Cover-Bild Verdammt wütend
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 14.10.2024
  • ISBN: 9783832168438
Linn Strømsborg

Verdammt wütend

Roman
Karoline Hippe (Übersetzer)

Britt ist dreiundvierzig Jahre alt, verheiratet und hat eine kleine Tochter. Ihr ganzes Leben lang hat sie das Richtige getan, sich an sämtliche Regeln gehalten und es immer allen recht gemacht. Sie hat Verantwortung übernommen, hinter sich und anderen aufgeräumt. Aber an diesem einen Tag, im Urlaub im Sommerhaus in Norwegen, rastet sie aus, staucht ihre gesamte Familie und ihre Freunde zusammen. Und das Einzige, was sie bedauert, ist, dass sie das nicht schon vor langer, langer Zeit getan hat.
Gemeinsam mit Niko, einer Bekannten, die so viel unabhängiger ist als sie selbst, fährt sie los: einfach nur weg, eine Nacht an den Strand, die Freiheit spüren, die sie sich nie zugestanden hat. Doch irgendwann ist die Nacht vorbei, und Britt muss sich fragen, wer sie sein will: als Frau, als Partnerin, als Mutter.
Ein Roman über Wut und Trotz, über den Wunsch nach einem anderen Leben – und einer anderen Welt. Aber auch ein Roman darüber, wie man sich selbst überraschen kann, darüber, wie man auseinanderfällt und sich wieder aufrappelt, und über alles, was passieren kann, wenn man sich traut, auf sich selbst zu hören.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.12.2024

Manifest der Wut

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Britt ist wütend. Verdammt wütend. Schon immer. Doch dann im jährlichen Urlaub mit Freunden im Sommerhaus bricht diese unbändige Wut schreiend aus Britt heraus. Erst explodiert sie, dann haut sie ab. Mit ...

Britt ist wütend. Verdammt wütend. Schon immer. Doch dann im jährlichen Urlaub mit Freunden im Sommerhaus bricht diese unbändige Wut schreiend aus Britt heraus. Erst explodiert sie, dann haut sie ab. Mit einer Freundin, die aber genau genommen die beste Freundin ihres Mannes ist, und allein das macht Britt schon wieder wütend.

Dieses Buch ist ein Manifest weiblicher Wut. Britt wurde ihr ganzes Leben lang zu einem braven Mädchen erzogen und hat nie gelernt, ihre Gefühle und Bedürfnisse in Worte zu fassen. Stattdessen ist die Wut in ihr angewachsen wie ein Sauerteig, der beständig angefüttert wird. Vieles kann ich als Frau beim Lesen fühlen und begreife bald, wie schwer es Britt fällt zu sagen: „Mir geht es gerade nicht so gut.“ Was so banal klingt, hält erschreckend vor Augen, welche Erwartungshaltung Gesellschaft und Familie an eine funktionierende Frau und Mutter richten. Genauso wie Britts Erkenntnis „Ich hab mir nie das genommen, was ich wollte, ich hab mich mit dem begnügt, was ich bekommen hab.“ Ich lese dieses Buch nicht als Spiegel für mich als Frau, sondern sehe mich auch in meiner Verantwortung als Mutter bekräftigt, wenn es um die Weitergabe von Werten und weibliches Empowerment geht.

Auch wenn es im Roman vordergründig um Wut geht, merkt man rasch beim Lesen, was das eigentliche Thema ist: Britts Emanzipation und Selbstfindung. Den Schreibstil fand ich außergewöhnlich, denn Britt wird zur allwissenden Erzählerin gemacht. Wir erleben damit auch die Standpunkte anderer Beteiligter, aber stets gefiltert durch Britts Blick. Britt, die als Kind selbst von ihrer Mutter verlassen wurde, und nun darüber nachdenkt, Mann und Kind zu verlassen, aber auf keinen Fall die Geschichte wiederholen möchte.

Für mich ein wütender, aber auch aufschlussreicher Weg, wenn Britt ihre eigene Geschichte schreibt.

