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Veröffentlicht am 28.01.2018

Ungleichgewicht der Autorinnen

Never Never
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Da ich Colleen Hoover, als einer meiner Lieblingsautorinnen der letzten Jahren, auch fleißig über soziale Medien folge, habe ich gemeinsames Projekt mit Tarryn Fisher hautnah mitbekommen und mich nun gefreut, ...

Da ich Colleen Hoover, als einer meiner Lieblingsautorinnen der letzten Jahren, auch fleißig über soziale Medien folge, habe ich gemeinsames Projekt mit Tarryn Fisher hautnah mitbekommen und mich nun gefreut, dass die drei Teile gesammelt in einem Einzelband den deutschen Buchmarkt erobern können. Zwar war mir die Freundschaft der beiden Autorinnen bekannt, aber Tarryn Fisher kannte ich als Autorin noch gar nicht und somit ist ihre Zusammenarbeit mit Hoover nun meine erste Begegnung mit ihr als Erzählerin. Nach Beendigung des Romans habe ich noch einmal recherchiert, dass Fisher die Charlie-Passagen und Hoover die Silas-Passagen geschrieben hat. Dies war mir nochmal wichtig in Erfahrung zu bringen, da es meine Bewertung von „Never Never“ in großem Maße beeinflusst.
Die Grundidee des Romans fand ich großartig und finde sie auch nach Beendigung des Romans noch großartig. Durch den gemeinsamen Gedächtnisverlust erhält die Geschichte nicht etwa Sci-Fi-Elemente und das Mysterium des Gedächtnisverlusts wird auch nie 100% aufgedeckt, aber die Botschaft dahinter ist wunderschön und deswegen ist diese Grundidee einfach im Gesamten ziemlich perfekt.
Was dann gar nicht mehr so perfekt ist, sind die unterschiedlichen Erzählperspektiven. Wir erleben die Geschichte durch Silas‘ und durch Charlies Augen. Schon oben habe ich erwähnt, welche Autorin für welche Perspektive verantwortlich ist und der Unterschied zwischen diesen ist überdeutlich. In Silas habe ich einwandfrei Colleen Hoover entdecken können, da er dieses charmante, hilfsbereite, aber auch freche Naturell hat, was ihren männlichen Protagonisten meist zu eigen ist. Silas hat sich mir sogleich ins Herz geschlichen, da er eben die Handlung im besonderen Maße trägt und in seiner Denkweise Seiten in mir berührt, so dass ich ihn nur ganz doll lieb haben konnte. Für Charlie gilt eigentlich das umgekehrte. Durch die sozialen Medien habe ich bereits mitbekommen, dass Fisher einen sehr trockenen, teilweise auch makabren Humor hat und diese negative Aura, die beides immer umgibt, überträgt sich 1:1 auf die Protagonistin. Auch zu Hoovers weiblichen Figuren finde ich nicht immer einen hervorragenden Zugang, aber Charlie war doch schon sehr anstrengend und vor allem im Gegensatz zu Silas wirkte sie dann sehr blass und überflüssig, so dass ich mir immer die Frage stellte: was sieht er eigentlich in ihr?
Aber nicht nur die Figuren waren durch die unterschiedlichen Autorinnen geprägt, auch der Handlungsverlauf war zwangsweise durch die unterschiedlichen Stile betroffen. Gerade im mittleren Teil der Geschichte ist die Handlung um Charlie total abstrus, zu düster und nach Beendigung des Romans auch total unlogisch und überflüssig. Nur gut, dass es Silas gab, denn er konnte über diese Passagen hinweghelfen. Der letzte Teil wiederum ist in sich wunderschön gemacht. Da passt sich schließlich auch Charlies Perspektive an, ob Hoover da vielleicht Einfluss genommen hat, wird vermutlich für immer offen bleiben, aber da ist dieses Ungleichgewicht nicht mehr so zu spüren, so dass ich beseelt aus dem Buch gehen konnte.
Fazit: Vermutlich wird diese Kollaboration zwischen Hoover und Fisher meine letzte Begegnung mit Letzterer gewesen sein. Denn ihr Stil war sehr deutlich in „Never Never“ zu erkennen und hat mir nicht gefallen. Vor allem den Mittelteil hat sie zu einem zähen Vergnügen werden lassen. Hoover aber spielt wieder ganz klar ihre Stärken aus, denn die Grundidee stammt auch von ihr. Im letzten Teil pendelt sich die Geschichte wieder ein und findet einen tollen Abschluss. Daher ziehe ich das Fazit, dass die Lektüre durchaus empfehlenswert ist, sie aber Fisher als Co-Autorin nicht gebraucht hätte.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Wortgewaltig, aber auch handlungsarm

Beneath the Scars - Nie wieder ohne dich
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Die Leseprobe von „Beneath the Scars“ hat mir zugesagt, weil man gleich merkte, dass es der Autorin nicht um eine belanglose Aneinanderreihung von Sex-Szenen geht, sondern um eine tiefergehende Liebesgeschichte, ...

