Tritt beiseite, Dracula
CarmillaIn „Carmilla“ werden die Aufzeichnungen einer gewissen Laura wiedergegeben. Diese lebte in jungen Jahren recht zurückgezogen mit ihrem Vater auf einem Schloss in der Steiermark. Mitten in einem Wald, ein ...
In „Carmilla“ werden die Aufzeichnungen einer gewissen Laura wiedergegeben. Diese lebte in jungen Jahren recht zurückgezogen mit ihrem Vater auf einem Schloss in der Steiermark. Mitten in einem Wald, ein verfallenes Dorf und Chateau nicht weit.
Als es vor den Toren des Schlosses zu einem Unfall mit einer Kutsche kommt, erklären sich Laura und ihr Vater bereit, der Tochter für eine gewisse Zeit Obhut zu gewähren. Die auffallend schöne Carmilla wird schnell zu Lauras Gefährtin, obgleich sich diese manchmal unbehaglich fühlt in Anbetracht von Carmillas Zuneigung. Das Unbehagen verstärkt sich, als immer mehr junge Frauen aus der Gegend einer rätselhaften Krankheit erliegen. Und dann ist es Laura selbst, mit deren Gesundheit es bergab geht.
Ein Schloss im Wald, verfallenes Dorf mit verlassenen Chateau nebenan – Was gibt es für ein besseres Setting für einen Gothic Roman!
Der Roman ist von 1872, liest sich aber sehr flüssig und obwohl man weiß, worauf die Story hinausläuft, ist es einfach gut geschrieben.
Die Besonderheit ist, dass sich dieses mal kein verführerischer, männlicher Vampir an die Jungfrau in Nöten ran macht, sondern das weibliche Gegenstück. Das hätte ich von einem Roman aus dieser Zeit gar nicht erwartet, zumal die Szenen schon von dezenter, erotischer Natur sind.
Aber natürlich wird nichts übertrieben und mit ganz viel Stil wird der klassische Charakter des Vampirs eingefangen.
Auf wenigen Seiten wird von vorne bis hinten eine wunderbare Gothic Novel erzählt, die fast keine Fragen offen lässt.
Wenn ihr mich fragt, ob sich 20 € für knapp 140 Seiten lohnen, würde ich in dem Fall sagen, auf jeden Fall. Wer sich nicht durch etliche Seiten „Dracula“ arbeiten möchte, „Carmilla“ steht dem für mich in nichts nach. Manchmal ist weniger mehr.