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Veröffentlicht am 22.12.2024

Ein lesenswerter und inspirierender Ratgeber!

Wie Arbeit glücklich macht
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Was macht uns wirklich zufrieden in unserem Job? Was können wir von einem gesunden Arbeitsumfeld erwarten? Was können wir tun, um unser Arbeitsleben selbst in die Hand zu nehmen? Und was tun, wenn die ...

Was macht uns wirklich zufrieden in unserem Job? Was können wir von einem gesunden Arbeitsumfeld erwarten? Was können wir tun, um unser Arbeitsleben selbst in die Hand zu nehmen? Und was tun, wenn die Arbeit zur dauerhaften Belastung wird? Diese zentralen Fragen greift Prof. Dr. Claas Lahmann in seinem neuen Ratgeber auf, der sich dem hochaktuellen und relevanten Thema der gesunden Arbeit widmet. Denn Arbeit prägt unser Leben wie kaum ein anderer Lebensbereich und wird auch immer anspruchsvoller. Gleichzeitig eröffnet der „War for Talents“ die Möglichkeit, eigene Ansprüche klarer und selbstbewusster zu formulieren. Aber sich durch die moderne Arbeitswelt zu navigieren ist alles andere als einfach. Mit "Wie Arbeit glücklich macht" liefert Prof. Dr. Lahmann einen ebenso fundierten wie inspirierenden Leitfaden für alle, die ihre Arbeitszufriedenheit steigern wollen oder über einen Jobwechsel nachdenken. Für mich war es das bisher gewinnbringendste und interessanteste Sachbuch des Lesejahres 2024!

"Wenn wir an den Montagen mit einem überwiegend guten Gefühl in die Arbeitswochen starten und uns an den Freitagen genauso aufs Wochenende freuen können, weil wir nicht zu viel Arbeit oder Sorgen vom Arbeitsplatz mit nach Hause nehmen, können wir uns ziemlich glücklich schätzen. Wenn wir an den meisten Tagen sehr gerne zur Arbeit gehen und dort ein Umfeld vorfinden, in dem wir uns überwiegend wohlfühlen, haben wir das, was sich die meisten Menschen wünschen: eine Arbeit, die an den meisten Tagen glücklich macht oder zumindest von einem gesunden Maß an Zufriedenheit getragen wird.”


Das Buch basiert auf einem klar strukturierten Ansatz: Love it, change it, or leave it. Auf 288 Seiten erklärt der Autor gegliedert in diese drei Hauptkapitel, was für ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld nötig ist ("Love it"), schildert Lösungsansätze für eine Verbesserung des Arbeitslebens ("Change it" und hilft einzuschätzen, wann es an der Zeit ist aus Selbstschutz den Job zu wechseln ("Leave it"). Die Inhalte sind dabei in übersichtliche Unterkapitel gegliedert und folgen einem klaren roten Faden ohne unnötige Redundanzen. Dadurch ist das Sachbuch sehr leserfreundlich und ermöglicht es, sich gezielt auf einzelne Abschnitte zu konzentrieren, die für einen persönlich besonders relevant sind, falls man nicht das ganze Buch lesen möchte. Durch die breite Aufstellung an Themen finden sich hilfreiche Inhalte für jeden Beruf und jede Lebenslage. Egal ob Berufseinsteiger, erfahrene Fachkraft oder Führungskraft - hier kann jeder etwas Lernen.

Für die nötige Tiefe sorgen außerdem regelmäßige Einschübe wie "Under the Surface", welche tiefere, unsichtbare psychologische Aspekte unseres Erlebens und Verhaltens in der Arbeitswelt aufschlüsseln, oder "Kleine Therapieeinheiten", die praktische Übungen und direkt anwendbare Tipps bieten. In Kombination mit Fallbeispielen aus der klinischen Praxis sowie dem Coaching-Alltag des Autors, wissenschaftlichen Erkenntnissen, Studienergebnissen und den gängigsten Erklärungsmodellen umfasst "Wie Arbeit glücklich macht" somit einen Rundgang durch alles Wissenswerte, was die moderne Arbeitspsychologie zu bieten hat. Trotz der inhaltlichen Fülle und Tiefe bleibt der Ratgeber durch flüssige, laienverständliche Sprache und einem nahbaren, einfühlsamen sowie lockeren Ton auch für interessierte Personen ohne wissenschaftliche oder psychologischen Vorkenntnisse angenehm lesbar. Die Balance zwischen fundierter Inhaltsvermittlung und einem ansprechenden, leserfreundlichen Stil - ein kritischer Kernaspekt, den ich oft bei anderen Ratgebern oder populärwissenschaftlichen Sachbüchern kritisiere -, gelingt Prof. Dr. Lahmann und seiner Co-Autorin Kerstin Kropac also sehr gut.

Ein besonderer Mehrwert hat auch der Service-Teil am Ende des Buches. Dieser umfasst unter anderem einen Fragebogen, der dabei hilft, die eigene berufliche Situation zu reflektieren und Entscheidungen über mögliche Veränderungen zu treffen. Auch ein ausführliches Quellenverzeichnis zum Nachlesen sowie Hinweise zur Suche nach Therapeuten und Coaches, falls über die Lektüre des Buches hinaus weitere Unterstützung benötigt wird, sind dem Buch hinten angefügt.

