Platzhalter für Profilbild

Pantoffeltier

Lesejury Profi
offline

Pantoffeltier ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Pantoffeltier über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2021

Anderes erwartet

Fühlen lernen
0

Meine Erwartungen konnte das Buch nicht so recht erfüllen, was aber eher an der Aufmachung als am Inhalt liegt.
Im Klappentext und auch auf den ersten Seiten wird suggeriert, es ginge der Autorin ...

Meine Erwartungen konnte das Buch nicht so recht erfüllen, was aber eher an der Aufmachung als am Inhalt liegt.
Im Klappentext und auch auf den ersten Seiten wird suggeriert, es ginge der Autorin ganz allgemein darum, die Lage der Nation bezüglich Gefühlen und vor allem dem Umgang mit Gefühlen zu beschreiben. Nach einem flammenden Vorwort kommt da aber relativ wenig. Es geht viel um Kinder und wie sie ihre Gefühle zu verstehen bzw. zu unterdrücken lernen. Und dann viel um Gefühlsblindheit, was, wie die Autorin schreibt, aber nur 10% der Menschen betrifft. Am Ende gibt es einen ganz netten Psychotest, dessen Nutzen sich für mich nicht so ganz erschließt. Gut gefallen haben mir die Beispiele von realen Menschen.
Ich persönlich hätte mir mehr Aha-Erlebnisse für normale Menschen erhofft. Sicher, es ist kein Ratgeber, aber so viel mehr habe ich jetzt nicht verstanden und auch das "große Ganze" bleibt sehr nebulös. Vielleicht hatte ich mich auch zu sehr mit dem Thema beschäftigt bisher. Insofern wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich fand es trotzdem ganz gut und interessant zu lesen. Wer mehr über Gefühlsblindheit lernen möchte, findet hier auf jeden Fall Informationen. Ich würde 3,5 Sterne vergeben, weil es für mich persönlich weniger interessant war als erhofft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.12.2024

Etwas tendenziöse Biographie

Wallis Simpson
0

Über Wallis Simpson, die Frau, die angeblich dafür sorgte, dass König Edward abdankte, wusste ich vor der Lektüre dieses Buches wenig. Mir war nur zu Ohren gekommen, dass sie ähnlich viel Hass auf sich ...

Über Wallis Simpson, die Frau, die angeblich dafür sorgte, dass König Edward abdankte, wusste ich vor der Lektüre dieses Buches wenig. Mir war nur zu Ohren gekommen, dass sie ähnlich viel Hass auf sich zog wie heutzutage Meghan. In diesem Buch hatte ich auf eine differenzierte Betrachtung von Wallis und Edward gehofft. Diese Hoffnung hat sich leider nicht komplett erfüllt.

Sowohl Wallis, als auch Edward kommen nicht besonders gut weg. Es mag belegbar sein, dass die beiden sehr schwierige Charaktere waren, aber ein bisschen mehr Verständnis statt bissiger Seitenhiebe hätte ich mir schon gewünscht. Es wird sehr deutlich, dass die Autorin die beiden nicht besonders schätzt und einige Bewertungen und Interpretationen fand ich nicht überzeugend belegt.
Am Anfang hatte ich einige Probleme reinzukommen. Es beginnt mit der Hochzeit des Paares und man wird direkt mit einer Vielzahl an Namen von Personen und Orten konfrontiert, die zumindest ich nicht zuordnen konnte. Es wird dann zum Glück im zweiten Kapitel chronologisch erzählt und man findet sich besser zurecht.
Insgesamt habe ich schon einiges gelernt (vor allem, dass das Königshaus ganz schön schwierige Persönlichkeiten heranzieht, die sich mit ähnlich neurotischen Personen umgeben), bin aber Wallis nicht so richtig nahe gekommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.12.2024

Becoming Loretta Darling

Not your Darling
0

Die Engländerin Margaret möchte unbedingt Maskenbilderin werden und geht dafür nach Hollywood. Mit mehr oder weniger lauteren Mitteln schlägt sie sich durch und erfindet sich als Loretta Darling neu.

Es ...

Die Engländerin Margaret möchte unbedingt Maskenbilderin werden und geht dafür nach Hollywood. Mit mehr oder weniger lauteren Mitteln schlägt sie sich durch und erfindet sich als Loretta Darling neu.

Es geht flott los. Loretta schlägt sich mit einer Mischung aus Glück, Schlagfertigkeit und manipulierter Kosmetik durch. Die Leichtigkeit funktioniert gut, die schwereren, tiefgreifenden Themen für mich persönlich nicht so. Lorettas schwere Vergangenheit wird in wenigen Sätzen abgehakt und die Lösung gegen missbräuchliche Männer ist nun ja, radikal aber kann Machtstrukturen in der Realität kaum brechen.
Die Figuren sind recht oberflächlich und klischeehaft gezeichnet. Es gibt die Prostituierte mit dem goldenen Herzen, den schönen aber sprunghaften Filou, den nicht so gut aussehenden, aber guten Mann, den fiesen Vergewaltiger in Machtposition, den väterlichen Mentor, das liebe Naivchen... Das fand ich sehr schade, da es so wenig Überraschungen und Figurenentwicklung gibt.
Insgesamt netter Roman mit einem Hauch Hollywood-Flair. Liest sich gut nebenbei ohne Überraschungen oder tiefe Erkenntnisse zu bieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2024

Für Fortgeschrittene

Antichristie
0

Die Deutsch-Inderin Durga ist in London damit beschäftigt mit einem AutorInnenteam ein Drehbuch für eine woke Neuauflage von Agatha Christies Krimis zu entwickeln. Der Tod von Königin Elizabeth II rückt ...

