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Veröffentlicht am 04.12.2017

Informatives, unterhaltsames, ruhiges Sittengemälde, das die viktorianische Ära und die Lebensweise und Gedankenwelt der Menschen dieser Epoche, in den Fokus stellt.

Die Zeit der Rose
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Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, muss dessen Witwe, Mrs. Stanhope mit dem verbliebenen monatlichen Einkommen haushalten. Denn ihre Kinder sind gewisse gehobene Standards gewohnt und Mrs. Stanhope ...

Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, muss dessen Witwe, Mrs. Stanhope mit dem verbliebenen monatlichen Einkommen haushalten. Denn ihre Kinder sind gewisse gehobene Standards gewohnt und Mrs. Stanhope möchte nicht, dass ihre Kinder davon erfahren, wie nah ab finanziellen Abgrund sie sich mittlerweile befinden. Von ihren Nöten sollen auch die Nachbarn nichts zu Ohren bekommen und so werden einmal im Monat prächtige Feste im Haus gegeben. Zum Haushalt gehören neben Mrs. Stanhope und ihren Kindern, wobei die ältesten Töchter, Louise und Beatrice bereits vermählt und ausgezogen sind, Tante George und ihre Freundin nebst Hausangestellten. Eveline, die noch unvermählte Tochter, so würde es die Mutter begrüßen, sollte möglichst bald eine gute Partie machen und hat bereits einen jungen Mann aus gutem, adligem Haus im Auge, doch Eveline hat ganz andere Pläne. Sie interessiert sich sehr für die Photografie und hat das große Glück, dass ihr der nette Photograf aus dem Ort wichtiges technisches Wissen vermitteln möchte. Doch Eveline muss mit harten Bandagen mit ihrer Mutter um dieses angebotene Privileg kämpfen. Überhaupt fühlt sich die junge Frau von der strengen Etikette oftmals wie erdrückt und würde gerne freier und moderner sein.

Als Eveline eines Tages, während einer im Haus ihrer Mutter gegebenen Abendgesellschaft, auf den Chefingenieur Thomas Armitage trifft, geraten der stille, ernste Mann und die quirlige Eveline schnell aneinander. Denn Eveline begrüßt den Fortschritt, den die Eisenbahn mit sich bringt absolut nicht. Sie sieht lediglich die Verschandelung der Natur und die Nachteile für die Bewohner des Ortes. Um Eveline eine andere Sichtweise näher zu bringen, lädt Thomas, Eveline und ihre Familie zur baldigen Eröffnung der neuen Bahnstrecke ein und seltsamerweise schlägt Evelines Herz in Thomas Nähe plötzlich schneller…

Nach dem Lesen des Romans war ich neugierig geworden auf die Autorin, hatte nach dem Lesen daher ein wenig im Netz recherchiert und dabei herausgefunden, dass es sich bei „Die Zeit der Rose“, um den Debütroman der Autorin handelt, der bislang noch nicht als TB in England herausgegeben wurde; zumindest fand ich keinerlei Einträge auf Verkaufsplattformen zu „Stealing Roses“. Immerhin allerdings einen Zeitungsausschnitt, in dem Heather Cooper über ihre Autorentätigkeit erzählt. „Die Zeit der Rose“, ist ein schöner, ruhiger historischer Roman der seine Leser in die viktorianische Ära entführt. Und was mir besonders gut gefallen hat, war, wie gut es die Autorin vermochte trotz der eher spärlichen Vermittlung von fachlichem Hintergrundwissen, was die Technik der Eisenbahn anging, dennoch einen so rundum gelungenen, lebhaften Einblick in besagte Zeitepoche zu schaffen. Statt der Technik, stellte die Autorin nämlich ganz die Eindrücke und die Gedankenwelten ihrer Akteure in den Fokus.