Statt also wie andere Ratgeber einfache und allgemeingültige Lösungen für komplexe Probleme zu versprechen, hilft das Buch dabei, aufzuklären, einzuordnen und anzuregen, sich einen ganz individuellen Weg zu erarbeiten. Es lädt dazu ein, sich aktiv mit der eigenen Arbeitssituation, aber auch den persönlichen Erwartungen und den eigenen Verhaltensmustern auseinanderzusetzen und die Gestaltung eines gesunden Arbeitsumfelds selbst in die Hand zu nehmen. Ich konnte für mich persönlich einiges aus dem Buch mitnehmen und bin mir beim Lesen bewusst geworden, was mir in früheren Arbeitskontexten gefehlt hat und nach welchen Kriterien ich in Zukunft Stellen für mich auswählen und gestalten möchte. Wer also das Buch als Neujahrsreflexion nutzen oder ein ein last-minute-Weihnachts-Geschenk für belastete Familienmitglieder sucht, wäre mit dem Buch bestens beraten. 😜

"Das Streben nach Glück - auch am Arbeitsplatz - sollten wir vor allem als Ideal verstehen. Und Ideale sind eher Leitlinien als konkret zu erreichende Ziele Sie sind nichts, was wir unbedingt erreichen müssen. Sie sollten lediglich unserer Orientierung dienen.”



Fazit


"Wie Arbeit glücklich macht" ist ein lesenswerter und inspirierender Ratgeber, der zeigt, dass Arbeitszufriedenheit kein Zufall, sondern das Ergebnis bewusster Entscheidungen und Handlungen ist. Mit fundiertem Wissen, praxisnahen Tipps und einfühlsamem Ton bietet das Buch eine wertvolle Unterstützung für alle, die sich in ihrer Arbeitswelt wohler fühlen oder neue Wege einschlagen möchten.

Veröffentlicht am 24.11.2024

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Rumo & Die Wunder im Dunkeln
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Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses ...

Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses Buch werden würde, hätte ich es schon viel früher zur Hand genommen. Dieses zweiteilige Riesenwerk nimmt uns mit auf eine epische Heldenreise voller Spannung, Humor und blutrünstiger Kämpfe, die spielend mit dem Kultklassiker "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" mithalten kann und damit zu meinen absoluten Favoriten von Walter Moers gehört.

Doch wie immer zuerst noch wenige Worte zur Gestaltung. Das Cover zeigt den jungen Wolpertinger Rumo, der den Kopf zwischen rot-schwarzen Vorhangfalten hindurchsteckt (eine Szene aus der Kindheit des späteren Helden). Damit erinnert es stark an Käpt´n Blaubär, dessen Cover in ähnlicher Form nur in blauer Ausgestaltung gehalten ist. Generell ist "Rumo" mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ein typisches Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Zu Hochleistungen aufgelaufen ist der Autor auch wieder mit seinen Illustrationen, die wie immer nicht nur klasse aussehen, sondern dabei helfen der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares wie das das hässlichste und verrückteste Getier von Untenwelt zum Leben zu erwecken! Zusätzlich hilft eine Karte von Untenwelt bei der Orientierung.

Erste Sätze: "Rumo konnte gut kämpfen. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem seine Geschichte beginnt, hatte er davon noch keine Ahnung und er wusste auch nicht, dass er ein Wolpertinger war und einmal der größte Held Zamoniens werden sollte."

Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Rumo, den wir auf seinem langen Weg vom unbedarften Welpen bis zum größten Helden Zamoniens begleiten dürfen. Mit dem Fokus auf dem Leben einer Figur, die uns mit auf eine Reise quer durch Zamonien nimmt, erinnert der grundsätzliche Aufbau an den Abenteuerroman "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär". Auch wenn es einige Parallelen gibt, hebt sich "Rumo" erzählerisch aber an vielen Stellen ab und geht seinen eigenen Weg. Anders als der eher episodisch erzählte Käpt’n Blaubär entfaltet sich in "Rumo" ein straffer Spannungsbogen, in dem zwar auch einige erzählerische Ausflüge stattfinden, die aber alle aufeinander aufbauen, sodass die Handlung eine kohärente Entwicklung durchläuft, die in einem spektakulären Showdown an mehreren Schauplätzen gipfelt. Außerdem liegt der Fokus hier anders als in den weit verstreuten Leben Blaubärs stark auf zwei Orten: der utopischen Stadt Wolperting und den höllischen Gefilden der Untenwelt. Dementsprechend ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln" auch in zwei große Abschnitte geteilt, die in Obenwelt und Untenwelt spielen.

"Dies war die Welt, wo sich Totes wieder in Lebendiges verwandelte, wo aus Leichnamen Maden und anderes Getier wurde, aus Kompost neues Wachstum, aus versunkenem Blut gefährliche Nurnen. Es war eine grausame, rücksichtlose Welt voller gieriger Geschöpfe und Geräusche."


Der Hauptunterschied zwischen den beiden Epen aus Moers´ Feder ist allerdings die Erzählatmosphäre. Wo Moers bisherige Werke humorvolle, oft verspielte Abenteuer boten, geht "Rumo & die Wunder im Dunkeln" einen Schritt weiter und wagt sich in brutalere, blutrünstigere Gefilde. Das hängt zum Einen mit der Neigung der Wolpertinger zum Kampf, zum Anderen mit dem grotesken Setting in Untenwelt zusammen, was zu langwierigen, brutalen Gefechten führt, die entfernt an Splatter-Literatur erinnern. Walter Moers wäre allerdings nicht Walter Moers, wenn er dieses Genre nicht gezielt für sich verwenden und mit einer Prise Parodie auf die Spitze treiben würde. Besonders die verdrehte Welt von Hel und ihre Bewohner werden mit bissigem Humor und satirischen Elementen inszeniert, bis man beinahe laut lachen muss (besonders die Dialoge zwischen Grimzold und Löwenzahn, sind urkomisch). Wie gewohnt brilliert Moers dabei mit seinem außergewöhnlichen Sprachwitz, seinen cleveren Wortspielen und unzähligen Anagrammen, die zum Entschlüsseln einladen. Trotz des großzügig spritzenden Blutes bewahrt sich das Buch aber durchgängig eine warmherzige, beinahe unschuldige Grundstimmung, welche zusätzlich zu dem düsteren Humor dafür sorgt, dass Rumos Geschichte sich zu keinem Zeitpunkt besonders grausam oder belastend liest.

