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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2024

Sehr persönlich und ehrlich: Leben mit zu spät diagnostiziertem Autismus

Strong Female Character
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Ich kannte Fern Brady vorher nicht und bin erst durch ihr gerade erschienenens Buch „Strong Female Character: Mein Leben zwischen Sexismus und Autismus“ auf sie aufmerksam geworden.
Das sehr rosalastige ...

Ich kannte Fern Brady vorher nicht und bin erst durch ihr gerade erschienenens Buch „Strong Female Character: Mein Leben zwischen Sexismus und Autismus“ auf sie aufmerksam geworden.
Das sehr rosalastige Cover gefällt mir nicht unbedingt, aber der Klappentext hatte mich sofort neugierig gemacht.
Es ist natürlich immer sehr schwer, eine persönliche Lebensgeschichte zu beurteilen. Denn genau das ist das Buch: Kein Sachbuch, sondern eine sehr individuelle Darstellung eines Lebens.
Auch wenn mir persönlich der Schreibstil zu Beginn nicht ganz so gut gefallen hat, hat mich die Geschichte von Fern Brady doch sehr gefesselt. Unfassbar, wie lange sie durchs Leben gehen musste, bis sie eine korrekte Diagnose bekommen hat, die ja schließlich vieles verändert und erleichtert hat – auch wenn ein wirkliches „Happy End“ wohl nicht erfolgt, wie sie selbst sagt.
Man fragt sich natürlich zwangsläufig, wie ihr Leben verlaufen wäre, hätte sie diese Diagnose schon früher bekommen...
Man kann von diesem Buch sicher nicht auf ALLE anderen Autistinnen schließen, dennoch mag es für viele Betroffene hilfreich sein, dieses Buch zu lesen und einen eigenen Weg für sich selbst zu finden.
Das Buch hat mir insgesamt recht gut gefallen, wird jedoch leider vermutlich keinen bleibenden Einfluss hinterlassen. Dennoch war es ein aufschlussreiches Lese-Erlebnis.
Und ich hoffe, es trägt allgemein zu mehr Verständnis und und Offenheit gegenüber Autist*innen bei.

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Sehr bewegende Krankheitsgeschichte, aber ....

Gratulieren müsst ihr mir nicht
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"Das Gute daran, mit 20 einen Herzschrittmacher eingesetzt zu bekommen: Der Herzschrittmacher lässt das Herz auf der passenden Frequenz schlagen und verhindert, dass man einen Herzstillstand erleidet. ...

"Das Gute daran, mit 20 einen Herzschrittmacher eingesetzt zu bekommen: Der Herzschrittmacher lässt das Herz auf der passenden Frequenz schlagen und verhindert, dass man einen Herzstillstand erleidet.
Das Schlechte daran, mit 20 einen Herzschrittmacher eingesetzt zu bekommen: Der Herzschrittmacher lässt das Herz zwar auf der passenden Frequenz schlagen und verhindert, dass man einen Herzstillstand erleidet, aber ein gebrochenes Herz kann er leider nicht heilen."

Der Debütroman "Gratulieren müsst ihr mir " von Lilli Polansky hatte mich vom Titel und Cover her spontan angesprochen. Das Buch ist vermutlich autofiktional, wie man anhand des Nachwort annehmen kann. Erzählt wird die Geschichte der 20-Jährigen Lilli, die einen Herzschrittmacher bekommt. Außerdem hatte sie einen Gehirntumor, eine schwere Farm-OP und Depressionen. Es ist hier unfassbar, was diese junge Frau in ihrem kurzen Leben gesundheitlich und psychisch schon mitmachen musste.
Sicherlich hat es auch therapeutische Gründe, diese sehr persönliche Lebens- und Krankheitsgeschichte als Roman niederzuschreiben. Ich würdige das und bewundere ihren Lebensmut und wünsche ihr von Herzen alles Gute!
Dennoch hat das Buch mich als Roman leider nicht angesprochen. Besonders die (für mein Empfinden) zu ausführlichung Beschreibungen ihrer mit Patient*innen im Krankenhaus und den Arztpraxen empfand ich als unpassend und zu viel des Guten.
Auch den emotionalen Sprung vom letzten Kapitel in den Epilog hinein konnte ich nicht ganz nachvollziehen, hier fehlen mir weiter beschriebene Entwicklungsschritte zu diesen doch sehr plötzlich ganz anderen Gedanken. Mich konnte das Buch insgesamt leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 30.12.2024

"Man kann Hass nicht wegblockieren"

Was wir nicht kommen sahen
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Der Roman "Was wir nicht kommen sahen" von Katharina Seck hatte mich aufgrund des Themas sehr stark angesprochen. Ein (leider) sehr aktuelles und wichtiges Thema, mit dem man sich unbedingt befassen sollte, ...

