Solider Reihenauftakt
34 Jahre nach dem unfassbaren Grubenunglück in der Essener Zeche werden die sterblichen Überreste der zwölf vermissten Kumpel endlich gefunden. Doch die Ermittlungen von Hauptkommissarin Elin Akay nehmen ...
34 Jahre nach dem unfassbaren Grubenunglück in der Essener Zeche werden die sterblichen Überreste der zwölf vermissten Kumpel endlich gefunden. Doch die Ermittlungen von Hauptkommissarin Elin Akay nehmen eine schockierende Wendung: Ein 13. Toter, mit einer tödlichen Kugel im Schädel, rückt den Fund in ein noch traurigeres Licht.
An Elin Akays Seite steht ihre Freundin Jana Fäller, eine forensische Psychiaterin mit ganz besonderen Verbindungen zur Bergmannswelt. Janas Vater war selbst Bergmann und überlebte das Unglück damals knapp. Durch ihre tiefe Verbundenheit genießt sie das Vertrauen der sonst so abgeschotteten Kumpel und ihrer Familien.
Jana, deren Figur mit ihrer Expertise und persönlichen Geschichte so glaubwürdig gezeichnet ist, wird in diesem Auftaktband zur neuen Reihe zum Herzstück der Ermittlungen. Elin Akay bleibt für meinen Geschmack daneben etwas zurück.
Der Autor Martin Conrath entführt uns mit seinem bildhaften Schreibstil in die düstere Welt des Bergbaus. Die harte Arbeit unter Tage, der Zusammenhalt der Kumpel – all das wird so lebendig und authentisch beschrieben, dass man förmlich die Kohle unter den Nägeln spürt. Ich konnte mir nach und nach ein gutes Bild der Sohle 6 machen und fand die anschaulichen Beschreibungen sehr gelungen – gerade dieses außergewöhnliche Setting macht das Buch zu etwas ganz Besonderem.
Die wechselnden Perspektiven und Rückblenden in den Herbst 1988, als sich das Unglück ereignete, geben dem Roman Tiefe und Spannung. Wir lernen die Bergleute mit all ihren Facetten kennen, ihre Hoffnungen, Ängste und komplexen Beziehungen. Auch die Nebenfiguren, wie der selbstverliebte Lokalpolitiker und der übereifrige Staatsanwalt, tragen zur lebendigen Atmosphäre bei. Für mich waren die Rückblicke in den Bergbaualltag oft noch etwas spannender als die Gegenwart. Der Aufbau und die Wechsel haben mir aber gut gefallen und die Handlung sehr unterhaltsam und gut lesbar gemacht.
Conrath legt geschickt falsche Fährten, so dass die Auflösung mich völlig überrascht hat. Ich habe das Ende so absolut nicht kommen sehen, trotzdem war es aus meiner Sicht glaubhaft und befriedigend.
Für mich war das Buch insgesamt ein gut gelungener Auftakt einer neuen Reihe, der Krimi-Fans begeistern wird. Die Mischung aus packender Ermittlungsarbeit, authentischen Charakteren und einem fesselnden historischen Hintergrund macht diesen Roman zu einem Leseerlebnis der besonderen Art.