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Die hängt vor allem mit der Hauptfigur Rumo zusammen der herrlich unbedarft von einem Abenteuer ins nächste stolpert und dessen naiver Optimismus und unerschütterlicher Mut ihn zu einem unwiderstehlichen Helden machen, den man einfach lieben muss. Auch wenn der niedliche Welpe bald zu einer muskulösen, gefährlichen Kampfmaschine heranwächst und er in vielen Situationen beweist, dass er ein ernstzunehmender Gegner ist, wirkt er durch seine planlose Art, immer der Nase nach dem silbernen Faden hinterher an allen Hindernissen vorbei in Richtung Liebe zu laufen, auch später ergreifend liebenswürdig. Er ist keine Figur großer Worte und generell herrlich unbescheiden. Er nimmt nur wenig aktiven Raum in der Geschichte ein und gerät eher aus versehen in die klassische Heldenrolle. Unterstützt von seinem Instinkt, seiner natürlichen Begabung im Kampf, einer Menge Glück und treuen Gefährten meistert er selbst die absurdesten Herausforderungen. Er stellt sich ohne mit der Wimper zu zucken einer ganzen Höhle voller Monster, aber der Mut verlässt ihn, sobald er ein Wort mit seiner Angebeteten wechseln soll. Wie soll man diese Figur nicht lieben?

"Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles - wirklich alles - zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen."

Unterstützt wird Rumo auf seinem Weg von einer ganzen Armee grandioser Nebenfiguren. Von der verschlagenen Haifischmade Smeik mit dem Talent für großartige Erzählungen, über die stets wagemutigen untoten Yetis, die utopisch organisierte Stadt voller gemütlicher aber gefährlicher Kämpfer, ein psychisch instabilen Blutschinken, die Unvorhandenen Winzlinge im Gehirn eines Eydeeten, einen verrückten, silbenverwechselnden König, bis hin zu General TickTack und seinen Kupfernen Kerlen – jede Figur ist einzigartig und spielt im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Zuerst hat mich überrascht, dass Walter Moers sich hier Zeit nimmt, die Lebensgeschichten der auftauchenden Nebenfiguren zu erzählen und ab und zu auch in ihre Perspektiven an andere Handlungsorte wechselt. Dadurch wird das Buch allerdings facettenreicher, es bauen sich mehrere Nebenhandlungen für den Showdown auf und die Geschichte erhält trotz der hohen Handlungsdichte keinen gehetzten Beigeschmack. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass diese zunächst scheinbar wahllosen Ausflüge alle wichtig sind für die spätere Handlung und sich am Ende alles zu einem abgedrehten, aber stimmigen Gesamtbild zusammensetzt.

"Drück uns die Daumen, Smeik." "Wünsch uns Glück!" "Mach ich." "Wie viele Daumen hast du, Smeik?" Er musste kurz nachzählen. "Vierzehn", sagte er. "Das sollte eigentlich reichen."

Besonders hervorzuheben ist neben Rumo auch Rala, die - wie mir zu diesem Zeitpunkt erst auffällt, bisher eine der wenigen weibliche Figur von Walter Moers ist (neben Prinzessin Insomnia), der weniger als ein paar Nebensätze gewidmet werden. Zwar sind beinahe alle Figuren in seinen Geschichten mehr oder weniger geschlechtslos charakterisiert, aber da ist definitiv noch dringender Ausbaubedarf Herr Moers!!! Doch zurück zum Thema: Walter Moers gelingt es im zweiten Teil der Handlung, Rala von dem reinen Objekt Rumos Begierde zu einer starken Heldin zu formen, mit der wir besonders während ihrer Episode in der Kupfernen Jungfrau mitfiebern. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Wolpertingern bildet dabei zwar den groben Rahmen und Rumos Hauptmotivation für die gesamte Handlung, bleibt allerdings nur minimal angeschnitten und tritt in diesem Epos über Krieg, Blut und Heldenmut hinter Freundschaft und Loyalität zurück.


"Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur - aber lest! Lest! Sonst seid ihr verloren!“

Zuletzt noch ein kurzer vergleichender und einordnender Blick auf die restlichen Zamonien-Romane. Aufgrund meiner achronologischen Lesestrategie (bis auf die Buchhaim-Romane habe ich Stand heute alle erschienenen Zamonien-Werke gelesen) kamen mir ehrlich gesagt manche der hier verbauten Ideen ein wenig bekannt vor. So musste ich beim kurzen Ausflug nach Nebelheim mit der Nebelqualle beispielsweise sofort an Eydernorn und die Wolke denken ("Die Insel der tausend Leuchttürme"). Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor gerne das immer wiederkehrende Motiv des spontanen Wissenszuwachs durch externe Quellen nutzt (infizierende Intelligenzbakterien, Reise durch das Gehirn eines Eydeeten, Bücherbaden im Bücherdrache etc.). Aber das tut der Gesamtoriginalität natürlich keinen Abbruch und da "Rumo" ein sehr frühes Werk ist, kann das der Geschichte definitiv nicht zur Last gelegt werden, weshalb ich bei 5 Sternen verbleibe.

"Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet.“
_


Fazit


"Rumo & die Wunder im Dunkeln" vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk, das zweifellos zu den besten des Autors zählt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2024

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Rumo & die Wunder im Dunkeln
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Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses ...

Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses Buch werden würde, hätte ich es schon viel früher zur Hand genommen. Dieses zweiteilige Riesenwerk nimmt uns mit auf eine epische Heldenreise voller Spannung, Humor und blutrünstiger Kämpfe, die spielend mit dem Kultklassiker "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" mithalten kann und damit zu meinen absoluten Favoriten von Walter Moers gehört.