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Veröffentlicht am 02.11.2024

Verdammt wütend

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Britt, Ehefrau und Mutter, ist ständig wütend. Wütend auf sich selbst, auf ihr Leben, auf ihren Ehemann, auf andere Personen und deren Leben. Es gibt so viele Gründe, warum sie wütend ist. Doch am wütendsten ...

Britt, Ehefrau und Mutter, ist ständig wütend. Wütend auf sich selbst, auf ihr Leben, auf ihren Ehemann, auf andere Personen und deren Leben. Es gibt so viele Gründe, warum sie wütend ist. Doch am wütendsten macht es sie, weil niemand fragt, WARUM sie so wütend ist. Während eines Sommerurlaubs mit ihrer Familie und Freunden platzt ihr der Kragen und sie lässt all ihre angesammelte Wut raus.

"In meiner Wut verbergen sich noch ein Haufen anderer Gefühle. Enttäuschung, Entmutigung, Verzweiflung, Trauer, eine so enorme Trauer, dass nichts so ist, wie es hätte sein sollen, dass nicht mehr aus mir geworden ist als die, die ich am Ende nun bin." (S. 173)

Dann verschwindet sie mit Nico, einer langjährigen Freundin ihres Mannes, die so ganz anders ist als Britt - nämlich unabhängig, frei von Regeln und Konventionen und alles leicht nimmt.

Doch Britt kann nichts leicht nehmen. Britt hat gelernt, ein Mädchen zu sein. "Mädchen zu sein, bedeutet vorsichtig zu sein. Weinen, aber nicht schreien, schön sein, dünn sein, mit heller Stimme singen und lieb sein. (S. 11)
Und dann hat Britt gelernt, eine Frau zu werden. "Frau zu sein bedeutet, mit den Kindern zu Hause zu bleiben, die Care-Arbeit zu übernehmen, [...] Frau zu sein bedeutet, wütend zu sein, Frau zu sein bedeutet, eine Furie zu sein, Frau zu sein bedeutet, zur Therapie zu gehen, weil man nicht gelernt hat, sich zu spüren. [...] Frau zu sein bedeutet, neues Leben in die Welt zu setzen und es nicht zu schaffen, das eigene Leben zu leben." (S. 14)

Britt, die ihre Bedürfnisse nicht in Worte fassen kann, hat diese immer hinten an gestellt, um es allen recht zu machen. Sie will stark sein und keine Hilfe annehmen. Um sich vor Enttäuschungen zu schützen, geht sie immer mit einer negativen Erwartungshaltung an eine Sache. Britt kann nicht sagen "Ich liebe dich!", vielmehr zeigt sie ihre Zuneigung und Fürsorge dadurch, dass sie ihre Liebsten an Aufgaben erinnert. "Denk dran, dass Elise morgen früh zum Handball muss, Espen. Denk dran, die Spülmaschine anzustellen, Espen." (S. 164)

Britt hat ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden. Wird es ihr nach ihrem Ausraster gelingen - auf ihre Bedürfnisse zu hören, ihr Leben nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu gestalten? Was hat der Wutausbruch bei ihrem Ehemann bewirkt? Lest es unbedingt selbst!

Die Autorin hat mit Britt eine sehr authentische Protagonisten erschaffen, mit der ich mich erschreckenderweise ziemlich gut identifizieren konnte.

Der Aufbau der Kapitel und die Sprache sind sehr besonders und haben mir richtig gut gefallen. Einige Stellen haben sich wie ein Poetry Slam gelesen; ich musste ganz oft an Julia Engelmann denken.

Tolles Buch und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Über die Wut, das Frausein und Konsequenzen

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Britt hat ihr Leben lang immer alles dafür gegeben, alles richtig zu machen. Allen zu gefallen, sich so zu verbiegen, bis sie selbst nicht mehr wusste, was ihr eigentlich gefällt. Sie hat gelernt, niemals ...

