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kerstin_aus_obernbeck

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2024

ein Krimi mitten aus dem Dorf-Leben, herrlich skurril und unterhaltsam

Eierlikör und Giftmischerei
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Im Hunsrück probt die Mühlbacher Theatergruppe für ihre jährliche Aufführung das Stück „Zwei Frauen und ein Todesfall“. Herbert tut sich mit der Umsetzung seines Bühnentodes schwer, die Proben gestalten ...

Im Hunsrück probt die Mühlbacher Theatergruppe für ihre jährliche Aufführung das Stück „Zwei Frauen und ein Todesfall“. Herbert tut sich mit der Umsetzung seines Bühnentodes schwer, die Proben gestalten sich schwierig, denn neben den verschiedenen Ansichten hinsichtlich der künstlerischen Umsetzung, stellen zwischenmenschlichen Animositäten und kleine Eifersüchteleien eine weitere Herausforderung dar.
Magda hat schon eine Weile ein Auge auf Herbert geworfen, dieser schwebt jedoch nach Unterstützung durch die Partnervermittlung „Goldene Zeiten“ mit Edith auf Wolke 7 und selbst der Streit mit seinem Nachbarn Ortwin und der langjährige Zwist um das Erbe mit seinem jüngeren Bruder Mathias, erscheinen plötzlich zweitrangig. Herbert ist in love und happy und if you happy and you know it trink einen Eierlikör.
Backen, kochen, brauen … Loni hört dabei ACDC und ist die Queen in der Küche, ihr Eierlikör ist unübertroffen und gern stellt sie Herbert ein Fläschchen zur Verfügung.

Bei der nächsten Theaterprobe fehlt Herbert. Loni und Anneliese machen sich auf den Weg zu ihm. Sie finden ihn im Wohnzimmer leblos auf dem Boden liegend und jede Hilfe kommt zu spät.

War es ein natürlicher Tod oder hatte jemand einen Grund, Herberts Leben ein Ende zu setzen? War seine neue Liebe auf sein Geld aus, der Nachbarschaftsstreit mit Ortwin doch nicht beigelegt, ist eine verschmähte Liebe ein Motiv für einen Mord?
Was war im Eierlikör, inwiefern ist Loni an Herberts Ableben beteiligt?

Kerstin Mohr lässt erneut Loni und Anneliese bei einem Mord im Dorf ermitteln. Die Geschichte ist kurzweilig, wer selbst in einem Dorf lebt, wird einiges wiedererkennen. Die Charaktere sind sympathisch und die Lösung des Falls war gut herbeigeführt und stimmig.

Ein Krimi, der Spaß macht und gut unterhält.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

eine feine Geschichte, trotz Längen kurzweilig und mit guter Musik

Man sieht sich
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August 1988. Robert ist neu an der Schule. Schon am ersten Tag läuft ihm Friederika über den Weg. Sie nennt sich Frie, hat das gesunde Selbstbewusstsein eines Mädchens aus gutem Hause und Robert verliebt ...

August 1988. Robert ist neu an der Schule. Schon am ersten Tag läuft ihm Friederika über den Weg. Sie nennt sich Frie, hat das gesunde Selbstbewusstsein eines Mädchens aus gutem Hause und Robert verliebt sich sofort in sie. Die beiden freunden sich an, werden gute, beste Freunde – und das war’s. Es hat sich einfach nie mehr ergeben.
Nach dem Abi 1991 trennen sich die Wege, Frie geht als AuPair nach Australien, Robert zum Zivildienst nach Hamburg.

„Er gab ihr ein Mixtape, das in seiner Hosentasche steckte. Auf der Hülle stand: Der beste Juni unseres Lebens. Es war all die Musik, die sie zwischen letztem Schultag und Zeugnisübergabe ständig gehört hatten.“ (S.128)

Nach ihrer Rückkehr beginnt Frie in Hamburg Jura zu studieren.
Sie trifft Robert wieder und erkennt, dass sie etwas für ihn empfindet - nur ist er grad leider völlig anderweitig interessant und Fries Idee vom Verliebtsein platzt wie eine Seifenblase.

