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Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsam

Unterleuten
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Gerhard und Jule ziehen mit ihrem Baby nach Unterleuten, einem kleinen Kaff,eine Stunde von Berlin entfernt.Sie erhoffen sich Friede, Natur und Glück in dem 100 Häuser grossen Dorf.Doch die Freude ist ...

Gerhard und Jule ziehen mit ihrem Baby nach Unterleuten, einem kleinen Kaff,eine Stunde von Berlin entfernt.Sie erhoffen sich Friede, Natur und Glück in dem 100 Häuser grossen Dorf.Doch die Freude ist von kurzer Dauer, denn sie liegen im Dauerclinch mit ihrem neuen Nachbarn Schaller, der jeden Tag so viel Müll verbrennt, dass die kleine Familie nicht einmal mehr die Fenster öffnen kann.Als auch noch eine Windkraftanlage nahe am Naturschutzgebiet gebaut werden soll, lehnt sich Gerhard, der sich im Naturschutzbund für seltene Vogelarten einsetzt,auf und sticht in Unterleuten tief in ein Wespennest von Intrige, Eifersüchteleien und Nachbarschaftsstreit.

Juli Zeh ist etwas gelungen,das nicht vielen Autoren gelingt. Die Charaktere , die Geschichte ist so authentisch, dass dieses Dorf genau so, irgendwo in Deutschland existieren könnte.Absolut überzeugend die Thematik, der Bau der Windkraftanlage und die Auflehnung der Bevölkerung.....auch hier wie im echten Leben lockt das grosse Geld. Dieser Gesellschaftsroman behandelt nicht nur die Themen Naturschutz und das Gefüge und die Hierachien in einem kleinen Dorf,sondern widmet sich auch Nachbarschaftsstreitereien...auch das ein leidiges Thema ,das einige von uns kennen. Durch das Verschwinden zweier kleiner Kinder im Dorf ist der Roman auch ein klitzekleines bisschen Krimi .
Der Roman ist mit über 600 Seiten sehr gewichtig, doch nie langatmig oder von Wiederholungen geprägt.Juli Zeh hat zudem die Story sehr gut strukturiert.Da sich jedes Kapitel einer anderen Familie/Person widmet und ganz klar bei Kapitelbeginn deklariert ist, fällt es sehr leicht den Ueberblick zu behalten.Durch die wechselnden Perspektiven sieht der Leser eine Sache aus verschiedenen Gesichtspunkten.Etwas, das ich als bereichernd und unterhaltsam empfunden habe.

Veröffentlicht am 23.12.2024

Hochaktuelles Grundthema!

Nachtflut
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Die Menschen in Bad Seeberg und den umliegenden Dörfern sind in grosser Sorge. Seit Tagen regnet es ununterbrochen, nun schreckt noch ein Sturm die Bevölkerung auf. Wird der Deich halten oder die Ostsee ...

Die Menschen in Bad Seeberg und den umliegenden Dörfern sind in grosser Sorge. Seit Tagen regnet es ununterbrochen, nun schreckt noch ein Sturm die Bevölkerung auf. Wird der Deich halten oder die Ostsee die Strassen und Häuser überfluten? Die Lage spitzt sich zu, mittendrin Elisa, die ihr Elternhaus nicht verlassen will. Ihre Nachbarn Joachim und Vera, die eigentlich längst evakuiert hätten sein müssen, sind ebenfalls noch da. Das Paar kommt Elisa merkwürdig vor, was verbergen sie? Als in dem nahegelegenen Hochsicherungsgefängnis zwölf Inhaftierte das Chaos ausnutzen und fliehen, bekommt es Elisa mit der Angst zu tun. Denn sie weiss, dass zumindest einer davon auf dem Weg zu ihr ist.


Hochwasser, überflutete Dörfer und Menschen, die ihr Zuhause zurücklassen und evakuiert werden müssen. Das Grundthema ist hochaktuell, da es ja auch in der Realität immer wieder solche Schreckensszenarien gibt. Mit diesem Gedanken und der Tatsache, dass es heftig geregnet hat, als ich mit diesem Buch begonnen habe, fuhr die Geschichte mir ordentlich ein. Die Autorin hat die Verzweiflung, das Chaos, den Wettlauf gegen das Wasser und die Zeit hervorragend eingefangen und in meine warme und trockene Wohnung transportiert.

In sich abwechselnden Passagen setzt Stina Westerkamp die Situation in dem Gefängnis und die Handlung rund um Elisa und dem Hochwasser in Szene. Irgendwann werden diese beiden Stränge verknüpft und das ist hochdramatisch. Denn Geschehnisse in der Vergangenheit, die indirekt mit dem Prolog zusammenhängen, lassen rasch vermuten, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Ohne zu viel zu verraten: die Figuren sind oft nicht mehr so, wie sie sich zu Beginn geben. Geniale Ueberraschungsszenen sind da der Autorin gelungen. Zudem wurden Tagebucheinträge eingefügt, die ich lange nicht einordnen und deuten konnte. Das schraubt die Spannung noch mal ein Level höher.