Die Leseprobe von „Beneath the Scars“ hat mir zugesagt, weil man gleich merkte, dass es der Autorin nicht um eine belanglose Aneinanderreihung von Sex-Szenen geht, sondern um eine tiefergehende Liebesgeschichte, die durch eine breiten Wortschatz unterfüttert wird.
Genau dieser Eindruck bestätigt sich über den gesamten Roman hinweg. Die Sprache ist wirklich wundervoll, weil man sich wie auf Wolken getragen fühlt. Die Sprache ist sehr bildlich und eben so abwechslungsreich, dass man merkt, dass Melanie Moreland eine tolle Erzählerin ist. Zudem merkt man sehr deutlich, dass die Liebesgeschichte tiefergehend erzählt ist. Es geht nicht nur um oberflächliche Anziehungskraft, sondern vor allem um das Erkennen des Inneren, sei es auch noch so sehr versteckt. Dieser Eindruck wird durch sehr viele innere Monologe – mal aus der weiblichen, mal aus der männlichen Sicht – unterstützt, die einen so intensiv hinter die Stirn der Figuren sehen lässt, dass man wirklich ein Teil der Liebesgeschichte wird.
Diese Aspekte gehören definitiv zur starken Seite von „Beneath the Scars“. Aber schönes Erzählen ist nicht alles, wenn die Handlung dafür stellenweise nicht funktioniert. Positiv möchte ich hervorheben, dass das inszenierte Drama zwischen Megan und Zachary gut gewählt war, da es gut zu ihren Geschichten passte und dabei in keiner Weise inszeniert wirkte. Aber ein Problem ist definitiv, dass die Geschichte bis auf den Anfang und das gute Ende unglaublich handlungsarm ist. Die Geschichte spielt sich in einem engen Radius in kürzerer Zeit ab und eigentlich passiert nicht viel außer dass Zachary mal heiß, mal kalt zu Megan ist. Es gibt viel traute Zweisamkeit, es gibt viel Erzählen und eben diese tiefgehenden Monologe. Aber ich liebe solche Romane eben auch für ihr Geschehen und das fällt so dürftig aus, dass ich mich manches Mal dabei erwischte, dass ich seitenweise vorgetragenen Gefühle überschlagen wollte, da ich bereits sehr gut verstanden hatte, was sie jeweils fühlen. Wenn dann mal Platz für Handlung war, wurde weniger die Handlung an sich beschrieben, sondern mehr die rückblickenden Gedanken der einzelnen Protagonisten zu der bereits absolvierten Handlung. Das mag poetisch wirken, aber da ich actiongeladene Erzählungen der Poesie immer vorziehen würde, war die Lektüre für mich stellenweise schlicht zu langatmig.
Fazit: „Beneath the scars“ ist ohne Frage eine tiefgehende Liebesgeschichte, die durch eine ansprechende Sprache wundervoll erzählt wird. Das Drama am Ende mit dem großen Happy End gelingt wunderbar, doch gerade der Mittelteil verliert sich so in den Beschreibungen der jeweiligen Gefühle, dass mir die Handlung zu sehr fehlte und ich das Gelesene als langatmig empfand. Daher gibt es von mir 3 Sterne, da Moreland ihr unleugbares Potenzial zu einseitig gezeigt hat.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Eindimensionale Protagonistin

Eversea - Mit dir kam der Sommer
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Natasha Boyd habe ich durch ihre „Eversea“-Romane kennengelernt. Die zwei Bände waren jetzt sicherlich keine Perlen der Literaturgeschichte. Aber mir hat das südländische Setting gefallen und dass diese ...