Monate, Jahre vergehen. Frie und Robert richten sich ihre Leben ein, sind mal Single oder in einer Beziehung, in Hamburg und Dresden, verfolgen familiäre und berufliche Ziele. 
Nur weil man sich nicht und nur flüchtig sieht, nur sporadisch Kontakt hat, heißt das nicht, dass die Erinnerungen nicht lebendig sind, man nicht an den anderen denkt.
Beiden ergeht es so, mal mehr, mal weniger. Aber immer wieder.

Im Mai 2022 findet ein Klassentreffen statt. Werden sie sich dort begegnen und nun endlich zueinander finden?

Mit Frie und Robert hat Julia Karnick zwei Charaktere geschaffen, die mir beide sympathisch sind. Ausführlich lässt die Autorin die Lesenden an den vielen „knapp vorbei ist auch daneben“ der Beiden teilhaben, ein bis zwei „hurra, ach nee doch nicht“ weniger wären für mich auch okay gewesen.

„Zum ersten Mal seit Langem war sie mal wieder so richtig ins Leben verknallt.“ (S.313)

„Man sieht sich“ hat mich in die Zeit Ende der 80er / Anfang der 90er zurückversetzt. Wenn ich heute die Fotos vom Schulabschluss betrachte, gibt es darauf einige Menschen, die ich aus den Augen verloren und deren Namen ich vergessen habe. Aber der Soundtrack von damals begleitet mich noch immer.

Frie und Robert verlieren sich nie aus den Augen. Zwar ist die Distanz oftmals sehr groß, der Zeitpunkt nicht der richtige, ihre Lebenswege zu unterschiedlich – und doch spürt man in dem gesamten Roman, wie wichtig sie einander sind. Julia Karnick erzählt unaufgeregt eine Geschichte von Freundschaft, Liebe und verpassten Chancen und es fühlt sich an, als ob man mit einer guten Freundin beim Kaffee sitzt und sie berichtet, was aus zwei ehemaligen MitschülerInnen geworden ist.

Natürlich ist mein kleines schwarzstrubbeliges Herz bei dieser Zeile aufgegangen:

„Plötzlich kapierte Robert Haase, wer Robert Schmidt war. „Mann, ich schnall’s erst jetzt. Du meinst Robert Smith?““ (S. 32)

und mir gefällt die Tracklist am Ende des Buches, die ein hervorragendes Mixtape (nur echt auf Kassette) abgeben würde.
Mixtapes, Tabu spielen, Bier ab 4 … der Roman bietet die Gelegenheit zu tollen Flashbacks und

„Ein paar Sekunden lang wurden sie beide wieder sehr jung.“ (S.306)

Ich auch, beim Lesen. Schön war‘s.

Nette Unterhaltung, trotz Längen kurzweilig und gut lesbar – und mit einer ordentlichen Menge guter Musik!

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Ein schwieriges Thema - eine schöne Geschichte

Elternhaus
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„Waren es immer die Kinder, die einem Elternhaus das Ende bereiteten? Es als unpraktisch und für seine Bewohner nicht mehr als zeitgemäß erklärten? Die Kinder, die dann schon lange keine Kinder mehr waren ...

„Waren es immer die Kinder, die einem Elternhaus das Ende bereiteten? Es als unpraktisch und für seine Bewohner nicht mehr als zeitgemäß erklärten? Die Kinder, die dann schon lange keine Kinder mehr waren und fortan damit leben mussten, ihren Eltern das Haus genommen zu haben. Und wie zur Strafe auch sich selbst das Elternhaus.“ (S299)

Das Buch erzählt von Sanne, Petra und Gitti – und von ihren Eltern und dem Elternhaus.
Das Haus, dass der Vater gebaut hat, mit dem Nussbaum im Garten. Das Haus, in dem sie aufgewachsen sind, mit dem sie viele schöne Erinnerungen verbinden. Aber diese Zeit ist lange vorbei. Die Schwestern sind inzwischen erwachsen. Gitti führt ein unkonventionelles Leben, Petra hat es beruflich in eine entfernte Stadt verschlagen, nur Sanne wohnt in der Nähe ihrer Eltern und führt ein Leben, von dem sie einst dachte, es würde ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechen.

