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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2023

Blick hinter die Fassade

Die Perfektionen
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In "Die Perfektionen" von Vincenzo Latronico werden die Porträts von Anna und Tom, zwei jungen Graphikdesignern in Berlin, gezeichnet. Der Schreibstil des Romans wird auf dem Büchrücken treffend ...

In "Die Perfektionen" von Vincenzo Latronico werden die Porträts von Anna und Tom, zwei jungen Graphikdesignern in Berlin, gezeichnet. Der Schreibstil des Romans wird auf dem Büchrücken treffend als "lakonisch und satirisch" beschrieben und die Geschichte lässt sich gut innerhalb eines Abends lesen. Durch die Beschreibung der Wohnung des Paares, die voller typischer Instagram-tauglichen Einrichtungskonzepte ist, wird die Unverbindlichkeit und Beliebigkeit des Mainstreams dargestellt, die sich auf ihr gesamtes Leben ausdehnt. Mit der Veränderung Berlins und dem Weggehen ihrer Freunde, wächst die Sehnsucht nach einem neuen Aufbruch, aber die beiden finden keine notwendige Ruhe.

Latronico schafft es, ein universelles Porträt einer Generation zu schaffen, die nach Bedeutung und Sinnhaftigkeit sucht. Der Roman ist vielschichtig und interpretationsoffen, mit einem Nachklang, der die Frage nach einem eigenen Bedürfnis nach einer Fassade aufwirft.

Die Hardcover-Ausgabe kommt in einem schlichten Cover einher, das sehr gut zu dem verzerrten Bild der Alltagsrealität unserer Protagonisten passt. Von links her zieht sich ein leichter Schleier über das Cover, der auch den Titel leicht verwischt und durch eine besondere Habtik noch mehr an Prominenz gewinnt.

Als Fazit muss ich sagen, dass dieses Buch zum Nachdenken anregt. Nicht nur zur eigenen Situation, sondern vielmehr eröffnet es eine Sichtweise darauf, unter welchen Umständen eine vermeintlich perfekte "Fassadenrealität" aufrecht erhalten wird, die heutzutage als das Ziel vieler junger Menschen betrachtet wird

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Veröffentlicht am 28.12.2024

Reality-TV trifft Survival: Spannend, aber wenig überraschend

One Perfect Couple
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"One Perfect Couple" von Ruth Ware hat mich durchaus unterhalten, auch wenn es nicht voll überzeugen konnte. Die Geschichte dreht sich um Lyla, eine Virologin mit Karriereproblemen, und ihren Freund Nico, ...

"One Perfect Couple" von Ruth Ware hat mich durchaus unterhalten, auch wenn es nicht voll überzeugen konnte. Die Geschichte dreht sich um Lyla, eine Virologin mit Karriereproblemen, und ihren Freund Nico, der seine große Chance als Schauspieler in einer Reality-Show wittert. Auf einer tropischen Insel treten sie mit anderen Paaren an – doch nach einem Sturm wird aus dem vermeintlichen Abenteuer ein Überlebenskampf.

Das Buch liest sich dank des lockeren Schreibstils und kurzer Kapitel sehr flüssig. Die Reality-TV-Atmosphäre wird gut eingefangen, und die Idee, wie Machtspiele und bröckelnde Fassaden in Extremsituationen zum Vorschein kommen, hat mir gefallen. Die Protagonistin Lyla ist sympathisch und nachvollziehbar, aber viele Nebenfiguren bleiben flach, was den emotionalen Tiefgang schmälert. Die Dynamik innerhalb der Gruppe ist spannend, auch wenn der Survival-Aspekt eher oberflächlich bleibt.

Was mich gestört hat: Einige Entscheidungen der Figuren wirkten unlogisch, und die Handlung zog sich an manchen Stellen. Zwar gibt es immer wieder Andeutungen, die neugierig machen, doch am Ende fehlt der große Wow-Effekt. Der Twist löst zwar offene Fragen, bleibt aber etwas zahm. Insgesamt ein unterhaltsamer, aber nicht überragender Thriller, der eine nette Lektüre für zwischendurch ist, aber nichts Neues bietet. 3 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Starker Anfang, enttäuschendes Ende

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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"Das Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" von Sarah Brooks ist ein faszinierender Roman, der sich den Genres nicht klar zuordnen lässt. Er vereint Elemente des Abenteuerromans, der ...

"Das Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" von Sarah Brooks ist ein faszinierender Roman, der sich den Genres nicht klar zuordnen lässt. Er vereint Elemente des Abenteuerromans, der Fantasy und der historischen Fiktion und entführt den Leser in die Welt der Transsibirischen Eisenbahn um das Jahr 1899. Die Geschichte folgt den Passagieren Maria, Dr. Grey und Weiwei, die jeweils aus unterschiedlichen Gründen die gefährliche Reise durch das Ödland antreten.