Natasha Boyd habe ich durch ihre „Eversea“-Romane kennengelernt. Die zwei Bände waren jetzt sicherlich keine Perlen der Literaturgeschichte. Aber mir hat das südländische Setting gefallen und dass diese klischeehafte Story (Star trifft bodenständiges Mädchen) auch schöne und mitreißende Momente bieten konnte. „Mit dir kam der Sommer“ ist jetzt der dritte Band der Reihe, dreht sich aber um Jazz, Keri Anns beste Freundin und Joey, deren Bruder.
Ich bin voller Hoffnung in diesen Roman gestartet, da ich Jazz aus den Vorgängerbänden mochte. Sie war ein tolle beste Freundin, hatte zudem eine sehr selbstbewusste Art und Weise und daher fand ich die Aussicht, nach der eher schüchternen, sehr empathischen Keri Ann, mal eine andere Perspektive zu haben. Doch leider wurde Jazz regelrecht kaputt geschrieben. Zwar existierten die Ansätze ihrer Persönlichkeit schon, aber alles andere konzentrierte sich so dermaßen auf die Liebesbeziehung mit Joey und da drehte sie sich nur noch im Kreis. Mal superpampig, mal eifersüchtig, mal überschwänglich leidenschaftlich und das immer, immer wieder. Dadurch war leider keine Charakterentwicklung zu beobachten und irgendwann fand ich sie sogar regelrecht anstrengend. Auch das Alter ihrer Figur (einmal mit 18, einmal mit 21) zeigte keinerlei Unterschied. Jazz war immer Jazz und das ist nicht positiv gemeint.
Schade eigentlich, weil mir Joey wesentlich besser gefiel. Die Szenen der beiden zusammen, wenn sie neckend miteinander flirteten oder wenn die Leidenschaft überkochte, haben richtig gezogen, aber sobald Jazz wieder superkindisch war und „fauchte“ war es leider wieder für mich vorbei. Darunter leidet natürlich auch im erheblichen Maße der Fortgang der Geschichte. Es war sicherlich interessant, viele Aspekte der Liebesgeschichte zwischen Jack und Keri Ann auch mal aus einer anderen Perspektive zu erleben, aber die Liebesgeschichte von dem eigentlichen Paar dieses Romans funktionierte eben nur bedingt. Da hat sich vieles im Kreis gedreht, viele verletzte Gefühle, aber dennoch leider nicht so berührend, weil Jazz nicht mehr charakterliche Tiefe erhalten hat. Das Ende war dann aber fast schon perfekt, weil da endlich mal etwas passierte, was ich mir schon viel früher gewünscht hätte.
Fazit: „Mit dir kam der Sommer“ kann ich nur schwerlich empfehlen. Es mag LeserInnen geben, die mit Jazz zusammenfinden, aber für mich fiel diese Geschichte eben durch ihre Figur. Eine prinzipiell prickelnde Verbindung der Protagonisten kann eben nicht ausbügeln, dass es gleichzeitig mit einer der nervigsten, eintönigsten Charaktere gibt, die man sich vorstellen kann.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Umgekehrte Erzählweise ist nicht der Hit

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Gerade in Zeiten, wo der Büchermarkt regelrecht von Neuerscheinungen überschwemmt wird, schadet es Autoren sicherlich nicht, sich durch Einzigartigkeit abzusetzen. Natürlich erkennt auch die Verlagsmaschinerie ...

Gerade in Zeiten, wo der Büchermarkt regelrecht von Neuerscheinungen überschwemmt wird, schadet es Autoren sicherlich nicht, sich durch Einzigartigkeit abzusetzen. Natürlich erkennt auch die Verlagsmaschinerie immer mehr, dass Einzigartigkeit zieht, daher war es für mich kein Wunder, dass bei „Tick Tack“ die Rückwärts-Erzählweise im Marketing herausgehoben wurde. Und ich gebe gerne zu, dass diese Faszination des Rückwärts mitsamt dem Eyecatcher-Cover mich zugreifen ließ.
Gerade dieses Alleinstellungsmerkmal des Rückwärts-Erzählens war es aber letztlich, dass mich eher abneigend dem Thriller gegenüberstehen lässt. Normalerweise sagt einem der Verstand ja, am Ende muss es am spannendsten sein. Was soll also so spannend sein, dass es eigentlich schon am Anfang des linearen Erzählens passiert ist? Die Erklärung hat sich mir bis zum Ende nicht einwandfrei geboten. Zudem hat mich die Erzählweise vor große Probleme gestellt. Immer wieder musste ich mich erinnern, dass wir in die Vergangenheit gehen, nicht in die Zukunft und gleichzeitig hatte ich die Zusammenhänge so schnell wieder aus den Augen verloren, dass ich beim besten Willen nicht mehr sagen konnte, was jetzt wie logisch arrangiert wurde. Ganz am Ende blieben mir sogar noch einige Fragen offen, die ich voller Überzeugung auf die Erzählweise schiebe, denn „richtig rum“ hätten diese sich bestimmt nicht ergeben.
Das Setting fand ich definitiv gut, denn Kleinstädte bergen in der Regel die meisten Geheimnisse. Jeder kennt jeden und doch auch wieder nicht. Das fasziniert mich immer wieder und passt wirklich hervorragend auf einen Thriller. Das zeigt sich hier erneut, denn die Grundidee ist auch – die Endlösung einbezogen – wirklich gut gemacht. Man kann sich vorstellen, dass die ganzen Geschehnisse wirklich genauso abgelaufen sind. Denn die Zusammenhänge stimmten auch die Charakterstudien waren dementsprechend vielschichtig gestaltet.
Einen Kritikpunkt hatte ich aber definitiv, da ich bei diesem Thriller noch die Moralkeule schwingen muss. Am Ende wurde zu viel verharmlost und manchmal habe ich mich in dem Irrsinn an „Gone Girl“ erinnert gefühlt. Dieses Buch hat mich zwar in seinen Fesseln gehabt, aber die Figuren waren psychisch so abgedreht, dass es auch schwer auszuhalten war. So schlimm war es hier bei „Tick Tack“ jetzt nicht, aber am Ende wirkte es fast wie ein Happy End, obwohl es das beim besten Wille einfach nicht war!
Fazit: „Tick Tack“ ist definitiv kein Ausnahmethriller. Die Hauptgeschichte ist zwar spannend und voller Überraschungen, aber die Rückwärts-Erzählweise verkompliziert das Verständnis um ein Vielfaches. Dadurch bleiben für mich geschichtliche Lücken, die ich in diesem Maße nach Beendigung eines Buches nicht haben will. Daher gibt es von mir nur eine bedingte Leseempfehlung und drei Sterne.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Sexy Crime Light

