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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Ruhrpott-Mädel im großen Hamburg

Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen
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Die achtundzwanzigjährige Karo möchte im Beruf endlich richtig durchstarten. An der Fernuni Hagen hat sie ihren Bachelor als eine der Besten abgeschlossen. Jetzt zieht sie aus dem heimatlichen Bochum nach ...

Die achtundzwanzigjährige Karo möchte im Beruf endlich richtig durchstarten. An der Fernuni Hagen hat sie ihren Bachelor als eine der Besten abgeschlossen. Jetzt zieht sie aus dem heimatlichen Bochum nach Hamburg, wo sie als Trainee in einer Unternehmensberatung arbeiten und in der WG ihrer alten Freundin Saskia leben wird. Doch am ersten Arbeitstag erwartet sie der große Schock: Ihr Chef sitzt in Untersuchungshaft, ihr Job ist nur noch ein geplatzter Traum. Verzweifelt sucht Karo nach einer Alternative – und wird schließlich vom Bundesligaverein Eintracht Hamburg als Praktikantin im Spielermanagement eingestellt. Heißt im Klartext: Karo soll den Star der Mannschaft, Patrick Weidinger, herumfahren und verhindern, dass er mit weiteren Skandalen in der Presse landet. Karo ist alles andere als begeistert davon, so viel Zeit mit dem arroganten Patrick verbringen zu müssen. Oder ist der vielleicht gar nicht so unausstehlich wie gedacht?

Im letzten Jahr hat Petra Hülsmann mit ihrem Debüt „Hummeln im Herzen“ einen wunderschönen, locker-leichten Liebesroman vorgelegt. Deshalb war für mich klar, dass ich auch ihr zweites Buch lesen muss. Das Cover macht mit seinen sommerlichen Farben optisch eines her, genauso wie der flauschige Schmetterling, den man einfach ständig streicheln muss.

Karo ist eine Persönlichkeit, die ich sofort liebgewonnen habe. Man lernt sie kennen, als sie gerade voller Stolz ihr Bachelorzeugnis auspackt und ihre Zukunft plant: Raus aus Bochum und ihrem langweiligen Job, auf nach Hamburg und Karriere machen! Ihre Familie ist typisch Ruhrpott und lässt sie nur ungern in die weite Welt ziehen. Doch gemeinsam mit Karo machte ich mich auf nach Hamburg, ganz aufgeregt, was sie dort wohl erwarten wird.

Karos neue WG nimmt sie gleich herzlich auf. Karos alte Freundin Saskia gibt ihr Rückhalt in jeder Lebenslage und geht gemeinsam mit ihr durch die bald folgenden Höhen und Tiefen. Daneben gibt es Nils, in den Saskia ganz offensichtlich – was sag ich da, auf keinen Fall natürlich! – verknallt ist und den finnischen Austauschstudenten Pekka, der sich vor allem für Partys und One Night Stands interessiert. In der WG gibt es immer wieder unterhaltsame Zwischenfälle, die Karo von ihrem anstrengenden Job ablenken.

Immer mehr rückt dieser Job in den Vordergrund der Geschichte. Karo will nach ihrem Rückschlag unbedingt ihre neue Chance auf eine Karriere nutzen, doch das gestaltet sich als anstrengend. Während Patrick sie meist mit Arroganz straft, versucht Karo, sich in der Verwaltung der Eintracht zu behaupten. Doch in ihr steckt noch immer ein Stück Ruhrpott, mit dem sie bei ihren Schickimicki-Kollegen immer wieder aneckt. Zum Glück wird Patrick mit der Zeit zugänglicher. Immer wieder kommt es zu sarkastisch-lustigen Wortgefechten zwischen den beiden, und sie haben mir zusammen wirklich gut gefallen. Aber will man sich wirklich in einen Promi verlieben? Nee, oder? Zu blöde, dass die Schmetterlinge in Karos Bauch da bald anderer Meinung sind.

