Posthumer Ruhm
Wie gelang Vincent van Gogh erst nach seinem Tod zu seinem Ruhm? Eine große Rolle spielte die Witwe seines Bruders, Jo Gogh-Bonger, denn sie fasst den Plan ihn berühmt zu machen, braucht sie doch das Geld ...
Wie gelang Vincent van Gogh erst nach seinem Tod zu seinem Ruhm? Eine große Rolle spielte die Witwe seines Bruders, Jo Gogh-Bonger, denn sie fasst den Plan ihn berühmt zu machen, braucht sie doch das Geld zum Überleben. Erst starb Vincent an sich selbst, dann ihr Mann (Vincents Bruder) Theo an der Syphilis.
Die Schweizer Autorin Simone Meier hat in ihrem Roman diesen historischen Grundriss genutzt und ihn zum Mittelpunkt ihres Romans gemacht, in dem es auch um eine zweitere Protagonistin geht, die in der Gegenwart lebt: Gina. Sie ist Kunststudentin und will sich der Geschichte Jos widmen. Bei ihren Recherchen taucht sie nicht nur ein in die Orte, an denen Jo lebte, wie Paris auf dem Montmartre, auch gedanklich wird ihr Leben kurzzeitig von Jo dominiert. Selbst halluzinierende Begegnungen gibt es. Aber keine Sorger, der Roman ist stringent erzählt und voller literarischer Finesse.
Es ist ein Roman voller Kunst, Kunstschaffender und deren Hängepartien, wenn der Ruhm und Erfolg entweder ausbleibt oder die Kreativität austrocknet und es an den Einzelnen zerrt. Es ist ein Familienroman. Denn die Beziehungen aller Art, werden hinreißend auf den Punkt gebracht und portraitiert. Auch ist es ein Roman des Scheiterns und wie neue Energie und Mut das Weitertreiben die Menschen stärker macht.
Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, auf vielen Ebenen eine bereichernde Lektüre. Erstaunlich ist die Kompaktheit der Geschichte auf weniger als 300 Seiten. Da sitzt jeder Satz.