Familie neu gedacht
Isabel Bogdan lässt in ihrem Roman 'Wohnverwandtschaften' vier sehr unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen und sich im WG-Alltag kennen- und liebenlernen. Wie fragil und gleichzeitig stabil dieses ...
Isabel Bogdan lässt in ihrem Roman 'Wohnverwandtschaften' vier sehr unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen und sich im WG-Alltag kennen- und liebenlernen. Wie fragil und gleichzeitig stabil dieses Konstrukt ist, zeigt sich, als Jörg sich seiner schrecklichen und fortschreitenden Demenz stellen muss und mit ihm auch seine Mitbewohner.
Mit viel Feingefühl für Zwischenmenschliches skizziert die Autorin die vier einzelnen Charaktere, aber auch ihre Verbindungen zueinander und die stetig enger werdende Verbundenheit, die Verantwortungsbewusstsein und Fürsorge mit sich bringt und somit die klassischen Rollen der Kernfamilienmitglieder dekonstruiert - spielt doch sein eigener Sohn eine deutlich untergeordnete Rolle im Geschehen.
Auch das Beschreiben der fortschreitenden Demenz und der anschauliche 'Verfall' werden feinfühlig, empathisch und doch stellenweise humorvoll beschrieben, sodass das Buch trotz großer Tiefe nicht an Heiterkeit einbüßt.
Ein toller Roman über Wahlfamilien und Demenz, die sich bestenfalls genau so begegnen!