Der Roman "Was wir nicht kommen sahen" von Katharina Seck hatte mich aufgrund des Themas sehr stark angesprochen. Ein (leider) sehr aktuelles und wichtiges Thema, mit dem man sich unbedingt befassen sollte, besonders wenn man Kinder hat, aber auch grundsätzlich als Teil dieser Gesellschaft.
Leider hat mir das Buch dann aber nicht ganz so gut gefallen, wie ich gehofft hatte.
Die unterschiedlichen Erzählstränge und Perspektiven sind eigentlich keine schlechte Idee, aber die Umsetzung hat mir nicht gefallen. Ich bin den Personen leider nicht wirklich nahe gekommen (in Ansätzen vielleicht Ibrar, alle anderen blieben mir zu abstrakt und fern).
Es gibt Bücher, die behandeln wichtige Themen, so ist das auch hier. Wobei es für meinen Geschmack schon wieder zu viele heftige Themen (Selbstmordgedanken, Suizid, Mobbing (online und offline), Doxxing, Stalking, sexualisierte Belästigung, Bodyshaming, Catfishing, Misogynie, Beleidigung, Bedrohung, Alkohol-/Drogenmissbrauch, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, etc.) waren, die hier in ein EINZIGES Buch gepackt wurden. Das ist überfrachtet und meiner Meinung nach zuviel des Guten. Manchmal wäre weniger eben doch mehr.
Und es gibt Bücher, die behandeln wichtige Themen UND berühren einem dabei auch wirklich, gehen einem nahe, die Personen wachsen einem ans Herz und man lebt noch lange in diesen Bücher weiter. - Das war hier leider NICHT der Fall für mich.
Dennoch, wie gesagt ein sehr wichtiges Thema mit dem man sich unbedingt befassen sollte.

„Aber heimlich verlangte es uns danach. Auch sie. Auch Ada. Sie sehnte sich danach, als wäre es ein Grundbedürfnis, das man nicht abstreifen konnte. Nach mehr Bestätigung. Mehr Likes. Mehr Klicks. Mehr Follower. Wie Junkies, nur, dass diese Droge nicht verpönt war, nicht verächtlich gemacht wurde, dass man sich nicht schämen musste, oder bloß heimlich. Wie bei Alkohol, nur schadete der dem Körper. Den Schaden konnte man sehen. Den anderen nicht. Was Social Media der Seele antat, war unsichtbar.
Alle Menschen wollten gesehen werden, wollten ihre verkümmerten Herzen mit einer glatten Glasu aus anonymer Anerkennung umhüllen und damit eigentlich einen anderen Schmerz aushöhlen. Wollten ihre Gesichter mit einem Filter weichzeichnen, der Kanten und Pickel verschwinden ließ. Ein virtuelles Abziehbild ihrer selbst, der harte Kontrast zu dem Spiegelbild, der ihren Kummer nicht mit einem Fingerwischen wegbügeln konnte. Wollten anderen zeigen, was sie konnten, worin sie gut waren, dass sie mehr hatten.“

"So funktionierte die Verbreitung gefährlicher Inhalte auf Social Media: Man organisierte und verknüpfte sich, und dann schlug man gemeinsam zu. Sie beherrschten das Game - rechte Parteien, Querdenker, russische Trollprofile im Cyberwar. Sie alle beherrschren es. Und alle wussten davon, sogar die Leute in der Politik und in den Behörden und in den Medien, aber niemand unternahm etwas dagegen. Niemand zeigte dieser dunklen Seite des Netzes Grenzen auf."

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Veröffentlicht am 30.12.2024

Der Blick ins Nichts ... und in die Vergangenheit

Mutternichts
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Ich bin hin und hergerissen von diesem Buch. Christine Vescoli schreibt hier über die Beziehung einer Tochter zu ihrer Mutter sowie von der schwierigen Vergangenheit ihrer Mutter. Die Mutter hatte ein ...

Ich bin hin und hergerissen von diesem Buch. Christine Vescoli schreibt hier über die Beziehung einer Tochter zu ihrer Mutter sowie von der schwierigen Vergangenheit ihrer Mutter. Die Mutter hatte ein hartes Leben, eine Kindheit voller Entbehrungen und schwerer Schicksale. Vieles davon blieb jedoch ein Leben lang unausgesprochen. Nach dem Tod der Mutter macht sich die Tochter auf die Suche nach der Vergangenheit und Antworten auf die nie beantworteten Fragen.