Doch wie immer zuerst noch wenige Worte zur Gestaltung. Das Cover zeigt den jungen Wolpertinger Rumo, der den Kopf zwischen rot-schwarzen Vorhangfalten hindurchsteckt (eine Szene aus der Kindheit des späteren Helden). Damit erinnert es stark an Käpt´n Blaubär, dessen Cover in ähnlicher Form nur in blauer Ausgestaltung gehalten ist. Generell ist "Rumo" mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ein typisches Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Zu Hochleistungen aufgelaufen ist der Autor auch wieder mit seinen Illustrationen, die wie immer nicht nur klasse aussehen, sondern dabei helfen der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares wie das das hässlichste und verrückteste Getier von Untenwelt zum Leben zu erwecken! Zusätzlich hilft eine Karte von Untenwelt bei der Orientierung.

Erste Sätze: "Rumo konnte gut kämpfen. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem seine Geschichte beginnt, hatte er davon noch keine Ahnung und er wusste auch nicht, dass er ein Wolpertinger war und einmal der größte Held Zamoniens werden sollte."

Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Rumo, den wir auf seinem langen Weg vom unbedarften Welpen bis zum größten Helden Zamoniens begleiten dürfen. Mit dem Fokus auf dem Leben einer Figur, die uns mit auf eine Reise quer durch Zamonien nimmt, erinnert der grundsätzliche Aufbau an den Abenteuerroman "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär". Auch wenn es einige Parallelen gibt, hebt sich "Rumo" erzählerisch aber an vielen Stellen ab und geht seinen eigenen Weg. Anders als der eher episodisch erzählte Käpt’n Blaubär entfaltet sich in "Rumo" ein straffer Spannungsbogen, in dem zwar auch einige erzählerische Ausflüge stattfinden, die aber alle aufeinander aufbauen, sodass die Handlung eine kohärente Entwicklung durchläuft, die in einem spektakulären Showdown an mehreren Schauplätzen gipfelt. Außerdem liegt der Fokus hier anders als in den weit verstreuten Leben Blaubärs stark auf zwei Orten: der utopischen Stadt Wolperting und den höllischen Gefilden der Untenwelt. Dementsprechend ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln" auch in zwei große Abschnitte geteilt, die in Obenwelt und Untenwelt spielen.

"Dies war die Welt, wo sich Totes wieder in Lebendiges verwandelte, wo aus Leichnamen Maden und anderes Getier wurde, aus Kompost neues Wachstum, aus versunkenem Blut gefährliche Nurnen. Es war eine grausame, rücksichtlose Welt voller gieriger Geschöpfe und Geräusche."


Der Hauptunterschied zwischen den beiden Epen aus Moers´ Feder ist allerdings die Erzählatmosphäre. Wo Moers bisherige Werke humorvolle, oft verspielte Abenteuer boten, geht "Rumo & die Wunder im Dunkeln" einen Schritt weiter und wagt sich in brutalere, blutrünstigere Gefilde. Das hängt zum Einen mit der Neigung der Wolpertinger zum Kampf, zum Anderen mit dem grotesken Setting in Untenwelt zusammen, was zu langwierigen, brutalen Gefechten führt, die entfernt an Splatter-Literatur erinnern. Walter Moers wäre allerdings nicht Walter Moers, wenn er dieses Genre nicht gezielt für sich verwenden und mit einer Prise Parodie auf die Spitze treiben würde. Besonders die verdrehte Welt von Hel und ihre Bewohner werden mit bissigem Humor und satirischen Elementen inszeniert, bis man beinahe laut lachen muss (besonders die Dialoge zwischen Grimzold und Löwenzahn, sind urkomisch). Wie gewohnt brilliert Moers dabei mit seinem außergewöhnlichen Sprachwitz, seinen cleveren Wortspielen und unzähligen Anagrammen, die zum Entschlüsseln einladen. Trotz des großzügig spritzenden Blutes bewahrt sich das Buch aber durchgängig eine warmherzige, beinahe unschuldige Grundstimmung, welche zusätzlich zu dem düsteren Humor dafür sorgt, dass Rumos Geschichte sich zu keinem Zeitpunkt besonders grausam oder belastend liest.

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Die hängt vor allem mit der Hauptfigur Rumo zusammen der herrlich unbedarft von einem Abenteuer ins nächste stolpert und dessen naiver Optimismus und unerschütterlicher Mut ihn zu einem unwiderstehlichen Helden machen, den man einfach lieben muss. Auch wenn der niedliche Welpe bald zu einer muskulösen, gefährlichen Kampfmaschine heranwächst und er in vielen Situationen beweist, dass er ein ernstzunehmender Gegner ist, wirkt er durch seine planlose Art, immer der Nase nach dem silbernen Faden hinterher an allen Hindernissen vorbei in Richtung Liebe zu laufen, auch später ergreifend liebenswürdig. Er ist keine Figur großer Worte und generell herrlich unbescheiden. Er nimmt nur wenig aktiven Raum in der Geschichte ein und gerät eher aus versehen in die klassische Heldenrolle. Unterstützt von seinem Instinkt, seiner natürlichen Begabung im Kampf, einer Menge Glück und treuen Gefährten meistert er selbst die absurdesten Herausforderungen. Er stellt sich ohne mit der Wimper zu zucken einer ganzen Höhle voller Monster, aber der Mut verlässt ihn, sobald er ein Wort mit seiner Angebeteten wechseln soll. Wie soll man diese Figur nicht lieben?

"Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles - wirklich alles - zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen."