Man konnte sich daher sehr gut in die Akteure hineindenken und ebenso gut verstehen, was der Fortschritt für sie bedeutet haben mag. Überhaupt fand ich die Einblicke in die viktorianische Ära spannend beschrieben, selbst wenn die Handlung auf das Alltagsleben der Frauen und Männer beschränkt blieb. Entfernt erinnerte mich die unaufgeregte, ruhige aber eingängige Erzählweise der Autorin, an die von Astrid Lindgren. Es mag zwar nicht allzu viel geschehen, in Evelines Heimatort; zudem wurde viel „aus dem Off“ geschildert, Dialoge etwas spärlich eingesetzt und manche der Akteure, wirkten nicht allzu facettenreich beschrieben, doch für einen Debütroman fand ich die Leistung von Heather Cooper beachtenswert. Wenn sie ihre Figuren in Zukunft noch ein wenig tiefschürfender charakterisiert, ihnen mehr aussagekräftige Dialoge auf den Leib schreibt, könnte ich mir vorstellen, dass man noch einiges von ihr lesen wird.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Der Bodyguard und sein „It-Girl“- Hocherotischer, spannender Romantic Suspense, allerdings mit kleinen Schwächen.

Mit allem, was ich habe
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Als der Ex-Soldat und Scharfschütze Jake Sharp, der seinerzeit vorzeitig entlassen wurde aus der Armee wegen eines posttraumatischen Stresssyndroms, einen Job als Bodyguard angeboten bekam, war er heilfroh ...

Als der Ex-Soldat und Scharfschütze Jake Sharp, der seinerzeit vorzeitig entlassen wurde aus der Armee wegen eines posttraumatischen Stresssyndroms, einen Job als Bodyguard angeboten bekam, war er heilfroh über die Gelegenheit, nicht nur fortan gutes Geld verdienen zu können, sondern dazu Ablenkung von seinen Flashbacks zu erhalten. Nun ist mittlerweile einige Zeit vergangen und Jake hat sich in seiner Branche einen guten Ruf gemacht.

Eines Tages erhält er die Anfrage eines reichen, intriganten Geschäftsmannes, der sich in seiner Welt bereits reichlich Feinde gemacht hat. Jake soll dessen Tochter, ein, wie er glaubt, reiches, verwöhntes Töchterchen schützen, welche bereits als drogenabhängiges Model für Schlagzeilen gesorgt hat. Jakes erster Impuls ist es, den Auftrag nicht anzunehmen. Doch dann erleidet er kurz darauf eine Panikattacke, die dermaßen schlimm ist, dass er nur einen Ausweg sieht. Er sagt schließlich zu, damit er etwas hat, auf das er sich fokussieren kann. Als er Camille Logan persönlich kennenlernt, bemerkt er recht schnell, dass sie völlig anders ist, als er dachte. Von Drogen keine Spur! Stattdessen bemüht sich Camille nach Kräften, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Sie plant mit ihrer Freundin Heather eine neue Modekollektion und hat ihren drogensüchtigen Ex-Freund, der sie im Drogenrausch mehrfach schlug, aus ihrem Leben verbannt.

Obwohl es für Jake anfangs nur ein Job war, steigert sich sein Interesse für Camille mehr und mehr. Sie fasziniert ihn und weckt Beschützerinstinkte in ihm. Schließlich schlafen beide miteinander, trotz Jakes zahlreicher Probleme, fühlt er sich seit langer Zeit endlich wieder einmal zu einem anderen Menschen hingezogen. Dennoch, er muss auf der Hut sein, denn Feinde von Camilles Vater planen, Camille zu entführen oder gar umzubringen. Jake ahnt gleich, dass mehr dahinter steckt, als Camilles Vater ihm offenbart und beginnt damit, auf eigene Faust zu ermitteln…

Zugegeben, es war zunächst der „Bodyguard“ Plot, der mich neugierig gemacht hat, auf Jodi Ellen Malpas Roman „Mit allem was ich habe“, denn ich gebe es offen zu, ich erhoffte mir ein wenig das Flair des legendären „Bodyguard“ Films, mit Kevin Costner und Whitney Houston, der mich vor vielen Jahren so begeistert hat. Und tatsächlich bekommt man es hier mit ähnlich gestrickten Charakteren zu tun. Einem wortkargen, harten, aber attraktiven Bodyguard; allerdings mit posttraumatischen Belastungsstörungen gehandicapt und einer schönen Frau, die nun, nach diversen Rückschlägen mitten im Leben steht, sich behaupten möchte und anfangs erst gar nicht davon begeistert ist, dass sie einen Bodyguard aufs Auge gedrückt bekommt.

