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Veröffentlicht am 23.12.2024

Ein Buch, das mir sehr nahe ging

Die Sterne ordnen
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Es ist das erste Schuljahr ohne Krieg. Der Schulbeginn verzögert sich allerdings um 2 Wochen. Zu viel Zerstörung gibt es noch im Gebäude und das Aufräumen dauert. Die Deutschen wüteten arg in den Klassenräumen. ...

Es ist das erste Schuljahr ohne Krieg. Der Schulbeginn verzögert sich allerdings um 2 Wochen. Zu viel Zerstörung gibt es noch im Gebäude und das Aufräumen dauert. Die Deutschen wüteten arg in den Klassenräumen. Sie hatten hier ein Lazarett eingerichtet, rissen Holz aus den Böden und verbrannten Möbel. Auch hier in Italien gab es viele Faschisten und nicht nur Juden waren ein begehrtes Ziel ihrer Demütigungen.

Hauptperson des Buches "Die Sterne ordnen" ist die junge Francesca, 10 Jahre alt. Sie lebt in einem Waisenhaus direkt neben der Schule und spricht nicht. Verständigt sich mit ihren Augen und Gesten. Dabei ist sie intelligent und hilft ihrer Banknachbarin bei allen Aufgaben. Aus dem Kennenlernen der beiden Mädchen wird eine innige Freundschaft. Die Lehrerin der beiden möchte mehr über das stumme Mädchen erfahren. Sie ahnt, dass es ein schweres Trauma ist, das das Verhalten des Kindes auslöste.

Ein wenig störte mich das Hin und Her zwischen dem Heute und der Vergangenheit. Das war aber nur anfangs der Fall. Die bildhafte Sprache nahm mich rasch gefangen. Alle Charaktere wurden so plastisch beschrieben, dass ich mich wie eine gute Bekannte mit ihnen verbunden fühlte. Der Weg zum Frieden, wie es im Klappentext steht, gestaltete sich schwierig. Zeugt aber von Nächstenliebe und der Geduld einer empathischen Lehrerin. Klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 17.12.2024

Das Buch erfreut mein Gärtnerherz

Die Lichtwandler
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Dass unser Planet überhaupt bewohnbar ist, verdanken wir diesen Geschöpfen: den Pflanzen. Als ich vor vielen Jahren meine Ausbildung zur Gärtnerin begann, amüsierten sich etliche meiner Kommilitonen. Über ...

Dass unser Planet überhaupt bewohnbar ist, verdanken wir diesen Geschöpfen: den Pflanzen. Als ich vor vielen Jahren meine Ausbildung zur Gärtnerin begann, amüsierten sich etliche meiner Kommilitonen. Über einen jungen Mann, der immer wieder darauf hinwies, dass Pflanzen Liebe brauchen. Auch für die Ansprache ihrer Besitzer seien sie empfänglich, so meinte er. Nur dann könnten sie wachsen und zur Freude der Eigner gedeihen.

Was damals für viele noch amüsant oder belustigend war, gilt heute als völlig normal. Wie gut, dass Fachleute sich mit diesem Thema beschäftigten und mittlerweile belegen könne, wie Pflanzen fühlen. Der allseits bekannte „grüne Daumen“ ist kein Hexenwerk. Wer sich auf die Gewächse einlässt und ihnen Aufmerksam schenkt, wird sich an ihrer Entwicklung erfreuen können.

Zoë Schlanger betrat mit „Die Lichtwandler“ ein ganz anderes Themengebiet als vorher. Niemals hätte sie gedacht, dass Pflanzen oder überhaupt die Natur, so spannend sein können. Während sie sich vorher ausschließlich mit den Folgen des Klimawandels befasste, betrat sie Neuland. Und das fesselte sie so sehr, dass sie dieses Buch schrieb.

Anfangs gibt es trockene Theorie zu lesen, das ändert sich aber bald und die Seiten flogen für mich nur so davon. Ich war gefesselt von den Ausführungen und empfehle das Buch ausdrücklich und ohne Einschränkung.

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Veröffentlicht am 14.12.2024

Eindrückliche Widergabe des Romans

Vaterländer
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Sabin Tambrea ist nicht ohne Grund ein Bestsellerautor. In "Vaterländer" schreibt er eindrücklich, wie seine Eltern nach Deutschland flohen. Sie hofften auf ein besseres Leben. So erzählte es ihnen der ...

Sabin Tambrea ist nicht ohne Grund ein Bestsellerautor. In "Vaterländer" schreibt er eindrücklich, wie seine Eltern nach Deutschland flohen. Sie hofften auf ein besseres Leben. So erzählte es ihnen der Vater. Die Mutter war aber anderer Meinung. Sie sehnte sich nach ihrer Heimat und ihr Heimweh führte zu einer Depression. Die trat in den Hintergrund, als sie endlich nach Rumänien reisen durften. Mit der ganzen Familie. Das Wiedersehen gestaltete sich allerdings nicht so harmonisch, wie man sich das vorstellte.

Ein Stück Zeitgeschichte so eindrücklich erzählt, dass beim Lesen selbst Unbeteiligte Tränen in den Augen haben. So stelle ich mir persönlich gute Biographien vor. Nichts wird beschönigt und auf Befindlichkeiten der Betroffenen wird keine Rücksicht genommen. Der Vater von Herrn Tambrea wollte in den Westen fliehen, weil er in Rumänien keine Perspektive für die Zukunft sah.