Die Geschichte legt ein gutes Tempo vor. Karo tritt immer wieder in Fettnäpfchen, kann bald aber auch Erfolge feiern. Petra Hülsmann lässt ihre Protagonistin authentisch wirken und auch während Karos Tiefpunkten verliert die Geschichte nie ganz ihren lockeren Tonfall. Das führte dazu, dass ich diese süße Geschichte kaum aus der Hand legen konnte. Nach vielen witzigen Situationen wird es zum Ende hin noch einmal besonders emotional, was die Geschichte für mich gelungen abrundete.

„Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ ist die perfekte Lektüre für Zwischendurch. Lest sie bei Sonnenschein im Strandkorb oder bei kühlerem Wetter gemütlich auf dem Sofa. Euch erwartet eine sympathische Protagonistin, die trotz Karriereambitionen gerne mal ins Fettnäpfchen tritt und ein berühmter Fußballer, bei dem es herauszufinden gilt, ob er wirklich so ätzend ist, wie es im ersten Moment den Anschein hat. Worauf wartet ihr also noch? Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.07.2021

Ein Anruf, nach dem nichts mehr ist wie zuvor

Die Verlorenen
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Jonah Colley arbeitet seit einigen Jahren beim bewaffneten Eliteteam der Metropolitan Police in London. Eines Abends sitzt er mit Kollegen im Pub, als er einen Anruf von Gavin erhält, der einst sein bester ...

Jonah Colley arbeitet seit einigen Jahren beim bewaffneten Eliteteam der Metropolitan Police in London. Eines Abends sitzt er mit Kollegen im Pub, als er einen Anruf von Gavin erhält, der einst sein bester Freund war. Die beiden sind zusammen zur Schule gegangen und haben zur selben Zeit die Probezeit bei der Polizei durchlaufen, danach ist Gavin jedoch in die Einheit für Gangkriminalität und organisiertes Verbrechen gewechselt. Gavins Anruf ist ihr erstes Gespräch seit Jahren. Er bittet Jonah, um Mitternacht allein zum Slaughter Quay zu kommen. Vor Ort erwartet ihn ein schockierender Anblick, und die Gefahr ist noch nicht gebannt. Was Jonah erlebt kostet ihn fast das Leben und macht ihn zum Verdächtigen in einem Mehrfachmord. Während er wild entschlossen ist, den Täter zu finden, erhärtet sich bei den Ermittlern der Verdacht gegen ihn selbst...

Schon auf den ersten Seiten des Buches herrscht Hochspannung, denn Jonahs Erlebnisse am dunklen Slaughter Quay sind schockierend und werfen gleichzeitig zahlreiche Fragen auf. Weder Jonah noch der Leser wissen, wie die Ereignisse zu deuten sind. Doch für die beiden Ermittler, die ihn im Krankenhaus besuchen, wo er nach einer Notoperation wieder zu Bewusstsein kommt, klingt seine Geschichte nicht ganz schlüssig. Wer hat hier seine Finger im Spiel?

Eigentlich müsste Jonah sich Zeit nehmen, um zu Kräften zu kommen, doch das Erlebte und die Indizien lassen ihm keine Ruhe. Es scheint eine Verbindung zum Verschwinden seines Sohnes vor zehn Jahren zu geben. War es vielleicht doch kein tragischer Unfall, wie man Jonah damals weismachen wollte? Wollte ihm Gavin mitteilen, mit dem er nie wieder wird sprechen können? In Rückblicken erfuhr ich mehr über die Ereignisse zehn Jahre zuvor und welche Konsequenzen sie für Jonah hatten. In der Gegenwart tut sich Jonah schwer mit dem Versuch, weitere Informationen zu erhalten. Eine gut informierte Journalistin macht seine Situation noch verzwickter. Vielleicht kann ihr Wissen für ihn aber noch von Nutzen sein?