Die Geschichte wird im stetigen Wechsel, aus zwei Erzählperspektiven vorangetrieben, so dass man interessante und tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Heldenpaars geboten bekommt und ihre Handlungsweisen somit schneller verstehen lernt. Während Jake sehr vielschichtig gestrickt wurde, fand ich allerdings, dass Camille ein wenig blasser bleibt. Dennoch hat mich dieser kleine Punkt nicht wirklich gestört, weil Jakes seelische Heilung so viel Raum in diesem Roman einnimmt und er einfach die spannendere Hauptfigur ist.

Wo wir gerade bei kleinen Kritikpunkten sind. Ich konnte die Waffenvernarrtheit des Heldenpaars in einer Szene, die fast schon an Verherrlichung grenzte, absolut nicht nachvollziehen und fand diese Momente einfach nur deplaziert und schlimm. Man hat als Autor schließlich Verantwortung und sollte sich vorab genau überlegen, was man seinen (womöglich auch jüngeren) Lesern serviert. Daher gibt es von mir auch einen Punktabzug. Ein wenig hat mich dazu, Jakes zum Teil recht schnoddrige Ausdrucksweise gestört, weil er in anderen Momenten dann plötzlich dermaßen romantisch und blumig in seiner Darstellungsweise wurde. Zuviel Widerspruch für mich. Dazu spricht Jake, Camille, irgendwann nur noch mit dem Kosewort „Engel“ an, was nach mehrfacher Wiederholung ein wenig nervig wurde.

Soviel zu den negativen Dingen. Positiv fand ich, dass der Roman trotz seiner immerhin 464 Seiten, nie langweilig wurde. Ich hatte weder mit irgendwelchen Längen zu kämpfen, wie andere Rezensenten angaben, noch fand ich die Liebesszenen hölzern geschrieben. Im Gegenteil sie sind explizit und „hot“ und trotzdem steht die Charakterentwicklung der Akteure stets im Fokus. Zugegeben, Jake schweigt sich sehr, sehr lange aus, über seinen privaten Hintergrund. Ich hätte mir gewünscht, dass er Camille gegenüber ein wenig eher ausgepackt hätte; zumindest nach gewissen Liebesgeständnissen, wäre es höchste Zeit gewesen. Doch ansonsten mochte ich „Mit allem, was ich habe“, sehr.

Spannungselemente waren ebenfalls vorhanden, das Showdown gegen Ende hätte vielleicht noch ein Tickchen ausführlicher und packender sein können, aber für meinen Geschmack war es befriedigend genug. Und der kleine Tränchenmoment auf den letzten Seiten, war einfach rührend und hatte es in sich.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Geheimnisse auf einer idyllischen Insel, die bis in die Gegenwart hineinreichen. Lesenswerter, zeitweilig, sogar recht poetisch anmutender Familienroman über starke Frauen, in dem Glück und Tragik nahe beieinander liegen

Das Licht der Insel
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In den 1920er Jahren:

Die Zwillinge Emily und Elizabeth vereinigt ein besonders Band. Da die autistische Emily nicht sprechen möchte, beschützt Elizabeth ihre geliebte, sehr naturverbundene Schwester ...

In den 1920er Jahren:

Die Zwillinge Emily und Elizabeth vereinigt ein besonders Band. Da die autistische Emily nicht sprechen möchte, beschützt Elizabeth ihre geliebte, sehr naturverbundene Schwester vor jedem drohendem Unheil. Weil Emily so besonders ist, muss auch Elizabeth zu Hause bleiben, statt die Schule besuchen zu dürfen, denn auf der abgelegenen Insel, wo der Vater der beiden als Leuchtturmwärter arbeitet und wo die Familie lebt, gibt es kein Schulhaus.