Das Hörbuch wird vom Autor gesprochen. Alleine diese Tatsache mach es zu etwas ganz Besonderem. Es gibt wohl kaum einen Sprecher, der so emotional die Geschichte einer Familie wiedergeben kann, wie der leibliche Sohn der Protagonisten. Nein, es ist weder ein Kriminalroman noch ein Thriller. Es ist der Bericht einer Familie, die aus ihrem Heimatland floh und in Deutschland das Ziel ihrer Träume zu erreichen versuchte. #Varterländer zu lesen bedeutet auch, sich mit den Belangen von Zugereisten zu beschäftigen und an den eigenen Vorurteilen zu arbeiten.

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Veröffentlicht am 14.12.2024

Prädikat "Sehr gut"

Die schwarze Dahlie (Das L.A.-Quartett 1)
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Entgegen den Ausführungen im Klappentext beginnt das Buch DieschwarzeDahlie keineswegs mit der Entdeckung einer Leiche. Für den Leser gilt es, dass er vor diesem Geschehen, viele Seiten über Boxkämpfe ...

Entgegen den Ausführungen im Klappentext beginnt das Buch

DieschwarzeDahlie keineswegs mit der Entdeckung einer Leiche. Für den Leser gilt es, dass er vor diesem Geschehen, viele Seiten über Boxkämpfe lesen muss. Ja, das verdirbt die Leselust und mag sogar zum Abbruch führen. Wer trotzdem dranbleibt, also weiter liest, wird belohnt.

Die Hauptpersonen des Thrillers sind zwei Cops, die gegensätzlicher nicht sein können. Als sie für den Fall der schwarzen Dahlie eingesetzt werden, können sie zeigen, was in ihnen steckt. Dass beide den Mörder über lange Zeit nicht fassen konnten, macht diesen Krimi nur noch spannender.

Wer ermordete die junge Frau und zerstückelte sie dermaßen? Grausam und detailliert beschreibt der Autor James Ellroy den Fund. Dieses Kapitel ist kaum zu ertragen und wird wohl von etlichen Lesern nicht gelesen. Das ist auch gut so, da es tatsächlich zu Alpträumen führt, wenn man die Zeilen in sich aufnimmt.

Nach vielen Seiten über Boxer und deren Kämpfe kommt der Autor dann endlich zur Hauptsache. Und erst dann beginnt ein spannender Krimi. Es gibt etliche Wendungen und in dem Buch gibt es auch einen Täter. Wer es ist, das kann kaum jemand vorhersehen. Die Spannung bleibt also bis zum Schluss. Auch wenn das Buch für mich mit weniger Seiten ausgekommen wäre, konnte es mich gut unterhalten. Wer sich fragt, warum das so wahr, der sollte sich eine Hörprobe anhören.

Ulrich Pleitgen versteht sein Handwerk und kann selbst langatmige Ausschweifungen des Autors vergessen machen.

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Thomas Mann hautnah erleben

Gefährliche Betrachtungen
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Er begegnete dem berühmten Autor vor einem Jahr. In Königsberg bei einer Lesung. Jetzt wartet er auf eine gute Gelegenheit, ihn erneut zu treffen. Er möchte nämlich den Roman „Die Buddenbrooks“ in die ...

Er begegnete dem berühmten Autor vor einem Jahr. In Königsberg bei einer Lesung. Jetzt wartet er auf eine gute Gelegenheit, ihn erneut zu treffen. Er möchte nämlich den Roman „Die Buddenbrooks“ in die litauische Sprache übersetzen. Nur zu diesem Zweck zieht es ihn im Jahr 1930 nach Nidden zum Haus des Thomas Mann. Welch ein Erleben, diesen großen Literaten vor sich zu sehen. Wenn auch „nur“ im Bademantel und mit Strumpfbändern. Was danach geschieht, ist nicht mehr so erhebend. Nein, für den Ich-Erzähler ist es geradezu peinlich.

Der Nobelpreisträger aus dem Jahr 1929 hat bis heute viele Leser, die seine Werke schätzen. Und im Jahr 2024 liest und hört man allenthalben von ihm. „Der Zauberberg“ erschien vor 100 Jahren und Herr Mann würde in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag feiern. Keine Überraschung also, dass auch ein Kriminalroman mit und über ihn erscheinen muss.

Für mich ist Herr Mann ein Autor der es sehr gut verstand, Sprache in Bilder umzusetzen. Und das wiederum schaffte auch Tilo Eckardt in „Gefährliche Betrachtungen“. Bei seinen Darstellungen sah ich den Autor Thomas Mann vor mir. Die etwas steife Haltung und seine stets überaus akkurate Kleidung waren doch sein Markenzeichen. Und dann seine Familie. Die Kinder Erika und Klaus, beide waren ebenfalls gute Autoren.

Das Buch ist eine Mischung aus Biographie, Krimi und Widerrede. Herr Mann war ein Gegner der Nationalsozialisten und er scheute sich nicht, dies zu äußern. Und zwar auf diese Weise: „eine Riesenwelle exzentrischer Barbarei und primitiv-massendemokratischer Jahrmarktsrohheit“  Ich schätze ihn sehr und habe seine Werke gelesen. Und dass er in diesem Buch so treffend dargestellt wird, macht es für mich zu einem Highlight meines Lesejahres 2024.

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