Die zahlreichen Fragezeichen in meine Kopf haben mich neugierig weiterlesen lassen. Immer wieder gibt es ruhigere Phasen, bevor überraschende Ereignisse oder Informationen die Handlung in eine neue Richtung lenken. Jonahs Entscheidung, auf eigene Faust nach Antworten zu suchen, wurde verständlich dargestellt. Er will jedoch ständig mit dem Kopf durch die Wand, ein Verhalten, das ich auf Dauer anstrengend fand. Lange tappte ich im Dunkeln und habe mit der Auflösung nicht gerechnet. Für mich gab es bei dem zugrundeliegenden Motiv jedoch ein paar Ungereimtheiten. Insgesamt ist „Die Verlorenen“ ein düsterer, atmosphärischer Auftakt zu einer neuen Reihe. Wer Lust hat, abseits der Hunter-Serie etwas aus der Feder von Simon Beckett zu lesen, dem kann ich diesen Thriller empfehlen!

Veröffentlicht am 11.03.2020

Eine Leiche im Kopenhagener Caritasbrunnen

Glasflügel
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Am frühen Morgen wird im Caritasbrunnen in Kopenhagen die Leiche einer Pflegerin gefunden. Jeppe Kørner übernimmt die Ermittlungen und erhält schon bald die Information, dass die Frau durch kleine Schnitte ...

Am frühen Morgen wird im Caritasbrunnen in Kopenhagen die Leiche einer Pflegerin gefunden. Jeppe Kørner übernimmt die Ermittlungen und erhält schon bald die Information, dass die Frau durch kleine Schnitte an den Handgelenken und an der Leiste verblutet ist. Videoaufnahmen zeigen, dass der Täter sie mit einem Lastenrad zum Brunnen transportiert hat, doch sein Weg lässt sich nicht nachverfolgen. Am nächsten Morgen wird eine zweite Leiche in einem anderen Brunnen gefunden. Der einzige Verbindungspunkt: Die beiden haben vor einigen Jahren in der Wohnstätte Sommerfulgen gearbeitet, einer psychiatrischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Ist dort etwas vorgefallen, aus dem sich ein Motiv ergibt? Während Jeppe ermittelt, befindet sich Annette Werner in Elternzeit. Doch die Untätigkeit macht ihr zu schaffen, zu gerne würde auch sie einen Beitrag leisten.

Der dritte Fall von Katrine Engbergs Kopenhagen-Serie beginnt mit einer Szene, in der eine Krankenschwester im Begriff ist, einem Patienten eine Überdosis Medikamente zu verabreichen. Nach diesem kurzen Intro springt die Geschichte sechs Tage in der Zeit zurück. Hier wird Jeppe Kørner zu einer Toten in einem Brunnen gerufen wird, was erst einmal keine Verbindung zum Intro zu haben scheint.

Jeppe muss in dieser Ermittlung ohne Annette auskommen, die sich nach der Geburt ihrer Tochter in Elternzeit befindet. Ein konkreter Anhaltspunkt bietet sich erst, als am nächsten Tag eine zweite Leiche gefunden wird und es mit der Wohnstätte Sommerfulgen, die schon vor einiger Zeit geschlossen wurde, eine konkrete Verbindung zwischen beiden Opfern gibt. Die Ermittler versuchen, die weiteren ehemaligen Mitarbeiter und Patienten zu finden. Die Befragten geben allerdings zu Protokoll, dass sich aus der Zeit dort keinerlei Motiv ergeben würde, während andere nicht auffindbar sind.

Ich war schnell mittendrin in der Geschichte und rätselte mit, was in Sommerfulgen passiert sein könnte. Allmählich kommen erste Ungereimtheiten ans Licht, denen nachgegangen werden kann. Mir hat es gefallen, dass es neben der klassischen Ermittlungsarbeit auch wieder Einblicke ins Privatleben der Charaktere gibt. Jeppe und Sara sind sich bereits im zweiten Band nähergekommen, was auf der Arbeit weiterhin nicht bekannt werden soll. Gleichzeitig fragt Jeppe sich, ob das Ganze eine Zukunft hat. Annette spielt trotz Elternzeit eine Rolle und auch mit Esther de Laurenti und Gregers gibt es ein Wiedersehen.

