Geschichte trifft auf Fiktion
Das PhilosophenschiffDas Philosophenschiff hat 224 Seiten. Zu ihrem 100sten Geburtstag lädt die Architektin Anouk einen Schriftsteller ein. Sie bietet ihm an, dass er einen Roman über sie verfasst. Sie ist in St. Petersburg ...
Das Philosophenschiff hat 224 Seiten. Zu ihrem 100sten Geburtstag lädt die Architektin Anouk einen Schriftsteller ein. Sie bietet ihm an, dass er einen Roman über sie verfasst. Sie ist in St. Petersburg geboren, hat den bolschewitischen Terror erlebt. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als 14 jähriges Mädchen auf Lenins Befehl hin ins Exil deportiert. Sie waren 10 Menschen auf einem riesiegen Schiff, wo 2000 gepasst hätten. Sie trieben 5 Tage und 5 Nächte auf dem finnischen Meer ohne ein Stück weitergekommen zu sein. Bis ein letzter Passagier dazukam. Es war Lenin selbst. Sie erzählt dem Schriftsteller alles, an was sie sich erinnern kann. Nicht nur ihre Weltsicht, ihre Erfolge, ihre Kindheit und Jugendtraumata. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und spricht endlich alles laut aus, was sie die ganze lange Zeit in ihrem Herzen getragen hat. Jetzt wird alles in schriftlicher Form erfasst. Anouk ist stolz auf sich selbst. Geboren als Russin und Jüdin in St. Petersburg weiß sie, dass sie nicht viel erzählen muss. Die Geschichte wurde schon geschrieben und die Leute haben schon einiges erfahren. Hiermit erfahren sie noch ihre Geschichte.
Der Autor bietet dem Leser einen fiktiven Roman, mit ganz viel Hintergrundwissen und einigen historische Fakten. Es wird viel angesprochen: Ausweisung, Deportation, mentaler Stress, Folter pur. Lenin wird als eine Leitfigur der Revolution beschrieben. Ein interessantes Thema, aus einer anderen Sicht und aus einer Perspektive, die mit dem kindlichen Auge und Herzen erlebt wurde. Der Schreibstil ist flüssig, man liest es mit viel Interesse. Es kommt keine Langeweile auf. Das Buch selbst als Hardcover ist optisch sehr ansprechend. Das Cover gefällt mir gut. Ich kann das Buch gerne mit 4 Sternen bewerten und weiterempfehlen. Eine angenehme Lektüre für Zwischendurch, die aber auch zum Nachdenken anregt.