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Veröffentlicht am 10.01.2025

Ein bunter Mix aus schrägen Figuren, Humor und Klischees

Mord im Himmelreich
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Im Knaur Verlag erscheint der Cosy Crime Mord im Himmelreich von Andreas Winkelmann.

Der ehemalige Schauspieler Björn Kupernikus beginnt seinen Ruhestand im Himmelreich, besser gesagt auf dem gleichnamigen ...

Im Knaur Verlag erscheint der Cosy Crime Mord im Himmelreich von Andreas Winkelmann.

Der ehemalige Schauspieler Björn Kupernikus beginnt seinen Ruhestand im Himmelreich, besser gesagt auf dem gleichnamigen Campingplatz. Kurz nach seiner Ankunft wird er zu einer Rettungsaktion eines Hundes gerufen, der mitten im See hilflos auf einem Paddleboard treibt. Als Kupernikus das Tier an Land gezogen hat, entdeckt er unter dem Board eine festgeschnallte Leiche. Wie hängt das wohl zusammen?

Weil die Polizei an einen Unfall glaubt und Kupernikus schon immer von einer Rolle als Tatort-Kommissar träumte, stellt er eigene Nachforschungen an. Die Künstlerin Annabelle versorgt ihn mit dem nötigen Hintergrundwissen über die Bewohner und hat mit ihrer lebenslustigen Art einen guten Einfluss auf den etwas brummigen Björn.

Seinen Ruhestand hat sich Björn Kupernikus nicht als Lebensretter eines Hundes vorgestellt. Doch nun ist seine Neugier geweckt und er möchte herausfinden, wer den Toten an das Board gebunden hat und welche Rolle dabei Hündin Pinguin spielt.

Das Leben auf einem Campingplatz ist ein echter Mikrokosmos, jeder kennt jeden. Als Neuling hat es Björn da schwer und wird von Annabelle, die im benachbarten Örtchen wohnt, über die Bewohner aufgeklärt. Björn baut zu Annabelle schnell eine Bekanntschaft auf, ihre quirlige Lebensart tut ihm gut. Beide treffen sich zum Essen, trinken gemeinsam etwas und tauschen sich über den Fall aus, dabei wachsen sie immer mehr als Ermittlerteam zusammen.

Die Figuren sind etwas überzogen, klischeehaft und nicht unbedingt sympathisch, ein großer Teil der Handlung dreht sich um das Leben auf dem Campingplatz am Schwielowsee. In dieser idyllischen Lage steigen gerade die Grundstückspreise in horrende Höhen, die Kosten seines Stellplatzes sind für Björn aber noch erschwinglich.

Die Ermittlungen ziehen sich durch die vielen eingeführten Figuren in die Länge und so richtig spannend wird es leider nicht. Insgesamt bleibt das Krimiflair ziemlich auf der Strecke, es geht mehr um die ausgelassene Stimmung auf dem Campingplatz und um die persönlichen Beziehungen und Interessen der Bewohner. Ich mag humorvolle Bücher und ein paar Mal war der eingebaute Humor echt witzig, aber dann driftet der schale Wortwitz im Bereich von Namen dann doch in Klamauk über.

Dieses Buch ist weder echter Krimi, dafür fehlen einfach entscheidende Spannungselemente, noch ein angenehmer Cosy Crime, da braucht es mehr als Essen und Trinken und ein niedliches Hundemädchen.

Die Handlung zeigt die Interessen der Bewohner, die Krimispannung ist leider kaum vorhanden, aber der lockere Erzählstil und die schrägen Figuren mit ihrem klamaukigen Humor haben mich gut unterhalten.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2025

Leichte unterhaltsame Liebesgeschichte

Winterzauberküsse
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Winterzauberküsse von Sue Moorcroft ist der erste Band der Reihe "WinterWeihnachtsZauber" aus dem Fischer Verlag.

Hutmacherin Ava geht mit einer Freundin auf eine Londoner Vorweihnachtsparty und trifft ...

Winterzauberküsse von Sue Moorcroft ist der erste Band der Reihe "WinterWeihnachtsZauber" aus dem Fischer Verlag.

