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Veröffentlicht am 02.01.2025

Wenn sich das Paradies als Albtraum entpuppt

One Perfect Couple
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Lyla Santiago ist eher introvertiert und bodenständig. Normalerweise würde die 32-jährige Wissenschaftlerin TV-Formate meiden, doch ihr Freund Nicholas Rice (28), genannt Nico, braucht dringend Publicity. ...

Lyla Santiago ist eher introvertiert und bodenständig. Normalerweise würde die 32-jährige Wissenschaftlerin TV-Formate meiden, doch ihr Freund Nicholas Rice (28), genannt Nico, braucht dringend Publicity. Die Karriere des Schauspielers kommt nicht in Gang. Und weil es gerade auch bei der Virologin beruflich nicht läuft, lässt sie sich dazu überreden, bei einer Streamingshow mit einem Wettstreit für Pärchen mitzumachen. „One Perfect Couple“ soll auf einer abgelegenen Insel Indonesiens mit traumhaften Stränden gedreht werden. Das klingt nicht nur so, als wäre es zu schön, um wahr zu sein. Denn das vermeintliche Paradies verwandelt sich schnell zum Alptraum…

„One Perfect Couple“ ist ein Thriller von Ruth Ware.

Ein Prolog und drei Teile mit insgesamt 38 Kapiteln: Der Aufbau des Thrillers erschließt sich schnell und ist durchdacht. Die Handlung spielt in einem Zeitraum von mehreren Wochen in London und in Indonesien.

Die Sprache ist unauffällig, aber angemessen. Lebensnahe Dialoge und anschauliche Beschreibungen wechseln sich ab. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lyla. Außerdem sind im ersten Teil Funksprüche und im zweiten und dritten Teil Tagebucheinträge eingefügt.

Lyla ist eine interessante, sympathische Protagonistin. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen. Manche der anderen Figuren, beispielsweise Nico, sind jedoch etwas schablonenhaft geraten.

Die Reality-Show steht im Vordergrund der Geschichte. Inhaltlich dreht sich viel um die Film- und Fernsehbranche, Castingformate und Reality-TV, aber auch um Influencer, Models und It-Girls. Ob die Autorin dabei ein authentisches Bild zeichnet oder einiges übertrieben hat, kann ich nicht beurteilen. Die Schilderungen zum Wissenschaftsbetrieb und die Forschungsarbeit der Protagonistin erwecken allerdings den Eindruck einer gründlichen und intensiven Recherche. Diese Aspekte machen die Geschichte besonders interessant.

Die Handlung nimmt nur langsam Fahrt auf. Mit Ausnahme des Prologs und der Funksprüche ist der erste Teil recht langatmig und spannungsarm. Der zweite und dritte Teil dagegen sind fesselnd. Die Auflösung empfinde ich als stimmig, die Zusammenhänge als logisch und nachvollziehbar. Ich hatte allerdings auf ein wenig mehr Raffinesse gehofft.

Das hübsche, genreuntypische Cover wirkt zwar nicht bedrohlich, gefällt mir aber dennoch. Der deutsche Titel ist wortgetreu dem englischsprachigen Original („One Perfect Couple“) entnommen und passt gut.

Mein Fazit:
Mit „One Perfect Couple“ hat Ruth Ware einen soliden, unterhaltsamen Thriller geschrieben.

Veröffentlicht am 23.12.2024

Viel Chaos unter einem Dach

Zwischen Ende und Anfang
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Autorin Lila Kennedy (42) steckt in einer Lebenskrise. Ihr Mann Dan hat sie für eine Jüngere verlassen und erwartet mit seiner Geliebten Marja ein Kind. Sie und ihre Töchter Celie (16) und Violet (8) sind ...

Autorin Lila Kennedy (42) steckt in einer Lebenskrise. Ihr Mann Dan hat sie für eine Jüngere verlassen und erwartet mit seiner Geliebten Marja ein Kind. Sie und ihre Töchter Celie (16) und Violet (8) sind fassungslos. Ihre Mutter Francesca ist zudem bei einem Unfall tödlich verletzt worden. Inmitten ihrer Trauer und ihrer Wut über diese Dinge hat es Lila mit einer schweren Schreibblockade und Geldsorgen zu tun. Unerwartet taucht in dem ganzen Chaos ihr leiblicher Vater Gene (75) auf, ein arbeitsloser Schauspieler, der dem Alkohol gerne zuspricht und sich bei ihr zu Hause einquartieren will. Und dann sind da auch noch zwei Männer…

„Zwischen Ende und Anfang“ ist ein Roman von Jojo Moyes.

Der Aufbau des Romans ist konventionell, aber durchdacht: An 41 Kapitel schließt sich ein Epilog an. Die Handlung spielt in Nordlondon über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Erzählt wird im Präsens überwiegend aus der Perspektive von Lila.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig, aber angenehm. Der anschauliche und mit ausreichend Details versehene Schreibstil hat mir gefallen. Viele Dialoge, die mit einer Menge Humor glänzen, machen den Text lebhaft.

