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Veröffentlicht am 03.06.2024

Ist es möglich, durch eine Landschaft zu reisen, ohne dadurch verändert zu werden?

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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Als ich von diesem Buch das erste Mal gehört und mir die Umschlagtexte angeschaut habe, habe ich mir nicht so recht vorstellen können, was mich erwartet und zu welchem Genre dieses Buch überhaupt gehört. ...

Als ich von diesem Buch das erste Mal gehört und mir die Umschlagtexte angeschaut habe, habe ich mir nicht so recht vorstellen können, was mich erwartet und zu welchem Genre dieses Buch überhaupt gehört. Jetzt, nach dem Lesen, kann ich sagen: es ist ein in vieler Hinsicht ungewöhnliches Buch, das sich einer klaren Genre-Zuordnung entzieht.

Wir begleiten eine Gruppe von Menschen bei ihrer Reise auf der transsibirischen Eisenstadt von Peking nach Moskau: etwa das im Zug geborene und aufgewachsene 16-jährige "Zugkind" Zhang Wei Wei, den nach Ruhm und Erkenntnis strebenden Wissenschaftler Henry Grey, die unter verdeckter Identität reisende vermeintliche junge Witwe Maria usw. Die Zugfahrt erleben wir auch tatsächlich abwechselnd durch die Perspektiven dieser verschiedenen Menschen, das macht das Buch noch einmal besonders interessant und hat mir sehr gut gefallen.

Gleich beim ersten Aufklappen des Buches begegnet uns eine detaillierte Skizze des einzigartigen Transsibirien-Express aus dem Jahr 1899, samt Gartenwagen, in dem frische Lebensmittel angebaut werden, Krankenstation, Aussichtswagen, Bibliothek, Salon, Labor des Kartografen und natürlich Schlaf- und Speisewagen sowie Küchen für die erste und dritte Klasse (eine zweite Klasse gibt es in diesem Zug nicht). Das macht gleich Lust aufs Lesen und gibt einen guten Vorgeschmack auf die detailreiche Beschreibung der Fahrt in diesem besonderen Zug... ein Versprechen, das das Buch dann auch sehr gut erfüllt.

Sprachlich und stilistisch zeichnet sich das Buch durch ein hohes Niveau, wunderschöne Sprachbilder, Metaphern und viele liebevoll beschriebene Details aus. Unter diesem Blickwinkel ist es definitiv als anspruchsvollere Literatur einzuordnen.

Fast auf jeder Seite finden sich Anregungen zum Nachdenken, nicht nur über das Buch selbst, sondern auch über die Welt, in der wir leben, und über tief philosophische Fragen wie die, ob es möglich ist, zu reisen, ohne durch die Reise selbst verändert zu werden, oder ohne durch die Reise die Umgebung, die man durchquert, zu verändern. Steht alles miteinander in Wechselwirkung und wenn ja, wie? Und was ist unsere Verantwortung als Menschen dabei?

Es geht auch um Unterschiede, Ausgrenzung und Vorurteile, das "Hier" (im Zug") und das "Dort" (das Ödland da draußen, von dem man sich abschotten will und das man fürchtet), aber auch um Freundschaft und Verbundenheit, um die ethischen Grenzen technologischer Entwicklung und wissenschaftlicher Neugierde und vieles mehr.

Sprachlich besonders schön und inhaltlich neugierig machend und gut auf die kommenden Kapitel einstimmend sind die jeweils den sieben Teilen (die dann noch in kleinere Unterkapitel unterteilt sind) vorangestellten Zitate aus dem fiktiven "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland", z.B. "Drei Tagesreisen von Peking entfernt erscheint eines der größten Naturwunder am Horizont, flirrend wie eine Fata Morgana in den letzten Strahlen der Abendsonne: der Baikalsee, siebenhundert Kilometer lang und - so heißt es - fast anderthalbtausend Meter tief. Der älteste See der Welt. Über Stunden hinweg fährt der Zug daran entlang. Wenn der Mond aufgeht, verwandelt sich das Wasser in Silber. Es fällt schwer, nicht an die Dunkelheit darunter zu denken und daran, was wohl in den Tiefen, in die das Licht niemals vordringt, leben mag. Ich rate dem vorsichtigen Reisenden, ihn nicht allzu lange zu betrachten."