Unterstützt wird Rumo auf seinem Weg von einer ganzen Armee grandioser Nebenfiguren. Von der verschlagenen Haifischmade Smeik mit dem Talent für großartige Erzählungen, über die stets wagemutigen untoten Yetis, die utopisch organisierte Stadt voller gemütlicher aber gefährlicher Kämpfer, ein psychisch instabilen Blutschinken, die Unvorhandenen Winzlinge im Gehirn eines Eydeeten, einen verrückten, silbenverwechselnden König, bis hin zu General TickTack und seinen Kupfernen Kerlen – jede Figur ist einzigartig und spielt im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Zuerst hat mich überrascht, dass Walter Moers sich hier Zeit nimmt, die Lebensgeschichten der auftauchenden Nebenfiguren zu erzählen und ab und zu auch in ihre Perspektiven an andere Handlungsorte wechselt. Dadurch wird das Buch allerdings facettenreicher, es bauen sich mehrere Nebenhandlungen für den Showdown auf und die Geschichte erhält trotz der hohen Handlungsdichte keinen gehetzten Beigeschmack. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass diese zunächst scheinbar wahllosen Ausflüge alle wichtig sind für die spätere Handlung und sich am Ende alles zu einem abgedrehten, aber stimmigen Gesamtbild zusammensetzt.

"Drück uns die Daumen, Smeik." "Wünsch uns Glück!" "Mach ich." "Wie viele Daumen hast du, Smeik?" Er musste kurz nachzählen. "Vierzehn", sagte er. "Das sollte eigentlich reichen."

Besonders hervorzuheben ist neben Rumo auch Rala, die - wie mir zu diesem Zeitpunkt erst auffällt, bisher eine der wenigen weibliche Figur von Walter Moers ist (neben Prinzessin Insomnia), der weniger als ein paar Nebensätze gewidmet werden. Zwar sind beinahe alle Figuren in seinen Geschichten mehr oder weniger geschlechtslos charakterisiert, aber da ist definitiv noch dringender Ausbaubedarf Herr Moers!!! Doch zurück zum Thema: Walter Moers gelingt es im zweiten Teil der Handlung, Rala von dem reinen Objekt Rumos Begierde zu einer starken Heldin zu formen, mit der wir besonders während ihrer Episode in der Kupfernen Jungfrau mitfiebern. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Wolpertingern bildet dabei zwar den groben Rahmen und Rumos Hauptmotivation für die gesamte Handlung, bleibt allerdings nur minimal angeschnitten und tritt in diesem Epos über Krieg, Blut und Heldenmut hinter Freundschaft und Loyalität zurück.


"Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur - aber lest! Lest! Sonst seid ihr verloren!“

Zuletzt noch ein kurzer vergleichender und einordnender Blick auf die restlichen Zamonien-Romane. Aufgrund meiner achronologischen Lesestrategie (bis auf die Buchhaim-Romane habe ich Stand heute alle erschienenen Zamonien-Werke gelesen) kamen mir ehrlich gesagt manche der hier verbauten Ideen ein wenig bekannt vor. So musste ich beim kurzen Ausflug nach Nebelheim mit der Nebelqualle beispielsweise sofort an Eydernorn und die Wolke denken ("Die Insel der tausend Leuchttürme"). Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor gerne das immer wiederkehrende Motiv des spontanen Wissenszuwachs durch externe Quellen nutzt (infizierende Intelligenzbakterien, Reise durch das Gehirn eines Eydeeten, Bücherbaden im Bücherdrache etc.). Aber das tut der Gesamtoriginalität natürlich keinen Abbruch und da "Rumo" ein sehr frühes Werk ist, kann das der Geschichte definitiv nicht zur Last gelegt werden, weshalb ich bei 5 Sternen verbleibe.

"Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet.“
_


Fazit


"Rumo & die Wunder im Dunkeln" vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk, das zweifellos zu den besten des Autors zählt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2024

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Rumo & die Wunder im Dunkeln
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Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses ...

Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses Buch werden würde, hätte ich es schon viel früher zur Hand genommen. Dieses zweiteilige Riesenwerk nimmt uns mit auf eine epische Heldenreise voller Spannung, Humor und blutrünstiger Kämpfe, die spielend mit dem Kultklassiker "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" mithalten kann und damit zu meinen absoluten Favoriten von Walter Moers gehört.

Doch wie immer zuerst noch wenige Worte zur Gestaltung. Das Cover zeigt den jungen Wolpertinger Rumo, der den Kopf zwischen rot-schwarzen Vorhangfalten hindurchsteckt (eine Szene aus der Kindheit des späteren Helden). Damit erinnert es stark an Käpt´n Blaubär, dessen Cover in ähnlicher Form nur in blauer Ausgestaltung gehalten ist. Generell ist "Rumo" mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ein typisches Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Zu Hochleistungen aufgelaufen ist der Autor auch wieder mit seinen Illustrationen, die wie immer nicht nur klasse aussehen, sondern dabei helfen der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares wie das das hässlichste und verrückteste Getier von Untenwelt zum Leben zu erwecken! Zusätzlich hilft eine Karte von Untenwelt bei der Orientierung.

Erste Sätze: "Rumo konnte gut kämpfen. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem seine Geschichte beginnt, hatte er davon noch keine Ahnung und er wusste auch nicht, dass er ein Wolpertinger war und einmal der größte Held Zamoniens werden sollte."

Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Rumo, den wir auf seinem langen Weg vom unbedarften Welpen bis zum größten Helden Zamoniens begleiten dürfen. Mit dem Fokus auf dem Leben einer Figur, die uns mit auf eine Reise quer durch Zamonien nimmt, erinnert der grundsätzliche Aufbau an den Abenteuerroman "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär". Auch wenn es einige Parallelen gibt, hebt sich "Rumo" erzählerisch aber an vielen Stellen ab und geht seinen eigenen Weg. Anders als der eher episodisch erzählte Käpt’n Blaubär entfaltet sich in "Rumo" ein straffer Spannungsbogen, in dem zwar auch einige erzählerische Ausflüge stattfinden, die aber alle aufeinander aufbauen, sodass die Handlung eine kohärente Entwicklung durchläuft, die in einem spektakulären Showdown an mehreren Schauplätzen gipfelt. Außerdem liegt der Fokus hier anders als in den weit verstreuten Leben Blaubärs stark auf zwei Orten: der utopischen Stadt Wolperting und den höllischen Gefilden der Untenwelt. Dementsprechend ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln" auch in zwei große Abschnitte geteilt, die in Obenwelt und Untenwelt spielen.

