Okapialarm
Was man von hier aus sehen kannEin kleines Dörfchen im Westerwald wird erschüttert: Selma hat von einem Okapi geträumt! Eigentlich kein Drama, die letzten Male ist nach diesem Traum jedoch jemand gestorben. Schnell ist das Dorf in Aufruhr ...
Ein kleines Dörfchen im Westerwald wird erschüttert: Selma hat von einem Okapi geträumt! Eigentlich kein Drama, die letzten Male ist nach diesem Traum jedoch jemand gestorben. Schnell ist das Dorf in Aufruhr und auch Luise, Selmas Enkelin hat die nächsten Stunden ein mulmiges Gefühl im Bauch. Zu Recht wie sich bald zeigt.
Mariana Leky hat einen tollen Roman geschrieben, der mich gefesselt hat wie schon lange keiner mehr. Die Inhaltsbeschreibung kommt eigentlich ganz alltäglich daher (sehen wir mal vom Todesokapi und Uralthund Alaska ab) und doch ist dieses Dörfchen ganz besonders. Die Autorin hat wunderbare, lebensechte Figuren geschaffen: den herzensguten Optiker, die forsche Selma, selbst die unleidliche Marlies nimmt den Leser ein. Unterm Strich mochte ich sie alle und bin fast ein bisschen traurig nichts mehr über sie lesen zu dürfen. Luise fungiert als Ich-Erzählerin, lässt uns an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Zu Beginn der Handlung ist sie noch relativ jung, das ändert sich im Laufe des Buches. Die Veränderung ihres Charakters, das Erwachsenwerden, wirken sehr authentisch. Irgendwie fungiert das ganze Dorf als Hauptperson, ohne dass der Roman überfrachtet oder unübersichtlich wirkt.
Die Autorin hat einen ganz eigenen Erzählstil, der einerseits wunderbar leicht, andererseits ernst oder traurig daher kommt. Ich war schnell gefesselt und fand immer wieder Sätze, die man eigentlich dick hätte anstreichen müssen, um sie wieder und wieder zu lesen. Dazwischen finden sich auch sehr humorvolle Seiten, die das Ganze etwas auflockern. Sprachlich rundum gelungen also.
Fazit: auf in den Westerwald! Ein Buch, das mich wirklich überzeugt hat.