Jeppe gerät als Ermittlungsleiter zunehmend unter Druck. Als Leser erhält man zusätzliche Einblicke, durch die man einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei hat. Dadurch kann man einige Entwicklungen erahnen, was die Spannung weiter steigen ließ. Schließlich kommt es zu einem spektakulären Showdown, der für meinen Geschmack zu effekthascherisch und wenig plausibel war.

„Glasflügel“ ist der dritte Kopenhagen-Thriller aus der Feder von Katrine Engberg, in dem wie schon in den Vorgängern mehrere Morde auf einmal aufgeklärt werden müssen. Wer Thriller mit klassischer Ermittlungsarbeit und Einblicken in das Privatleben der Ermittler mag, der ist hier genau richtig!

Veröffentlicht am 13.12.2024

Wie kann es für Lila weitergehen?

Zwischen Ende und Anfang
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Lila tut sich schwer mit ihrer aktuellen Situation: Ihr Mann hat sie für eine andere Frau verlassen, kurz nachdem ihr Ratgeber für glückliche Beziehungen ein Bestseller geworden ist. Das Verhältnis zu ...

Lila tut sich schwer mit ihrer aktuellen Situation: Ihr Mann hat sie für eine andere Frau verlassen, kurz nachdem ihr Ratgeber für glückliche Beziehungen ein Bestseller geworden ist. Das Verhältnis zu ihren Töchtern ist angespannt, ihr Stiefvater ist seit dem Tod ihrer Mutter quasi bei ihr eingezogen und für ihr neues Buch ist noch kein Kapitel geschrieben. Als sie erfährt, dass ihr Mann mit seiner neuen Freundin ein Kind erwartet, denkt sie, dass dies die Spitze des Eisberges ist. Doch dann steht auch noch ihr leiblicher Vater vor der Tür, der sich jahrelang nicht hat blicken lassen und nicht mal bei der Beerdigung ihrer Mutter war. Damit ist das Chaos in Lias Leben perfekt. Sie muss sich fragen, wie es für sie weitergehen soll und was ihr wirklich wichtig ist.

Als Leserin wurde ich vom ersten Kapitel an mitten hineingeworfen in Lilas trubeliges Leben, mit dem sie aktuell alles andere als zufrieden ist. Nichts scheint nach Plan zu laufen und es kommen immer mehr unerfreuliche Entwicklungen hinzu. Eine wichtige Stütze für sie ist ihre beste Freundin Eleanor, die sie ermutigt, positiv nach vorn zu blicken und auf ein Date zu gehen. Doch davon will Lila zunächst nichts wissen. Das Buch beinhaltet viele herausfordernde Themen, gleichzeitig gibt es immer wieder amüsante Situationen, die der Lektüre eine gewisse Leichtigkeit geben.

Ich konnte zum einen gut nachvollziehen, dass Lila die Situation belastet, in der sie sich befindet und warum sie sich so schwer damit tut, die Weichen für ihre Zukunft zu stellen. Auf der anderen Seite hatte ich oft das Gefühl, dass sie wirklich an allem etwas auszusetzen hat und sie sich damit das Leben noch schwerer macht, was ich anstrengend fand. Im Hinblick auf ihr neues Buchprojekt trifft sie eine Entscheidung, über die ich nur den Kopf schütteln konnte und bei der ich die weiteren Ereignisse sehr vorhersehbar fand.

Wie der Titel andeutet, gibt es allmählich positive Entwicklungen, die Lila Hoffnung auf einen Neuanfang schöpfen lassen. Es erscheinen neue Charaktere auf der Bildfläche, welche neue Dynamiken in die Handlung bringen. Mit zwei Vätern im Haus und zwei Love Interests wird es plötzlich recht voll in Lias Leben. Es gibt viele tolle Figuren, die ich mit der Zeit immer mehr ins Herz schloss. Ich fand es schön, auch tiefere Einblicke zum Beispiel in das Leben von Lias Tochter Celie sowie ihrem Stiefvater Gene zu erhalten, sodass ich auch hier mithoffte, dass auch sie ihr Glück finden werden. Auch wenn es mir Lila als Protagonistin nicht immer einfach gemacht hat, so ist „Zwischen Ende und Anfang“ insgesamt ein warmherziger Roman mit einer guten Mischung aus unterhaltsamen und nachdenklich stimmenden Szenen, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 07.12.2024

