keine Rolle mehr spielen.

Der Schreibstil hat mir sehr zugesagt, ich war emotional immer komplett dabei und konnte auch in die Geschichte eintauchen, obwohl die Erzählperspektive im Grunde ja eher distanziert war. Das Ergebnis war eine bunte Mischung aus richtig schönen Momenten auf der einen Seite und Trauer und Verzweiflung als Kontrast dazu. Teilweise wirkte es auch ein wenig märchenhaft oder vielleicht auch kitschig, aber für mich hat es so gut gepasst - nach viel gelesener Traurigkeit habe ich mir auch wieder etwas Positives gewünscht. Für Fans von sehr realistischen und ungeschönten Romanen über dieses Thema mag dieses Buch daher evtl. nicht so passend sein, auch wenn es viele solcher Momente im Verlauf der Geschichte gibt.
Auch ein paar übernatürlich zu interpretierende Szenen kommen vor, jedoch meiner Meinung nach sehr dezent und geschmackvoll platziert. Sie haben das Geschehen für mich schön abgerundet statt störend zu sein.
Das Buch spielt generell gerne mit Metaphern und Parallelen in der Handlung, Ähnlichkeiten über mehrere Generationen. Ich mochte alle Handlungsstränge, daher fand ich den Fokuswechsel auch toll, immer wollte ich wissen, wie es weitergeht.
Von daher klare Empfehlung von mir, aber auch mit dem Hinweis, dass es wie erwähnt keine super realistische Geschichte in allen Punkten ist.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Aufwühlendes Porträt einer Familie in den Klauen von häuslicher Gewalt

Die Nacht der Bärin
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"Ich wollte das alles nicht."
Wie oft muss jemandem die Hand ausrutschen, bis es kein Ausrutscher mehr war? Wann ist genug wirklich genug?
Die Geschichte von Jules Familie wird abwechselnd aus Jules Perspektive ...

"Ich wollte das alles nicht."
Wie oft muss jemandem die Hand ausrutschen, bis es kein Ausrutscher mehr war? Wann ist genug wirklich genug?
Die Geschichte von Jules Familie wird abwechselnd aus Jules Perspektive in der Gegenwart und der ihrer Mutter in der Vergangenheit erzählt. Durch viele Parallelen ergibt sich so eine interessante Erzähldynamik - und doch herrschen total andere Atmosphären.
Die Vergangenheit ist unglaublich bedrückend, man kann kaum atmen, über allem thront der tyrannische Vater, lediglich während der Ausflüge in den Wald kann man als Leser Luft holen. Dazu im Kontrast steht Jule, die wie selbstverständlich zunächst bei der Entdeckung ihrer Familiengeschichte nur positive Gedanken hat und so gar nichts ahnt.
Auch die Zitate am Kapitelbeginn tragen dazu bei, dass man sich immer unwohler fühlt - Kleinigkeiten mit großer Wirkung. In dem Sinne ist dieses Buch keine nette Unterhaltung für zwischendurch, dafür aber ein umso wichtigeres Buch, das hoffentlich auch Betroffene wachrüttelt und ihnen Hoffnung schenkt.

Ähnlich wie ihm echten Leben wird hier nämlich aufgezeigt, dass es nicht bei "Kleinigkeiten" bleibt, sondern immer weiter eskalieren kann. Als Leser rätselt man die ganze Zeit mit Jule darüber, was damals passiert ist, während man sich im nächsten Kapitel davor fürchtet, was der Vater macht. Auch wenn man vielleicht einiges weiß oder erahnen kann, gibt es immer wieder Überraschungen und der Verlauf bleibt unvorhersehbar.
Manche Charaktere hasst man ohne Frage, andere sind wahre Schätze, doch manche sind bewusst sehr "grau" - voller Fehler und doch auch Opfer. Diese letzte Portion Menschlichkeit und moralische Schuldfrage runden die Geschichte perfekt ab und sorgen dafür, dass es wirklich komplett authentisch erscheint.

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Kreativer und spaßiger Neuanfang

Free again - alles auf Anfang
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Nach einer Trennung kann man entweder verzweifeln oder man nimmt sich ein Beispiel an Juliane und startet nochmal voll durch: Statt Hochzeiten plant sie nun Scheidungspartys und überzeugt hier auf voller ...

Nach einer Trennung kann man entweder verzweifeln oder man nimmt sich ein Beispiel an Juliane und startet nochmal voll durch: Statt Hochzeiten plant sie nun Scheidungspartys und überzeugt hier auf voller Linie.
Als Leser kann man sie auf ihrem Weg begleiten und hat dabei auch immer was zu lachen.
Schön fand ich, dass der Roman sich Zeit lässt, man kann in aller Ruhe erstmal Juliane und ihr Umfeld kennenlernen. Diese war mir auch direkt total sympathisch, ihr Charakter ist sehr humorvoll und angenehm sarkastisch.
Auch die Nebencharaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen, sie haben alle so ihre kleinen Macken, aber wirken sehr authentisch und sorgen immer wieder für Momente, die einem das Herz aufgehen lassen.
So muss Juliane beispielsweise mit einem Teenager als Mitbewohner auskommen, was sie teilweise halb zur Verzweiflung treibt, dafür aber umso schöner anzusehen ist, als sie sich langsam anfreunden.

