Packend von Anfang bis Ende
Paradise City„Paradise City“ von Zoë Beck ist ein Thriller, der in einem Deutschland der Zukunft spielt. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite „hindurchgesüchtelt“.
Die Hauptfigur, Liina, ist Rechercheurin ...
„Paradise City“ von Zoë Beck ist ein Thriller, der in einem Deutschland der Zukunft spielt. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite „hindurchgesüchtelt“.
Die Hauptfigur, Liina, ist Rechercheurin bei einer der letzten unabhängigen Nachrichtenagenturen. Diese haben neben den staatlichen Medien nur noch eine Art Alibi-Funktion. Wir lernen Liina bei einer ziemlich unsinnig erscheinenden Recherche in der Uckermark kennen.
Sie kommt in die Hauptstadt, Frankfurt am Main, zurück und ist zunächst wütend auf ihren Chef, der sie zu der Recherche geschickt hatte, obwohl sie eigentlich an einer viel interessanteren Story arbeiten sollte.
Allerdings muss sie bestürzt feststellen, dass ihr Chef nach einem vermeintlichen Unfall im Koma liegt und eine Kollegin tot ist. Was steckt dahinter? Gemeinsam mit anderen Kollegen beginnt sie, die Hintergründe Stück für Stück zu rekonstruieren.
Obwohl niemals erwähnt wird, wann genau dieser Roman spielt, merkt man schnell, dass es sich um eine nicht allzu ferne Zukunft handeln muss. Ich habe den Eindruck, dass die Autorin die heutige Gesellschaft und die bereits heute selbstverständliche Alltagstechnik nur etwas weitergedacht hat. Das Ganze hat sie mit einer Portion trockenen Humors bis zu leichtem Sarkasmus etwas gewürzt. So ist ein überaus interessantes und dazu noch unterhaltsames Bild einer Zukunft entstanden.
Darin leben die meisten Menschen in den Mega-Citys. Frankfurt am Main, was inzwischen das ganze Rhein-Main-Gebiet umfasst, ist die Hauptstadt. Berlin ist vor allem Touristenattraktion, aber es leben dort nicht mehr viele Menschen. Ländliche Gegenden sind nur noch sehr dünn besiedelt, wenn überhaupt. Das Klima hat sich zwar verändert, es ist insgesamt heißer, aber es wird nicht zur Katastrophe.
In den Mega-Citys funktioniert alles wie am Schnürchen: Autos gibt es nur noch in Ausnahmefällen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist rund um die Uhr verfügbar und wird gesteuert von KI. Vollzeitarbeit bedeutet Zwanzig-Stunden-Woche. Die Leute haben genug Freizeit und auch Geld, diese zu genießen. Ein Bilderbuch-Gesundheitssystem: schnelle Behandlung ohne Wartezeiten. Das bekommt man alles erst nach und nach „serviert“, so dass man, obwohl man aus einem sehr kritischen Blickwinkel startet, durchaus etwas ambivalente Ansichten zu allem haben kann.
Was ist der kritische Aspekt? Hinter allem steckt ein System, gegen dessen Datensammelwut und Kontrollbestreben die heutigen sozialen Medien und Google geradezu harmlos wirken. Die totale Überwachung. Profile und Sozialpunkte.
Die Geschichte ist sehr geradlinig aufgebaut. Wir begleiten die ganze Zeit die Hauptheldin Liina. Durch passende kurze Rückblenden innerhalb der Haupthandlung erfahren wir alles Drumherum, was wichtig ist. Dadurch ist die Story abwechslungsreich, ohne verworren zu werden. Alles fügt sich nach und nach schlüssig zusammen.
Die Autorin hat einen lockeren und sympathischen Schreibstil. Die Figuren sind gut gezeichnet und ihre Handlungen nachvollziehbar. Sehr gefallen haben mir auch verbale Illustrationen, die dem Ganzen meiner Meinung nach noch ein „Sahnehäubchen“ aufsetzen, wie z. B. Papageien oder große Schmetterlinge, die herumfliegen, oder die Erwähnung einer Erlebnistour „Berlin 1989“, die auf die Kinder „verstörend“ wirkte.
Das Wichtigste ist für mich, dass es eine schlüssige und zufriedenstellende Auflösung gibt – möglichst nicht vorhersehbar. Das ist meines Erachtens bei „Paradise City“ der Fall.
Fazit: Spannend und unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Seite.