Außerdem gibt es noch Peter, den ältesten Sohn und Charlie, der seine beiden Schwestern besonders ins sein Herz geschlossen hat und ihre Mutter, die streng ist und wenig Liebe und Zärtlichkeit für ihre Kinder übrig hat. Die Kinder wachsen heran und es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Emily ein großes Talent für das Zeichnen besitzt. Doch keiner möchte ihr Talent fördern, alle bis auf Elizabeth, halten Emily für unselbstständig. Bis es eines Tages zur Katastrophe kommt…

Gegenwart:

Die desillusionierte Morgan, wird seit Jahren von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht und glaubt, nie wieder einem anderen Menschen gegenüber Verbundenheit und Liebe empfinden zu können seitdem ihr Großvater, als sie gerade einmal zehn Jahre alt war, verstarb. Ihre Eltern kennt Morgan nicht doch sie hadert auch nicht mehr mit ihrem Schicksal. Sie ist mit einem Drogendealer zusammen und wird eines Tages von der Polizei erwischt, als sie ein Graffiti sprüht. Zu Strafe wird sie zu Sozialarbeitsstunden verdonnert, in einem Wohnheim für ältere Menschen, wo sie auf die charismatische Elizabeth trifft. Elizabeth ist mittlerweile blind und kann nun, da sie, die verschollen geglaubten Tagebücher ihres Vaters wieder hat die einst ihr Bruder Charlie mitnahm und versteckte, nicht mehr lesen. Elizabeth bittet Morgan um Hilfe, denn sie erhofft sich wichtige Informationen aus den Aufzeichnungen ihres Vaters. Morgan, die zunächst nicht viel von den alten Leuten im Wohnheim hält und sogar von ihrem Freund dazu angestiftet wurde, dort Medikamente zu stehlen, ist neugierig und lässt sich auf einen Deal mit der alten Dame ein. Im Gegenzug dafür, dass sie ihr aus den alten Büchern vorliest, bekommt sie am Ende eine wunderbar gemalte Skizze, die sich im Besitz von Elizabeth befindet…

Es war zunächst das wunderschöne, atmosphärisch wirkende Cover, das mich auf den Roman von Jean E. Pendziwol, „Das Licht der Insel“ aufmerksam gemacht hatte. Da ich Romane in denen geheimnisvolle alte Familiengeschichten aufgedeckt werden müssen, sehr mag, wollte ich nach dem Lesen des Klappentextes, der Autorin und ihrem Werk unbedingt eine Chance geben. Und ich habe es auch nicht bereut. Im ständigen Wechsel lässt Jean E.Pendziwol, mal Morgan, und mal Elizabeth die Story vorantreiben. Besonders Elizabeths Schilderungen über das Leben auf einer Insel, als Tochter eines Leuchtturmwärters haben mir sehr gut gefallen. Allerdings gab es auch ein kleines Manko. Die Tagebucheintragungen ihres Vaters, die Morgan anfangs vorliest, waren mir zu unspektakulär geraten so dass ich mich zunächst durch besagte Passagen etwas durchkämpfen musste. Aber irgendwann erzählt nur noch Elizabeth weiter und von diesem Moment an, zog mich ihre Geschichte in den Bann. Jean E. Pendziwols Schreibstil ist gut, zwar eingängig und stellenweise recht poetisch anmutend, wenn sie etwa die Natur beschreibt. Mir hat das sehr gefallen, jedoch wird das womöglich nicht jedem Leser so gehen, könnte ich mir vorstellen. Dennoch, wenn man sich die Mühe macht und sich auf diesen Roman und die Geschichte zweier Frauen einlässt, wird man mit einem atmosphärischen Schmöker belohnt, der sehr reizvoll geschrieben ist und vor allem mit einigen unerwarteten Wendungen punkten kann. Lediglich die Akteure hätten ein wenig mehr Tiefe vertragen können. Besonders Morgan wirkt ein wenig blass beschrieben, das Gleiche gilt für die Brüder der Zwillinge. Und ein wenig dialogreicher hätte der Roman für meinen Geschmack ebenfalls sein können. Das sind jedoch nur kleine Kritikpunkte meinerseits, denn abgesehen davon, ist „Das Licht der Insel“, ein wunderbares Buch, das ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 25.10.2017

