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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2024

Liebe zum Schreiben und Lesen

Die Geschichten in uns
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Dieses Sachbuch über das Schreiben (und eigentlich auch über das Lesen) habe ich vor allem nachts gelesen. Ich habe 2-3 Nächte im Monat, in denen ich aufwache und meistens direkt weiß, dass ich nicht ...

Dieses Sachbuch über das Schreiben (und eigentlich auch über das Lesen) habe ich vor allem nachts gelesen. Ich habe 2-3 Nächte im Monat, in denen ich aufwache und meistens direkt weiß, dass ich nicht schnell wieder einschlafen werde. In den Momenten fange ich gerne neue Bücher an - so hat sich das Wachliegen wenigstens gelohnt. Und wie passend war es dann bei diesem Sachbuch, dass der Autor laut eigenen Angaben selbst viele Nächte durchwacht?
Wells schreibt im ersten Teil über sein Aufwachsen und, wie er zum Schreiben kam, so packend, dass ich den Teil in einem Rutsch gelesen habe. Dass ich außerdem Vieles zum Entstehungsprozess von meinen Lieblingsbüchern „Hardland“ und „Fast genial“ erfahren habe, fühlte sich fast an, wie alte Bekannte wiederzusehen und endlich mehr über sie zu erfahren.
Der zweite und dritte Teil gehen dann auf Theorie und Praxis des Schreibens ein. Dieser Teil ist gespickt mit Zitaten und Beispielen berühmter Schriftsteller:innen sowie eigenen Textpassagen. Die Zitate und Weisheiten wirken manchmal plakativ, andererseits habe ich den Teil auch als gute Fundgrube für den Literaturunterricht empfunden. Sicherlich hätte hier einerseits die Auswahl der Beispiele noch diverser sein können, andererseits erhebt der Ratgeber nie Anspruch auf Vollständigkeit und Wells ist so selbstkritisch, dass ich selbst nachsichtiger wurde.
Alle Teile sind - typisch Wells - flüssig erzählt. Menschen, die gerne schreiben und/oder lesen, werden Freude an diesem Buch haben!

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Veröffentlicht am 26.12.2024

Weckt Reiselust

Lesereise Dublin
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Ich mag die Bücher aus der Lesereisen-Reihe sehr gern. Am liebsten lese ich sie zur Einstimmung, kurz bevor ich an den jeweiligen Ort reise. So kann man gleich selbst nachschauen, ob man den Ort so erlebt ...

Ich mag die Bücher aus der Lesereisen-Reihe sehr gern. Am liebsten lese ich sie zur Einstimmung, kurz bevor ich an den jeweiligen Ort reise. So kann man gleich selbst nachschauen, ob man den Ort so erlebt wie im Büchlein beschrieben und auch neue Ecken gleich selbst entdecken.

Mit diesem Buch war es anders: Eine Reise nach Dublin steht (leider) erst einmal nicht an, aber mit Hilfe des Buches kamen viele Erinnerungen an vorherige Reisen dorthin zurück. Einiges kannte ich bereits, z.B. die Geschichte über die Vermarktung der Molly Malone, anderes war neu, z.B. das Kapitel über das jüdische Erbe Dublins.

Mir gefällt, dass die Autorin ehrlich und ungeschönt auch über die Schattenseiten der Stadt schreibt - die Obdachlosigkeit, den Mietenwahnsinn, die Touristenfallen und das durchdringende, feuchte Grau. Das ist eher ungewöhnlich für einen Lesereisen-Band, aber gerade bei einer Stadt wie Dublin sehr passend. Ich freue mich auf weitere neue Bände der Reihe!

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Veröffentlicht am 26.12.2024

Kurzweilig

Enjoy Spanisch
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Wenn du schon immer mal die spanische Sprache lernen wolltest, aber keine Lust auf trockene Grammatikbücher hast, könnte „Enjoy Spanisch“ genau das Richtige für dich sein. Das Buch richtet sich an komplette ...

Wenn du schon immer mal die spanische Sprache lernen wolltest, aber keine Lust auf trockene Grammatikbücher hast, könnte „Enjoy Spanisch“ genau das Richtige für dich sein. Das Buch richtet sich an komplette Anfänger und erklärt wichtige Inhalte auf Deutsch – das fand ich hilfreich, da ich kaum Spanisch konnte. Die Themen werden durch Rezepte, Rätsel und viele spannende Infos über Spanien und Südamerika, die einem direkt Lust auf Reisen machen, vermittelt. Auch die Gestaltung ist sehr kreativ und vielseitig – das hält die Motivation hoch und macht das Lernen angenehm.

Ich hätte mir manchmal allerdings mehr Übungen zu den einzelnen Themen gewünscht und mehr Animation im Alltag auch zu sprechen. Gerade wenn man Neues lernt, bleibt es besser hängen, wenn man es öfter wiederholen kann. Dafür sind die vorhandenen Übungen gut gemacht und nicht zu schwierig. Für mich hätte es auch gerne ein bisschen weniger Illustration und dafür mehr Übungseinheiten geben dürfen.