Britt hat ihr Leben lang immer alles dafür gegeben, alles richtig zu machen. Allen zu gefallen, sich so zu verbiegen, bis sie selbst nicht mehr wusste, was ihr eigentlich gefällt. Sie hat gelernt, niemals trotzig zu sein, ihre Wut zu zügeln, leise zu sein. All die negativen Gefühle hat sie für eine sehr lange Zeit einfach runtergeschluckt. Nun ist sie, 43 Jahre alt, verheiratet, hat eine kleine Tochter und einen Job, den sie hasst. Bis zu einem Tag in den Sommerferien, an dem es einfach aus Britt herausbricht und sich alle Emotionen entladen.

Wir brauchen Literatur über wütende und laute Frauen von wütenden und lauten Frauen. Linn Strømsborg hat auf 223 Seiten geschafft, was andere Autorinnen nicht auf 400 oder mehr Seiten bewältigen. Eine so feine und treffsichere Analyse der Lebensrealität von Frauen. Ganz ohne Umschweife oder Plattitüden. Ich mochte es sehr, dass Strømsborg den Lesenden hier nicht einfach nur die geballte Wut vor die Füße wirft und diese so stehen lässt. Sie behandelt die Situation ihrer Protagonistin ganz reflektiert und einfühlsam und zeigt Lösungswege und Einsichten auf, die sich nahezu versöhnlich anfühlen.

Unpopular Opinion und auch, wenn ich mir damit nicht viele Freund
innen machen werde:
"Verdammt wütend" ist für mich das bessere "Die Wut, die bleibt".

Übersetzt von Karoline Hippe.

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Lang aufgestaute Wut, die sich Bahn bricht

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Bei einem Urlaub am Meer wird es der dreiundvierzigjährigen Britt zu viel. Sie schreit alle an: Ihren Mann Espen, ihre achtjährige Tochter Elise sowie die Freunde, mit denen sie verreist sind. Anschließend ...

Bei einem Urlaub am Meer wird es der dreiundvierzigjährigen Britt zu viel. Sie schreit alle an: Ihren Mann Espen, ihre achtjährige Tochter Elise sowie die Freunde, mit denen sie verreist sind. Anschließend verlässt sie das Sommerhaus, in dem sie alle untergekommen sind, um an den Strand zu gehen und sich auf den Wellen treiben zu lassen. Hier begegnete ich ihr als Leserin im Prolog. Die genauen Worte ihres Ausbruchs erfuhr ich nicht, im Folgenden wurde mir jedoch begreiflich gemacht, wie Britt an diesen Punkt gekommen ist und wie ihr Umfeld darauf reagiert.

Britt ist eine Person, die es über Jahre hinweg stets allen recht machen wollte. Die Erlebnisse in ihrer Kindheit und die Erwartungen, die an sie als Mädchen und Frau im Laufe der Zeit an sie herangetragen wurden, haben sie dahingehend geprägt. Insbesondere ihr Mann Espen hat dies in ihrer Beziehung häufig ausgenutzt – mal mehr, mal weniger bewusst. Mit seinem Verhalten wirkt er wenig sympathisch und hat meine Geduld beim Lesen arg strapaziert. Immer wieder fragte ich mich, wie Britt überhaupt so lange gute Miene zum bösen Spiel machen konnte und war beim Lesen dankbar für meine eigene gleichberechtigte Partnerschaft.

Was die Autorin in diesem Roman schildert ist ein plakatives Beispiel für eine Partnerschaft, in welcher der Mental Load und die Care-Arbeit zum allergrößten Teil von der Frau übernommen wird. Ich konnte Britts Wut über diese Situation gut nachvollziehen. Gemeinsam mit Nico, der das Sommerhaus gehört und mit der Espen seit der Schulzeit befreundet ist, bricht Britt zu einem Roadtrip auf – ganz ohne jemandem Bescheid zu sagen, wohin sie wollen und was sie vorhaben und ohne auf dem Handy erreichbar zu sein. Britt konnte die alleinlebende Nico eigentlich nie leiden – doch nun wird sie zur unerwarteten Verbündeten und zum präsenten Beispiel für einen ganz anderen Lebensentwurf ohne Abhängigkeiten. Die Szenen mit den beiden Frauen haben mir besonders gut gefallen.

