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Veröffentlicht am 22.12.2024

Unendliche Weiten

Ab ins All!
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Ich bin fasziniert vom Weltraum, schon seit ich als junges Mädchen Stanislaw Lems "Solaris" und Jules Verns "Reise um den Mond" gelesen habe. Später haben die spektakulären Abenteuer der Enterprise und ...

Ich bin fasziniert vom Weltraum, schon seit ich als junges Mädchen Stanislaw Lems "Solaris" und Jules Verns "Reise um den Mond" gelesen habe. Später haben die spektakulären Abenteuer der Enterprise und ""2001 Odysee im Weltraum" ihr Übriges getan. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es eines Tages schaffen werden unseren Planeten langfristig zu verlassen, wenn wir so weitermachen wie bisher bleibt uns wohl auch gar keine andere Wahl, bei dem Wie und Wann bin ich allerdings überfragt.

Die Journalistin Anne-Dorette Ziems ist von dieser Thematik ebenso fasziniert und geht nun der Frage nach, wann und wie wir uns in die unendlichen Weiten des Weltalls aufmachen, welcher Planet wohl der erste sein wird, der als Ziel in Frage kommt, welch Technik wir dafür benötigen, welche Zeit wir einplanen müssen, welche Schwierigkeiten es finanziell, psychisch und physisch zu bewältigen gilt. Mit gut recherchierten Fakten geht die Autorin den verschiedenen Punkten systematisch nach, das Buch ist dabei aufgebaut wie ein Countdown, der rückwärts läuft und sich so dem Fazit des Buches annähert. Naturgemäß enthält das Buch einiges an wissenschaftlichen Erkenntnissen, es gibt Tabellen, Diagramme, Formeln und Berechnungen, sehr zu meiner Freude driftet die Autorin hier aber nicht in für Laien unverständliches Fachchinesisch ab, sondern bleibt so gut es geht am Boden, erklärt sehr nachvollziehbar und mit guten allgemeingültigen Beispielen und, was ich sehr sympatisch finde, immer mit einer guten Portion Humor, ohne dabei unseriös zu wirken. Natürlich konnte ich ihr jetzt nicht bei allem bis ins Detail folgen, aber das ist für mich vollkommen okay, die Grundaussagen des Buches sind bei mir angekommen.

Als Leser erfährt man nachvollziehbar, wo die Raumfahrt derzeit steht, welche Möglichkeiten der Forschung wir aktuell haben und wie wir die Erkenntnisse deuten. Es wird aufgezeigt was möglich ist, welche Mittel theoretisch nötig wären um bestimmte Ziele zu erreichen und was tatsächlich aktuell für uns machbar wäre. Es ist hochinteressant zu lesen, welche Szenarien zwar theoretisch durchführbar wären, aber jegliche Kosten/Nutzen Kalkulation sprengen würden, oder der zeitliche Rahmen dafür unvorstellbar ist, unser Körper nicht dafür ausgelegt und, nicht zuletzt, gibt es ja auch noch das Ein, oder Andere physikalische Gesetzt, das wir beachten müssen.

Die Lektüre ist sehr spannend, aber leider auch etwas ernüchternd, weiß ich doch nun, dass ich wohl nicht mehr miterleben werde, wie der Warpantrieb erfunden wird, oder ein Wissenschaftler eine Methode zum gefahrlosen Kryoschlaf entwickelt. Ich weiß jetzt allerdings, welche Gedankenspiel der NASA schon erprobt wurden und weiterhin werden, wobei die Konkurrenz aus der freien Wirtschaft auch nicht schläft. Bis dahin werde ich weiterhin die Abenteuer von Captain Kirk und seiner Crew verfolgen und mich damit trösten, dass, wen wir nicht auf fremde Planeten reisen, wir auch keine Angst haben müssen da irgendwelche blutrünstige Aliens zu entdecken.

Mir hat das Buch großen Spaß gemacht, ich würde mir wünschen, das man naturwissenschaftliches Schulwissen auch mal mit einem Augenzwinkern erklären würde und die witzigen Illustrationen von Yalini Sivalingam würden auch jedes Schulbuch aufpeppen.

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Veröffentlicht am 22.12.2024

Weihnachtliche Kurzkrimis

Du stirbst nicht nur zur Sommerzeit
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Weihnachten das Fest der Liebe, aber Vorsicht, das Verbrechen schläft nicht und macht auch an Feiertagen keine Pause.