Das spannende Leben des John Holland- Unterhaltsamer Historienroman, der mit viel akribisch gesammeltem Hintergrundwissen glänzen kann. Allerdings auch mit kleinen Schwächen

Der Herr der Bogenschützen
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England 1400- 1415:

Das Schicksal hat es anfangs nicht gut gemeint, mit dem jungen John Holland. Erst wird sein Vater hingerichtet, weil der dessen Halbbruder die Treue schwor und sich somit den Zorn ...

England 1400- 1415:

Das Schicksal hat es anfangs nicht gut gemeint, mit dem jungen John Holland. Erst wird sein Vater hingerichtet, weil der dessen Halbbruder die Treue schwor und sich somit den Zorn Henry Bolingbrokes zuzog, welcher Johns Vater durch einen seiner Schergen, Thomas Fitzalan meucheln ließ, dann muss John, zusammen mit seinem älteren, nach der Folter gebrochenen Bruder Richard und seinem jüngsten Bruder in die Verbannung aufs Land, wo Thomas Fitzalan ihnen immer wieder das Leben schwer macht.

Thomas Grausamkeit und dessen Rachedurst kennen keine Grenzen und plötzlich ist John nur noch der einzige lebende Sohn des ermordeten Dukes of Exeter. John hat den Mördern seiner Familie Rache geschworen, doch dazu muss er sich zunächst in der Kampfeskunst unterrichten lassen. Ein alter Kampfgefährte seines Vaters, John Lovel of Titchmarsh, nimmt ihn heimlich unter seiner Fittiche. John reift zum Mann heran, ist im Bogenschießen nicht zu schlagen und auch als Kämpfer wendig und schnell geworden. Er weiß genau, dass der Sohn des mittlerweile verstorbenen Königs, Henry Bolingbroke, Henry V. jemanden wie ihn händeringend benötigt im Kampf gegen die Franzosen, im hundertjährigen Krieg. So scharrt er eine Gruppe walisischer Bogenschützen um sich, die ihm anvertraut wurden und macht sich auf den Weg nach Frankreich. Es gelingt ihm nicht nur, sich zu behaupten, er kann dem König bei der Schlacht von Azincourt sogar das Leben retten. Wird er zum Dank erhoben werden in den Ritterstand und werden ihm sämtliche zuvor entzogene Güter und Ländereien zurückgegeben?

Ein wenig mag man, wenn man den Titel des Romans liest und sich den Klappentext durchliest, erinnert sein, an Robin Hood, denn genau wie die (fiktive?) Figur, um die sich viele Mythen ranken, fiel auch John Hollands Familie in Ungnade und es lag nun allein in Johns Hand, für Gerechtigkeit zu sorgen. Und genau wie einst Robin Hood, war auch John Holland, übrigens im Gegensatz zu Robin Hood, keine erfundene Romanfigur, sondern ein Mensch der durchaus wirklich gelebt hat, ein hervorragender Bogenschütze.

Da ich immer schon ein Faible hatte für Robin Hood Romane oder auch historische Romane im Besonderen, wurde ich schnell neugierig auf „Der Herr der Bogenschützen“ und erhoffte mir unterhaltsame, aber zugleich lehrreiche Geschichtsstunden. Im Großen und Ganzen habe ich das Erhoffte auch bekommen. Mac P. Lorne, der Autor des Romans, muss eine akribische Vorrecherche geführt haben, denn der Roman ist prall gefüllt mit vielen historischen Einzelheiten und Wissenswertem über den hundertjährigen Krieg. Einerseits fand ich es spannend, mehr über die Hintergründe, die Motive der verschiedenen Königsparteien etc. zu erfahren, andererseits fand ich jedoch auch, dass diese Informationen ein wenig zu nüchtern eingefügt wurden. Weil sie zumeist in Dialogen der Protagonisten verpackt und in kleinster Akribie dem Leser dargeboten wurden, wirken die Gespräche der Romanfiguren zum Teil etwas unglaubwürdig. Immerhin sind es allesamt Akteure ihrer Zeitepoche und müssten sich doch daher, eigentlich nicht die momentane politische Lage erklären, die ihnen wohl bekannt sein dürfte. Überhaupt wirkten manche der geführten Dialoge ein wenig steif auf mich, dann wieder zu umgangssprachlich, eher in unsere Zeit passend.