Mir hat dieser Thriller ausserordentlich gut gefallen. Dadurch, dass immer etwas geschieht und man weiss, dass jederzeit der Deich reissen kann, ist der Antrieb rasch weiterzulesen hoch.

In einer Beziehung bleibt das Ende offen und leitet wohl über zu einem nächsten Teil.

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Veröffentlicht am 22.10.2024

Pointierte Ermittlungen

Ein Brief aus München
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Die Geschwister Rute pflegen nicht mehr viel Kontakt und deshalb ist das Erstaunen gross, als Ludvig seine jüngeren Geschwister Laif, Lars und Louise nach Schweden einlädt.

Eine gemeinsame Feier und ausgerechnet ...

Die Geschwister Rute pflegen nicht mehr viel Kontakt und deshalb ist das Erstaunen gross, als Ludvig seine jüngeren Geschwister Laif, Lars und Louise nach Schweden einlädt.

Eine gemeinsame Feier und ausgerechnet an Weihnachten und das trotz Reiseverbot in der Pandemie? Die Geschwister verbringen zum ersten Mal seit ihrer Kindheit wieder den Weihnachtsabend zusammen.

Am nächsten Morgen ist Ludvig tot.

Kommissar Gunnar Barbarotti und Kriminalkommissarin Eva Backman reisen an den Tatort, trotz Reisebeschränkungen und Empfehlungen der Regierung.


Das neuste Buch von Hakan Nesser, bei dem der Verlag mit "Roman" tief stapelt, ist ein Krimi durch und durch. Ein Mord, Verdächtige, Kommissare und Ermittlungen rechtfertigen doch eigentlich den Zusatz "Krimi" auf dem Cover?

Eine Gruppe Menschen, die verwandt, angeheiratet oder sonst wie angebandelt sind, trifft sich mitten in der Pandemie auf Bitte des ältesten Familienmitgliedes um zusammen Weihnachten zu feiern. Die im Jahr 2020 zementierte Beschränkung von vier Personen bei Zusammenkünften greift auch hier. Der Gastgeber verheimlicht das Kommen der Geschwister und so meint jeder, er sei der einzige Gast. Nicht nur das ist heikel, sondern auch die Stimmung unter den Geschwistern. Sie haben sich wortwörtlich auseinandergelebt, zudem kommen alte Zwistigkeiten auf.

Immer wieder steht eine andere Figur im Rampenlicht. So erfahren die Leser die Sicht der verschiedenen Gäste, sowie der Lebensgefährtin von Ludvic. Nicht nur auf das Geschehen in der Gegenwart, sondern auch die Gedanken an die Kindheit der vier Geschwister.

Gut gefallen hat mir, wie Hakan Nesser Aktualitäten von 2020 in die Geschichte einstreut. So ist nicht nur die Pandemie äusserst authentisch, sondern auch politische, soziale oder andere Tatsachen werden erwähnt. Sogar Donald Trump, der den Auszug aus dem Weissen Haus planen muss, bekommt seine Zeilen.

Noch besser gefallen hat mir die pointierte Zusammenarbeit zwischen Gunnar Barbarotti und seiner Kollegin Eva Backman, die etwas mehr für ihn ist, als nur eine Kollegin. Fundierte Ermittlungen, die schlüssig und klar sind, lassen mitdenken und raten. Denn ich hatte bis fast zum Schluss keinen Plan, wer der Mörder des Gastgebers ist. Das Opfer war zudem als bekannter Künstler finanziell gut gestellt. Damit flutet der Autor noch mehr Motive unter die Figuren.

Rückblicke in die Vergangenheit, an ein Mittsommerfest 1995, ergänzen die Ermittlungen und schraubten bei mir die Fragen betreffend Identität des Mörders noch ein wenig höher.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Durchgehender Spannungsbogen!

Glutmoor (Janosch Janssen ermittelt 2)
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Carina Sander kommt nach einer anstrengenden Nachtschicht im Krankenhaus nach Hause in ihr Elternhaus. Entsetzt entdeckt sie dort die Leichen ihrer Eltern, ihres Bruders und von ihrem kleinen Neffen.

Kriminalkommissar ...

Carina Sander kommt nach einer anstrengenden Nachtschicht im Krankenhaus nach Hause in ihr Elternhaus. Entsetzt entdeckt sie dort die Leichen ihrer Eltern, ihres Bruders und von ihrem kleinen Neffen.

Kriminalkommissar Janosch Janssen und Kriminaldirektorin Diana Quester nehmen die Familie unter die Lupe und entdecken Verbindungen zu einem weiteren Fall. Nicht weit vom Haus der Familie Sander entfernt wurde eine Gedenkstätte für Kriegsopfer verunstaltet. Warum musste die Familie sterben und hat Carina nur per Zufall überlebt?