Eine andere große Stärke des Romans sind die Scheidungspartys. Diese dienen nicht nur als Aufmacher im Klappentext, sondern nehmen tatsächlich einen großen Teil der Geschichte ein. Man lernt die Kunden kennen, ihre Wünsche und Vorstellungen und erlebt, was Juliane daraus macht. Dadurch bekommt man einen richtig guten Einblick in ihre Arbeit, die auch echt wirkt - ich konnte mir gut vorstellen, dass die Planung wirklich so ablaufen würde. Dazu hat sich die Autorin noch wunderbar ausgetobt mit kreativen und lustigen Partyideen rund um die Scheidung - einfach lesen und überraschen lassen!

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Der Ruf der Freiheit

Aufbruch ins Freie
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Das perfekte Buch für alle, die gerne mal raus in die Natur möchten, aber (momentan) nicht die Möglichkeiten für ein Abenteuer haben.
Francie nimmt den Leser mit auf ihre Touren quer durch die Berge und ...

Das perfekte Buch für alle, die gerne mal raus in die Natur möchten, aber (momentan) nicht die Möglichkeiten für ein Abenteuer haben.
Francie nimmt den Leser mit auf ihre Touren quer durch die Berge und die Wildnis, ob alleine, mit Partner, Freunden oder auch mit ihrem Hund.
Das Buch ist ansprechend gestaltet, kurze Abschnitte erleichtern den Lesefluss, wunderschöne Fotos nehmen einen mit auf Reisen.
Zwischendurch hätte ich mir jedoch öfters noch kleine Kartenausschnitte gewünscht, um die Touren besser gedanklich verfolgen und einordnen zu können.

Schön fand ich, dass sich persönliche Erzählungen aus Francies Leben mit den Tourberichten abwechseln. Sie öffnet sich komplett und erzählt von ihrer Vergangenheit, Problemen, Ängsten und Beziehungen. So fühlt es sich schnell an, als würde man einer Freundin lauschen, statt nur eine simple Reisereportage zu schauen.
Auch die nicht so schönen Teile der Touren werden erzählt, denn es läuft halt nicht alles glatt im Leben: Unfälle, Schlechtwetter, Pannen, verfrühte Heimkehr, aufdringliche Fremde...
Dies fand ich sehr wichtig, denn so schön ihre Erlebnisse größtenteils auch klingen, man muss trotzdem vorsichtig bleiben. Die Erzählungen werden dadurch auch nochmal authentischer und bereiten den Leser gleichzeitig besser vor, wenn man sich von der Lektüre selbst zu einem Trip inspirieren lässt.
Zwischendurch gibt es auch immer wieder interessante Hintergrundinfos über Land und Leute, die die Erzählungen nochmal gekonnt abrunden.
Mein Highlight waren die Touren mit Hund Mexx, so etwas hab ich bisher auch noch nie gehört, wirklich unglaublich was Frauchen und Hund hier leisten!

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Ergreifendes und ungeschöntes Buch über den Tierschutz und die Personen dahinter

Der traurigste Himmel auf Erden
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Dieses Buch gewährt sowohl Einblicke in die Arbeit und Realität eines Tierschützers als auch in die Geschichte und Gefühlswelt des Autors. Dieser scheint auf Social Media bereits wohlbekannt zu sein, mir ...

Dieses Buch gewährt sowohl Einblicke in die Arbeit und Realität eines Tierschützers als auch in die Geschichte und Gefühlswelt des Autors. Dieser scheint auf Social Media bereits wohlbekannt zu sein, mir ist er jedoch zuerst in diesem Buch begegnet.
Daher fand ich es auch schön und hilfreich, dass man auch seine Vorgeschichte erfährt: Wer ist er, wie ist er zum Tierschutz gekommen? Immer wieder berichtet er auch von seinen persönlichen Ängsten und Unsicherheiten, was ihn sehr menschlich und authentisch wirken lässt und ihn auch "Neulingen" näherbringt.

Die Erlebnisse im Tierschutz selbst fangen klein an in Form einer Taube im Wohnungsfenster, führen innerhalb weniger Jahre jedoch bis hinein in Kriegs- und Katastrophengebiete. Die Schilderungen gehen extrem unter die Haut, die Berichte sind ungeschönt und erschreckend. Man spürt beim Lesen die Gefahr und fiebert gleichzeitig mit, man wünscht sich, dass die Rettung der Tiere gelingt.
Dass dies nicht immer ein gutes Ende nimmt ist leider traurige Realität, vor der weder Malte noch der Leser geschützt werden: Nicht jedes Tier kann gerettet werden, nicht jede Krankheit ist heilbar.
Die guten Geschichten sind dabei genauso wichtig wie die Schlechten und verdeutlichen nochmal die Situation.
Besonders gut gefallen haben mir die zahlreichen Bilder, so konnte man alle Tiere und Malte selbst nochmal besser kennenlernen, und generell sein Schreibstil. Oft benutzt er auch Videospielmetaphern, was ich als geschickte Erzählmethode empfunden habe.
Ein wichtiges Buch, das aufzeigt, dass Tierschutz schon klein anfängt: Man muss nicht in Kriegsgebiete reisen, ein Tier adoptieren oder auch nur die Nachbarstauben füttern kann für diese Seelen schon einen großen Unterschied machen.

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