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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2024

Wer Chöre kennt, wird hier einiges erkennen

Der Chor
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Ich habe als Teenagerin in einem Chor mit einem ebenfalls baltischen Dirigenten gesungen, der war allerdings Lette und mein Onkel. Was zunächst auf sanften Druck seinerseits begann, machte bald richtig ...

Ich habe als Teenagerin in einem Chor mit einem ebenfalls baltischen Dirigenten gesungen, der war allerdings Lette und mein Onkel. Was zunächst auf sanften Druck seinerseits begann, machte bald richtig viel Spaß, zumal meine gleichaltrigen Freundinnen dort auch mitsangen.

Wir sangen allerdings nur auf Lettisch, wenn auch viele Nichtlettinnen mit dabei waren - Ehefrauen lettischer Männer, die umgekehrte Version gab es nicht im Chor. Allerdings waren viele Kinder lettischer Elternteile wie ich dabei, die teils die Sprache beherrschten. Was aber durchaus vergleichbar war mit dem Chor von Anna Katharina Hahn: wir waren allesamt Laien, sangen nur zum Vergnügen, auch wenn wir gelegentlich auftragen. Wahrscheinlich war das Niveau unseres gemischten Chores deutlich niedriger als das des hier vorgestellten Stuttgarter Frauenchores mit estnischer Dirigentin.

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen, insbesondere die Passagen, in denen der Chor übte. Die meisten Gedanken der einzelnen Sängerinnen waren mir zum großen Teil überhaupt nicht fremd, sondern für eine so willkürlich zusammengewürfelte Gruppe durchaus üblich.

Allerdings verließ die Handlung für meinen Geschmack zum Ende hin zu sehr das musikalische Umfeld und wurde zu einer Art Gehacke untereinander. Die Situation der schon älteren Sängerin Lena hätte deutlich eindringlicher und in Teilen auch würdevoller dargestellt werden können - jedenfalls nach meinem Geschmack.

Aber insgesamt war es ein musikalischer Lesegenuß, bei dem ich viele Lieder - auch unter den estnischen (mein Vater war Este) - wieder erkannte und es vor allem musikliebenden Leser:innen jedweder Herkunft von Herzen empfehle!

Veröffentlicht am 23.12.2024

Brave female character

Strong Female Character
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Ich bin mir nicht sicher, wie "strong" die Stand-up-Comedienne, Autorin und Autistin Fern Brady ist bzw. überhaupt sein kann, aber eines ist sie vor allem: mutig.

Sie versteckt sich nicht aufgrund ...

Ich bin mir nicht sicher, wie "strong" die Stand-up-Comedienne, Autorin und Autistin Fern Brady ist bzw. überhaupt sein kann, aber eines ist sie vor allem: mutig.

Sie versteckt sich nicht aufgrund ihrer Andersartigkeit, die oft ganz schön anstrengend sein kann und das nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Mitmenschen, die sie deswegen oft bestaunen, irritiert oder genervt sind oder sie sogar ächten.

Im Gegenteil, Fern Brady geht auf Konfrontationskurs. In diesem Buch erzählt sie uns ihre Geschichte seit ihrer Kindheit in einer Arbeiterfamilie in der schottischen Provinz. Ihre Umgebung hatte möglicherweise nie von Autismus gehört und war vollkommen unfähig, ihre Reaktionen und Handlungen zu bewerten oder zu tolerieren. Das inkludierte ihre eigene Familie, die völlig überfordert war.

Ebenso wie Fern selbst mit ihrem Leben. Sie erzählt ihre Geschichte, indem sie begründet, warum sie auf eine bestimmte Art und Weise gehandelt hat.

Ich bin beeindruckt von diesem sehr mutigen und ungewöhnlichen Werk, hätte mir jedoch gewünscht, dass einige Begriffe in der deutschen Übersetzung erläutert werden, die einfach so dahingestellt bleiben. Im Herkunftsland dieses sehr besonderen Buches mögen sie bekannt sein, für mich jedoch sind sie böhmische Dörfer!

Veröffentlicht am 22.12.2024

Wirklich für immer?

Für immer
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Die Welt bleibt stehen: Die Entwicklung der Menschheit ist gestoppt. Niemand stirbt, niemand wird geboren. Und keine Krankheit entwickelt sich weiter, nein, sie lässt die Leidenden nicht einmal ...

