Spannend, unterhaltsam und lehrreich
Thabo. Detektiv & Gentleman 3. Der Rinder-Dieb"Thabo - Detektiv und Gentleman - der Rinder-Dieb" ist der dritte Teil der neuen Kinderbuch-/Kinderkrimi-Reihe von Kirsten Boie.
Thabo, der Protagonist des Buches - und der ganzen Reihe - ist ein Junge, ...
"Thabo - Detektiv und Gentleman - der Rinder-Dieb" ist der dritte Teil der neuen Kinderbuch-/Kinderkrimi-Reihe von Kirsten Boie.
Thabo, der Protagonist des Buches - und der ganzen Reihe - ist ein Junge, der einmal ein waschechter Detektiv werden will und dabei immer darauf bedacht ist, ein Gentleman zu bleiben. Er erzählt die Geschichte auf seine ganz eigene Weise. In der Ich-Form lässt er uns an seinen Gedanken und Vermutungen teilhaben und spricht uns Leser oft direkt an - das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig wie die ganze Sprache des Buches (auch im wahrsten Sinne des Wortes, denn es werden einige Grundvokabeln von Thabos Sprache eingeflochten). Er macht beispielsweise oft Bemerkungen, wie "das ist bei uns so, das wird in Ihren Ländern auch nicht anders sein". Manchmal (eher selten) hat er damit Recht, viel öfter offenbart er dadurch aber, wie sehr er in seiner Welt und Lebensweise steckt und sich gar nicht vorstellen kann, dass es anderswo nicht so ist.
So viel zu unserer Hauptfigur und ihrem Erzählstil. Das Buch handelt davon, dass unsere jungen Detektive, Thabo, zusammen mit seiner Freundin Emma, die eigentlich in England ins Internat geht und nur in den Ferien zu Hause ist, und Sifiso, einem einheimischen Jungen, der seine Eltern verloren hat und sich und seine Geschwister selbst versorgen muss, viele verschiedene Fälle zu lösen haben: Bei einer einsamen Ansiedlung sind alle Hütten abgebrannt, das sieht verdächtig nach Brandstiftung aus, es werden überall in der Gegend Rinder gestohlen und verschwinden, eine dubiose Filmcrew fährt mit dem umlackierten Laster einer Fleischerei durch die Gegend und, als ob das nicht schon genügen würde, verschwindet auch noch Emmas Tante! Natürlich üssen unsere drei Helden alle diese Fälle aufklären, bekommen aber auch Unterstützung von der Polizei, die gar nicht so unbrauchbar ist, wie sie dachten.
Insgesamt ein wirklich schönes Kinderbuch. Die Erzählweise ist ganz anders als normal und gefiel mir gut. Man kann sich dadurch sehr gut in Thabos Welt hineinversetzen und ich glaube, dass Kirsten Boie diese Welt, die sie auch selber durch ihre Unterstützungsprojekte kennenlernen durfte, gut darstellen kann. Ich glaube, dass es unseren Kindern gut tut, einmal zu erfahren, dass es z.B. in anderen Ländern nicht selbstverständlich ist, dass man sich einfach neue Kleidung kaufen kann, oder jeder eine Decke hat, wenn er in der Nacht friert. Auch, dass man Worte der einheimischen Sprache lernt, hat mir sehr gefallen, obwohl diese Wörter, besonders auch für Kinder, nicht einfach zu lesen sind.
Auch die Geschichte, die am Anfang eher dahinplätschert, weil die Kinder mal in diese Richtung, dann wieder in die andere ermitteln, wird schnell spannen und hat am Ende einen richtigen Showdown.
Das einzige, was mich gestört hat, ist die Geschichte mit der Lobola. Ich weiß, dass es in vielen afrikanischen Ländern ganz normal ist, dass ein Mann seine Ehefrau kaufen muss, und dass es diese App zur Berechnung des Brautpreises wirklich gibt. Aber mir war es einfach nicht genug, dass die reiche verwöhnte Emma, die eher in der englischen als in der einheimischen Kultur lebt, die einzige ist, die etwas gegen dieses System sagt. Ich hatte gehofft, dass gerade ein Gentleman wie Thabo am Ende zu dem Schluss kommen müsste, dass ein solches System frauenfeindlich und erniedrigend ist. Das tut er leider nicht und bis zum Ende bleibt das ganz normal für ihn. Deswegen kann ich dem Buch nur vier Sterne geben, obwohl ich es wirklich für ein sehr lesenswertes Kinderbuch halte, bei dem man viel lernen kann.