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Veröffentlicht am 15.09.2016

Soylent Green

Soylent Green
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Meine Meinung: Wer den Film gesehen hat, wird sich wundern, denn er wird nicht wirklich viel wiedererkennen, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut.
1999 die Welt steht vor dem Abgrund, die Tiere ...

Meine Meinung: Wer den Film gesehen hat, wird sich wundern, denn er wird nicht wirklich viel wiedererkennen, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut.
1999 die Welt steht vor dem Abgrund, die Tiere sind so gut wie ausgerottet, die Meere leer gefischt, es gibt kaum noch Öl oder andere Brennstoffe, einzig Menschen gibt es viele, zu viele und sie alle wollen essen, dass Hauptnahrungsmittel sind Kekse aus Seegras. Natürlich gibt es auch Menschen die über genügend Mittel verfügen um ein besseres Leben zu führen, einer von ihnen ist Big Mike, der bei einem Einbruch in seine Wohnung getötet wird, der Polizist Andy soll diesen Mord aufklären. Soweit die Hauptstory, die nun nichts weiter sein könnte als ein Krimi, nicht besonders grausam oder brutal, eben so wie ein Krimi 1966 eben war. Nur haben wir es ja nicht mit einem Krimi im eigentlich Sinne zu tun sondern mit einer Dystopie, einer Dystopie bei der man den Eindruck haben könnte, der Autor konnte einen Blick in die Zukunft werfen, einer Zukunft in der die Menschen immer älter werden und mehr konsumieren wollen, in der die Behörden hilf und machtlos vor den Problemen stehen.
Das Buch schafft es trotz seines Alters den Blick des Lesers auf die heutige Situation zu lenken, Teile der Weltbevölkerung leben schon lange ohne zu wissen was sie am nächsten Tag essen sollen, ohne angemessene medizinische Versorgung in unhaltbaren hygienischen Zuständen und nichts scheint diesen Prozess aufzuhalten, keine Klimakonferenzen, keine Bilder von verzweifelten Menschen auf der Flucht vor Hunger und Krieg.

Mein Fazit: 1999 ist uns näher als so mancher wahr haben will.
Ein Manko des Buches, die Übersetzung ist zwar sprachlich gelungen, allerdings finden sich einige Rechtschreib- und Grammatikfehler, die den Lesefluss doch beeinträchtigen und leider ist das bei Büchern, die von Verena Hacker übersetzt wurden keine Seltenheit. Wenn mir das schon auffällt muss ich es leider auch erwähnen, denn ich bin gut darin so etwas zu überlesen.

Veröffentlicht am 18.12.2024

Mörderjagd entlang der Ruhr

Mörderjagd entlang der Ruhr
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Als großer Fan der Sigi Siebert-Krimis war ich gespannt, wie sich die neue Reihe entwickeln würde. Die Geschichten um Sigi Siebert, der in seiner Stammkneipe von seinen alten Fällen erzählte, hatten einen ...

Als großer Fan der Sigi Siebert-Krimis war ich gespannt, wie sich die neue Reihe entwickeln würde. Die Geschichten um Sigi Siebert, der in seiner Stammkneipe von seinen alten Fällen erzählte, hatten einen besonderen Charme. Nun übernehmen Thea, auch bekannt als Möhrchen, und ihr Mann Erich das Erbe, beide arbeiten weiterhin bei der Kriminalpolizei in Essen. Ergänzt wird das Team von ihrem jungen Kollegen Korkmaz Wolff, den alle nur Kurt nennen.

In diesem neuen Krimi wird der Student Holger Grothus ermordet, und seine Leiche wird vor dem Haus der Eltern abgelegt. Kurt findet trotz weniger Hinweise heraus, dass der Wagen, mit dem die Leiche transportiert wurde, ein Mietwagen ist, der am Flughafen abgestellt wurde. Als er und Erich dort ankommen, ist der Fahrer jedoch bereits verschwunden.

Das Ermittlerteam steht vor einem Rätsel, denn niemand scheint ein klares Motiv für den Mord zu haben. Einige Menschen in Holgers Umfeld verhalten sich jedoch seltsam. Sein Vater kehrt am Tag nach dem Fund der Leiche zur Arbeit zurück, statt sich um seine Familie zu kümmern, und seine Studienkollegin Sibel scheint mehr zu wissen, als sie zugeben will. Trotz der ruhigen Atmosphäre gibt es zahlreiche falsche Fährten und spannende Momente, die den Leser in Atem halten.