Die Darstellung Johanna von Orleans dagegen fand ich interessant, allerdings nimmt sie bei Weitem nicht den Raum in diesem Roman ein, den man laut des Klappentextes annimmt. Es ist ein Roman über das Leben John Hollands und innerhalb dieser Zeitspanne kreuzen sich dann halt auch mal die Wege von John und der Jungfrau von Orleans. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Obwohl ich Johns Lebensweg sehr spannend geschildert fand, wurden mir manche Schlachtenbeschreibungen doch ein wenig zu ausführlich dargeboten, aber das ist kein Kritikpunkt, sondern entspricht nur meinem persönlichen Empfinden. Viele Leser, besonders die männlichen darunter, werden diesen Punkt sicherlich ganz anders sehen, als ich. Es ist ein historischer Roman, der schon allein durch die vielen eingefügten historischen Hintergrundinformationen, ein wenig an Sabine Eberts Romane erinnert. Wer ein natürliches Interesse an dieser Zeitepoche hat und die Geschichte eines außergewöhnlichen Mannes lesen möchte, sollte „Der Herr der Bogenschützen“, durchaus eine Chance einräumen. Mir fehlten zu einer Bestbewertung einfach flüssigere Dialoge und mehr Einsichten in die Gefühlswelt der agierenden Personen. Ansonsten war ich aber, trotz kleiner Kritikpunkte, sehr angetan vom Herrn der Bogenschützen.

Kurz gefasst: Das spannende Leben des John Holland- Unterhaltsamer Historienroman, der mit viel akribisch gesammeltem Hintergrundwissen glänzen kann. Allerdings auch mit kleinen Schwächen.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Gut recherchiertes Sittengemälde; ein historischer Krimi, der zu unterhalten versteht, allerdings auch nicht einfach zu lesen

Grimms Morde
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Ausgerechnet eine alte, betagte, ehemalige Mätresse des kürzlich verstorbenen Kurfürsten, die Freiin von Bachros, wird ermordet aufgefunden. Der Täter hatte sich bei seiner Mordinszenierung, anscheinend ...

Ausgerechnet eine alte, betagte, ehemalige Mätresse des kürzlich verstorbenen Kurfürsten, die Freiin von Bachros, wird ermordet aufgefunden. Der Täter hatte sich bei seiner Mordinszenierung, anscheinend von der Märchensammlung der Gebrüder Grimm inspirieren lassen, denn nicht nur wurde ihr Gesicht mit Wachs verbrüht, zudem wurde auch noch ein Zitat aus dem Märchen „Die drei schwarzen Prinzessinnen“, bei der Leiche gefunden. So geraten die Brüder, besonders Jacob, schnell ins Visier des Oberwachtmeisters Blauberg. Doch auch, wenn Blauberg, Jacob Grimm, für einen überheblichen, unsympathischen Zeitgenossen hält, weiß er dessen Intelligenz zu schätzen und glaubt insgeheim weniger an eine Schuld Jacobs. Als kurz darauf noch ein Opfer zu beklagen ist, diesmal ein junger, angehender Schriftsteller, der nur wenige Zeit zuvor einen Disput mit Jacob hatte, weil dieser recht wenig vom angeblichen Talent des jungen Schreiberlings hielt, ist Blauberg allerdings alarmiert. Denn wieder wurde das Opfer, einem Märchen gleich, diesmal Schneewittchen, gerichtet.