In dieser Sammlung haben 24 Autorinnen ihre ganz eigene Interpretation eines Weihnachtskrimis ...

Weihnachten das Fest der Liebe, aber Vorsicht, das Verbrechen schläft nicht und macht auch an Feiertagen keine Pause.

In dieser Sammlung haben 24 Autorinnen ihre ganz eigene Interpretation eines Weihnachtskrimis geliefert. Die entstandenen Geschichten sind dabei so verschieden und individuell, wie ihre Schöpfer, einzige Konstante, sie spielen alle in der besinnlichsten Zeit des Jahres. Der Leser begleitet etwa Weihnachtsfan Moni und ihren, von dem Ganzen eher genervten, Mann bei ihrem Weihnachtsurlaub, trifft einen Grusel-Santa, rätselt sich durch einen märchenhaften Escape Room, erfährt mehr über das Verschwinden eines jungen Mannes, oder leidet mit Helmut, wenn dessen Frau alle Weihnachtstraditionen über Bord wirft, um aus ihrem Wohnzimmer heraus den Nachbarn zu beschatten.

Anders als der Titel des Buches vermuten lässt, gibt es nicht unbedingt immer eine Leiche, aber dafür viel schwarzen Humor und das Ein, oder Andere Augenzwinkern. Wie gesagt, jede Geschichte hat ihren eigenen Stil, sie lassen sich aber alle gut lesen. Die Länge der einzelnen Geschichten eignet sich gut für zwischendurch, ich hab mir immer eine während der Pause an der Arbeit gegönnt. Durch die Kürze und die Anzahl der Geschichten eignet sich das Buch gut als Alternative zum klassischen Adventskalender, man trifft damit garantiert den Geschmack vieler Krimifans. Am Ende des Buches findet man dann noch einige Informationen zu den Autor
innen.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Ansichten eines Beuteltiers

Die Känguru-Klassiker. Persönlich ausgewählt aus der Känguru-Tetralogie von Marc-Uwe Kling, illustriert von Bernd Kissel
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Da klingelt es an der Tür und davor steht der neue Nachbar und möchte sich etwas Mehl ausleihen, so weit, so wenig ungewöhnlich, allerdings ist der neue Nachbar ein Känguru und das macht sich recht schnell ...

Da klingelt es an der Tür und davor steht der neue Nachbar und möchte sich etwas Mehl ausleihen, so weit, so wenig ungewöhnlich, allerdings ist der neue Nachbar ein Känguru und das macht sich recht schnell im Leben und in der Wohnung des Autors breit. Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf.

Ich hatte mich dem Hype um das vorlaute Känguru bisher verweigert, als Fan der Reclambücher musste ich hier aber dann doch zugreifen. Während einer längeren Zugfahrt hatte das Beuteltier nun Zeit mich zu unterhalten und diese Aufgabe hat es zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt. Mehrfach musste ich mich ziemlich zusammenreißen, um durch mein unvermitteltes Kichern nicht die bösen Blicke meiner Mitreisenden einzuhandeln. Die Geschichten sind aber auch zu komisch, teilweise hart an der Grenze des guten Geschmacks und wahrscheinlich auch nicht immer politisch korrekt, aber als Känguru kann man sich da wohl ein paar Freiheiten herausnehmen und manchmal muss man die Dinge einfach auf den Punkt bringen.

Einige Ansichten sind mir durchaus sympatisch, den exzessiven Konsum von Schnapspralinen und anderen Rauschmitteln muss ich als verantwortungsbewusste Erwachsene natürlich ablehnen und am Verhalten gegenüber Neonazis würde ich mir eher kein Beispiel nehmen, der eigenen Gesundheit zu liebe. Manchmal tut mir der Autor, als ungewolltes Mitglied dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft leid, aber noch mehr der arme Psychotherapeut. Auf jeden Fall ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Schicksalsgemeinschaften

Unser Ole
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Als es Ida nicht mehr gelingt die Männer mit ihrer Schöhnheit an sich zu binden, steht sie zwar mit tollen Brüsten, aber ohne Geld da und muss sich einen Plan B für ihren Lebensabend überlegen. Rettung ...