Die Welt bleibt stehen: Die Entwicklung der Menschheit ist gestoppt. Niemand stirbt, niemand wird geboren. Und keine Krankheit entwickelt sich weiter, nein, sie lässt die Leidenden nicht einmal ihre Folgen und Nebenwirkungen spüren.

Autorin Maja Lunde begleitet in ihrem Roman mehrere Menschen in ihrem Leben - wir erleben sie kurz davor und dann während der "neuen" Zeit. Da ist der Rentner Otto, der seinen geliebten Garten verlassen muss, weil seine Frau für sie beide eine Seniorenwohnung organisiert hat. Ellen, die Extremsportlerin, die in einem Bestattungsunternehmen arbeitet. Ihr Freund Philip, der auf die neue Situation ganz anders reagiert als sie selbst. Jenny, die Familienmutter, mit einem tödlichen Tumor im Körper, eigentlich schon ihrem Schicksal ergeben. Jakob, der werdende Vater. Und niemand kann sagen, ob es nun für immer so bleibt, oder ob irgendwann wieder alles beim Alten ist.

Maja Lunde schreibt klar und in einer für alle verständlichen Sprache und dass sie gerade darin starke Worte und Bilder findet, macht sie in meinen Augen zu einer besonderen Autorin!

Veröffentlicht am 21.12.2024

Wie wird man beziehungsfähig?

Vom Dating-Frust zur glücklichen Beziehung
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Dieses Buch ist dafür da, Menschen zur Beziehungsfähigkeit zu verhelfen und zwar in jeder Hinsicht.

Immer wieder wird deutlich, dass die Selbsterkenntnis dafür der wichtigste Faktor sind. Daher gibt ...

Dieses Buch ist dafür da, Menschen zur Beziehungsfähigkeit zu verhelfen und zwar in jeder Hinsicht.

Immer wieder wird deutlich, dass die Selbsterkenntnis dafür der wichtigste Faktor sind. Daher gibt es eine Menge von Übungen und es werden diverse Faktoren einbezogen, von denen zumindest ich bisher nicht einmal ahnte, dass sie eine Rolle spielen könnten.

Man darf also gespannt sein auf die Vielfalt der Themen. Ich selbst bin seit Jahren verheiratet und defitiv nicht auf der Suche nach einer neuen Beziehung und auch für mich ist dieses Buch ein Gewinn! Man kann die hier gewonnenen Erkenntnisse nämlich auch in diversen anderen Bereichen nutzen und natürlich auch, um die bestehende Beziehung "aufzumöbeln"!

Veröffentlicht am 12.12.2024

Die harte Arbeit einer Frau für die Frauen

Die Berghebamme – Hoffnung der Frauen
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Und das im 19. Jahrhundert. Denn wir Leser dürfen hier die Geschicke von Maria verfolgen, die zunächst in der Ausbildung, dann mit Berufsabschluss die Tätigkeit als Hebamme ausübt. Von ihrem ...

Und das im 19. Jahrhundert. Denn wir Leser dürfen hier die Geschicke von Maria verfolgen, die zunächst in der Ausbildung, dann mit Berufsabschluss die Tätigkeit als Hebamme ausübt. Von ihrem Jugendfreund Max lässt sie sich überreden, zurück zu ihrem kleinen Bergdorf nahe Rosenheim zu kommen, aber viele der anderen sehen sie immer noch als "Bankert", das vor die Tür des Waisenhauses gelegt wurde.

Auch wenn das schmerzhaft ist und die bisherige, inzwischen alt gewordene wie auch veraltet praktizierende Amme Alma sie anfeindet - Maria lässt sich nicht beirren. Sie weiß, dass sie es kann und es schafft. Auch wenn es manchmal noch so sehr weh tut. Vor allem jedoch ist es ihr ein Anliegen, die Frauen nach den neuen Maßstäben der Hygiene zu betreuen.

Ein Roman mit viel Gefühl, aber auch einer, der Faszinierendes aus einem Frauenberuf der Vergangenheit berichtet. Einem, den es im Gegensatz zu den meisten immer schon gab. Insgesamt ein spannendes und Berührendes Buch über das Arbeitsleben der Frauen, den ich kaum aus der Hand legen konnte!