Und erneut ist das ein Märchen, das in der Grimmschen Sammlung zu finden ist. Während Jacob nun Schritt für Schritt bewacht wird, von Blaubergs Mitarbeitern, wollen Jacob und sein Bruder Wilhelm, Licht ins Dunkel der Morduntersuchungen bringen. Genauso wie auch die beiden Schwestern Annette und Jenny von Droste-Hülshoff. Besonders den beiden Frauen ist es ein besonderes Anliegen, da sie für einen Teil der Märchensammlungen verantwortlich sind, bzw. Annette, einige davon eher frei aus dem Bauch heraus, verfasst hat. Die Frauen begeben sich also mit ihrem Onkel nach Kassel, was besonders Annette gut zupass kommt, denn die Mordermittlungen bieten ihr Ablenkung, seitdem sie kurz zuvor bei einem Menschen, der ihr besonders nahe stand, in Ungnade fiel. Auch Annettes Onkel weiß über gewisse Vorgänge Bescheid und lässt seitdem kein gutes Haar an seiner Nichte. Wird Annette sich dennoch gegen ihn behaupten können?

Tanja Kinkels aktueller Roman führt seine Leser diesmal in die Stadt Kassel um 1821. Eine Zeit, in der die Menschen, allem Französischen gegenüber, äußerst misstrauisch waren. Verständlich, denn Napoleons Ära war noch nicht allzu lange Vergangenheit. Im Fokus des Geschehens stehen gleich zwei berühmte Geschwisterpaare. Einmal die Dichterin Annette von Droste Hülshoff und ihre ältere Schwester Jenny und die beiden Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Tanja Kinkel ist es gelungen, das Wesen der Figuren gut einzufangen, ohne die historischen Persönlichkeiten zu verklären. Alle haben Ecken und Kanten; mögen sich auch nicht durchweg sympathisch gezeichnet sein, tragen sie ihr Herz dennoch auf dem rechten Fleck. Man kann sich gut in die Figuren hineindenken, ihre Probleme und Gedankengänge nachvollziehen, da die Autorin es nicht versäumt hat, auch den historischen Hintergrund, Fragen der Etikette, etc. verständlich darzubieten.

Zugegeben, es ist keine einfache Lektüre, man muss sich zunächst etwas einlesen und an die Ausdrucksweise der Protagonisten gewöhnen, dennoch lohnt es sich, da „Grimms Morde“ dadurch so viel historisches Flair versprüht. Besonders gut haben mir dabei die Dialoge von Annette und Jacob gefallen, aber auch die Streitgespräche mit Annettes Onkel, da in diesem Momenten Annettes Intelligenz so hervorstechend ist und sie alle männlichen Wesen, die Frauen für schwache, dumme naive Weibchen halten, auf so clevere und leichtfertige Art, Lügen straft.

Diese Dialoge zu lesen, hat mir sehr viel Lesespaß bereitet. Dennoch, es gibt auch ein kleines „aber“, das für einen Punktabzug gesorgt hat bei mir.

So herausragend der Roman auch geschrieben sein mag. Man bekommt es hier mit einem historischen Krimi zu tun und ehrlich gesagt, fehlten mir einfach mehr Spannungselemente. Ich muss zwar keine „Slaughter’sche Metzel-und Schlachterplatte dargeboten bekommen, doch ich fand schon, dass die Krimielemente ein wenig zu schwach inszeniert wurden. Man erfährt vieles erst, wenn es bereits geschehen ist, das nimmt besagte Spannung und ich hätte mir einfach gewünscht, dass die Autorin ihre Protagonisten in mehr gefahrenvolle Szenarien verwickelt hätte, als es hier der Fall war.

Ansonsten habe ich mich gut unterhalten gefühlt von „Grimms Morde“ und neige dazu, jetzt noch mehr herausfinden zu wollen, über das Leben der historischen Persönlichkeiten in diesem Roman.

Kurz gefasst: Gut recherchiertes Sittengemälde; ein historischer Krimi, der zu unterhalten versteht, allerdings auch nicht einfach zu lesen.