Das Personal des Romans ist erstaunlich umfangreich. Dennoch fällt es nicht schwer, den Überblick zu behalten. Lila ist keine typische Sympathieträgerin und erscheint mit ihren Schwächen und Fehlern sehr realitätsnah. Ein Pluspunkt ist, dass sowohl sie als auch weitere Charaktere eine Entwicklung durchmachen. Nur einige Nebenfiguren werden etwas stereotyp dargestellt.

Auf der inhaltlichen Ebene stehen vor allem zwei Themen im Vordergrund: Liebesbeziehungen und Familiendynamiken. Eine Frage schwebt außerdem immer wieder über der Geschichte: Welche Fehltritte kann man verzeihen?

Auf den mehr als 500 Seiten ist die Geschichte unterhaltsam und amüsant. Emotional konnte sie mich mehrfach erreichen. Die Handlung ist durchweg stimmig, allerdings bis auf ein oder zwei überraschende Momente stark vorhersehbar.

Das reduziert gestaltete Cover mit dem passenden Buchschnitt der gebundenen Ausgabe gefällt mir gut. Der deutsche Titel weicht zwar erheblich vom Original („We all live here“) ab, passt aber ebenfalls.

Mein Fazit:
„Zwischen Ende und Anfang“ von Jojo Moyes ist ein humorvoller und bewegender Roman, der für schöne Lesestunden sorgt. Zwar fehlt der Geschichte das besondere Etwas, um ein Lesehighlight zu sein. Trotzdem empfehle ich sie gerne weiter.

Veröffentlicht am 06.12.2024

Wenn sich die Vergangenheit in die Gegenwart drängt

Neun Tage Wunder
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In Glückstadt hat sich Anwältin Annika Rabenstein, genannt Anni, in einem zufriedenen Leben eingerichtet. Sie wohnt zusammen mit Autor Benjamin Behrens, genannt Ben, und dessen neunjähriger Tochter Lena. ...

In Glückstadt hat sich Anwältin Annika Rabenstein, genannt Anni, in einem zufriedenen Leben eingerichtet. Sie wohnt zusammen mit Autor Benjamin Behrens, genannt Ben, und dessen neunjähriger Tochter Lena. Nun holt sie ihre Vergangenheit plötzlich ein. Ein Plakat katapultiert sie zurück zu den neun Tagen, die sie mit Lukas Jakob verbracht hat. Aber bevor ihre Liebe damals so richtig beginnen konnte, hat Anni sie verraten…

„Neun Tage Wunder“ ist ein Liebesroman von Kristina Moninger.

Der Roman besteht aus 34 kurzen Kapiteln. Sie werden von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive von Anni und der von Ben. Dabei gibt es einen Vergangenheits- und einen Gegenwartsstrang.

Der Schreibstil ist anschaulich und sehr dialoglastig. Die Sprache ist recht salopp, aber nicht unangemessen oder vulgär.

Im Zentrum der Geschichte stehen Anni, Ben und Lukas, die mir mal mehr und mal weniger sympathisch waren. Gut gefallen hat mir, dass sie als Charaktere mit menschlichen Schwächen dargestellt werden. Leider ist das Verhalten der Protagonistin bisweilen ein wenig zu melodramatisch und für mich daher nicht jederzeit nachvollziehbar.

Aus inhaltlicher Sicht geht es vorwiegend um die Liebe, aber auch um Schuldgefühle, Verrat, Geheimnisse und weitere Themen, die ich nicht vorwegnehmen möchte. Das verleiht der Geschichte eine gewisse Tiefe und macht sie facettenreich.

Auf den knapp 430 Seiten ist die Handlung unterhaltsam und amüsant. Die Auflösung von Annis Geheimnis ist schlüssig und anders, als ich zunächst vermutet hatte, was mich positiv überrascht hat. Darüber hinaus mochte ich das Ende, das überaus realistisch wirkt.

Das stimmungsvolle Cover ist ein schöner Hingucker und trifft meinen Geschmack. Der Titel geht für mich ebenfalls in Ordnung.

Mein Fazit:
Bei „Neun Tage Wunder“ von Kristina Moninger handelt es sich um einen kurzweiligen Liebesroman, der mich gut unterhalten hat. Ein Buch für schöne Lesestunden.

Veröffentlicht am 04.12.2024

Von Flammen erfüllte Herzen

When Women were Dragons – Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren: Eine feurige, feministische Fabel für Fans von Die Unbändigen
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Hundertausende gewöhnliche Frauen verwandeln sich im Jahr 1955 in den USA plötzlich in Drachen. Ihnen wachsen Flügel, Schuppen und Krallen. Für Alex Green, ein junges Mädchen, ist es auch Jahre später ...

Hundertausende gewöhnliche Frauen verwandeln sich im Jahr 1955 in den USA plötzlich in Drachen. Ihnen wachsen Flügel, Schuppen und Krallen. Für Alex Green, ein junges Mädchen, ist es auch Jahre später noch ein Mysterium, denn das Reden darüber ist ein Tabu…

„When Women Were Dragons - Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren“ ist ein feministischer Fantasyroman von Kelly Barnhill.