Neben den Merkmalen, die gute, gehobene Literatur auszeichnen - und vor dem Hintergrundsetting eines historischen Romans: immerhin befinden wir uns in der Transsibirischen Eisenbahn auf dem Weg von Peking nach Moskau Ende des 19. Jahrhunderts - finden sich im Buch aber auch Elemente von Thriller und Fantasy... damit geht der Inhalt weit über einen rein historischen Roman hinaus.

Wie man beim Lesen schnell bemerkt, befinden wir uns nicht in einem realistischen Szenario der transsibirischen Eisenbahn zu dieser Zeit, sondern in einer alternativen Realität, in der sich so einiges von den bekannten historischen Tatsachen unterscheidet.

Das macht das Buch aber auch wiederum ganz besonders spannend und es liest sich leicht und interessant... lädt aber auch dazu ein, bei so einigen Passagen länger zu verweilen oder das Buch mehrmals zu lesen, um sich keine der darin enthaltenen sprachlichen und philosophischen Schätze entgehen zu lassen.

Es handelt sich um ein tiefgründiges und außergewöhnliches Buch, das sicher noch lange in meinem Herzen nachwirken wird und das ich auch in Zukunft noch öfters zur Hand nehmen möchte, um wieder reinzulesen und mich von den vielfältigen philosophischen Fragen und den wunderschönen Sprachbildern inspirieren zu lassen.

Ich empfehle das Buch allen, die bereit sind, sich auf ein Buch einzulassen, das neuartig, spannend und genreübergreifend ist und genau durch diese Vielschichtigkeit sehr bereichernd und inspirierend sein kann.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Sind die Menschen im Grunde doch besser als gedacht? Haben wir Grund zur Nachsicht?

Mit Nachsicht
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Ab und zu gibt es Sachbücher, in denen so interessante, neue Inhalte erzählt werden, dass sie einiges von der bisherigen Weltsicht und die verbreiteten Menschenbilder der letzten Jahrzehnte auf den Kopf ...

Ab und zu gibt es Sachbücher, in denen so interessante, neue Inhalte erzählt werden, dass sie einiges von der bisherigen Weltsicht und die verbreiteten Menschenbilder der letzten Jahrzehnte auf den Kopf stellen. Wer hat noch nicht von den berühmten sozialpsychologischen Experimenten des 20. Jahrhunderts gehört? Zum Beispiel das Milgram-Experiment und die Bereitschaft fast aller Menschen, autoritätshörig Stromschläge zu verteilen, bis zum angenommenen Tod der Versuchsperson. Ebenso berühmte literarische Werke wie William Goldings "Herr der Fliegen", die ein sehr düsteres Bild der menschlichen Natur zeichnen. Und zusätzlich dazu die bekannten schrecklichen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.

Eigentlich haben wir allen Grund, einander zu fürchten, oder? Und doch... dem Psychologen und Verhaltenstherapeuten Sina Haghiri gelingt es in diesem Buch, einige dieser verbreiteten Annahmen von der grundsätzlichen Schlechtigkeit der Menschen zu hinterfragen und ein differenzierteres Bild zu zeichnen.

Zum Beispiel erfahren wir, dass uns zu den berühmten Experimenten so einige wichtige Fakten unterschlagen wurden... etwa, dass der Versuchsablauf für wenige Versuchspersonen überhaupt glaubwürdig war, und es teilweise wesentlich mehr Protest und Widerspruch gab, als allgemein vermittelt wird. Und dass der Autor des Herren der Fliegen, wie man aus seinen Tagebucheinträgen weiß, zumindest eine sehr fragwürdige Persönlichkeit mit einem sehr dunklen Weltbild war, und tatsächlich, als eine Gruppe Jungen in der Realität auf einer Insel strandete und allein zurecht kommen mussten, diese miteinander freundlich und kooperativ waren, sich bei Verletzungen gegenseitig versorgten und halfen... aber diese wahre Geschichte kennt kaum jemand.