Nach "Totes Moor" ist dieser Krimi der zweite Band mit der Polizeidienststelle in Fulda. Privates läuft hier nahtlos weiter, die Fälle sind in sich abgeschlossen. Wo sich der junge Janosch Jennsen im vorderen Band mit der dominanten und bissigen Chefin Diana Quester auseinandersetzen musste, kommt nun eine Entwicklung dazu. Er muss sie nicht nur beruflich, sondern auch privat ertragen, da sie nun seine Schwiegermutter ist. Die Dialoge zwischen den beiden sind zum Schmunzeln und haben mich durch all die Morde und Kriminalität getragen.

Was als Familientragödie beginnt, entwickelt sich bald zu einem komplexen Kriminalfall, indem verschiedene Elemente mitspielen. Der Autor hat diesen einerseits sehr abwechslungsreich gestaltet und andererseits übersichtlich gehalten. Wenige Rückblicke in die Vergangenheit zeigen, was der Auslöser für die schreckliche Tat ist. Diese Einspieler in die Vergangenheit sind zurückhaltend eingewoben und machen die Geschichte nicht unruhig. Ich habe sehr geschätzt, dass Lars Engels seine Leser nicht wild durch die Zeitenwechsel scheucht.

Sehr gelungen ist das Setting. Es ist mitten im Sommer und eine Gluthitze treibt die Menschen in Grimmbach fast in den Wahnsinn. Dazu kommt der schwellende Brand im Moor, ein Ereignis, das dem Krimi seinen Titel gibt. Betonen möchte ich, dass der Spannungsbogen durchgehend erhalten bleibt. Dies ohne blutige Beschreibungen nötig zu haben. Schlussendlich konnte mich die Auflösung, die Identität des Täters überraschen.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Es spukt ordentlich!

Das Haus in Cold Hill
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Cold Hill House in der Nähe von Brighton ist ein alter Kasten und es muss einiges daran gemacht werden. Kein Problem für Ollie und Caro Harcourt, die mit ihrer 12-jährigen Tochter Jade einziehen. In den ...

Cold Hill House in der Nähe von Brighton ist ein alter Kasten und es muss einiges daran gemacht werden. Kein Problem für Ollie und Caro Harcourt, die mit ihrer 12-jährigen Tochter Jade einziehen. In den bewohnbaren Zimmern leben und nach und nach das restliche Haus renovieren, ist der Plan der Familie. Dieser Plan bekommt aber einen Dämpfer, denn sehr schnell wird klar, dass sie nicht die einzigen Bewohner von Cold Hill House sind.

Eine gespenstische alte Frau zeigt sich der Familie immer wieder und sie müssen eingestehen, dass ein Geist im Haus keine Ruhe findet.


Ich habe lange überlegt, ob ich eine Geschichte, in der ein Geist umgeht, überhaupt lesen will. Denn alles Paranormale ist weniger mein Ding und mit Erscheinungen, Geistern und Gespenstern habe ich nicht viel am Hut. Ich bin froh, habe ich es trotzdem gelesen. Denn Peter James hat eine Gespenstergeschichte geschaffen, die mich fesseln und überzeugen konnte. Es gibt viele unheimliche Szenen und von Lichterscheinungen und Betten, die sich nachts um 180 Grad drehen ( während die Bewohner darin liegen) ist alles dabei. Irgendwann war ich so weit, dass ich das Gespenst wie eine herkömmliche Figur angesehen habe und ich wollte unbedingt wissen, weshalb diese alte Frau keine Ruhe findet. Was ist in der Vergangenheit, zu ihren Lebzeiten geschehen? Denn es bleibt leider nicht nur bei Erscheinungen, flackernden Kerzen und eisiger Kühle, die durch die Räume geht. Es sterben Figuren und schicksalshafte Begegnungen reiben die Familie auf.

Schockierend endet der Prolog. Eine Familie, die, Jahre vor den Harcourts, in dem alten Gemäuer einziehen will, ereilt ein ... Nein, das verrate ich natürlich nicht...nur soviel: Es kam für mich überraschend und hat mich bestürzt.

Peter James ist mir bekannt für seinen ausschweifenden Schreibstil und so war ich gefasst auf detaillierte Beschreibungen. In diesem Buch schöpft er aus dem Vollen bei den beschriebenen Renovationsarbeiten und den Details zu den Räumlichkeiten von Cold Hill House. Dafür hat er bei den Figuren gespart. Jade ist zum Beispiel ein sehr angepasster Teenager. Ollie und Caro führen eine vorbildliche Ehe und erziehen ihre Tochter in harmonischer Gemeinsamkeit. Kein böses Wort gibt es in der Familie, sie sind fast langweilig normal.

Der Schluss hat mich so richtig umgehauen, denn ich hätte nicht damit gerechnet, dass der Autor die Geschichte so enden lässt.

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