Hutmacherin Ava geht mit einer Freundin auf eine Londoner Vorweihnachtsparty und trifft Sam. Nun soll Ava für Sams schwerkranke Mutter Wendy einen Hut kreieren, er möchte ihr damit eine Freude bereiten. Als Wendy in Avas Studio kommt, um sich beraten zu lassen, glaubt sie voller Freude, dass Sam und Ava ein Paar sind. Deshalb bittet Sam Ava, einfach so zu tun, als würde das der Wahrheit entsprechen, wenigstens in der Vorweihnachtszeit…

In Winterzauberküsse hat mir der locker, leichte Erzählstil gut gefallen und ich habe die Geschichte trotz einiger Längen gern verfolgt, weil bestimmte dramatische Szenen für Spannung gesorgt haben.

Heutzutage ist leider ist die Hutmacherei etwas in Vergessenheit geraten, aber wer sich dafür interessiert, bekommt in diesem Buch eine bunte Vielzahl an Modellen und Materialien aufgezeigt, die meiner Meinung nach auch gut auf das Cover gepasst hätten.

Die Protagonisten Ava und Sam sind sympathisch, es ist schnell absehbar, dass sie ein Paar werden, aber der Weg dahin ist auch mit Stolpersteinen gespickt. Sue Moorcroft schafft es, die Atmosphäre trotz Problemen mit dem Ex mit Romantik zu füllen und sie macht auch die Nebenfiguren gut sichtbar. Dazu gehört ein Unsympath, der grässliche Harvey, der mit seiner perfiden Idee, pikante Fotos von Ava ins Netz stellen zu wollen, für Dramatik sorgt. Damit werden die Schattenseiten von sozialen Medien aufgezeigt, die man nicht unterschätzen sollte.

Bei dieser Geschichte geht es um Liebe und Freundschaft und die Angst um liebe Verwandte und man wird auf leichte Weise unterhalten. Das Buch zeigt, dass romantische Verliebtheit allein nicht ausreicht, sondern auch Vertrauen nötig ist, um eine Liebe auf eine feste Basis zu stellen.

Wer eine winterliche, romantische Liebesgeschichte sucht, bei der man mit einer Kuscheldecke wohlig abschalten kann, ist hier gut bedient.

Veröffentlicht am 01.01.2025

Ein unaufgeregter Roman der leisen Töne

Leonard und Paul
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"Leonard und Paul" von Rónán Hession erscheint im Diogenes Verlag.

Die Mittdreißiger Leonard und Paul sind beste Freunde und besondere, etwas introvertierte Menschen. Leonard lebt noch bei seiner Mutter, ...

"Leonard und Paul" von Rónán Hession erscheint im Diogenes Verlag.

Die Mittdreißiger Leonard und Paul sind beste Freunde und besondere, etwas introvertierte Menschen. Leonard lebt noch bei seiner Mutter, als sie stirbt leidet er unter dem Verlust. Er arbeitet als Ghostwriter für Kinder-Enzyklopädien und lebt ziemlich zurückgezogen. Sein einziger Kontakt ist sein Freund Paul, der auch noch bei seinen Eltern lebt und als Aushilfsbriefträger finanzielle Unterstützung von seinen Eltern bekommt.
Am Wochenende treffen sich Paul und Leonard und spielen miteinander Gesellschaftsspiele. Viel zu erzählen haben sie sich nicht. Feiern oder Reisen interessiert sie nicht, sie leben so vor sich hin und sind damit zufrieden. Doch dann geschieht etwas, dass sie aus ihrer gewohnten Bahn heraus holt.

In dieser leise erzählten Geschichte geht es um die Freundschaft zweier Männer, die ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen. Sie sind liebenswürdig, bescheiden und etwas eigen. Ronan Hession lässt uns seine Charaktere mit all ihren Facetten kennenlernen. Wir erfahren ihre Gedanken, ihre Art anderen Menschen eine Stütze zu sein und wie sehr sie den Familienzusammenhalt und Freundschaft schätzen.

