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Veröffentlicht am 05.02.2018

Schaurige Eisleichen an der Nordsee

Eisige Flut
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Winter an der Nordsee
Wie eine „Eisige Flut“ überzeihen Eisleichen die Nordseeküste. Mittendrin sitzen John Benthien und seine Kollegen und sind ratlos. Der Täter hinterlässt keine Spuren, dafür arrangiert ...

Winter an der Nordsee
Wie eine „Eisige Flut“ überzeihen Eisleichen die Nordseeküste. Mittendrin sitzen John Benthien und seine Kollegen und sind ratlos. Der Täter hinterlässt keine Spuren, dafür arrangiert er seine Opfer sehr öffentlichkeitswirksam. Mit Anja Derling, deren Leiche er vor dem Haus ihrer Eltern drapiert, fängt eine ungeheuerliche Mordserie an. Der Täter tötet seine Opfer, gefriert sie ein und stellt sie dann zur Schau. Die einzige offensichtliche Gemeinsamkeit sind kleine Beigaben, die sich in dem Bauchnabel der Getöteten finden. Es ergeben sich zunächst kaum Spuren und eine Beziehung der Opfer zueinander ist lange nicht festzustellen. Als hätten John und sein Team nicht schon genug um die Ohren, werden sie immer wieder mit dem nervigen Verhalten ihres neuen Kollegen Smythe-Fluege konfrontiert.
In diesem Nordsee-Krimi findet sich neben einem absolut spannenden Plot auch viel Privates vom Team rund um John Benthien. So haben alle ganz menschliche Probleme und keiner mutiert zum Überflieger. Das gefällt mir an diesem Krimi besonders gut. Die Briefe des Mörders an seine Tochter erzeugen eine ganz besondere Dynamik innerhalb des Romans. Der Leser bekommt einerseits einen Einblick in das Leben und die Denkweise des Mörders, andererseits wird aber nicht so viel verraten, dass man gleich errät, wer er nun ist. Ein wirklich sehr verdrehter und auch uneinsichtiger Charakter!
Der Schreibstil von Nina Ohlandt ist angenehm und lässt sich gut und schnell lesen. Mir hat dieser Krimi so gut gefallen, dass ich ihn gar nicht zur Seite legen mochte. So wurden die Leseabschnitte zu einer wahren Herausforderung. Für diesen Krimi gibt es eine ganz klare Leseempfehlung von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 25.01.2018

Auf Shakespeares Pfaden zur Liebe

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Der Kanadier Glenn Dixon unterrichtet seit Jahren Shakespeares Romeo und Julia. Er ist dabei sehr einfallsreich, um seine Schüler für diese jahrhundertealte dramatische Liebesgeschichte zu begeistern. ...

Der Kanadier Glenn Dixon unterrichtet seit Jahren Shakespeares Romeo und Julia. Er ist dabei sehr einfallsreich, um seine Schüler für diese jahrhundertealte dramatische Liebesgeschichte zu begeistern. Leider steckt er selber in einer tiefen Krise, denn die Frau, die er liebt, Claire, erwidert seine Gefühle nicht. Eine spontane Reise nach Verona auf den Spuren Romeos und Julias will er der Liebe auf die „Schliche“ kommen. Als einziger Mann tritt er dem Club der Sekretärinnen Julias bei und beantwortet schon bald englische Briefe, die ganz unterschiedliche Menschen aus aller Welt an Julia schreiben. Alle handeln von Liebe, Schmerz, Zurückweisung und Schicksal. Glaubt Glenn überhaupt an die Liebe? Wird er von Claire loskommen?
Als Spezialist für Shakespeares Drama Romeo und Julia bringt Glenn seinen Schülern die Liebe näher. Das erste Drittel des Buches wechselt zwischen seiner Lehrtätigkeit, seiner Reise nach Verona und dem Beantworten von Briefen an Julia und einer Vielzahl an wissenschaftlichen Abhandlungen zum Thema Liebe. Es war zeitweise schwierig zu lesen und bedurfte einer gewissen Aufmerksamkeit, um nicht den Faden zu verlieren. Andererseits ist es sehr interessant und macht die Geschichte so besonders. Der Schreibstil ist einfach gehalten und man merkt Glenn, der seine eigene Geschichte aufgeschrieben hat, seine Liebe zur Literatur an. Die Reise nach Verona und seinen Aufenthalt dort hat er so gut beschrieben, dass ich glaubte, dabei zu sein. Allerdings war ich selber vor nicht allzu langer Zeit dort und an Julias Statue. Mir hat diese wahre Liebesgeschichte gut gefallen, so dass ich sie gerne weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Brutaler und düsterer Thriller

Der Stier und das Mädchen
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Der Einstieg in den Thriller gleicht einer Horrorgeschichte und lässt keinen Zweifel, dass er nichts für sensible Leser ist. Der Klappentext ist exakt der Einstieg in die Geschehnisse um grauenvolle Morde ...