"Dies war die Welt, wo sich Totes wieder in Lebendiges verwandelte, wo aus Leichnamen Maden und anderes Getier wurde, aus Kompost neues Wachstum, aus versunkenem Blut gefährliche Nurnen. Es war eine grausame, rücksichtlose Welt voller gieriger Geschöpfe und Geräusche."


Der Hauptunterschied zwischen den beiden Epen aus Moers´ Feder ist allerdings die Erzählatmosphäre. Wo Moers bisherige Werke humorvolle, oft verspielte Abenteuer boten, geht "Rumo & die Wunder im Dunkeln" einen Schritt weiter und wagt sich in brutalere, blutrünstigere Gefilde. Das hängt zum Einen mit der Neigung der Wolpertinger zum Kampf, zum Anderen mit dem grotesken Setting in Untenwelt zusammen, was zu langwierigen, brutalen Gefechten führt, die entfernt an Splatter-Literatur erinnern. Walter Moers wäre allerdings nicht Walter Moers, wenn er dieses Genre nicht gezielt für sich verwenden und mit einer Prise Parodie auf die Spitze treiben würde. Besonders die verdrehte Welt von Hel und ihre Bewohner werden mit bissigem Humor und satirischen Elementen inszeniert, bis man beinahe laut lachen muss (besonders die Dialoge zwischen Grimzold und Löwenzahn, sind urkomisch). Wie gewohnt brilliert Moers dabei mit seinem außergewöhnlichen Sprachwitz, seinen cleveren Wortspielen und unzähligen Anagrammen, die zum Entschlüsseln einladen. Trotz des großzügig spritzenden Blutes bewahrt sich das Buch aber durchgängig eine warmherzige, beinahe unschuldige Grundstimmung, welche zusätzlich zu dem düsteren Humor dafür sorgt, dass Rumos Geschichte sich zu keinem Zeitpunkt besonders grausam oder belastend liest.

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Die hängt vor allem mit der Hauptfigur Rumo zusammen der herrlich unbedarft von einem Abenteuer ins nächste stolpert und dessen naiver Optimismus und unerschütterlicher Mut ihn zu einem unwiderstehlichen Helden machen, den man einfach lieben muss. Auch wenn der niedliche Welpe bald zu einer muskulösen, gefährlichen Kampfmaschine heranwächst und er in vielen Situationen beweist, dass er ein ernstzunehmender Gegner ist, wirkt er durch seine planlose Art, immer der Nase nach dem silbernen Faden hinterher an allen Hindernissen vorbei in Richtung Liebe zu laufen, auch später ergreifend liebenswürdig. Er ist keine Figur großer Worte und generell herrlich unbescheiden. Er nimmt nur wenig aktiven Raum in der Geschichte ein und gerät eher aus versehen in die klassische Heldenrolle. Unterstützt von seinem Instinkt, seiner natürlichen Begabung im Kampf, einer Menge Glück und treuen Gefährten meistert er selbst die absurdesten Herausforderungen. Er stellt sich ohne mit der Wimper zu zucken einer ganzen Höhle voller Monster, aber der Mut verlässt ihn, sobald er ein Wort mit seiner Angebeteten wechseln soll. Wie soll man diese Figur nicht lieben?

"Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles - wirklich alles - zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen."

Unterstützt wird Rumo auf seinem Weg von einer ganzen Armee grandioser Nebenfiguren. Von der verschlagenen Haifischmade Smeik mit dem Talent für großartige Erzählungen, über die stets wagemutigen untoten Yetis, die utopisch organisierte Stadt voller gemütlicher aber gefährlicher Kämpfer, ein psychisch instabilen Blutschinken, die Unvorhandenen Winzlinge im Gehirn eines Eydeeten, einen verrückten, silbenverwechselnden König, bis hin zu General TickTack und seinen Kupfernen Kerlen – jede Figur ist einzigartig und spielt im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Zuerst hat mich überrascht, dass Walter Moers sich hier Zeit nimmt, die Lebensgeschichten der auftauchenden Nebenfiguren zu erzählen und ab und zu auch in ihre Perspektiven an andere Handlungsorte wechselt. Dadurch wird das Buch allerdings facettenreicher, es bauen sich mehrere Nebenhandlungen für den Showdown auf und die Geschichte erhält trotz der hohen Handlungsdichte keinen gehetzten Beigeschmack. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass diese zunächst scheinbar wahllosen Ausflüge alle wichtig sind für die spätere Handlung und sich am Ende alles zu einem abgedrehten, aber stimmigen Gesamtbild zusammensetzt.

"Drück uns die Daumen, Smeik." "Wünsch uns Glück!" "Mach ich." "Wie viele Daumen hast du, Smeik?" Er musste kurz nachzählen. "Vierzehn", sagte er. "Das sollte eigentlich reichen."

Besonders hervorzuheben ist neben Rumo auch Rala, die - wie mir zu diesem Zeitpunkt erst auffällt, bisher eine der wenigen weibliche Figur von Walter Moers ist (neben Prinzessin Insomnia), der weniger als ein paar Nebensätze gewidmet werden. Zwar sind beinahe alle Figuren in seinen Geschichten mehr oder weniger geschlechtslos charakterisiert, aber da ist definitiv noch dringender Ausbaubedarf Herr Moers!!! Doch zurück zum Thema: Walter Moers gelingt es im zweiten Teil der Handlung, Rala von dem reinen Objekt Rumos Begierde zu einer starken Heldin zu formen, mit der wir besonders während ihrer Episode in der Kupfernen Jungfrau mitfiebern. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Wolpertingern bildet dabei zwar den groben Rahmen und Rumos Hauptmotivation für die gesamte Handlung, bleibt allerdings nur minimal angeschnitten und tritt in diesem Epos über Krieg, Blut und Heldenmut hinter Freundschaft und Loyalität zurück.


"Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur - aber lest! Lest! Sonst seid ihr verloren!“

Zuletzt noch ein kurzer vergleichender und einordnender Blick auf die restlichen Zamonien-Romane. Aufgrund meiner achronologischen Lesestrategie (bis auf die Buchhaim-Romane habe ich Stand heute alle erschienenen Zamonien-Werke gelesen) kamen mir ehrlich gesagt manche der hier verbauten Ideen ein wenig bekannt vor. So musste ich beim kurzen Ausflug nach Nebelheim mit der Nebelqualle beispielsweise sofort an Eydernorn und die Wolke denken ("Die Insel der tausend Leuchttürme"). Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor gerne das immer wiederkehrende Motiv des spontanen Wissenszuwachs durch externe Quellen nutzt (infizierende Intelligenzbakterien, Reise durch das Gehirn eines Eydeeten, Bücherbaden im Bücherdrache etc.). Aber das tut der Gesamtoriginalität natürlich keinen Abbruch und da "Rumo" ein sehr frühes Werk ist, kann das der Geschichte definitiv nicht zur Last gelegt werden, weshalb ich bei 5 Sternen verbleibe.

"Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet.“
_


Fazit


"Rumo & die Wunder im Dunkeln" vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk, das zweifellos zu den besten des Autors zählt.

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Veröffentlicht am 24.11.2024

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Rumo & die Wunder im Dunkeln
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Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses ...

Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses Buch werden würde, hätte ich es schon viel früher zur Hand genommen. Dieses zweiteilige Riesenwerk nimmt uns mit auf eine epische Heldenreise voller Spannung, Humor und blutrünstiger Kämpfe, die spielend mit dem Kultklassiker "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" mithalten kann und damit zu meinen absoluten Favoriten von Walter Moers gehört.

Doch wie immer zuerst noch wenige Worte zur Gestaltung. Das Cover zeigt den jungen Wolpertinger Rumo, der den Kopf zwischen rot-schwarzen Vorhangfalten hindurchsteckt (eine Szene aus der Kindheit des späteren Helden). Damit erinnert es stark an Käpt´n Blaubär, dessen Cover in ähnlicher Form nur in blauer Ausgestaltung gehalten ist. Generell ist "Rumo" mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ein typisches Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Zu Hochleistungen aufgelaufen ist der Autor auch wieder mit seinen Illustrationen, die wie immer nicht nur klasse aussehen, sondern dabei helfen der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares wie das das hässlichste und verrückteste Getier von Untenwelt zum Leben zu erwecken! Zusätzlich hilft eine Karte von Untenwelt bei der Orientierung.

Erste Sätze: "Rumo konnte gut kämpfen. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem seine Geschichte beginnt, hatte er davon noch keine Ahnung und er wusste auch nicht, dass er ein Wolpertinger war und einmal der größte Held Zamoniens werden sollte."

Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Rumo, den wir auf seinem langen Weg vom unbedarften Welpen bis zum größten Helden Zamoniens begleiten dürfen. Mit dem Fokus auf dem Leben einer Figur, die uns mit auf eine Reise quer durch Zamonien nimmt, erinnert der grundsätzliche Aufbau an den Abenteuerroman "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär". Auch wenn es einige Parallelen gibt, hebt sich "Rumo" erzählerisch aber an vielen Stellen ab und geht seinen eigenen Weg. Anders als der eher episodisch erzählte Käpt’n Blaubär entfaltet sich in "Rumo" ein straffer Spannungsbogen, in dem zwar auch einige erzählerische Ausflüge stattfinden, die aber alle aufeinander aufbauen, sodass die Handlung eine kohärente Entwicklung durchläuft, die in einem spektakulären Showdown an mehreren Schauplätzen gipfelt. Außerdem liegt der Fokus hier anders als in den weit verstreuten Leben Blaubärs stark auf zwei Orten: der utopischen Stadt Wolperting und den höllischen Gefilden der Untenwelt. Dementsprechend ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln" auch in zwei große Abschnitte geteilt, die in Obenwelt und Untenwelt spielen.

"Dies war die Welt, wo sich Totes wieder in Lebendiges verwandelte, wo aus Leichnamen Maden und anderes Getier wurde, aus Kompost neues Wachstum, aus versunkenem Blut gefährliche Nurnen. Es war eine grausame, rücksichtlose Welt voller gieriger Geschöpfe und Geräusche."


Der Hauptunterschied zwischen den beiden Epen aus Moers´ Feder ist allerdings die Erzählatmosphäre. Wo Moers bisherige Werke humorvolle, oft verspielte Abenteuer boten, geht "Rumo & die Wunder im Dunkeln" einen Schritt weiter und wagt sich in brutalere, blutrünstigere Gefilde. Das hängt zum Einen mit der Neigung der Wolpertinger zum Kampf, zum Anderen mit dem grotesken Setting in Untenwelt zusammen, was zu langwierigen, brutalen Gefechten führt, die entfernt an Splatter-Literatur erinnern. Walter Moers wäre allerdings nicht Walter Moers, wenn er dieses Genre nicht gezielt für sich verwenden und mit einer Prise Parodie auf die Spitze treiben würde. Besonders die verdrehte Welt von Hel und ihre Bewohner werden mit bissigem Humor und satirischen Elementen inszeniert, bis man beinahe laut lachen muss (besonders die Dialoge zwischen Grimzold und Löwenzahn, sind urkomisch). Wie gewohnt brilliert Moers dabei mit seinem außergewöhnlichen Sprachwitz, seinen cleveren Wortspielen und unzähligen Anagrammen, die zum Entschlüsseln einladen. Trotz des großzügig spritzenden Blutes bewahrt sich das Buch aber durchgängig eine warmherzige, beinahe unschuldige Grundstimmung, welche zusätzlich zu dem düsteren Humor dafür sorgt, dass Rumos Geschichte sich zu keinem Zeitpunkt besonders grausam oder belastend liest.