Pauls Schwester Grace will bald heiraten und die Planung zieht sich durch das ganze Buch. Ihre Eltern sind auch noch nach langen Ehejahren glücklich miteinander und freuen sich auf die Hochzeit. Währende man so liest geschehen keine aufregenden Dinge, aber der menschliche und warme Umgang der Personen miteinander liest sich sehr schön und wohltuend. Mich haben die beiden Freunde mit ihrem eigenen Blick auf das Leben immer wieder überrascht und berührt. Sie sind bescheiden, streben nicht nach Erfolg oder Ansehen, sie sind mit sich und der Stille ihres Lebens zufrieden. Als beide Männer eine Frau kennen lernen, wird ihr Leben auf die Probe gestellt.

In der Geschichte passiert nicht viel, einige Szenen verführen zum Schmunzeln, so wie der hintergründige Humor beim Wettbewerb über Grußformeln in Briefen. Es gibt aber auch Szenen, die mir langatmig erschienen und die Geschichte nicht vorantrieben. Auch Graces Hochzeitsvorbereitungen werden sehr ausführlich thematisiert, in gekürzter Variante hätte es mir auch gereicht.

Den Roman habe ich über eine ganze Woche hinweg gelesen, was aber in diesem Fall kein schlechtes Zeichen ist. Ich wollte vielmehr der Entwicklung der Personen Zeit und Raum geben und sehen, wie es mit der Eigenverantwortung von Paul und Leonard voran geht.

Ein unaufgeregter Roman der leisen Töne, der zeigt, das auch eigenwillige Typen ein großes Herz haben können.

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Veröffentlicht am 22.12.2024

Nerviger Protagonist in Midlife-Krise

Sobald wir angekommen sind
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Im Diogenes Verlag erscheint der Roman "Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky.

Ben Oppenheim ist fast fünfzig, hat Geldsorgen und Rücken und in einer Midlife-Krise gefangen. Nach seinem Debüt ...

Im Diogenes Verlag erscheint der Roman "Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky.

Ben Oppenheim ist fast fünfzig, hat Geldsorgen und Rücken und in einer Midlife-Krise gefangen. Nach seinem Debüt als Autor versucht er vergeblich an den Erfolg anzuknüpfen, doch das klappt einfach nicht. Er schiebt es auf seine aktuelle Lebenssituation, seine Ehe mit Marina ist zerbrochen, mit ihr hat er zwei Kinder und lebt in einer Beziehung mit einer Künstlerin. Die Kriegsvorgänge in Osteuropa machen ihm so sehr Angst, dass er mit Frau und Kindern vor seinen privaten und den weltlichen Sorgen nach Brasilien flieht. Aus der Schweiz nach Brasilien, so wie Stefan Zweig. Was Zweig konnte, kann einem Ben Oppenheim auch nur gelingen. Doch so einfach er sich das vorstellt, ist es nicht.


"Das Leitmotiv des Judentums aber, die Angst, verfolgt und vertrieben zu werden, musste man schon mit der Muttermilch aufsaugen." Zitat Seite 144

Ben Oppenheim ist Jude, nicht sehr gläubig und ein absolut egoistischer Typ mit wirren Gedanken, erfolglos, unentschlossen, unsensibel und bekommt seine Ehe nicht gerettet, aber auch die Beziehung zu seiner neuen Freundin klappt nicht so recht. Außerdem glaubt er daran, zu einem Volk zu gehören, dem die Flucht seit Urzeiten in die Wiege gelegt wurde. Und so lassen ihn düstere Nachrichten sofort an einen drohenden Atomkrieg denken und er flieht Hals über Kopf nach Brasilien.

In dieser Handlung wird tragisch deutlich, welches Schicksal viele jüdische Menschen durch Flucht und den Verlust von Heimat durchmachen. Doch was Ben einfach unausstehlich macht, ist seine Ansicht, einfach der tollste Mann zu sein und ständig seine Meinung zu ändern. Das fand ich recht nervig, nur seine ironischen Ansichten und die Erlebnisse von Bens Frauen (mit oder ohne ihn) ließen mich weiter lesen.