Von Beginn an bleibt vieles im Unklaren, was die Spannung hochhält und den Leser dazu bringt, immer weiterzulesen. Die Autorin spielt geschickt mit Andeutungen und lässt die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Dies schafft eine dichte Atmosphäre, die das Ödland fast mythologisch erscheinen lässt. Besonders beeindruckend sind die lebendigen Beschreibungen der Landschaft und der Zugfahrt, die den Leser das Geschehen förmlich miterleben lassen.

Die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter und werden mit ihren Ängsten und Hoffnungen konfrontiert. Der Roman beleuchtet dabei nicht nur die psychologischen Auswirkungen des Reisens, sondern auch die gesellschaftlichen und ökologischen Themen. Er kritisiert die Industrialisierung und Kommerzialisierung und mahnt zu einem respektvolleren Umgang mit der Natur.

Die Handlung nimmt ab der Mitte des Buches an Tempo auf, wird jedoch im letzten Viertel etwas enttäuschend. Die Auflösung des Mysteriums um die letzte Durchquerung des Ödlands bleibt schwach und weniger glaubhaft, was den Gesamteindruck etwas trübt. Trotz einiger Längen und einer teilweise unrealistischen Fantasiewelt überzeugt das Buch durch seine sprachliche Qualität und die gelungenen Charakterisierungen.

Insgesamt ist "Das Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" ein außergewöhnlicher Roman, der durch seine Mischung aus verschiedenen Genres und die tiefgründigen Themen besticht. Wer sich auf ein ungewöhnliches Leseerlebnis einlassen möchte, wird an diesem Buch viel Freude haben.

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Ein vielschichtiger Blick auf persönliche Suche und gesellschaftlichen Kontext

Seinetwegen
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In "Seinetwegen" von Zora del Buono verschmelzen emotionale Tiefe und informative Einblicke in einer vielschichtigen und teilweise autobiografischen Erzählung. Die Erkundung der persönlichen Suche nach ...

In "Seinetwegen" von Zora del Buono verschmelzen emotionale Tiefe und informative Einblicke in einer vielschichtigen und teilweise autobiografischen Erzählung. Die Erkundung der persönlichen Suche nach dem Unfallverursacher des Vaters führt den Leser durch eine Mischung aus aneinander gereihten Anekdoten und sachlichen Fakten. Trotz der lebendigen Charaktere bleibt jedoch eine gewisse Distanz zur Handlung bestehen und die emotionale Verbundenheit, die dieses Thema abverlangt, ist bei mir nur bedingt aufgekommen. Der Wechsel zwischen persönlicher Geschichte und gesellschaftlichem Kontext macht das Lesen sowohl spannend als auch sprunghaft. Obwohl mir die emotionale Anbindung fehlte, fand ich die Vielfalt an Informationen interessant. Die Authentizität der Charaktere und die subtile Darstellung menschlicher Beziehungen machen das Buch zu einer durchaus lesenswerten, wenn auch bedingt überzeugenden Lektüre.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Mrs. King und ihre Moneten

Mayfair House
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"Mayfair House" enttäuschte meine Erwartungen, die durch die angepriesen und vielversprechende Mischung aus Bridgerton und Ocean's 8 geweckt wurden. Der Schreibstil erwies sich als holprig, und die Identifikation ...

"Mayfair House" enttäuschte meine Erwartungen, die durch die angepriesen und vielversprechende Mischung aus Bridgerton und Ocean's 8 geweckt wurden. Der Schreibstil erwies sich als holprig, und die Identifikation mit oberflächlichen Charakteren blieb aus. Die Wortwahl wirkte bisweilen befremdlich und für die Zeit unangemessen. Bei historischen Romanen ist das wirklich für mich ein k.o. Kriterium. Die Ausführung der vielversprechenden Idee eines raffinierten Raubzugs in London hat mich leider enttäuscht, allerdings fand ich wurden die Potenziale der Klassenkonflikte gut genutzt. Obwohl es einige spannende Wendungen gab, konnte mich die Geschichte nicht vollständig fesseln.

Das Cover und der Grundriss des Anwesens mögen ansprechend sein, aber die erwartete Spannung und das gewisse Etwas blieben während der gesamten Lesezeit aus. Die zahlreichen Figuren wurden nicht differenziert genug dargestellt, und die Geschichte wirkte langatmig. Insgesamt konnte "Mayfair House" meine Erwartungen nicht erfüllen und mich nicht abholen.

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