Der Kontakt der Geschwister untereinander ist dürftig. Gitti und Sanne haben sich zumindest noch ein wenig zu sagen. Petra ist außer Sichtweite und irgendwie auch aus dem Sinn. Sanne kümmert sich um die Eltern, denn diese sind nun in einem Alter, in dem sie bisweilen Unterstützung benötigen, die täglichen Aufgaben nicht mehr ganz allein bewältigt bekommen. Sanne unterstützt zunächst bestmöglich, beschließt dann aber, dass die Eltern das Haus aufgeben und in eine seniorengerechte Wohnung umziehen müssen. Von dieser Entscheidung sind jedoch nicht alle Beteiligten begeistert und jedes Familienmitglied geht unterschiedlich damit um.

„Elternhaus“ ist ein berührender Roman. Ute Mank versteht es hervorragend diese besondere Situation aufzugreifen und gefühlvoll zu beschreiben, wie die Familie die Veränderungen erlebt. Das Verhalten der handelnden Personen ist gut nachvollziehbar, sei es Sanne, die es „gut meint“, Petra, die den „Verlust“ des Elternhauses nicht versteht, aber auch die Eltern, die aus der vertrauten Umgebung herausgenommen werden.

Ein Buch zu einem nicht einfachen Thema. Gut erzählt und sehr gut lesbar.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Unfassbar gut, ernst und doch leicht, ein fabelhaftes Buch

Blue Skies
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Familie Rivers ist eine durchschnittliche amerikanische Familie, die Eltern wohnen in Kalifornien, dort lebt auch ihr Sohn Cooper und arbeitet als Entomologe. Tochter Cat ist der Liebe wegen in Florida, ...

Familie Rivers ist eine durchschnittliche amerikanische Familie, die Eltern wohnen in Kalifornien, dort lebt auch ihr Sohn Cooper und arbeitet als Entomologe. Tochter Cat ist der Liebe wegen in Florida, sie träumt von einer Karriere als Influencerin. Doch das sorglose Leben wird durch die mit dem Klimawandel einhergehenden Folgen sukzessive getrübt. Während in Kalifornien eine Hitzewelle eine Bedrohung für alle Lebewesen darstellt, ist es in Florida das Wasser, dass das bisher bekannte Leben verändert. Familie Rivers spürt die Folgen in vielfältiger Weise, und eine von einem Hurricane ruinierte Hochzeit ist dabei noch das geringste Problem. Sie bemühen sich um Anpassung, versuchen einen Beitrag für die Umwelt zu leisten – aber ein E-Auto und Insekten statt Fleisch sind nicht allein die Lösung und manchmal stehen Unwissenheit, Arroganz, Ignoranz und Egoismus einer Veränderung im Weg.

Die Geschichte erzählt mit einer grandiosen Leichtigkeit die Hoffnungslosigkeit der Situation. Bedroht von Feuer und Wasser bemühen sich die Menschen, ihr Leben aufrechtzuerhalten und zu retten, was zu retten ist. Die Figuren sind toll beschrieben, schlüssig und trotz bisweilen unklugem Handeln sympathisch, lediglich bei Cat habe ich alle paar Minuten ein innerliches „geht’s noch“ gehabt, die hat mich mit ihrer Dusseligkeit echt genervt. Und die schier unendlichen Mengen Alkohol in dem Roman haben mich echt überrascht. 396 Seiten oder ca. 3,7 Promille.

Der Roman kommt nicht mit einem erhobenen Zeigefinger daher, predigt nicht, was Mensch alles ändern müsste, damit es nicht so weit kommt, wie beschrieben, sondern es wird erzählt, wie es ist, wenn es so weit ist.
Prophetisch, erschreckend, unheimlich, manchmal lustig, skurril, tödlich und schlimm.

Absolute Leseempfehlung! Ein brillantes Buch.

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Veröffentlicht am 27.12.2024

ein besonderes Buch, sehenswert und lesenswert

Low
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Es erscheint unvorstellbar, dass David Bowie, wenn er noch bei uns wäre, im Januar 2025 78 Jahre alt würde. In meiner Wahrnehmung ist der Musiker und Schauspieler alterslos, er hat großartige Lieder wie ...