Deadly Ever After
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Die Vermischung von Thriller/Krimi und erotischen Elementen funktioniert für mich schon seit längerem und das besonders in Form der erfahrenen Autorinnen Karen Rose und Nora Roberts. Als ich hörte, dass ...

Die Vermischung von Thriller/Krimi und erotischen Elementen funktioniert für mich schon seit längerem und das besonders in Form der erfahrenen Autorinnen Karen Rose und Nora Roberts. Als ich hörte, dass sich Jennifer L. Armentrout in diesem Genre versucht, war ich begeistert, denn zumindest Erotik und Liebesgeschichten kann sie ganz hervorragend.
Wenn man in die Geschichte einsteigt, merkt man relativ schnell, dass Armentrout im Thriller-Genre definitiv unerfahrener ist. Der Fall ist zwar gut durchdacht und wird am Ende auch logisch aufgelöst, aber die ganze Ermittlungsarbeit verläuft doch weitestgehend am Rande, da unsere Protagonistin Sasha die Handlung immer nur erlebt, nie aber so wirklich selbst agiert. Wenn sie agiert, dann steht das meist im Zusammenhang mit der Liebesgeschichte und die ist, wie von der Autorin gekannt, sehr gut erzählt. Spannend ist sicherlich, dass Sasha viele Dämonen mit sich bringt und wirklich am Ende ist. Es ist schön immer wieder auch ihre starken Seiten durchblitzen zu sehen. Dies geschieht vor allem durch Cole, der mir als männlicher Protagonist wirklich ausnehmend gefällt. Er ist weder zu süß noch zu männlich und besetzt diese Mitte höchst charmant und beschützerisch. Die Chemie zwischen den Protagonisten ist ganz hervorragend und ich bin auch zufrieden, dass nur die erste erotische Szene ausführlich erzählt wird, während der Rest eher wie nebenbei erzählt wird.
Kommen wir zurück zum Thriller-Anteil. Es werden immer wieder spannende Elemente hinzugefügt, aber es ist wie gesagt eher Erleben denn Agieren. Das ist jetzt nicht ganz dramatisch, aber ich erlebe solche Thriller schon gerne aus den Augen von Protagonisten, die selbst aktiv werden. Denn bereits diese Suche nach dem Täter fügt immer Spannung extra hinzu. Hier ist es nun eben nicht der Fall und weiter kommt hinzu, dass für mich persönlich der Täter sehr, sehr früh feststand und ich meine damit wirklich früh. Klar habe ich immer mal wieder kurz gezweifelt oder auch andere Handlungsfiguren für die Rolle des Bösewichts abgewogen, aber die tatsächliche Figur war immer vorne mit dabei. Das ist natürlich immer etwas fatal in diesem Genre, weil es definitiv etwas vom Lesegenuss nimmt. Positiv möchte ich da aber noch einmal hervorheben, dass die Hintergründe der Tat gut für mich funktionieren und dass die letzten drei, vier Kapitel wirklich eine tolle Action bieten.
Fazit: Man merkt durchaus deutlich, dass sich Armentrout das erste Mal ins Genre des erotischen Thrillers wagt, denn mit den großen Meisterinnen (Rose und Roberts) kann sie sich noch nicht messen, da der Thriller-Anteil noch zu unauserzählt wirkt und dadurch an manchen Stellen den Inhalt zu vorhersehbar macht. Aber Übung macht den Meister!