Am Anfang habe ich nicht gleich einen Flow gefunden durch die vielen parallel eingeführten Charaktere. Aber ab Kapitel 9 konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Ich mochte sehr, wie selbstverständlich ...
Am Anfang habe ich nicht gleich einen Flow gefunden durch die vielen parallel eingeführten Charaktere. Aber ab Kapitel 9 konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Ich mochte sehr, wie selbstverständlich verschiedene Pronomen genutzt werden und dass auch weiße Charaktere mit diesem Adjektiv beschreibend eingeführt wurden (nicht nur Schwarze Menschen/People of Color). Diverse Figuren, schöne Beziehungen, bisschen Smut - toller queerer Easy Read.
Spannende Perspektive einer Ghostwriterin, vor allem aber auch eine geschickte Erzählung über die Dimensionen von Feminismus, Mutterschaft und neoliberalem Anspruch. Während die Ghostwriterin Allie alleinerziehend ...
Spannende Perspektive einer Ghostwriterin, vor allem aber auch eine geschickte Erzählung über die Dimensionen von Feminismus, Mutterschaft und neoliberalem Anspruch. Während die Ghostwriterin Allie alleinerziehend und von Armut mindestens bedroht ist, lebt Lana mit einer feministischen Karriere in der Öffentlichkeit quasi das aktivistische Ideal vor. Dabei zeigt sich aber, dass Allie Feminismus an ganz praktischen Stellen lebt und was es bedeutet, dem öffentlichen (konservativen) Druck nachzugeben und dabei die eigenen Ideale aufzuweichen. Ein Aufeinandertreffen von Idealen und Abhängigkeiten, das so komplex ist wie die Realität.
Das Cover ist einfach so wunderschön gestaltet und der Titel hat mich schon vor dem Lesen berührt.
Super geschickt spinnt die Autorin die verschiedenen Realitäten über 3 Generationen hinweg zu einer Geschichte ...
Das Cover ist einfach so wunderschön gestaltet und der Titel hat mich schon vor dem Lesen berührt.
Super geschickt spinnt die Autorin die verschiedenen Realitäten über 3 Generationen hinweg zu einer Geschichte zusammen. Dabei liegt der Fokus auf den Müttern und den Wunden, die intergenerational weitergegeben werden. Alle wollten es wohl besser machen als ihre Mütter, aber es zeigt sich, dass Gewalt, Vernachlässigung und gesellschaftliche Erwartungen nicht so leicht abzulegen sind.
Das Buch hat mich im Inneren sehr bewegt. Der Schmerz und das Missverständnis der Frauen sind so greifbar, dass mensch unweigerlich über die eigene Beziehung zur Mutter oder einem entsprechenden Elternteil nachdenkt. Die Figuren sind sehr authentisch und bieten für ganz verschiedene Leser*innen eine Identifikationsmöglichkeit.
Ich empfehle den Roman allen, die sich nicht davor scheuen, die eigene Beziehung zur Mutter zu reflektieren und die Geschichten auf mehreren Zeitebenen mögen.
Ich habe viel Gutes über dieses Buch gehört und es mir nun extra in der Vorweihnachtszeit vorgenommen. Phasenweise habe ich das von der Autorin selbst eingesprochene Hörbuch gehört, das hat mir besser ...
Ich habe viel Gutes über dieses Buch gehört und es mir nun extra in der Vorweihnachtszeit vorgenommen. Phasenweise habe ich das von der Autorin selbst eingesprochene Hörbuch gehört, das hat mir besser gefallen als die Lektüre. Denn auch, wenn das Buch tiefgründige Themen anspricht und kurzweilig ist, konnte es mich nicht so recht nachhaltig beeindrucken.
Ein Knackpunkt für mich ist dabei sicherlich, dass die Kurzgeschichte ohne direkten Dialog auskommt und auch sprachlich eher schörkelhaft-poetisch daherkommt. Das ist nicht unbedingt mein Lieblingsschreibstil, ich fand es dafür aber noch ganz gut. Trotzdem merke ich beim Lesen, dass ich dann einfach nicht so gut dranbleiben kann.