Es erscheint unvorstellbar, dass David Bowie, wenn er noch bei uns wäre, im Januar 2025 78 Jahre alt würde. In meiner Wahrnehmung ist der Musiker und Schauspieler alterslos, er hat großartige Lieder wie Starman, Let’s dance, Life on Mars und natürlich Heroes geschaffen und als Künstler in vielerlei Hinsicht Einfluss genommen.

Ich habe David Bowie erstmalig in dem Film „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ wahrgenommen (ja, der Schule ist es gelungen, mir das eigentliche Thema nahezubringen, aber der Konzertmoment in dem Film und das Lied Heroes sind natürlich auch hängengeblieben).
Berlin und Bowie sind eng miteinander verbunden und von seiner Zeit in der geteilten Stadt erzählt die Graphic Novel „Low – David Bowie’s Berlin Years“ von Reinhard Kleist.

„Fremd, zerrissen, brüchig, ein Übergang vom Hedonismus des amerikanischen Rock, mit all seiner selbstzerstörerischen Macht hin zu etwas, von dem ich noch nichts weiß.
Ein neues Leben in einer neuen Stadt.“ (S.12)

Mitte der 1970er Jahre blickt David Bowie bereits auf eine Reihe von musikalischen und schauspielerischen Erfolgen zurück. Begeistert von deutschen Künstlern wie Kraftwerk, Can und Tangerine Dreams verlässt er die USA, um in den Hansa Studios in Berlin das Album „Low“ fertigzustellen.
Von 1976 bis 1978 lebt er in Berlin-Schöneberg. Nach dem für ihn bedrückenden Starruhm in den USA fühlt er sich in der ummauerten Stadt frei, er fährt mit dem Fahrrad durch Berlin, trifft kreative Menschen, lebt uneingeschränkt, meist unerkannt, mitunter auch wild und exzessiv und erfindet sich wieder einmal neu.

Die Graphic Novel zeigt Szenen aus David Bowies Leben in Berlin, erzählt von Wegbegleitenden wie Romy Haag und Iggy Pop, gibt Einblicke in die Produktion von „Low“, dem ersten Album der Berlin-Trilogie und tatsächlich begegnen dem Lesenden auch Die Flippers.

Die Zeichnungen gefallen mir gut, rau und eckig spiegeln sie das Berlin der 1970er Jahre und die Zerrissenheit des Künstlers wider. Überall lassen sich kleine Details entdecken, die Geschichte wird lebendig erzählt.

„Low – David Bowie’s Berlin Years” ist der zweite und abschließende Teil von Reinhard Kleists David Bowie’s Year-Reihe. Die Jahre bevor Bowie in Berlin war, werden in „Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years“ erzählt.

Die Graphic Novel ist wirklich ein Hingucker, der Einband zudem auch haptisch ein Highlight und David Bowies Zeit in Berlin wird nachvollziehbar erzählt.
Die zeichnerische Umsetzung von „Heroes“ gefällt mir sehr gut. Reinhard Kleist erweckt in seinen Bildern unter anderem Aladdin Sane, The Thin White Duke, Halloween Jack, Ziggy Stardust und Major Tom zum Leben und zeigt das breite Schaffensspektrum des Ausnahmekünstlers David Bowie.

Eine Galerie am Ende des Buches rundet diese besondere Graphic Novel ab.

Insbesondere für Fans und Kenner von David Bowie ist dieses Buch sicher ein Highlight, sofern man mit Leben und Werk des Künstlers weniger vertraut ist können beim Lesen durchaus ein paar Fragen aufkommen.
Das Comicbuch erzählt von einigen Schlüsselszenen in Berlin, die so oder so ähnlich passiert sein können. Mir persönlich hätte es gefallen, wenn der Zeitraum der einzelnen Szenen etwas besser einzuordnen gewesen wäre, einziger Anhaltspunkt war hier für mich der 30. Geburtstag, ebenso wäre ein Personenregister hilfreich, um einzelne Charaktere zuordnen zu können – oder auch um mehr darüber zu erfahren. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Alles in allem ist die Graphic Novel wirklich großartig und ebenso sehens- wie lesenswert.

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