Frauenpower Nord-Süd
Während einer feuchtfröhlichen Party in einem großen Münchner Mietshaus wird der Hausbesitzer erstochen. Die Kripo muss aus über hundert Feiernden die Tatverdächtigen herausfiltern. Wer profitiert vom ...
Während einer feuchtfröhlichen Party in einem großen Münchner Mietshaus wird der Hausbesitzer erstochen. Die Kripo muss aus über hundert Feiernden die Tatverdächtigen herausfiltern. Wer profitiert vom Tod des schwerreichen Steuerberaters? Da die Mordkommission chronisch überlastet ist, muss das neue Dreamteam Draxl-Schammach bald allein ermitteln …
„Traxl und der tote Lebemann“ ist der Auftakt einer neuen Krimiserie von Wolfgang Oppler mit der taffen Kriminalhauptkommissarin Pia Traxl in der Titelrolle. Es ist mein erstes Buch des Autors, der als einer der Münchner Turmschreiber mein Interesse geweckt hat.
Kommissarin Pia Traxl zeigt schon auf den ersten Seiten des Buches, was in ihr steckt. Wie schon das Cover mit dem Boxhandschuh andeutet, handelt es sich beim Hauptcharakter um eine wehrhafte, im Wortsinn schlagfertige Frau. Im Prolog wird sie während einer Undercover - Aktion von einem ihr unbekannten LKA-Kommissar festgenommen und an Streifenbeamte übergeben. Diese fahren mit ihr in den Perlacher Forst, um sie einzuschüchtern. Es hat mir sehr gut gefallen, wie Pia ihnen zeigt, wo der Hammer hängt, ohne sich als Polizistin zu outen. Sie war mir von Beginn an sehr sympathisch, mit ihren Kanten und Eigenheiten. Dies gilt auch für ihre neue Kollegin Bentje, die, völlig überraschend für Pia, ein Team mit ihr bildet. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten entwickelt sich die bayrisch-friesische Zusammenarbeit vielversprechend.
Opplers Charaktere in Haupt- und Nebenrollen überzeugen, ebenso wie sein anschaulicher, klarer Schreibstil. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Köstlich ist etwa zu lesen, wie Pia einen lästigen Verehrer abschreckt. Das Verbrechen erweist sich als vielschichtiger als zuerst angenommen. Dank überraschender Wendungen bleibt der Spannungsbogen hoch und die Neugier auf den Fortgang des Krimis hält an.
Als Leser findet man schnell ins Geschehen hinein. Der Fall lässt sich nicht so schnell aufklären wie gewünscht und die Abteilung ächzt unter der Arbeitsbelastung als bald ein zweiter Fall dazu kommt. Druck und Einmischung von oben sowie Unstimmigkeiten unter den Kollegen erschweren die Ermittlungen. Die Vorgänge und Schwierigkeiten werden nachvollziehbar dargestellt. Während sich Pia fragt, woher sie den toten Steuerberater bloß kennt, tauchen immer neue Verdächtige auf. Das Mordopfer scheint ordentlich Dreck am Stecken gehabt zu haben und bald wird die Abteilung für Wirtschaftskriminalität Teil des Ermittlerteams. Ist Gier das Mordmotiv oder steckt etwas Anderes hinter der Gewalttat?
Mein Fazit
Ich habe den Krimi sehr gern gelesen. Die gelungene Mischung aus glaubwürdigen Protagonisten, sympathischen Ermittlerinnen, spannendem Kriminalfall und reichlich Lokalkolorit ist genau mein Ding. Da ich selbst vor Jahren in München gelebt habe, konnte ich mich von der Ortskenntnis des Autors überzeugen. Es hat Spaß gemacht, in Münchens Straßen und Kneipen zu ermitteln. Der trockene Humor der Pia Traxl, ihre manchmal spröde Art, hat mich genauso angesprochen wie Bentjes Tatkraft und Unbekümmertheit. Zu sehen, wie die beiden als Team zusammenwachsen, sich ergänzen und anfreunden, hat mir gut gefallen. Amüsant sind die sprachlichen Missverständnisse, vor die der bayrische Dialekt die norddeutsche Kommissarin immer mal wieder stellt.
Letztlich wird der Fall, der sich als wesentlich komplexer entpuppt als anfänglich vermutet, zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst. Fragen werden beantwortet und Beweggründe aufgezeigt. Pia erzielt noch tiefer gehende Ermittlungsergebnisse, doch sie kann mit der offiziellen Lösung des Falls leben.
Münchens Unterwelt muss sich warm anziehen. Das neue bayrische – friesische Dreamteam aus Meisterschützin und schlagkräftiger Boxerin hat es in sich. Ich vergebe die volle Punktzahl und werde beim nächsten Fall gern wieder mit ermitteln. Sehr reizvoll wäre es, Pia und Bentje auf ihrem geplanten Trip nach Tönning zu begleiten.
Die beiden Frauen haben mich rundum überzeugt – bloß meinen Wurstsalat werde ich auch künftig ohne Sauerrahm zubereiten.