Das Buch ist sehr leise und poetisch geschrieben, was mir einerseits sehr gut gefällt. Dennoch tat ich mir stellenweise etwas schwer damit.

Vieles an dem Buch gefiel mir sehr gut und ließ mich nachdenklich zurück.

Was wissen wir eigentlich über die Vergangenheit unserer Mütter und Vorfahren?

Wie viel bleibt für immer ungesagt?

Oft bleibt einfach nichts ...

Ein nicht ganz einfaches und auch trauriges Thema ...

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Veröffentlicht am 18.12.2024

"Man kann Hass nicht wegblockieren"

Was wir nicht kommen sahen
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Der Roman "Was wir nicht kommen sahen" von Katharina Seck hatte mich aufgrund des Themas sehr stark angesprochen. Ein (leider) sehr aktuelles und wichtiges Thema, mit dem man sich unbedingt befassen sollte, ...

Der Roman "Was wir nicht kommen sahen" von Katharina Seck hatte mich aufgrund des Themas sehr stark angesprochen. Ein (leider) sehr aktuelles und wichtiges Thema, mit dem man sich unbedingt befassen sollte, besonders wenn man Kinder hat, aber auch grundsätzlich als Teil dieser Gesellschaft.
Leider hat mir das Buch dann aber nicht ganz so gut gefallen, wie ich gehofft hatte.
Die unterschiedlichen Erzählstränge und Perspektiven sind eigentlich keine schlechte Idee, aber die Umsetzung hat mir nicht gefallen. Ich bin den Personen leider nicht wirklich nahe gekommen (in Ansätzen vielleicht Ibrar, alle anderen blieben mir zu abstrakt und fern).
Es gibt Bücher, die behandeln wichtige Themen, so ist das auch hier. Wobei es für meinen Geschmack schon wieder zu viele heftige Themen (Selbstmordgedanken, Suizid, Mobbing (online und offline), Doxxing, Stalking, sexualisierte Belästigung, Bodyshaming, Catfishing, Misogynie, Beleidigung, Bedrohung, Alkohol-/Drogenmissbrauch, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, etc.) waren, die hier in ein EINZIGES Buch gepackt wurden. Das ist überfrachtet und meiner Meinung nach zuviel des Guten. Manchmal wäre weniger eben doch mehr.
Und es gibt Bücher, die behandeln wichtige Themen UND berühren einem dabei auch wirklich, gehen einem nahe, die Personen wachsen einem ans Herz und man lebt noch lange in diesen Bücher weiter. - Das war hier leider NICHT der Fall für mich.
Dennoch, wie gesagt ein sehr wichtiges Thema mit dem man sich unbedingt befassen sollte.

„Aber heimlich verlangte es uns danach. Auch sie. Auch Ada. Sie sehnte sich danach, als wäre es ein Grundbedürfnis, das man nicht abstreifen konnte. Nach mehr Bestätigung. Mehr Likes. Mehr Klicks. Mehr Follower. Wie Junkies, nur, dass diese Droge nicht verpönt war, nicht verächtlich gemacht wurde, dass man sich nicht schämen musste, oder bloß heimlich. Wie bei Alkohol, nur schadete der dem Körper. Den Schaden konnte man sehen. Den anderen nicht. Was Social Media der Seele antat, war unsichtbar.
Alle Menschen wollten gesehen werden, wollten ihre verkümmerten Herzen mit einer glatten Glasu aus anonymer Anerkennung umhüllen und damit eigentlich einen anderen Schmerz aushöhlen. Wollten ihre Gesichter mit einem Filter weichzeichnen, der Kanten und Pickel verschwinden ließ. Ein virtuelles Abziehbild ihrer selbst, der harte Kontrast zu dem Spiegelbild, der ihren Kummer nicht mit einem Fingerwischen wegbügeln konnte. Wollten anderen zeigen, was sie konnten, worin sie gut waren, dass sie mehr hatten.“

"So funktionierte die Verbreitung gefährlicher Inhalte auf Social Media: Man organisierte und verknüpfte sich, und dann schlug man gemeinsam zu. Sie beherrschten das Game - rechte Parteien, Querdenker, russische Trollprofile im Cyberwar. Sie alle beherrschren es. Und alle wussten davon, sogar die Leute in der Politik und in den Behörden und in den Medien, aber niemand unternahm etwas dagegen. Niemand zeigte dieser dunklen Seite des Netzes Grenzen auf."

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