Der Einstieg in den Thriller gleicht einer Horrorgeschichte und lässt keinen Zweifel, dass er nichts für sensible Leser ist. Der Klappentext ist exakt der Einstieg in die Geschehnisse um grauenvolle Morde auf einem entlegenen Bauernhof in Island.
Was zwei gestrandete Studentinnen dort vorfinden, lässt dem Leser das Blut in den Ader gefrieren: verstümmelte Leichen, jede Menge Blut und der Täter scheint noch im Haus zu sein!
Im Wechsel und in Zeitsprüngen wird vom Leben der Bewohner des Bauernhofes und dem jungen Pärchen Hanna und Rikki erzählt. Der Thriller ist extrem spannend, aber auch grausam und nervenaufreibend. Man spürt „das Böse“ durch jede Zeile näher kommen. Der Schreibstil ist durch die Sprünge zwischen den Protagonisten und der Zeit anspruchsvoll, doch man kann dem Geschehen gut folgen, denn der Autor verzichtet auf ausschweifende Erklärungen und bleibt dicht an der Handlung. Er hat das Ende vorweggenommen und erzählt im Rückblick, wie es zu dieser ungeheuerlichen Tat kommen konnte. In einer Spirale aus Missbrauch, Gewalt, Drogen und Hass steuern die Protagonisten unaufhörlich auf eine Katastrophe zu. Tick Tack – die Zeit tickt und treibt die Hauptfiguren immer mehr an den Rand des Abgrundes! Die Trennung der Kapitel durch das Ticken einer Uhr finde ich sehr gelungen, denn es passt hervorragend zum Verlauf der Geschichte und treibt den Leser auf das Ende zu. Dabei ist die Stimmung oft düster, brutal und hart – ganz zart schimmert jedoch hin und wieder menschliche Wärme durch. Ein großartiger Thriller, der jedoch nichts für zarte Gemüter ist.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Eine bittersüße Liebesgeschichte

Die Farben im Spiegel
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Alex und Koray wachsen als Kinder eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter in zwei befreundeten Familien auf. Sie sind Freunde und teilen ein ähnliches Leben voller Liebe, eingebettet in die ...

Alex und Koray wachsen als Kinder eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter in zwei befreundeten Familien auf. Sie sind Freunde und teilen ein ähnliches Leben voller Liebe, eingebettet in die türkische Familie ihrer Väter. Alev ist zurückhaltend, unsicher, zaghaft und ängstlich. Wie aufregend aber auch beängstigend muss ihr da das Verhalten von Koray vorkommen. Koray ist frech, unternehmungslustig und freiheitsliebend. Die beiden spüren eine Verbindung zueinander, welche sich Alev jedoch nicht eingestehen will. Die gesellschaftliche Kluft zwischen den beiden scheint für sie unüberwindbar zu sein.
Als Alevs und Korays Familien nach Deutschland ziehen, fühlt sich Alev wie ein Fremdkörper. Sie ist zwar der deutschen Sprache mächtig, doch ihr fehlt sich entwurzelt, während ihre Mutter in ihrer Heimat geradezu aufblüht. Alevs Vater scheint sie immer vor der Welt beschützen zu wollen und es grenzt schon an Gängelei, wie er sie behandelt. Zudem verliert sie den Sonderstatus, den sie in der Türkei hatte: als blondhaariges und blauäugiges Mädchen war sie dort die Sensation. In Deutschland ist sie dagegen ganz „gewöhnlich“ und wird mit der Hochbegabung ihres Bruders Dalan konfrontiert. Sie zieht sich zunehmend zurück und flüchtet in die Einsamkeit. Koray dagegen lebt sich aus. Kein Risiko ist ihm zu groß um es zu scheuen. Alev und Koray bleiben einander verbunden. Dieses Gefühl geht viel tiefer, als sich Alev eingestehen will und so entflieht sie ihrem Elternhaus durch eine Beziehung mit dem leidenschaftlichen, kontrollsüchtigen, eifersüchtige und egoistischen Laurenz. Ihre Ängste, die sie schon ihr Leben lang mit sich trägt, lassen sie nie los und sie fügt sich immer wieder in ihr fremdbestimmtes Leben – es bietet ihr eine gewisse Sicherheit und für ein selbstbestimmtes Leben fehlt ihr der Mut.
Alev und Koray ziehen sich magisch an. Bei ihm kann sie so sein, wie sie ist und sich auch fallen lassen. Trotzdem glaubt sie nicht an ihre Liebe und flüchtet immer wieder vor ihm. Koray dagegen verlangt nie eine Entscheidung von ihr und ist für sie da – auch wenn die beiden drohen, sich aus den Augen zu verlieren. Alev und Koray verbindet eine ungewöhnliche Liebe, die Jahre, Beziehungen und Schicksalsschläge überdauert. Doch scheint sie unerfüllt zu bleiben.
Deniz Selek hat die Gabe, die Leser so in ihre Geschichten mitzunehmen, dass ihm nach dem Ende die Hauptfiguren fehlen – als wären sie Familienmitglieder oder Freunde. Dabei muss sie nicht in die Kitsch-Kiste greifen oder Klischees bedienen. Mit „Die Farben im Spiegel“ ist ihr ein sehr gefühlvoller Liebesroman voller Herzenswärme, viel Ehrlichkeit und ein Schuss Lebensweisheit gelungen. Sie zeigt Alevs Zerrissenheit ganz anschaulich und beschreibt sehr gelungen, wie uns Erziehung aber auch unsere kulturelle Prägung formen. Zudem wiederholen sich die „Fehler“ bzw. Entscheidungen der Eltern bei deren Kindern und dies zu erkennen und den „Teufelskreis“ zu durchbrechen, ist oft schwierig und mühsam. Doch es lohnt sich und lässt den Menschen reifen. Bei diesem Roman sind zudem alle Sinne gefordert, denn die Beschreibung der kulinarischen Köstlichkeiten ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen und ich konnte die Gerichte fast riechen. Ich habe jede Seite genossen und fühlte mich bisweilen auch an „Die Frauen am Meer“ erinnert.
Von solchen Geschichten kann ich nicht genug bekommen und ich hoffe, dass ich noch so manches Buch von Deniz lesen kann.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Raues Land und tiefe Gefühle