Ein atmosphärischer historischer Roman voller Geheimnisse

Das Haus der Bücher und Schatten
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Im Jahr 1933 arbeitet Cornelius Frey in Leipzig als Nachtwächter in der Deutschen Bücherei. Einige Monate zuvor wurde er von den Nazis als Kommissar entlassen, weil er sich geweigert hat, den Mord an sechs ...

Im Jahr 1933 arbeitet Cornelius Frey in Leipzig als Nachtwächter in der Deutschen Bücherei. Einige Monate zuvor wurde er von den Nazis als Kommissar entlassen, weil er sich geweigert hat, den Mord an sechs Menschen den Kommunisten in die Schuhe zu schieben. Auf dem Heimweg von seiner Schicht kann er eine junge Frau davon abhalten, von einer Brücke aus vor einen Zug zu springen – nur um sie in der darauffolgenden Nacht erschossen vor der Deutschen Bücherei aufzufinden, mit einer Pistole gleich neben ihrer Hand. Gleich neben ihr liegt die ebenfalls erschossene Leiche von Kommissar Zirner. Cornelius darf in seinen alten Beruf zurückkehren, um die beiden Morde aufzuklären. Dabei dringt er tief in die okkulte Szene vor. Und was haben die Ereignisse im Jahr 1913, bei denen zwei Lektoren aus Leipzig den zurückgezogen lebenden Erfolgsautor Aschenbrand im Baltikum besuchen, um sein neues Manuskript abzuholen, damit zu tun?

Der neue historische Roman von Kai Meyer ist der inzwischen dritte rund um das Graphische Viertel in Leipzig. Von Beginn an legt er ein ordentliches Tempo vor: Schon nach wenigen Seiten wird der Protagonist Cornelius beauftragt, wieder bei der Polizei zu arbeiten, um im Fall des ermordeten Polizisten und des Mädchens zu ermitteln. Unterbrochen wird dieser Handlungsstrang von Kapiteln im Jahr 1913, in denen die Lektoren Paula gemeinsam mit ihrem Kollegen und Verlobten Jonathan die lange Reise aus Leipzig ins Baltikum zu dem von ihr betreuten Schriftsteller Aschenbrand auf sich nimmt. Sein neues Manuskript ist überfällig und sie soll dieses in Empfang nehmen.

Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Handlungssträngen ist lange nicht klar. Ich fand sie auch getrennt voneinander auf ihre Art spannend und interessant. Cornelius‘ Ermittlungen sind ein klassischer Kriminalfall, die ihn in die okkulte Szene führen, wo mächtige Männer die Strippen ziehen. Auch politische Entwicklungen und Verwicklungen sind immer wieder Thema. Von der Atmosphäre her erinnerte mich das ganze ein wenig an Babylon Berlin. Die Geschichte rund und Paula und Jonathan, die den Schriftsteller Aschenbach in einem abgelegenen Herrenhaus auffinden, bietet Mystery- und Gruselelemente. Woher stammen die seltsamen nächtlichen Geräusche und ist Aschenbach wirklich der, der er vorgibt zu sein? Zum Ende hin wird die Verbindung zwischen den Strängen klar, gleichzeitig dreht der Roman in Sachen Spannung und Drama noch einmal voll auf. Für meinen Geschmack wurde es aber zu wild, es hätten auf den letzten Seiten auch ein paar Leichen weniger sein dürfen.

Insgesamt ist „Das Haus der Bücher und Schatten“ ein atmosphärischer historischer Roman, in dem zahlreiche Geheimnisse darauf warten, gelüftet zu werden und der eine gute Mischung aus ruhigen und hochspannenden Szenen bietet.