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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2022

Emotional vereinnahmend

Die Feuer
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Zuerst einmal möchte ich das Cover loben. Ich finde, es sieht absolut wunderschön aus und hat seinen eigenen Anreiz geboten.

Das Buch ist in einer bestimmten Reihenfolge geschrieben. Immer wieder folgen ...

Zuerst einmal möchte ich das Cover loben. Ich finde, es sieht absolut wunderschön aus und hat seinen eigenen Anreiz geboten.

Das Buch ist in einer bestimmten Reihenfolge geschrieben. Immer wieder folgen die drei Frauen in der gleichen Reihenfolge mit ihren Erfahrungen einander. Sie sind durch das Stück, was während der ganzen Zeit spielt immer verbunden. Man sieht wie sie, basierend auf ihren Erfahrungen, bestimmte Stellen des Stückes unterschiedlich interpretieren und ganz langsam aber sicher lernen wir jede der Frauen einzeln kennen.
Sie alle haben unterschiedliche Probleme, die ihnen auf der Seele liegen, an die wir als Leser herangeführt werden. Das geschieht anfangs sehr subtil bis es zur Mitte des Buches immer offensichtlicher wird.
Alle Frauen sind gedanklich mit unterschiedlichen oder auch ähnlichen gesellschaftlichen Problemen beschäftigt.
Das Buch behandelt auf interessante Weise Rollen, die ihnen von anderen Menschen zugeschrieben werden, viele davon konkret weil sie Frauen sind.
Vor allem nach der Mitte wird das Buch noch einmal, meiner Meinung nach spannender, weil die Frauen jetzt auch gedanklich beieinander sind und ihre Geschichten nun nicht mehr lediglich nebeneinander herlaufen, sondern auch verbunden sind.

In Teilen wird es ziemlich hart, weswegen ich Leuten, die empfindlich auf Themen wie Gewalt und Tod reagieren, von dem Buch abraten möchte. Es hat mich an Stellen sehr emotional mitgenommen und manchmal ist mir auch ganz schön schlecht geworden bei den Dingen, die die Frauen erleben mussten.
Das Ende war sehr offen, was zwar verständlich aber für mich persönlich auch etwas enttäuschend war.

Dem Buch möchte ich trotzdem eine klare Empfehlung aussprechen, weil mir alle drei Frauen sehr ans Herz gewachsen sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.12.2024

Ein Gothic Klassiker

Carmilla
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Im Buch geht es um Laura, die in einem abgelegenen Schloss gemeinsam mit ihrem Vater wohnt. Eines Tages wird, nach einem Kutschenunfall, die bildschöne Carmilla in ihrer Obhut überlassen. Laura freut sich, ...

Im Buch geht es um Laura, die in einem abgelegenen Schloss gemeinsam mit ihrem Vater wohnt. Eines Tages wird, nach einem Kutschenunfall, die bildschöne Carmilla in ihrer Obhut überlassen. Laura freut sich, endlich eine Gefährtin zu haben. Jedoch schleichen sich schon bald Zweifel ein. Carmilla wird von seltsamen Stimmungsschwankungen geplagt und bringt Laura eine intensive Obsession entgegen. Auch diese ist von ihrer schönen Freundin angetan, aber nachdem sie in immer melancholischere Stimmungen gerät, stellt sich die Frage, ob Carmilla an ihrer schwindenden Kraft schuld ist.

Carmilla war für mich einer der ansprechendsten Klassiker. Die Gegebenheiten sind einfach faszinierend. Es ist ein Gothic Klassiker über Vampire, der noch vor Dracula erschienen ist und eine homosexuelle Beziehung behandelt, was einfach sehr spannend ist. Außerdem ist die Ausgabe von Klett-Cotta wunderschön.
Ich war überrascht, wie explizit die Beziehung zwischen Laura und Carmilla war. Ich hatte mit subtileren Anspielungen gerechnet, aber Laura und Carmilla beschreiben sich gegenseitig als Liebste und küssen einander, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich fand es erstaunlich modern.
Die Stimmung wurde gut aufgebaut. Als lesende Person wusste man, welche Dinge jetzt bereits im Hintergrund geschehen, weswegen man bei jedem Zeichen der Schwäche seitens Laura bereits die dahinterliegende Gefahr spürt. Das funktioniert auch besonders gut dadurch, dass es als Bericht von Laura aufgemacht ist und sie daher auch Ausblicke und Hintergrundinfos geben konnte. Dadurch wird erreicht, dass doch eine stetige düstere Anspannung herrscht.
Das Ende der Geschichte war irgendwie etwas enttäuschend, da es kein richtiger Höhepunkt war. Das passt zwar grundsätzlich gut dazu, dass es ein Bericht ist, aber hat mich doch etwas unbefriedigt zurückgelassen.
Ich muss sagen, dass es keine herausragende Geschichte war, da sich die Vampirgeschichten inzwischen natürlich weiterentwickelt haben. Vor allem auch queere.
Aber aufgrund der Tatsache, welche Hintergründe es gab, fand ich es persönlich doch sehr spannend.