Die Struktur erschließt sich schnell: Der Roman umfasst 44 Kapitel. Dazwischen sind immer wieder Berichte, Briefe, Auszüge aus wissenschaftlichen Arbeiten und Protokolle eingefügt. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Alex. Die Handlung erstreckt sich über einige Jahre.

Der Schreibstil ist anschaulich, bildstark und atmosphärisch. Die Sprache ist authentisch, passt sich der jeweiligen Textform an und steckt voller Symbolik.

Protagonistin Alex ist ein interessanter und sympathischer Charakter, der durchaus lebensnah dargestellt wird. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich sehr gut nachvollziehen.

Wie könnte eine alternative Vergangenheit aussehen, in der sich Frauen gegen das Patriarchat auflehnen? Was passiert, wenn sich weiblicher Widerstand körperlich manifestiert? Die Drachenwandlung ist eine spannende und originelle Umsetzung dieses Gedankenexperiments. Wegen der antifeministischen Gegentendenzen sind die Themen unzureichende Gleichberechtigung und Sexismus so aktuell wie je. Die Geschichte regt zum Nachdenken an, gibt gesellschaftskritische Impulse und zeigt Missstände auf. Darin liegt die wohl größte Stärke des Romans.

Auf den fast 480 Seiten ist die Geschichte unterhaltsam, aber nicht durchweg fesselnd. Die Handlung ist stimmig. Allerdings bleiben zum Schluss noch einige Fragen offen.

Das düstere, geheimnisvolle Cover passt sowohl zum Inhalt als auch zum Genre. Der Titel der deutschen Ausgabe, der wörtlich vom Original übernommen wurde, gefällt mir ebenfalls gut.

Mein Fazit:
Mit „When Women Were Dragons - Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren“ ist Kelly Barnhill ein außergewöhnlicher Fantasyroman gelungen. Trotz mehrerer Längen eine empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 24.11.2024

Wie digitale Gewalt ein Leben zerstören kann

Was wir nicht kommen sahen
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Für Jenny und Dominik Wagner ist es wie ein böser Traum: Eines Morgens steht die Polizei vor ihrer Haustür, um ihnen den Tod ihrer Tochter Ada mitzuteilen. Die 18-jährige Schüler hat sich von einer Brücke ...

Für Jenny und Dominik Wagner ist es wie ein böser Traum: Eines Morgens steht die Polizei vor ihrer Haustür, um ihnen den Tod ihrer Tochter Ada mitzuteilen. Die 18-jährige Schüler hat sich von einer Brücke gestürzt. Der Rechtsanwalt und die Konditorin sind gleichermaßen geschockt und ratlos: Was ist vorgefallen, dass sich ihr Kind für eine solch verzweifelte Tat entschieden hat?

„Was wir nicht kommen sahen“ ist ein Roman von Katharina Seck.

Die Struktur des Romans erschließt sich schnell: Er besteht aus rund 40 Kapiteln. Erzählt wird aus drei verschiedenen Perspektiven, die von Ada, die von Jenny und die der „Anonymität“. Die Geschichte beginnt mit Adas Suizid. Danach gibt es mehrere Erzählstränge: die Vergangenheit, in der wir erfahren, wie es dazu gekommen ist, und die Gegenwart, in der die Eltern mit dem Tod ihrer Tochter umgehen müssen.

Die Sprache ist bildstark, anschaulich und atmosphärisch. Gelungene Metaphern und realitätsnahe Dialoge zeichnen den Stil aus.

Aus inhaltlicher Sicht geht es vor allem um digitale Gewalt, also Cybermobbing, insbesondere gegen Frauen. Damit beleuchtet der Roman ein sehr wichtiges Problem. Dargestellt werden sowohl die perfiden Methoden, wie Hass im Netz funktioniert, als auch die Auswirkungen. Stalking, Beleidigungen, Drohungen und andere Mittel der Einschüchterung und Diskriminierung werden eindrucksvoll geschildert. Die fundierte Recherche und Sachkenntnis der Autorin bei diesem Thema werden immer wieder deutlich.

Der Text ist auch darüber hinaus gesellschaftskritisch. Die Geschichte setzt feministische Impulse. Außerdem sind aktuelle politische Tendenzen wie das Querdenkertum und der Rechtsruck im Text verarbeitet.

Die Gedanken und Gefühle der Hauptfiguren sind ersichtlich, besonders die von Ada und Jenny. Nicht komplett überzeugt hat mich, wie sich die Eltern in ihrer Trauer verhalten.

Schon auf den ersten der insgesamt rund 360 Seiten entwickelt die Geschichte einen Lesesog. Sie ist gleichsam emotional berührend und fesselnd.

Das Cover ist ein wenig nichtssagend, gefällt mir in optischer Hinsicht trotzdem gut. Der Titel macht einerseits neugierig und passt andererseits sehr gut zum Inhalt.

Mein Fazit:
Mit ihrem Roman „Was wir nicht kommen sahen“ greift Katharina Seck ein allgemein relevantes Thema auf und schafft wichtige Aufmerksamkeit für den Kampf gegen Cybermobbing. Eine aufwühlende und empfehlenswerte Lektüre.

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