Der Roman besteht aus kurzen, kraftvollen Kapiteln und nutzt oftmals eine poetische Sprache mit Sätzen, die hängenbleiben. Insgesamt besteht er vor allem aus Erinnerungsfragmente und Momentaufnahmen, die wie ein Mosaik wirkten. Die einzelnen Szenen hätten für meinen Geschmack noch stärker auserzählt sein dürfen, um mich mehr in einen Lesefluss zu bringen. Ein aufrüttelnder Text über einen Befreiungsschlag und das Recht, wütend zu sein und das auch zu zeigen, den ich weiterempfehlen kann!

Veröffentlicht am 13.11.2024

Als Urlaubslektüre im Familienurlaub mit Vorsicht zu genießen 😉

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Ich glaube, der neue Roman der norwegischen Schriftstellerin Linn Strømsborg wird bei vielen Menschen einen Nerv treffen. Vor allem bei Frauen.
Denn ich glaube, viele Frauen sind „Verdammt wütend“.
Und ...

Ich glaube, der neue Roman der norwegischen Schriftstellerin Linn Strømsborg wird bei vielen Menschen einen Nerv treffen. Vor allem bei Frauen.
Denn ich glaube, viele Frauen sind „Verdammt wütend“.
Und natürlich kenne auch ich dieses starke Gefühl von Wut.

„Verdammt wütend“ ist auch Britt. Dabei könnte alles so schön sein. Die Anfang 40 Jährige ist mit ihrem Mann Espen, ihrer kleine Tochter und der Clique im Urlaub.
Aber an einem Tag passiert etwas, was mir schon unzählige Male passiert ist, bei Britt aber das erste Mal vorkommt.
Sie rastet komplett aus und schreit ihre Familie und ihre Freunde an und haut dann ab.
Ihre Freundin Nico, die sie eigentlich nicht leiden kann, geht ihr nach und die beiden Frauen machen einen kleinen Road Trip, während Britt zum ersten Mal darüber nachdenkt, warum sie eigentlich so Verdammt wütend ist.

Denn der Ausbruch kommt nicht von ungefähr. Sie ist schon die ganze Zeit wütend, eigentlich permanent. Und wie könnte sie auch nicht. Die Mutterschaft fordert ihre ganze Zeit, mit ihrem Mann Espen ist sie in eine klassische Rollenaufteilung geschlittert, in der er alle Freiheiten und sie alle Verantwortung hat. Sie fühlt sich nicht mehr geliebt und auf ihre Funktionalität als Mutter reduziert. Ihre eigene Mutter hat sie verlassen, als sie noch ein Kind war und vor kurzem hat sie einen Knoten in ihrer Brust entdeckt.
Soll das schon alles gewesen sein?

Gedanken, die wahrscheinlich viele von uns kennen. Und wütend machen.

Linn Strømsborg neuer Roman liest sich schnell und laut. Zwischen den vielen Fragen schlägt er nachdenkliche Töne an. Was will ich noch vom Leben und was schulde ich mir selbst und anderen?
Was will ich als Frau und Mutter? Was will ich zurücklassen, wenn ich gehe?

Das sind gute Fragen, wenn auch für mich keine neuen. Ich bin froh und gesegnet, auf einige schon ein paar vorläufige Antworten gefunden zu haben, die mich glücklich machen. Meine Wut auf Grund von struktureller Ungerechtigkeit ist trotzdem omnipräsent und macht sich regelmäßig Luft, sehr zum Leidwesen meiner Familie und Arbeitskollegen.

Ich denke „Verdammt wütend“ ist ein Roman, der einen Teil der Gefühlswelt meiner Generation ziemlich gut und kompakt widerspiegelt und deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
Als Urlaubslektüre im Familienurlaub mit Vorsicht zu genießen…oder vielleicht gerade dann 😉.

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