Schlaglichter
Ich habe Han Kang erst durch den Literaturnobelpreis entdeckt, wollte aber unbedingt noch etwas anderes als ihr preisgekröntes Buch lesen. Da hat sich ihr neuster Roman natürlich direkt angeboten. Es ...
Ich habe Han Kang erst durch den Literaturnobelpreis entdeckt, wollte aber unbedingt noch etwas anderes als ihr preisgekröntes Buch lesen. Da hat sich ihr neuster Roman natürlich direkt angeboten. Es ist ein ruhiger, aber tiefgründiger Roman, eine leise Geschichte über Freundschaft, Familie und die Geschichte eines Landes.
Die Geschichte selbst war für mich schwer greifbar, der Schreibstil fast schon flatterhaft. Die Erzählung springt zwischen Zeitebenen und Orten, bewegt sich auf eine spirituelle, metaphysische Ebene. Es werden Schlaglichter der Freundschaft zwischen Inseon und Gyeongha beleuchtet, sowie die Familiengeschichte Inseons, die in ein einsames Leben mit zwei Papageien mündete. Und das ganze vor dem Hintergrund koreanischer Geschichte.
Das alles macht das Buch nicht unbedingt leicht verdaulich und vor allem ist es kein Buch, das man mal eben so nebenbei wegliest. Manche Stellen musste ich auch mehrmals lesen, weil Gyeongha ummal mal wieder abdriftete zwischen Gedanken, Reflektieren und ihrer tatsächlichen Erlebnisse und ich dadurch auch immer wieder drohte, den Faden zu verlieren. Vielleicht haben das Buch und ich uns auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt getroffen, aber so richtig konnte ich mich auf das gelesene nicht einlassen. Vor allem die Rückblicke in das Leben von Inseons Eltern, geprägt von Tragik und Verlust, waren keine leichte Kost und mir ist aufgefallene wie wenig ich über die Geschichte Koreas weiß.
Trotzdem mochte ich den Erzählton und den stilistischen Aufbau, die für mich mal was ganz anderes waren, als ich es sonst so lese. Vermutlich muss ich das Buch nochmal lesen, um es ganz zu erfassen.