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Die hängt vor allem mit der Hauptfigur Rumo zusammen der herrlich unbedarft von einem Abenteuer ins nächste stolpert und dessen naiver Optimismus und unerschütterlicher Mut ihn zu einem unwiderstehlichen Helden machen, den man einfach lieben muss. Auch wenn der niedliche Welpe bald zu einer muskulösen, gefährlichen Kampfmaschine heranwächst und er in vielen Situationen beweist, dass er ein ernstzunehmender Gegner ist, wirkt er durch seine planlose Art, immer der Nase nach dem silbernen Faden hinterher an allen Hindernissen vorbei in Richtung Liebe zu laufen, auch später ergreifend liebenswürdig. Er ist keine Figur großer Worte und generell herrlich unbescheiden. Er nimmt nur wenig aktiven Raum in der Geschichte ein und gerät eher aus versehen in die klassische Heldenrolle. Unterstützt von seinem Instinkt, seiner natürlichen Begabung im Kampf, einer Menge Glück und treuen Gefährten meistert er selbst die absurdesten Herausforderungen. Er stellt sich ohne mit der Wimper zu zucken einer ganzen Höhle voller Monster, aber der Mut verlässt ihn, sobald er ein Wort mit seiner Angebeteten wechseln soll. Wie soll man diese Figur nicht lieben?

"Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles - wirklich alles - zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen."

Unterstützt wird Rumo auf seinem Weg von einer ganzen Armee grandioser Nebenfiguren. Von der verschlagenen Haifischmade Smeik mit dem Talent für großartige Erzählungen, über die stets wagemutigen untoten Yetis, die utopisch organisierte Stadt voller gemütlicher aber gefährlicher Kämpfer, ein psychisch instabilen Blutschinken, die Unvorhandenen Winzlinge im Gehirn eines Eydeeten, einen verrückten, silbenverwechselnden König, bis hin zu General TickTack und seinen Kupfernen Kerlen – jede Figur ist einzigartig und spielt im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Zuerst hat mich überrascht, dass Walter Moers sich hier Zeit nimmt, die Lebensgeschichten der auftauchenden Nebenfiguren zu erzählen und ab und zu auch in ihre Perspektiven an andere Handlungsorte wechselt. Dadurch wird das Buch allerdings facettenreicher, es bauen sich mehrere Nebenhandlungen für den Showdown auf und die Geschichte erhält trotz der hohen Handlungsdichte keinen gehetzten Beigeschmack. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass diese zunächst scheinbar wahllosen Ausflüge alle wichtig sind für die spätere Handlung und sich am Ende alles zu einem abgedrehten, aber stimmigen Gesamtbild zusammensetzt.

"Drück uns die Daumen, Smeik." "Wünsch uns Glück!" "Mach ich." "Wie viele Daumen hast du, Smeik?" Er musste kurz nachzählen. "Vierzehn", sagte er. "Das sollte eigentlich reichen."

Besonders hervorzuheben ist neben Rumo auch Rala, die - wie mir zu diesem Zeitpunkt erst auffällt, bisher eine der wenigen weibliche Figur von Walter Moers ist (neben Prinzessin Insomnia), der weniger als ein paar Nebensätze gewidmet werden. Zwar sind beinahe alle Figuren in seinen Geschichten mehr oder weniger geschlechtslos charakterisiert, aber da ist definitiv noch dringender Ausbaubedarf Herr Moers!!! Doch zurück zum Thema: Walter Moers gelingt es im zweiten Teil der Handlung, Rala von dem reinen Objekt Rumos Begierde zu einer starken Heldin zu formen, mit der wir besonders während ihrer Episode in der Kupfernen Jungfrau mitfiebern. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Wolpertingern bildet dabei zwar den groben Rahmen und Rumos Hauptmotivation für die gesamte Handlung, bleibt allerdings nur minimal angeschnitten und tritt in diesem Epos über Krieg, Blut und Heldenmut hinter Freundschaft und Loyalität zurück.


"Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur - aber lest! Lest! Sonst seid ihr verloren!“

Zuletzt noch ein kurzer vergleichender und einordnender Blick auf die restlichen Zamonien-Romane. Aufgrund meiner achronologischen Lesestrategie (bis auf die Buchhaim-Romane habe ich Stand heute alle erschienenen Zamonien-Werke gelesen) kamen mir ehrlich gesagt manche der hier verbauten Ideen ein wenig bekannt vor. So musste ich beim kurzen Ausflug nach Nebelheim mit der Nebelqualle beispielsweise sofort an Eydernorn und die Wolke denken ("Die Insel der tausend Leuchttürme"). Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor gerne das immer wiederkehrende Motiv des spontanen Wissenszuwachs durch externe Quellen nutzt (infizierende Intelligenzbakterien, Reise durch das Gehirn eines Eydeeten, Bücherbaden im Bücherdrache etc.). Aber das tut der Gesamtoriginalität natürlich keinen Abbruch und da "Rumo" ein sehr frühes Werk ist, kann das der Geschichte definitiv nicht zur Last gelegt werden, weshalb ich bei 5 Sternen verbleibe.

"Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet.“
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Fazit


"Rumo & die Wunder im Dunkeln" vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk, das zweifellos zu den besten des Autors zählt.

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