Ich war neugierig, wie ein Krimi im gleichen Umfeld und mit denselben Personen wie in den Sigi Siebert-Geschichten funktionieren würde, doch meine Sorge war vollkommen unbegründet. Möhrchen und Erich führen das Erbe Sigis würdig fort. Ihre Zusammenarbeit ist hervorragend, da sie sich perfekt ergänzen, da sie um die Stärken und Schwächen des anderen wissen. Gemeinsam mit Kurt finden sie jedes Puzzleteil, und das fertige Bild enthüllt dunkle Abgründe der menschlichen Seele.

Ich freue mich schon auf weitere Fälle mit Möhrchen, Erich und Kurt.



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Veröffentlicht am 11.11.2024

Frevel

Frevel
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»Religiös begründete Ritualmorde«, so munkelt man, als drei verstümmelte Leichen auftauchen. Wir schreiben das Jahr 1800, und der Aberglaube ist noch tief in den Menschen verwurzelt. Nur der Journalist ...

»Religiös begründete Ritualmorde«, so munkelt man, als drei verstümmelte Leichen auftauchen. Wir schreiben das Jahr 1800, und der Aberglaube ist noch tief in den Menschen verwurzelt. Nur der Journalist Johann und die Tochter des Gerichtsmediziners Manon erkennen, dass die Morde die Handschrift des vor Jahren hingerichteten Serienmörders »Der Aal« tragen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.


Nora Kain ist laut Verlag das Pseudonym einer bekannten deutschen Bestsellerautorin, und man merkt dem Roman die Erfahrung der Autorin auch an. Präzise beschreibt sie die Lebensumstände der Menschen und die örtlichen Gegebenheiten im ausgehenden 18. Jahrhundert. Im Mittelpunkt stehen Johann und Manon, deren Charaktere im Kontrast zu den abergläubischen Vorstellungen ihrer Zeit stehen. Johann ist ein Zeitungsredakteur, der sich in einem Spannungsfeld zwischen journalistischer Verantwortung und den Erwartungen seines Chefs befindet. Er wird dazu gedrängt, sensationelle und blutige Geschichten zu schreiben. Johann hat Schwierigkeiten, mit blutigen und grausamen Szenen umzugehen. Sein empfindlicher Magen und seine Abneigung gegen Blut stehen im direkten Widerspruch zu den Anforderungen seines Berufs, der detaillierte und oft brutale Berichterstattung verlangt. Das macht ihn in meinen Augen allerdings nicht schwach, sondern sehr sympathisch, endlich einmal kein männlicher Held der keine Schwächen hat oder sie zumindest nicht zeigt.



Während die Gesellschaft an übernatürliche Erklärungen glaubt, versuchen er und Manon, rationale Erklärungen für die Morde zu finden. Ihre Suche nach der Wahrheit verdeutlicht den Konflikt zwischen Aberglauben und aufkommender Wissenschaftlichkeit. Manon, die Tochter von Theophil, ist von der Arbeit ihres Vaters fasziniert und zeigt eine unkonventionelle Neugierde, die sie von den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit abhebt. Ihre aktive Teilnahme an den Ermittlungen und ihre unerschütterliche Entschlossenheit, die Wahrheit zu finden, machen sie zu einer starken weiblichen Figur im Roman. Sie steht symbolisch für den aufkommenden Wandel in der Wahrnehmung von Frauenrollen in der Gesellschaft. Der Zeitungsredakteur wird dazu angehalten, verkaufsfördernde Artikel zu schreiben, was ihn manchmal in Situationen bringt, die den sensiblen Mann an seine Grenzen führen. Manon hingegen ist robuster, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass sie ihrem Vater, dem Rechtsmediziner Theophil Pontus, schon früh bei seiner Arbeit zusah.


Die Autorin spart nicht an blutigen und grausamen Details und beschönigt auch die Lebensumstände der damaligen Zeit in keinster Weise – das muss man aushalten können.
Frevel ist ein spannender und wendungsreicher historischer Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat.