„Enjoy Spanisch“ ist geeignet für alle, die einen entspannten Einstieg ins Spanischlernen suchen und Spaß dabei haben wollen. Es ist ein kurzweiliger Mix aus Sprache, Kultur und Unterhaltung, der Lust auf mehr macht – ob auf der Couch oder zur Reisevorbereitung. Mit ein paar zusätzlichen Übungen wäre es perfekt, aber auch so kann ich es für Spracheinsteiger ohne oder mit wenigen Vorkenntnissen wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 14.12.2024

Kindheit in einer sich verändernden Welt

Paddy Clarke Ha Ha Ha
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Ich habe „Paddy Clarke Ha Ha Ha“ von Roddy Doyle, das in neuer Übersetzung von Alexandra Rak im Goya Verlag erschienen ist, nun beendet – und wow, was für ein emotionaler Abschluss! Der Roman wird aus ...

Ich habe „Paddy Clarke Ha Ha Ha“ von Roddy Doyle, das in neuer Übersetzung von Alexandra Rak im Goya Verlag erschienen ist, nun beendet – und wow, was für ein emotionaler Abschluss! Der Roman wird aus der Sicht des 10jährigen Paddy erzählt, der im Irland der 60er Jahre aufwächst und die Veränderungen der Zeit miterlebt. Es war eine Lektüre, die mich vor allem zu Beginn etwas herausgefordert hat, weil die Erzählweise so sprunghaft ist, ähnlich wie die Gedankenwelt eines zehnjährigen Jungen. Diese kurzen Anekdoten sind teils einfach sehr unterhaltsam, teils aber auch beunruhigend, weil sie immer wieder aufzeigen, wie stark Gewalt den Alltag von Paddy und seinen Freunden prägt.

Paddy und seine Freunde treiben jede Menge Streiche, doch diese scheinen oft wie ein Ventil für die schwierige Realität zu sein. Die Dynamik zwischen den Charakteren – besonders zwischen Paddy und seinem Bruder Francis (genannt Sinbad) – hat mich zunehmend beschäftigt. Es liegt etwas Unausgesprochenes in der Luft, das mich nicht losgelassen hat. Immer wieder wird deutlich, dass die Welt der Kinder nicht von Dauer sein wird: Veränderungen und zunehmende Entfremdung zeichnen sich ab, ob durch den zunehmenden Verkehr oder die Streitigkeiten der Erwachsenen.

Roddy Doyle schafft es aus meiner Sicht, eine Kindheit in all ihrer Unschuld und Härte einzufangen. Die Figuren wirken so lebendig, dass ich sie fast greifen konnte. Das Ende fand ich herzzerreißend. Ein Roman für alle, die vielschichtige Coming-of-Age-Geschichten lieben!

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Aufruf zum Handeln

Moralische Ambition
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Rutger Bregman, bekannt durch seinen Bestseller „Im Grunde gut“, den ich sehr mochte, meldet sich mit „Moralische Ambition“ zurück. Das Buch handelt von historischen Vorbildern moralischer Ambition – von ...

Rutger Bregman, bekannt durch seinen Bestseller „Im Grunde gut“, den ich sehr mochte, meldet sich mit „Moralische Ambition“ zurück. Das Buch handelt von historischen Vorbildern moralischer Ambition – von Abolitionisten und Suffragetten bis hin zu Held:innen des Widerstands und Bürgerrechtsbewegungen. Es stellt zentrale Fragen: Wie werden große Ideen in die Tat umgesetzt? Und wie kann jede:r Einzelne angesichts globaler Krisen aktiv werden?

Bregman gelingt es, mit seinen Geschichten über Pionier:innen und Veränderer:innen zu berühren und zu motivieren. Der Ton des Buches ist direkt, ein Appell, der Leser:innen nicht nur zum Nachdenken, sondern vor allem zum Handeln auffordert. So wird im Buch betont: „Benutzen Sie es nicht, um irgendwem Vorwürfe zu machen, sondern um sich selbst in Bewegung zu setzen.“ Das hat mir persönlich gut gefallen, auch die Erklärung, dass Awareness ohne darauffolgende Taten und das Engagement, sich in einen Gesetzgebungsprozess einzubringen, wenig bringt, fand ich durchaus augenöffnend.

Die leichte und zugängliche Sprache des Buches ist ein weiteres Plus. Trotz des ernsten Themas liest sich Moralische Ambition schnell und angenehm, was den Übergang von der Reflexion zur Umsetzung erleichtert. So anregend Bregmans Buch auch ist, es bleibt leider nicht ohne Schwächen. Es fällt auf, dass die Argumentation oft auf Anekdoten und Einzelstatistiken fußt. Dies unterfüttert die Erzählung zwar emotional, ersetzt aber keine fundierte Analyse. So werden komplexe Probleme teilweise zu stark vereinfacht. Beispielsweise wird die Vision einer durch Sonnenenergie betriebenen Welt zwar enthusiastisch dargestellt, aber die praktischen und politischen Hindernisse – sowie die Notwendigkeit, den Energieverbrauch im globalen Norden tatsächlich zu senken – werden nur am Rande gestreift. Hier hätte ich mir gewünscht, dass den Leser:innen mehr Ambiguität zugemutet wird.

Moralische Ambition ist damit kein Buch, das die Probleme systematisch erschließt und erklärt, aber es ist eines, das etwas in Bewegung setzen will. So gibt es auch eine zum Buch passende Website. Ich hoffe daher, dass es trotz der Abstriche viele Leser:innen finden wird und tatsächlich Veränderungen anstoßen kann.

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