Als es Ida nicht mehr gelingt die Männer mit ihrer Schöhnheit an sich zu binden, steht sie zwar mit tollen Brüsten, aber ohne Geld da und muss sich einen Plan B für ihren Lebensabend überlegen. Rettung verspricht die Bekanntschaft mit Elvira, die Ida bei sich und Enkel Ole aufnimmt, nicht ohne Hintergedanken. Eines Morgens stirbt Elvira nach einem Treppensturz und plötzlich muss Ida fürchten auf der Straße zu landen, denn nun tritt Elviras ungeliebte Tochter als Erbin auf den Plan.

Ida, Elvira und deren Tochter Manuela, die eigentlich ein Manuel hätte werden sollen, verbunden über Ole, Manuelas kognitiv beeinträchtigten Sohn Ole. Die Autorin schafft hier eine spezielle Konstellation an Personen, die alle eine Gemeinsamkeit haben, sie wurden und werden von ihren Müttern nicht geliebt.

Da ist Ida, die aufgewachsen ist, ohne je etwas über ihren Vater zu erfahren und später verzweifelt nach der Liebe von Männern sucht, die es aber trotz ihrer Schönheit nie schafft diese an sich zu binden.

Elvira, die eigentlich nie Mutter werden wollte und nur auf Drängen ihres Mannes schwanger wird und sich unbedingt einen Sohn wünscht.

Manuela, Elviras Tochter, die eben kein Manuel geworden ist, vom Vater wird sie als seine kleine Prinzessin vergöttert, die Mutter steckt sie in Hosen, schneidet ihr die Haare kurz und entsorgt ihre Puppen im Müll.

Ole, Manuelas Sohn, mit einer Hirnschädigung zur Welt gekommen lebt er seit seiner Geburt bei Oma Elvira, während seine Mutter ihr Leben frei von der Last seiner Versorgung lebt. Ole, der die Frauen im Buch miteinander verbindet, aber selber fast gar nicht in Erscheinung tritt.

Das Buch beschreibt zwischenmenschlichen Beziehungen mit einem guten Blick hinter die Fassade. Die Autorin beschreibt Idas recht parasitären Lebensstil ebenso treffend wie Elviras manipulative, egoistische Art, oder Manuelas extrem nach Mitleid haschende Opferrolle. Viel Raum nimmt natürlich die toxische Mutter Tochter Beziehung von Elvira und Manuela ein. Während Manuela den früh verstorbenen Vater anbetet, kommt ihre Mutter nicht so gut weg, ihr wird Eifersucht unterstellt, zwischen den Zeilen könnte man Elviras Verhalten aber auch als Versuch werten, ihre Tochter vor einer ungesunden Liebe durch den Vater zu schützen. Psychologisch ist das sehr gut ausgearbeitet, ebenso wie die verschiedenen Versionen dazu, warum Ole bei seiner Oma lebt. Während Elvira sich mehr, oder weniger als Retterin von Ole fühlt, weil sie vollkommen selbstlos den, von der Mutter aufgrund seiner Beeinträchtigung abgelehnten Jungen bei sich aufnimmt, fühlt Manuela sich von ihrer herrschsüchtigen Mutter übergangen und beraubt, glaubt, das diese Ole negativ beeinflusst und seiner Mutter entfremdet.

So wie die Frauen in diesem Buch keine wirkliche Liebe erfahren haben, bleibt diese auch Ole verwehrt, denn so sehr sich Elvira auch damit brüstet sich um ihn zu kümmern, Liebe ist in ihrem Umgang mit dem wortkargen Riesen nicht zu erkennen. Aber nicht nur die Liebe fehlt in Oles Leben, sondern auch Ansprache und Förderung, der Junge kennt nichts außer dem Haus seiner Oma, hat keinerlei soziale Kontakte, kann sich nur eingeschränkt äußern, wird zwar mit dem Nötigsten versorgt (Bockwurst und Cola), ist aber ansonsten sich selbst überlassen.

Beim Lesen habe ich die verschiedensten Emotionen durchlebt, ich war berührt, aber mehr noch wütend, gerade wenn es um den Umgang mit Ole ging. Das Buch beschreibt tiefgründig Eltern- Kind Beziehungen, hier mit dem Fokus auf Mütter und Töchter. Der tietelgebende Ole dient als Bindeglied, kommt mir aber leider viel zu kurz, weswegen ich letztlich auch einen Stern Abzug gebe.

