Veränderungen jenseits selbst gesetzter Grenzen sind möglich
Der Titel „Rosa“ auf dem orangefarbigen Cover des gleichnamigen Buchs von Anne Cathrine Bomann überrascht. Es ist der Name des Oktopus, dessen Pflege die Protagonistin Vigga bei ihrem Beschäftigungsverhältnis ...
Der Titel „Rosa“ auf dem orangefarbigen Cover des gleichnamigen Buchs von Anne Cathrine Bomann überrascht. Es ist der Name des Oktopus, dessen Pflege die Protagonistin Vigga bei ihrem Beschäftigungsverhältnis im Ozeaneum in Kastrup, einem Stadtteil einer Vorstadt von Kopenhagen, übernimmt. Dementsprechend ziert ein blauer Krake den Buchdeckel.
Vigga hat bisher nur in Jobs gearbeitet, die das Jobcenter ihr zugewiesen hat. Diesmal ist es eine halbjährige Tätigkeit im Aquarium, die ihr angeboten wird. Bereits zu Beginn ihrer Arbeit stellt sie sich die Frage, wie lange es dauert, bis sie kündigt oder gekündigt wird. Schnell ist sie gelangweilt, findet aber nicht aus dem Kokon, den sie selbst um sich herum gesponnen hat. Sie sucht das Alleinsein, denn dann kann niemand sie mit Worten verletzten. Inzwischen kommt sie besser mit dem Gefühl emotionaler Taubheit zurecht, das sie seit ihrer Kindheit begleitet.
Erst vor wenigen Jahren hat sie Freundschaft mit der etwa gleichaltrigen Maiken geschlossen. Die beiden sind nicht immer einer Meinung, aber sie respektieren sich in besonderem Maße. Sie lachen gemeinsam, gehen zusammen auf Reisen und sie besuchen verschiedene Aktivitäten. Während sie im Ozeaneum arbeitet, wird ihre beste Freundin schwanger. Vigga muss sich auf zukünftige neue Verhältnisse in der vertrauensvollen Beziehung einstellen. Gleichzeitig wird ihr an ihrer Arbeitsstelle die Betreuung des Oktopus Rosa übertragen. Feinfühlig beschäftigt sie sich mit der Lebensform der Kraken und versucht sich in Rosa einzudenken. Sie hinterfragt die Art und Weise der Unterbringung im Aqauarium hinter Schaugläsern. Durch Viggas Recherchen zu Tintenfischen erfuhr auch ich als Leserin einige interessante Details über Oktopusse.
Anne Cathrine Bomann gelingt es auf sensible Weise die Eigenwilligkeit ihrer Hauptfigur herauszustellen. Vigga ist immer wieder zurückgewiesen worden und war zahlreichen Konflikten ausgesetzt. Daher beobachtet sie andere Menschen, um sich deren Verhalten anzueignen und es selbst in ähnlichen Situationen zu zeigen. Kraken sind Einzelgänger, daher glaubt sie in Rosa etwas von ihrem eigenen Charakter wiederzufinden. Statt sich anzupassen, zeigt der Kraken seinen eigenen Willen bis zum Schluss und lässt sich von außen nicht beeinflussen. Für Vigga wird Rosa zum Antrieb, Neues auszuprobieren.
Mit dem einfühlsam geschriebenen Roman „Rosa“ zeigt Anne Cathrine Bomann, dass eine Veränderung jenseits der selbst gesetzten Grenzen gelingen kann. Gerne empfehle ich das Buch weiter.