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Veröffentlicht am 31.10.2024

Die Mitford Schwestern

Die Mitford Schwestern
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Zwischen den Weltkriegen dominieren die sechs Mitford-Schwestern die politische, literarische und gesellschaftliche Szene Englands – eine schöner, brillanter und exzentrischer als die andere. Als Diana ...

Zwischen den Weltkriegen dominieren die sechs Mitford-Schwestern die politische, literarische und gesellschaftliche Szene Englands – eine schöner, brillanter und exzentrischer als die andere. Als Diana sich von ihrem wohlhabenden Ehemann scheiden lässt, um einen faschistischen Führer zu heiraten, und ihre Schwester Unity ihr bis nach München folgt, gerät das Familiengerüst ins Wanken. Es geht das Gerücht um, dass Unity Mitford Hitlers Geliebte sei.Während die Nazis an Macht gewinnen, wird die Schriftstellerin Nancy Mitford misstrauisch gegenüber den ständigen Besuchen ihrer Schwestern in Deutschland. Als sie beunruhigende Gespräche belauscht und verräterische Dokumente entdeckt, muss Nancy eine schwere Entscheidung treffen, während Großbritannien in den Krieg gegen Deutschland zieht.

Als ich zum ersten Mal den Titel "Die Mitford Schwestern" hörte, erinnerte ich mich an den Namen Mitford, den ich zuvor schon gehört hatte. Vor dem Lesen des Romans recherchierte ich über die Schwestern, die zu den "Bright Young Things" gehörten – einer Gruppe von Aristokratinnen und Künstlerinnen, die das gesellschaftliche Leben in London prägten. Diese Schwestern verkörperten die Exzentrik und den Glamour der 1920er Jahre und waren in zahlreiche Skandale verwickelt, was sie zu einem Medienphänomen machte.
Der Roman konzentriert sich auf das Leben von drei der Schwestern: Nancy, die älteste, war nicht nur Schriftstellerin und Journalistin, sondern auch eine kritische Stimme in einer Zeit des politischen Umbruchs. Diana, das strahlende Zentrum der englischen High Society, heiratete den Brauereierben Bryan Walter Guinness, bevor sie sich Sir Oswald Mosley zuwandte, einem prominenten Faschisten. Unity hingegen war eine glühende Verehrerin Hitlers und reiste im Alter von 20 Jahren nach München, wo sie Hitler persönlich traf. Der britische Geheimdienst beschrieb sie als „mehr Nazi als die Nazis“.
Die weiteren Geschwister – Jessica (Decca), Tom, Pamela und Deborah – werden leider nur am Rande erwähnt.
Marie Benedict schildert das Leben der Familie Mitford zwischen den beiden Weltkriegen und in den ersten Kriegsjahren. Nancy wird vom Ehemann ihrer Cousine, Winston Churchill, gebeten, mehr über die Beziehungen ihrer Schwestern Diana und Unity zu Hitler herauszufinden. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt: Nancy als Ich-Erzählerin und die Geschichten von Diana und Unity durch einen neutralen Erzähler. Marie Benedict gelingt es meisterhaft, die Leser:innen tief in das Leben ihrer Protagonist:innen eintauchen zu lassen.
Aus heutiger Sicht musste ich oft den Kopf schütteln über die Naivität, die Unity und Diana an den Tag legten, besonders angesichts ihrer Nähe zu Hitler. Es erscheint unvorstellbar, dass sie nicht über viele seiner Pläne informiert waren – ein Gedanke, der mich nachdenklich zurücklässt. Gleichzeitig lassen sich besorgniserregende Parallelen zur aktuellen politischen Entwicklung erkennen. Die unterschiedlichen politischen Interessen innerhalb der Familie – Jessica als Kommunistin, Diana und Unity als Faschistinnen sowie Nancy, die zwischen diesen Extremen steht – stellen die Familie auf eine harte Probe.
Insgesamt ist "Die Mitford Schwestern" ein fesselnder Roman, der nicht nur das Leben dieser außergewöhnlichen Frauen beleuchtet, sondern auch die politischen Spannungen ihrer Zeit eindrucksvoll darstellt. Benedict gelingt es, ein komplexes Bild der Schwestern zu zeichnen und gleichzeitig die Herausforderungen zu thematisieren, mit denen sie konfrontiert waren – Herausforderungen, die auch in unserer heutigen Zeit von Bedeutung sind.