Nach diesem sehr nachdenklich machenden Einstieg erfahren wir in verschiedenen Kapiteln mehr über die Hintergründe der derzeit so verbreiteten negativen Menschensicht. Es geht darum, wie wichtig für Menschen immer ihr Überleben war und was das für ihren Fokus bedeutet, aber auch um moderne Herausforderungen wie die nun bedeutsam werdende Selbstregulationsfähigkeit in Bezug auf Essen, Medienkonsum, Internet und vieles mehr... die aber evolutionär etwas sehr Junges ist und erst gelernt werden muss.

Insgesamt wird im Buch unterhaltsam erklärt und wissenschaftlich fundiert aufgezeigt, warum es Grund zur Hoffnung gibt und Menschen in vielem freundlicher sind als erwartet... aber auch wie unsere eigenen Vorstellungen und Annahmen das prägen, was wir erleben. So lernen wir zum Beispiel über Konzepte wie den fundamentalen Attributionsfehler und den Kiesler-Kreis, die beide zeigen, dass das, was wir von der Welt wahrnehmen, keineswegs die objektive Realität ist, sondern sowohl durch unsere Deutungen als auch durch unser eigenes Verhalten stark mitgeprägt wird. Auch deshalb ist Nachsicht eine förderliche Haltung für ein angenehmes Miteinander.

Für alle, die sich für Menschen, die Welt und Psychologie interessieren, ist es ein sehr spannendes Buch, aus dem man viel lernen kann. Ich selbst habe ebenfalls Psychologie studiert, somit waren mir viele der beschriebenen Experimente schon bekannt - durch die neuartige und kritische Sichtweise des Autors darauf, unter Einbezug zusätzlicher Quellen, war aber auch für mich einiges Neues und Interessantes dabei. Somit kann das Buch auch als Weiterbildung und Up-Date für in diesem Bereich schon einschlägig vorgebildete durchaus empfohlen werden.

Ein spannendes und Hoffnung machendes Buch, das bei mir sicher noch lange nachwirken wird, in dem ich immer wieder mal nachschlagen werde und das ich definitiv weiterempfehlen werde.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Liebevoll gestaltetes Einschlafbüchlein für 1- bis 2-jährige

Gute Nacht! Sei so nett und bring mich ins Bett!
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Das Cover des Einschlafbüchleins ist absolut entzückend gestaltet und hat meine kleine Tochter gleich begeistert angesprochen. Man sieht darauf eine entzückende Maus (dachte ich zuerst, eigentlich ist ...

Das Cover des Einschlafbüchleins ist absolut entzückend gestaltet und hat meine kleine Tochter gleich begeistert angesprochen. Man sieht darauf eine entzückende Maus (dachte ich zuerst, eigentlich ist es ja ein Siebenschläfer), die darum bittet, ins Bett gebracht zu werden.

Das Buch hat angenehme, dicke, stabile Seiten mit abgerundeten Ecken und eignet sich dadurch auch schon gut für 1- bis 2-jährige.

Auch inhaltlich würde ich es schon ab 12 bis 18 Monaten empfehlen und nicht erst ab 24 Monaten, wie in der offiziellen Altersempfehlung. Denn die Geschichte und die Seiten sind sehr simpel gestaltet: auf jeder Seite findet sich eine kleine Aufgabe, mit der das Kind den Siebenschläfer beim Einschlafen begleiten kann.

Zum Beispiel wird das Kind gebeten, den Schlafanzug des Siebenschläfers zu suchen, der noch auf der Wäscheleine hängt, oder auf die Zahnpastatube zu drücken, damit etwas rauskommt.

Alle üblichen Bettgehroutinen werden können somit anhand des Siebenschläfers noch einmal wiederholt und gemeinsam mit dem Kind durchgespielt werden.