Wer das Buch nur der Geschichte wegen liest, wird eine eher durchschnittliche Geschichte erhalten, wer das Buch jedoch liest, weil es spannende geschichtliche Voraussetzungen hat, wird hier trotzdem fasziniert sein.

Veröffentlicht am 06.11.2024

Frustrierend und schockierend

Unversehrt. Frauen und Schmerz
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Das Buch “Unversehrt” behandelt den Schmerz von Frauen, der oft ignoriert oder kleingeredet wird. Dabei schreibt die Autorin über geschichtliche Fakten und wie sich das auf die Gegenwart bezieht und was ...

Das Buch “Unversehrt” behandelt den Schmerz von Frauen, der oft ignoriert oder kleingeredet wird. Dabei schreibt die Autorin über geschichtliche Fakten und wie sich das auf die Gegenwart bezieht und was auch heute noch passiert. Es betrachtet auch verschiedene Aspekte sowohl psychische, als auch verschiedene physische wie Dinge, die die Geschlechtsorgane, Schmerzmittel oder Schmerzen verursachende Schönheitsideale betreffen.

Ich fand das Buch war sehr gut thematisch fokussiert. Es hat sich gut auf das Thema Schmerzen spezialisiert und dieses in gute und verständliche Unterthemen unterteilt. Es besteht eine sehr gute Kombination aus geschichtlichen Fakten, wissenschaftlichen Studien und persönlichen Erfahrungen. Dadurch hat sich das Buch sehr ganzheitlich angefühlt.
Das Buch ist sehr frustrierend. Es zeigt schockierende Fakten der Vergangenheit auf, die einen wütend machen und wenn man dann denkt, na immerhin passiert das heutzutage nicht mehr, zeigt die Autorin, dass auch heutzutage immer noch höchst erschütternde Dinge passieren. Das Buch macht sehr wütend.
Ich fand es spannend, dass auch betrachtet wurde, dass weiblicher Schmerz zum Teil als erstrebenswert und ästhetisch oder zumindest nötig betrachtet wird und wie die Autorin sich das angeschaut hat.
Ich fand es sehr beeindruckend, dass die Autorin auch persönliche Erfahrungen mit eingebracht hat, die ich sehr bereichernd fand.

Das Buch ist thematisch sehr solide. Manche feministischen Bücher verlieren sich in grundsätzlichen Grundlagen, statt das Thema ihres Buches im Blick zu halten, was dieses Buch nicht tut. Die Autorin hat ihr Thema sehr solide abgesteckt und dann die Fakten und Erzählungen gut nachvollziehbar und verständlich darum herum aufgebaut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 24.10.2024

Zuckersüß und schaurig

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
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Mars' Schwester Caroline stirbt unter grausamen und mysteriösen Umständen. Mars kann sich damit nicht abfinden und entschließt, Carolines Freunde aufzusuchen, in der Aspen Summer Academy. Sie sind Die ...

Mars' Schwester Caroline stirbt unter grausamen und mysteriösen Umständen. Mars kann sich damit nicht abfinden und entschließt, Carolines Freunde aufzusuchen, in der Aspen Summer Academy. Sie sind Die Honeys. Beliebt. Schön. Begehrt. Mars wollte nie wieder zurückkehren, da er das letzte Mal, dass er da war, von anderen Teenagern angegriffen wurde. Doch Mars rutscht immer mehr in die Geschehnisse um die Honeys hinein und muss deren Geheimnisse aufdecken, bevor es zu spät für ihn ist.