Phasenweise hat mich der Roman emotional sehr bewegt. Der Verlust der Beziehungsperson wird greifbar gemacht, ohne dabei zu sehr in eine Schwere zu kippen. Dabei behilflich ist vor allem die zentrale Freundinnenschaft zwischen der Protagonistin und Lilli, welche eine so liebevolle Unterstützung ist, dass es sich wie eine warme Umarmung anfühlt. Auch andere Figuren des Buchs sind kleine Hoffnungsbringer*innen, wie etwa Bill, der endlich die Fertigstellung des titelgebenden Hauses auf den Weg bringt.
Die Stimmung ist winterlich-weihnachtlich, das hat mir gut gefallen. Aufgrund der Kürze des Textes konnte ich mich aber nicht ganz in die Handlung fallen lassen, da die Charaktere nur selten tiefgründig betrachtet werden. Menschen, die poetische Sprache mögen und sich auf die Suche nach den kleinen Hoffnungssymbolen im Text begeben wollen, können hier aber auf jeden Fall Freude finden.
Ich fand die Texte im Buch überwiegend angenehm zu lesen und mochte auch die grundlegende Struktur. Nermin Ismail macht sich zuerst Gedanken über den Wortursprung von "Hoffnung" und fasst verschiedene ...
Ich fand die Texte im Buch überwiegend angenehm zu lesen und mochte auch die grundlegende Struktur. Nermin Ismail macht sich zuerst Gedanken über den Wortursprung von "Hoffnung" und fasst verschiedene Positionen dazu zusammen. Mir persönlich war dieser Teil zu theoretisch, ich finde ihn in diesem Buch aber trotzdem schlüssig.
Viel mehr gefallen hat mir dann die pragmatische Portraitierung verschiedener Menschen. Die Autorin legte hier einen Fokus auf Menschen ethnischer und/oder religiöser Minderheiten bzw. auf als von der Mehrheitsgesellschaft "anders" markierte Menschen. So können Lesende die Trauer von Hanau-Hinterbliebenen sowie das Trauma von Überlebenden des Genozids an den Bosniak:innen oder von Uigur:innen zumindest in Ansätzen nachvollziehen. Sie alle eint trotz allem Schlimmen ein Weitermachen, das die Autorin mit Hoffnung übersetzt.
Eindrücklich fand ich zudem, dass vor allem Privilegierte sich der eigenen Machtposition bewusst werden sollten, um diese für ein solidarisches Hoffen einzusetzen. Denn die eigene hoffnungsvolle Vision muss im Einklang sein mit einem grundsätzlichen Streben nach einer von Gleichheit und Respekt gesprägten Welt. Dazu gehört auch, dass sich Menschen verschiedener Ansichten wieder begegnen und austauschen können. Erst durch Brücken kann Empathie und damit Solidarität nachhaltig gebaut und erhalten werden.
Die Autorin richtet sich auch mit klaren Worten an ihre Journalismus-Kolleg:innen, denn unsere auf Katastrophenmeldungen ausgerichtete Berichterstattung macht es der Hoffnung schwer, obwohl so viel Gutes bereits passiert. Gerade nach den schlimmsten Taten kann eine gesellschaftliche Solidarität beobachtet werden, die es jedoch selten in die Medien schafft.
Am Ende kamen mir einige Gedanken ein wenig repetitiv vor, doch ich behalte die Lektüre grundsätzlich positiv in Erinnerung. Vor allem nehme ich mir mit, dass Hoffnung ein Privileg und eine Grundvoraussetzung gleichermaßen ist, die nicht von allein kommt, sondern aktiv erhalten werden muss. Denn Aufgeben kann schlicht keine Option sein, wenn ein gutes Leben angestrebt wird - das kann ich vor allem von Menschen lernen, die trotz absolutem Grauen weiter für ein besseres Morgen kämpfen. Damit schafft die Autorin es, "Hoffnung" zu entromantisieren, denn sie ist eben kein von toxischer Positivität getriebenes Gefühl, sondern bedeutet manchmal schlicht, trotzdem weiterzuleben.