Was ich mir anhand der Beschreibung erwartet hätte und das Buch nicht hat: eingebaute haptische Elemente. Wenn das Kind gebeten wird, an einer Schnur zu ziehen, damit das Licht angeht, dann ist diese Schnur nur aufgemalt und es ist keine tatsächliche Schnur ins Buch eingebaut (ich erwähne das extra, weil ich auch viele Kleinkindbücher mit solchen eingebauten haptischen Elementen kenne). Und so ist das bei allen Aufgaben, das Buch besteht rein aus - sehr hübschen - Zeichnungen. Dafür einen Stern Abzug, weil ich mir das anhand der Beschreibung des Buches anders erwartet hätte und manche der interaktiven aufgezeichneten Elemente, wie besagte Schnur, sehr klein, dünn und unauffällig aufgezeichnet sind.

Abgesehen davon ist es aber ein wunderschönes und liebevoll gestaltetes Buch, das ich Eltern von Kleinkindern absolut empfehlen kann und das das Einschlafritual definitiv bereichern wird.

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Veröffentlicht am 02.01.2025

Nachdenklich machendes Buch über Heimunterbringung und die Folgen

Vor der Nacht
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Das Buch "Vor der Nacht" von Salih Jamal zeichnet sich durch eine ganz besonders schöne Sprache aus, mit vielen Metaphern, die zum Nachdenken anregen. Das beginnt schon ganz am Anfang und zieht sich durch ...

Das Buch "Vor der Nacht" von Salih Jamal zeichnet sich durch eine ganz besonders schöne Sprache aus, mit vielen Metaphern, die zum Nachdenken anregen. Das beginnt schon ganz am Anfang und zieht sich durch das ganze Buch:

"Da, wo ich bin, kann ich nicht ankommen. Und da, wo ich ankomme, kann ich nicht hin."

"Ich berichte von Leben, die auf Seelen gelegt worden sind, die dem Leben nicht gewachsen waren."

"Nichts war mehr an seinem Ort. Nicht mal ich selbst, als wäre ich aus der Landschaft gefallen."

"Meine Eltern schauten beide zueinander auf. Bis sie gemeinsam in den Abgrund hinabblicken mussten."

Diese eindringlichen Sprachbilder laden also beim Lesen immer wieder dazu ein, innezuhalten und zu reflektieren, das mochte ich sehr.

Inhaltlich ist es ein Buch, das von der Handlung her - insbesondere in der ersten Hälfte - auch ein Jugendbuch sein könnte. Durch die Augen von Jonas (dem im Heim von den anderen Kindern der Spitzname "Jimmy" gegeben wird) lernen wir ihn, einige weitere Kinder und deren Umgebung kennen. Die Kinder können alle aus verschiedensten Gründen nicht mehr daheim wohnen, ihre Eltern sind tot, im Gefängnis oder sonstwo verschollen, und so kommen sie in das Heim der "Wölfin" Vora, die gelegentlich Gewalt ausübt und die Kinder sonst ignoriert. Dort leben sie in Zweibettzimmern, und was den Kindern Halt gibt, ist die innige Gemeinschaft und der Zusammenhalt, der sie bald miteinander verbindet, und die gemeinsamen Ausflüge in den Wald hinter der Autobahn, aber auch das Füreinander-Einstehen, wenn eines von ihnen angegriffen wird. Diese Kameradschaft und Solidarität unter den Kindern ist schön zu lesen.

Dann werden die Kinder älter und verlassen das Heim Stück für Stück, manche dramatisch durch eine Flucht, manche relativ unspektakulär durch Adoption oder Erreichen des 18. Geburtstags. Und sie verlieren sich gegenseitig aus den Augen, bis Jimmy - angespornt durch eine zufällige Begegnung mit einem Mädchen aus dem Kinderheim - sie einen nach dem anderen wieder aufspürt und wir so erfahren, was weiter aus den nun erwachsenen ehemaligen Heimkindern geworden ist.

Bis hierhin war es ein sehr schönes und bewegendes Buch für mich, wenn auch die charakterliche Darstellung mancher Personen, z.B. der Heimleitung Vora und ihrer Tochter, für mich eher blass geblieben ist (was aber durchaus damit zu erklären ist, dass wir die beiden durch die Augen des noch nicht so reflektierten jugendlichen Jimmy wahrnehmen). Der zweite Teil des Buches wird dann aber sehr dramatisch und lässt an schlimmen Umständen und Klischees nichts aus: von Schwerstkriminalität inklusive mehreren Morden bis zu Prostitution, sehr toxischen Beziehungen, schweren Demütigungen und Drogensucht ist da alles dabei - in ein bisschen Slapstick-artig, kabarettistischer Form, sodass ich es inhaltlich nicht mehr ganz ernst nehmen konnte und hier gefühlsmäßig nicht mehr mitgeschwungen bin.