Die Deutsch-Inderin Durga ist in London damit beschäftigt mit einem AutorInnenteam ein Drehbuch für eine woke Neuauflage von Agatha Christies Krimis zu entwickeln. Der Tod von Königin Elizabeth II rückt das Projekt stärker ins Rampenlicht als gedacht.

Durga, die gerade noch dabei ist den Tod ihrer exzentrischen Mutter (die fasziniert vom indischen Widerstand gegen England und nebenbei auch Anhägnerin etlicher Verschwörungstherien war) zu verarbeiten, springt unvermittelt ins Jahr 1906, wo sie als junger Mann in Kreise ins India House gerät. Dort treffen sich indische Widerstandskämpfer und Durga muss ihre bisherigen Ansichten über Widerstand gegen Kolonialismus, Erinnerungskultur und die indische Kultur in Frage stellen.

Es fällt mir schwer die Handlung zusammen zu fassen und im Grunde genommen geht es auch eher um bestimmte Konzepte, Theorien und Diskurse. Es geht darum was genau wie in welchem Staat und auch Büchern/Filmen erinnert wird, die Unangemessenheit von Personenkult, die Frage ob Widerstand gewalttätig oder gewaltlos sein darf/muss/kann, Rassismus, Kolonialismus, Feminismus, eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, Dr. Who... Und dann tauchen neben den von der Autorin erdachten Figuren nicht nur Gandhi, der Hindu-Nationalist Savarkar und Charlotte Despard, sondern auch Sherlock Holmes.

Die Autorin wirft nicht nur mit Namen, sondern auch mit Zitaten um sich. Teilweise springt die Handlung innerhalb weniger Abschnitte zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Man ist also gleichzeitig bei Diskussionen im India House und Diskussionen im Autorenraum dabei. Das ermüdet schnell und besonders die Namen der endlosen Parade von politisch/kulturell irgendwie wichtigen Personen konnte ich mir kaum merken. Es gibt kaum Handlung und es wird wahnsinnig viel geredet. Das fand ich schade, denn die Konzepte, die verhandelt werden, sind interessant und die Fragen, die aufgeworfen sind wichtig, aber als Person, die wenig über die indische Politik/Geschichte weiß, habe ich mich bei den Diskussionen meist außen vor gefühlt.

Schwierig fand ich auch, dass es eine deutsche Hauptperson gab. Neben englisch-indischer Kolonialgeschichte kam also auch noch die Frage dazu, wie man als Deutsche zu allem steht (Singularität des Holocausts und so) und dann auch noch Durgas Probleme mit ihrer Mutter und der Geschlechterwechsel bei der Zeitreise... Alles wahnsinnig viel.

Ich habe bei der Lektüre eher wieder Lust bekommen mich näher mit Doktor Who zu beschäftigen, als mit der politischen Situation in Indien und den Folgen von Kolonialismus. Das ist schade und kann kaum das Ziel der Autorin gewesen sein. Am Interessantesten fand ich ehrlicherweise das Nachwort.

Also ja, ein Buch, das Debatten anstoßen kann, aber eher für ein intellektuelles Publikum geschrieben, dass sich schon etwas mit Kolonialgeschichte und damit zusammenhängenden Diskursen und geschichtlichen/politischen Ereignissen auskennt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2024

Eher aufgesetzt als realistisch

Verbrannte Gnade
0

Schwester Holiday ist eine ungewöhnliche Nonne. Unter ihrem Habit verbirgt sie zahlreiche Tätowierungen, sie hört gerne Punk und schleicht sich immer wieder weg um zu rauchen. Als ein Brandanschlag auf ...

Schwester Holiday ist eine ungewöhnliche Nonne. Unter ihrem Habit verbirgt sie zahlreiche Tätowierungen, sie hört gerne Punk und schleicht sich immer wieder weg um zu rauchen. Als ein Brandanschlag auf die Saint Sebastian Privatschule verübt wird, bei dem ein Hausmeister stirbt, beschließt Schwester Holiday auf eigene Faust zu ermitteln.

Das Cover ist sehr klug gestaltet. Das Bild erinnert an eine Mariendarstellung auf einem Kirchenfenster, zeigt jedoch eine Nonne mit einer Zigarette in der Hand auf deren Fingern das Wort „Lost“ steht. Das macht neugierig. Jedoch verlässt sich die Autorin zu sehr auf die Wirkung der betont ungewöhnlichen Protagonistin. Der Kriminalfall bleibt dagegen blass.
Die Schreibweise ist ebenfalls ungewöhnlich und kam mir sehr amerikanisch vor. Es wird sich stark bemüht die heiße, kaputte Atmosphäre von New Orleans zu transportieren. Alles ist sehr cool, es gibt viele bedeutungsschwere Sätze. Das wirkte auf mich eher aufgesetzt als realistisch. Das hat mich mit der Zeit ermüdet. Ich hatte eine eher leichte Geschichte mit schwarzem Humor erwartet, und konnte mit der aufgesetzten Coolness und Düsternis nicht so richtig etwas anfangen. Wird seine Fans finden, mich hat es nicht überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere