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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2024

gesellschaftskritischer Roman zum Nachdenken

Wo der Wald beginnt
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Der Gesellschaftsroman beginnt ruhig und beschreibend mit Alltagssituationen aus dem Leben von Kim in Berlin und ihrer Freundin Anne, die aufs Land gezogen ist. Mit der Zeit wird die Stimmung allerdings ...

Der Gesellschaftsroman beginnt ruhig und beschreibend mit Alltagssituationen aus dem Leben von Kim in Berlin und ihrer Freundin Anne, die aufs Land gezogen ist. Mit der Zeit wird die Stimmung allerdings immer bedrückender und ernster und auch die Themen werden hitziger. Anne und ihre Familie kapseln sich von der Dorfgemeinschaft ab, haben einen hohen Zaun um ihr Haus errichtet und fürchten sich vor dem Wolf, der vielleicht im Wald herumstreunt, aber genauso vor dem Neuen und vor ihnen fremden Leuten. Anne ist bei ihrem kurzen Besuch den Dorfbewohner*innen gegenüber offener und findet sogleich Gesprächsthemen und versucht Anne und ihre Familie zu integrieren. Doch mit der Zeit bemerkt sie, dass sich Anne verändert hat oder vielleicht war sie schon immer anders als sie und hat es nur damals nicht so zum Ausdruck gebracht? Die vormals gemeinsamen Visionen sind zerplatz, Anne hat nun komplett andere Ziele oder hat sie ihre Ziele aufgegeben? Auch die Freundschaft von Anne und Kim wird auf eine harte Probe gestellt und die lange überfällige Aussprache wird endlich in Angriff genommen. Der Roman zeigt sehr gut, wie wir uns vor gewissen Dingen zu drücken versuchen, uns hinter Ausreden verstecken und die Konfrontation mit unangenehmen Situationen scheuen. Wenn man hinter die Kulissen blickt, dann sind Menschen oft ganz anders als es den Eindruck erweckt. Ein intensiver und sehr schön geschriebener, gesellschaftskritischer Roman, der Zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 13.12.2024

Wohnfamilie

Wohnverwandtschaften
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Vier Personen, unterschiedlich alt, in verschiedenen Berufen und mit völlig unterschiedlichen Sichtweisen auf das Leben, wohnen als Erwachsene in einer WG zusammen und unterstützen sich bei ihren Alltagsproblemen. ...

Vier Personen, unterschiedlich alt, in verschiedenen Berufen und mit völlig unterschiedlichen Sichtweisen auf das Leben, wohnen als Erwachsene in einer WG zusammen und unterstützen sich bei ihren Alltagsproblemen. Mir gefällt es sehr gut, dass die einzelnen Situationen aus der Sicht der vier Charaktere geschildert werden und teilweise auch eine Situation von mehreren Personen unterschiedlich wahrgenommen wird. Spannend ist hier auch, dass die Autorin jeder Person den eigenen Platz gelassen hat und niemand dominiert, sondern alle vier etwa gleichwertig gesehen werden. Der Roman behandelt unter anderem auch das Thema Demenz auf sensible, einfühlsame Weise und zeigt zu Beginn die schönen Seiten, aber dann immer mehr die nicht so schönen und traurigen Seiten auf. Jörg, dem die Wohnung gehört, verschwindet immer schneller in die Erkrankung seiner Demenz und seine drei Freunde kümmern sich rührend um ihn und ermöglichen ihm eine fast normale Teilhabe am Alltagsleben. Doch mit der Zeit wird es immer schwieriger und sie stellen sich die Fragen: Wie lange kann es so noch weitergehen und was passiert danach? Das Ende ist bewusst offengehalten, sodass man als Leser*in selbst interpretieren und die Gedanken schweifen lassen kann. Der Roman ist sehr schön geschrieben, aber auch sehr emotional aufwühlend und traurig.

Veröffentlicht am 11.12.2024

breite Vielfalt an schwierigen Themen

Das Haus der Lügen
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Im aktuellen Teil der Serie dreht die Journalistin Kajsa einen Dokumentarfilm über ihre Jugendfreundin Anki, der am Ende des Krimis vorgestellt und beworben wird. Inhaltlich erfährt man nicht mehr, welche ...

Im aktuellen Teil der Serie dreht die Journalistin Kajsa einen Dokumentarfilm über ihre Jugendfreundin Anki, der am Ende des Krimis vorgestellt und beworben wird. Inhaltlich erfährt man nicht mehr, welche Themen im Film behandelt werden, das hat mich allerdings schon neugierig gemacht. Die aufzuarbeitenden Themen sind Ankis aktuelle Vergewaltigung, ihre traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit, Tablettenabhängigkeit, psychische Erkrankungen und Verdrängung und noch einiges mehr. Keine leichte Aufgabe für Kajsa, die selbst erst ihre Krebserkrankung überwunden hat und auch noch nervös auf die Diagnose ihres Mannes wartet.
Inhaltlich sind die Themen sehr gut und vielfältig ausgewählt, aber auch schwierig zu behandeln. Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend, die kurzen Kapitel wechseln sich inhaltlich ab und verleiten zum Weiterlesen, der Stil ist einfach und direkt, ungeschönt, was mir sehr gut gefallen hat. Ich bin schon neugierig, wie es weitergeht und ob wir im nächsten Teil noch mehr über den Dokumentarfilm erfahren werden.

Veröffentlicht am 04.12.2024

Schicksalsbegegnung

Helle Sommer
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Der Roman ist eine wunderschöne Sommerlektüre, ausdrucksstark und voller Emotionen. Billie macht im Laufe der Zeit einen enormen Entwicklungsprung, vom schüchternen, vorsichtigen, verträumten Teenager, ...

Der Roman ist eine wunderschöne Sommerlektüre, ausdrucksstark und voller Emotionen. Billie macht im Laufe der Zeit einen enormen Entwicklungsprung, vom schüchternen, vorsichtigen, verträumten Teenager, der sich trotz Armut und der Hürden, die ihr das Leben stellt, nicht von ihren Träumen und Zielen abbringen lässt zu einer liebenswerten jungen Frau. Das Thema Liebe begleitet sie durch die Zeiten des Erwachsenwerdens. Maxime tritt in jungen Jahren unerwartet in ihr Leben und fasziniert sie so dermaßen, dass sie immer mit ihm in Kontakt kommt, mal intensiver, dann weniger, da ihre Leben in unterschiedlichen Bahnen weiter verlaufen. War es Schicksal oder war es Bestimmung, dass sie sich in jenem Sommer ihrer Jugend begegnet sind? Die Geschichte wird wunderschön und einfühlsam erzählt, ist aber auch traurig, aber niemals kitschig.

Veröffentlicht am 20.11.2024

die ungeschönte Seite der Sucht

The Glass Girl
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Das Cover und der Titel sind sehr ansprechend und ästhetisch ausgewählt, auch für die Altersgruppe passend. Die Altersempfehlung 9-12 Jahre würde ich persönlich aufgrund des sensiblen Themas und der Hauptakteurin ...

Das Cover und der Titel sind sehr ansprechend und ästhetisch ausgewählt, auch für die Altersgruppe passend. Die Altersempfehlung 9-12 Jahre würde ich persönlich aufgrund des sensiblen Themas und der Hauptakteurin im Buch, die selbst 15 Jahre alt ist, etwas höher ansetzen, etwa ab 12-13 Jahren. Thematisiert werden die Themen Alkohol und Abhängigkeit, Süchte generell und die damit verbunden Probleme des Alltags wie Lügen, Beschaffen des Stoffes bis hin zur Entzugsklinik. Als Leser*in kann man sich sehr gut in die tragische Situation und gefühlte Ausweglosigkeit von Bella hineinversetzen und kann ihr Handeln auch nachvollziehen, auch wenn man es selbst nicht als richtig empfindet. Die Autorin schafft es, dass es nicht wertend oder negativ dargestellt wird, sondern zeigt den Umgang mit dieser schwierigen Situation samt den Hürden und Lichtblicke auf.