Die Botschaft des Buches, wie sehr eine schwere Heimkindheit das eigene Leben prägen kann und nachwirkt, ist eine wichtige. Dennoch war es für mich etwas zu viel an Dramatik, hier hätte ich mir mehr Differenzierung gewünscht. Und ob wie diese möglich gewesen wäre, weiß ich nicht - immerhin scheint es sich zumindest in Teilen um eine wahre Geschichte zu handeln und so ist es schwer zu beurteilen, was davon wahr ist bzw. was der Anonymisierung der beteiligten Personen dient.

Insgesamt war es jedenfalls ein gutes und nachdenklich machendes Buch mit sehr schöner Sprache, das ich gerne gelesen habe, und über das ich noch weiter nachdenken werde.

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Veröffentlicht am 24.12.2024

Inspiriert durch Authentizität, Ehrlichkeit und Verletzlichkeit

Heimweh nach mir
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"Heimweh nach mir" ist das erste Buch der jungen Influencerin Elena Anna Mayr. Im jungen Alter von 23 Jahren hat die Autorin schon einiges an Rückschlägen und dunklen Zeiten erlebt und dadurch schon frühzeitig ...

"Heimweh nach mir" ist das erste Buch der jungen Influencerin Elena Anna Mayr. Im jungen Alter von 23 Jahren hat die Autorin schon einiges an Rückschlägen und dunklen Zeiten erlebt und dadurch schon frühzeitig begonnen, sich mit den tiefgreifenden Fragen des Lebens auseinanderzusetzen.

Damit, wer wir sein möchten, wie wir leben möchten und auf was für ein Leben wir später einmal zurückblicken möchten. So wohltuend an diesem wunderschön gestalteten Buch ist, dass es eben nicht darum geht, sich selbst zu optimieren, sondern darum, echt und authentisch zu sein, sich selbst anzunehmen und mit sich selbst wohl zu fühlen. Dazu ruft die Autorin auf und das lebt sie vor, durch das Teilen vieler persönlicher Erfahrungen aus ihrem Leben als Antwort auf die Fragen.

Das Buch enthält 33 Fragen, die zum Nachdenken über das eigene Leben anregen sollen, zum Beispiel "War das ein Fehler oder eine Erfahrung?", "Willst du dieser Mensch überhaupt sein?" oder "Wem gibst du Macht über dich?". Die Kapitel sind so gegliedert, dass sie mit einer Hauptfrage beginnen, dann kommt ein Text der Autorin und dann finden sich abschließend noch ein paar weitere Fragen zum Reflektieren.

Die Texte der Autorin waren für mich beim Lesen unterschiedlich interessant. Manche waren sehr berührend und spannend, bei anderen habe ich mich aber gefragt, wo der genaue Zusammenhang zur ursprünglich gestellten Frage sein sollte, da sie für mich höchstens in loser Verbindung dazu standen. So sehr ich einerseits die Authentizität und Verletzlichkeit schätze, die die Autorin durch das Teilen ihrer persönlichen Geschichte zeigt, hat sie sich gefühlt für mich manchmal ein bisschen zu sehr darin verloren und der Kontakt zu mir als Leserin ist verloren gegangen. Wenn ich mit dem Buch arbeite, werde ich eher nur auf die Fragen am Anfang und am Ende der Kapitel blicken und persönlich über diese nachdenken und schreiben. In dieser Hinsicht bietet das Buch viele wertvolle Hinweise zum Nachdenken über das eigene Leben.

Ich empfehle das Buch allen, die sich für persönliche Weiterentwicklung und tiefgreifende Reflexion des eigenen Lebens interessieren, besonders aber Jugendlichen und jungen Menschen in ihren 20ern, also jenen, die in einem ähnlichen Alter sind wie die Autorin.

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