spannender Überlebenskampf zweier Juden im Berlin 1946
Dieser historische Roman mit einem fiktiven Szenario beschreibt anhand der jüdischen Protagonisten Henriette und Ben das Leben und Überleben jüdischer Mitbürger mitten im Berlin während der Nazidiktatur. ...
Dieser historische Roman mit einem fiktiven Szenario beschreibt anhand der jüdischen Protagonisten Henriette und Ben das Leben und Überleben jüdischer Mitbürger mitten im Berlin während der Nazidiktatur. Sie werden Flitzer oder U-Boote genannt, da sie untertauchen und für die Nazihäscher nicht mehr sichtbar sind.
Das Leben von Henriette und ihrer Familie wird stückweise immer mehr eingeschränkt. Sie dürfen nur zu einer bestimmten Tageszeit einkaufen, sie müssen einen Stern tragen, abends besteht Ausgehverbot, das Studium an der Kunsthochschule oder die Ausübung eines Berufs werden verboten, es gibt die Nürnberger Gesetze, sie sind völlig rechtlos und müssen jederzeit damit rechnen, grundlos verhaftet zu werden.
All das beschreibt Iris Conrad in einem flüssigen und unaufgeregten, aber sehr authentischen Schreibstil. Das ganz Alltägliche wird beschrieben. Aber zur damaligen Zeit war es ein tagtägliches Überleben. Und so begleiten wir Henriette, ihre Familie und Ben durch deren beschwerlichen, mühsamen und gefährlichen Alltag. Wir begegnen SS-Angehörige, die Juden drangsalieren, Berliner, die ihnen aus dem Weg gehen oder sie verunglimpfen, aber auch zahlreichen stummen Helfern, die ihr eigenes Leben riskieren, um Henriette oder Ben zu helfen.
Berlin sollte zu Hitlers Geburtstag judenfrei werden. Es wurden perfide und ausgefeilte Deportationspläne geschmiedet, getarnt als Arbeitseinsätze im Osten,die jedoch geradewegs in die Vernichtunggslager führte, in denen Kinder, Alte und Schwache skrupellos ermordert wurden. Mit ganze vorne dabei, was die Deportionenen betrifft, ist der ehemalige Jugendfreund Rolf Reinhardt, der einst duch einen Kinderstreich von Henriette und ihre Freundinnen zutiefst emotional verletzt wurde. Als überzeugter Nazi und im Dezernat IV für die sog. Endlösung der Judenfrage zuständig, versucht er alles, Henriette in die KZs zu bringen. Dazu bedient er sich auch gefangener und erpresster weiterer Juden, die Jagd auf Juden machen.
Doch Henriette kann sich der Deportation entziehen dank einiger mutiger Personen, auch solchen in Uniform. Sie riskiert jeden Tag ihr Leben, da sie ganz öffentlich unter falschem Namen in Berlin lebt.
Mir hat sehr gut gefallen wie Iris Conrad Henriette und Ben mit ihren Gedanken, Gefühlen und Ängsten gezeichnet hat. Sehr gut gefallen haben mir auch die weiteren Nebenfiguren, die wichtige Rollen im Überlebenskampf einnehmen.
Die gesamte Geschichte ist sehr gut ausgearbeitet und es mangelt auch nicht an spannenden oder dramatischen oder emotionalen Momenten.
Und ein Glashund spielt auch eine schöne Rolle.
Ein empfehlenswertes und mahnendes Buch.
4,25/5 ⭐️