Micha Lewinsky zeigt auf ironische Weise Bens zwiegespaltene Sichtweise auf sein Leben, seine Frauen und die Angst vor dem Weltgeschehen. Es mischen sich ernste Themen mit seichten, dazu kommen Bens sexuelle Gedanken, die zeigen, wie egoistisch er tickt. Kein Sympath, kein Mann, den man gerne kennenlernen möchte und ein echter Anti-Held!

Bei dieser Lektüre hat mir der angenehm zu lesende Schreibstil und der eingebaute Humor gefallen. Und obwohl ich Ben überhaupt nicht mochte, hat mich Lewinsky mit seiner Geschichte gefesselt.

Eine Geschichte über einen Anti-Helden, die von Flucht, Furcht und innerer Zerrissenheit erzählt!

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Veröffentlicht am 25.11.2024

Leider nicht so überzeugend wie andere Bände der Reihe!

Totholz
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Totholz von Andreas Föhr ist der 11. Band der Krimireihe um Wallner & Kreuthner und erscheint im Knaur Verlag.

PHM Leonhardt Kreuthner ist wütend, seine Schwarzbrennerei bekommt Konkurenz durch eine Frau, ...

Totholz von Andreas Föhr ist der 11. Band der Krimireihe um Wallner & Kreuthner und erscheint im Knaur Verlag.

PHM Leonhardt Kreuthner ist wütend, seine Schwarzbrennerei bekommt Konkurenz durch eine Frau, dadurch werden seine illegalen Einnahmen erheblich dezimiert und dann mischt man ihm heimlich auch noch Buttersäure in den Schnaps. Kreuthner sinnt auf Rache und beschießt gemeinsam mit Wallners 93-jährigem Großvater Manfred die fremde Destille mit einer antiken Kanone.

Durch eine Zeugenaussage der Schwarzbrennerin Pippa wird eine verscharrte Leiche im Wald entdeckt, doch von dem Toten kennt man weder Namen noch weiß man, ob er überhaupt bei einem Kapitaldelikt verstorben ist. Die Autopsie stellt einen Motoradunfall fest. Aber wer vergräbt denn einen verunfallten Motoradfahrer im Wald? Kommissar Clemens Wallner beginnt mit seinen Ermittlungen und kurz darauf ist Pippa verschwunden.

Im 11. Fall für die Ermittler Wallner & Kreuthner konnte mich die Erzählweise noch am meisten überzeugen, ansonsten ist das Buch für mich bisher der schwächste Band der Reihe.

Wallner widmet sich dem Leichenfund, während sich Kreuthner lieber mit illegalen Dingen beschäftigt. Diese Aktionen fand ich immer ganz originell und unterhaltsam, aber dieses Mal war mir sein Verhalten einfach zu übertrieben. Die Geschichte wurde mit der Zeit immer verworrener und driftete ins Chaotische ab. Bei Wallner gab es jede Menge Verdächtige, aber irgendwie keine brauchbare Spur.

Bisher mochte ich die Krimireihe sehr, weil mir die Figuren und die unterhaltsame Handlung gefallen und die Bücher sehr humorvoll geschrieben sind. Ich mag die Hauptfiguren Wallner, Kreuthner und den verschrobenen Manfred, aber in diesem Roman wurde es mir doch zu bunt. Da brennt der Kreuthner seinen Schnaps schwarz, das kann ich so noch hinnehmen. Aber was man keinem glaubhaften Polizeibeamten zutraut und was mich deshalb auch gestört hat, ist der Kanonen-Angriff auf Pippas Schwarzbrennerei. Insgesamt war mir die Fülle an Gesetzeswidrigkeiten wie Mord, Betrug, Erpressung und Entführung ein wenig too much und die Figuren waren irgendwie alle etwas durchgeknallt.

Die Story zog sich insgesamt ziemlich in die Länge und bei den Tatverdächtigen gibt es einfach zu viele Wendungen, die mir beim Mitraten den Spaß verdarben.

Dieser Band konnte mich leider nicht fesseln und ich habe an diesem Krimi auch sehr lange gelesen.

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