Die Rückkehr der Wale
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Hebriden-Insel Harris im rauen Atlantik
Die äußeren schottischen Hebriden sind nichts für verwöhnte Menschen. Das Leben auf den Inseln ist geprägt von schwerer Arbeit in einer recht kargen Landschaft, ...

Hebriden-Insel Harris im rauen Atlantik
Die äußeren schottischen Hebriden sind nichts für verwöhnte Menschen. Das Leben auf den Inseln ist geprägt von schwerer Arbeit in einer recht kargen Landschaft, abhängig vom rauen Wetter, den Eigenheiten der Bewohner, voller Mythen und Legenden und eingebettet in sehnsuchtsvolle Musik. Die freie schottische Kirche spielt ebenso eine große Rolle und es ist ganz normal, sonntags in die Kirche zu gehen und dem Pfarrer aufmerksam bei seiner Predigt zuzuhören. Dieses Leben kennt und liebt Kayla – verheiratet mit Dalziel, der verbittert vom Tod seiner geliebten Frau Caitriona und dem Weggang seiner erwachsenen Sohnes Iain, ihr Leben beschwert und sie nur noch als notwendiges Übel ansieht. Kayla hatte ihren Stiefsohn bei seinen Plänen und Wünschen stets unterstützt – sehr zum Ärger von Dalziel, der erwartet, dass sein Sohn einmal sein Croft übernimmt. Darüber geraten Kayla und Dalziel immer wieder in Streit und ihre Ehe scheint zum Scheitern verurteilt. Eines Tages tritt der gutaussehende, fremde und geheimnisvolle Brannan in das Leben der Inselbewohner. Mit seiner Empathie und dem Wissen über das Meer gewinnt er schnell das Vertrauen der Männer und auch der Frauen auf der Insel. Eine ganz besondere Verbindung baut sich ganz langsam zwischen ihm und Kayla auf. Bald fühlt sie sich in ihren Überzeugungen und in ihrem Glauben erschüttert und sie sieht vor allem ihren Mann mit ganz anderen Augen. Brannan zieht Kayla magisch an und sie fragt sich, ob sie in ihrer Ehe weitermachen kann wie bisher. Über die Musik, Brannan ist ein begnadeter Fiddle-Spieler und Kayla eine wunderbare Sängerin, kommen sich die beiden gefährlich nahe.
Isabel Morland hat einen stimmungsvollen, gefühlvollen und intensiven Liebesroman mit eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen geschrieben, der nie ins Kitschige abdriftet. Ihre Liebe zu den Hebriden, der gälischen Sprache und dem Wesen der Schotten ist im ganzen Buch zu spüren und macht den Roman so authentisch. Die unterschiedlichen Charaktere hat die Autorin durchweg identisch und detailreich beschrieben, als würden sie dem Leser wirklich begegnen. Mit Kayla hat sie eine starke, treue und loyale Frau geschaffen, die zu ihrem Wort steht und nach langen Jahren der Anpassung einen Schritt zur Verwirklichung ihrer verborgenen Träume wagt und aus sich herausgeht. Dabei geht sie nicht über Leichen und es kostet sie nicht nur Mut, sondern auch viel Kraft, neue Gefühle und Lebensperspektiven zuzulassen bzw. aufzugreifen. Ihr Schreibstil ist durchwirkt mit der gälischen Sprache, der Mythen und Legenden um Selkies (Robbenmenschen) und wunderbaren Wortspielen. „Sie fühlte sich wie eine Handvoll Maiskörner, die in einer gusseisernen Pfanne rösteten und kurz davor waren zu explodieren.“ (Seite 260) „Es kam ihr vor, als läge der Mount Everest zwischen ihr und der Zukunft, die sie sich wünschte, und als hielte sie nichts weiter als ein Plastikschäufelchen in der Hand, um den Berg zu versetzten.“ (Seite 359) Das verleiht dem Roman zudem eine zauberhafte Magie.
Am Anfang der Geschichte spaziert Kayla traurig am Meer entlang und das Ende beschreibt eine ähnliche Situation – so schließt sich der Kreis.