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Veröffentlicht am 07.11.2024

Mutterliebe

All die kleinen Vogelherzen
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Sunday liebt ihr geordnetes Leben mit ihrer Teenagertochter Dolly, obwohl sie spürt, wie diese immer wieder Probleme mit der besonderen Lebensweise der Mutter hat. Als nebenan die charismatische Vita mit ...

Sunday liebt ihr geordnetes Leben mit ihrer Teenagertochter Dolly, obwohl sie spürt, wie diese immer wieder Probleme mit der besonderen Lebensweise der Mutter hat. Als nebenan die charismatische Vita mit ihrem Ehemann einzieht, fegt sie wie ein Orkan in Sundays Leben und in das ihrer Tochter.

Sunday führt als Ich-Erzählerin durch das Buch, der Leser erlebt die Geschichte, alle Ereignisse, alle Gespräche, alle Erinnerungen, einzig aus ihrer Sicht. Schnell ist klar, das Sunday ein besonderer Mensch ist, ohne, dass das dem Leser allerdings in einem Vorwort, oder auf andere Art und Weise erklärt wird. Stattdessen wundert man sich über Sundays merkwürdigen Verhaltensweisen, ihre Eigenart nur möglichst farbloses Essen zu sich zu nehmen, ihre Fixierung auf sizilianische Märchen und Sagen und einen überholten Etiketteratgeber aus den 50er Jahren, ihre Unfähigkeit Gespräche mit anderen Personen zu führen, Emotionen zu zeigen, oder angemessen auf sie zu reagieren. Wer sich mit der Thematik etwas auskennt, wird merken, dass bei Sunday eine kognitive Störung vorliegt, sie leidet an einer Form von Autismus. Leser die sich hier nicht so auskennen, werden die Figur Sunday schnell als schrullig, ja sogar nervig, vielleicht sogar durchgeknallt abstempeln, wie es Sundays Mitmenschen, sogar die Familie tut und das wäre schade, denn es tut ihr unrecht. Leider wird der Umstand das Sunday unter Autismus leidet nur ganz kurz auf dem Buchrücken erwähnt und geht so leicht unter, was schade ist, weil es die Aussage des Buches total verzerrt.

Wenn man Sunday kennenlernt ist es recht einfach ein pauschales Urteil über sie zu fällen, im Verlauf des Buches lernt man sie und ihre Vergangenheit aber immer besser kennen und entwickelt einen gewissen Beschützerinstinkt ihr gegenüber. Besonders natürlich gegenüber Nachbarin Vita, die sich laut, unkonventionell und übergriffig erst in Sundays Küche, dann in ihren Alltag und letztlich zwischen sie und Tochter Dolly drängt. Der Leser ahnt schnell worauf das hinausläuft, Sunday hingegen kann die Zeichen einfach nicht deuten. In dieser Phase des Buches überwiegt die Wut, angesichts ihrer Untätigkeit, aber natürlich ist klar, sie kann einfach nicht aus ihrer Haut.

Viktoria Lloyd-Barlow schreibt unglaublich eindringlich, man folgt gern ihren poetischen Sätzen und den Bildern, die sie damit erzeugt. Sie schafft es gut die verschiedenen Stimmungen einzufangen, Vitas überbordendes Wesen im Gegensatz zu Sundays Ruhe, aber auch deren Ängste, der Druck der auf ihr lastet, die inneren Kämpfe die sie ausficht und verliert und über allem die Spannung, die Vitas Anwesenheit erzeugt, diesen Anflug von etwas Dunklem, Bedrohlichen, dass man nie wirklich zu fassen bekommt.

In all diesen Punkten bin ich bei der Geschichte und diesem besonderen Buch, leider schafft es die Autorin aber in letzter Instanz nicht, mich bis zu Ende hin mitzunehmen. Der Abschluss von Sunday und Dollys Mutter-Tochter-Beziehung wird mir zu oberflächlich abgehandelt. Es werden da noch schnell ein paar erklärende Details hingeworfen und am Ende steht der Leser genauso allein auf der Straße wie Sunday. So virtuos wie die Geschichte bis dahin war, so unbefriedigend und lieblos wird sie abgeschlossen. Schade.

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