Im Nachwort erläutert die Autorin, wie herausfordernd es für sie war, Adolf Hitler durch die Augen von Unity und Diana Mitford zu betrachten. Diese Einsicht empfinde ich persönlich als besonders bedeutsam, da sie die Darstellung eines der größten Verbrecher der Geschichte in ihrem Buch relativiert.


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Veröffentlicht am 10.05.2024

Tod im Chiemgau

Tod im Chiemgau
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Zehn Jahre nachdem sein bester Freund Hans vor seinen Augen tödlich verunglückte, kehrt der Bergführer Toni Hauser in seinen Heimatort Reit im Winkl zurück. Dort ist er nicht bei jedem willkommen. Seine ...

Zehn Jahre nachdem sein bester Freund Hans vor seinen Augen tödlich verunglückte, kehrt der Bergführer Toni Hauser in seinen Heimatort Reit im Winkl zurück. Dort ist er nicht bei jedem willkommen. Seine Mutter macht ihm Vorwürfe, weil er zu spät ans Krankenbett seines Vaters gekommen ist. Hans’ Vater, der Bürgermeister des Ortes, begegnet ihm mit offener Feindseligkeit und gibt Toni die Schuld am Tod seines Sohnes.

Toni will den Ort gleich nach der Beisetzung seines Vaters wieder verlassen, doch bevor es dazu kommt, gibt es einen weiteren Toten, und wieder ist Toni Zeuge des vermeintlichen Unglücks. Es stellt sich die Frage, ob nicht Toni sterben sollte, sowohl jetzt als auch vor zehn Jahren.

Reit im Winkl ist ein kleiner Ort, in dem jeder jeden kennt, und so ist es nicht verwunderlich, dass Toni auch die ermittelnde Kommissarin Roxana Mayrhofer kennt, die mit ihm auf der gleichen Schule war. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was wirklich geschah.

In »Tod im Chiemgau« von Mathias Lehmann treffen bayerische Idylle und tödliche Rätsel aufeinander. Der Kriminalroman spielt in der malerischen Gegend rund um Reit im Winkl und schafft es, das Lokalkolorit des Chiemgaus authentisch zu vermitteln, ohne dabei die Spannung aus den Augen zu verlieren.

Mich hat besonders beeindruckt, wie Mathias Lehmann die Atmosphäre des Chiemgaus einfängt. Die Berglandschaft ist so lebendig beschrieben, dass man fast das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Im Mittelpunkt steht jedoch immer der Kriminalfall, der mit jeder neuen Entdeckung spannender wird.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und zeigen eine Bandbreite von Persönlichkeiten, die von verdächtig bis sympathisch reicht. Da ist Vicki, zu der er jeden Kontakt abbrach, als er nach dem Tod seines Freundes den Ort verließ. Vicki führt mittlerweile eine kleine Pension und nimmt ihn bei sich auf, als seine Mutter ihn abweist. Ich mochte sie und ihren Großvater Max sehr; sie gehören definitiv zu den Sympathieträgern der Geschichte. Im Gegensatz dazu steht Leopold Bräuning, Hans’ Vater und Bürgermeister, der den Tod seines Sohnes auch nach der langen Zeit nicht verwunden hat und Toni seinen Hass deutlich spüren lässt. Bei allem Verständnis für seinen Verlust schienen mir seine Reaktionen doch sehr überzogen.

Während die Ermittler tiefer in die Geheimnisse der Dorfgemeinschaft eintauchen, sorgen überraschende Wendungen dafür, dass man als Leser immer wieder umdenken muss. Das Finale ist völlig unerwartet und lässt keine Wünsche offen.

»Tod im Chiemgau« ist ein Krimi, der sowohl für Fans von spannenden Geschichten als auch für Liebhaber bayerischer Landschaften geeignet ist. Mathias Lehmann hat es geschafft, einen packenden Fall zu kreieren, der bis zum Schluss rätselhaft bleibt. Ein absoluter Lesetipp, der sowohl mit Spannung als auch mit Lokalkolorit überzeugt.


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