Der Einstieg in das Buch ist sehr krass. Man wird direkt in die Action geworfen und fragt sich, warum alles um Carolines Tod so seltsam gehändelt wird.
Das Camp ist sehr cisheteronormativ mit Geschlechterkämpfen und geschlechtsspezifischen Aktivitäten. Mars ist nichtbinär und passt deshalb nicht in diese klar geschlechtlich getrennte Welt und das seltsame Gefühl, dass das bei ihr auslöst, kommt auch beim Lesenden sehr gut an. Die Diskriminerung wird dabei sehr gut, erst subtil und dann immer offensichtlicher dargestellt, was sehr gut zu der gruseligen Stimmung beiträgt.
Die Differenzen, die Mars erlebt, zwischen den Jungsgruppen, in denen sie ist, und den Mädchengruppen, ist interessant anzusehen.
Die Stimmung im Camp ist sehr sonnig und sehr beklemmend. Ich fand es beeindruckend, wie gut die unheimliche Stimmung aufgebaut wurde, in diesem malerischen Sommercamp.
Die Eskalation der Story war sehr gut geschrieben. Es war erst etwas ungeheuer und wurde dann immer bedenklicher, bis es komplett surreal wurde und wir einiges an Bodyhorror bekommen haben.
Das einzige, was ich anzumerken habe, ist, dass ich mir gewünscht hätte, die Story wäre etwas eingekürzt und einfach dichter.

Das Buch ist ein gutes Horrorbuch und ich kann es klar empfehlen.

Veröffentlicht am 13.10.2024

Obsessiv und seltsam

Mein Mann
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Im Buch geht es um eine Frau. Eine Frau, die ihren Ehemann liebt. Viel mehr als alle ihre Freunde, viel mehr als ihre Kinder. Sie würde am liebsten die ganze Zeit ausschließlich über ihn reden. Wir sehen, ...

Im Buch geht es um eine Frau. Eine Frau, die ihren Ehemann liebt. Viel mehr als alle ihre Freunde, viel mehr als ihre Kinder. Sie würde am liebsten die ganze Zeit ausschließlich über ihn reden. Wir sehen, wie eine Woche in ihrem Leben aussieht. Wie sie sich fühlt und alles bis ins kleinste Detail analysiert, was ihr Ehemann macht.

Die Notiz, die ich mir am meisten während des Lesens gemacht habe, ist “Sie ist so seltsam.”. Und das stimmt. Dieses Buch ist so seltsam, was super war.
Im Buch hat die Hauptcharakterin eine sehr präzise Vorstellung davon, wie Frauen und Männer zu sein haben. Diese basiert ganz klar auf patriarchalen Ideen. Auch ihre Vorstellung von einer Beziehung wird von jeder Menge fehlgeleiteter Ratschläge aus früheren Zeiten und irgendwelchen sexistischen Frauenzeitschriften geleitet. Theoretisch kann man sich diese Beziehung sehr zur Grundlage nehmen, wie man nicht eine Beziehung führen sollte. Sie kontrolliert, wie sie wahrgenommen werden möchte, bis ins kleinste Detail, sie versucht die Umgebung zu kontrollieren, sie überinterpretiert jede kleinste Tätigkeit, sie spioniert ihren Mann aus und bestraft ihn, wenn sie der Meinung ist, er verdient das. Sie möchte mysteriös sein und ist deswegen gegen offene Kommunikation. Es ist schon fast beeindruckend, wie sie es schafft, jede mögliche kontraproduktive Entscheidung zu treffen.
Die Beziehung der beiden klingt furchtbar anstrengend, um das korrekte Bild aufrechtzuerhalten und sie ist ein bisschen wie ein Autounfall, wo man nicht wegschauen kann. Es ist faszinierend zu sehen, was dabei rauskommen würde, wenn man diese ganzen sexistischen Ideale und Ratschläge aufs Genaueste befolgen würde.
Das Ende des Buches war ausgezeichnet und hat das Buch nochmal eine Stufe hochgehoben.

Das Buch behandelt das irrationale Verhalten einer obsessiven Ehefrau und ist wirklich faszinierend zu lesen.